Lunae Montes - Teil 12 - Speke
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Eis am Äquator, Viertausender in Afrika. Die von Ptolemäus erwähnten Lunae Montes als große Attraktion. Die Schneemassen der Mondberge speisen die sagenumwobenen Quellläufe des Nil. Die Legenden um Burton, Speke, Emin Pascha, Stanley und Livingstone beflügeln die Phantasie. Entlang des Weges: Kilimanjaro, Mount Meru, die Virunga Vulkane und Mount Elgon. Und alles was dazwischen liegt. Terra incognita, 1980 - 1981
Nyabitaba
Plötzlich stehen sie vor uns; wilde Gestalten, wirres Haar, manche in Felle gekleidet, Pfeil und Bogen in der Hand. Hier und da schaut ein Knochen oder ein Huf aus den blutverschmierten Säcken.
Wir schauen uns ratlos an; meine Träger wollen sich an ihnen vorbeidrücken. Ich rufe sie zurück; wir erstehen ein Wildbret, dazu ein geräuchertes, küchenfertiges Murmeltier.
Wir waren schon etliche Stunden gegangen. Kenneth und Salary laufen barfuß; durch Gestrüpp, Brennnessel und Dornen. Abends lausche ich ihrer gluksenden, gaksenden, gluckernden Unterhaltung.
Bigo Bog
Knietief im Bigo Bog, für Stunden. Wir springen, mit Gepäck, von einem Grasbüschel zum nächsten; das gelingt nicht immer. Nirgends kann man sich festhalten; die Zweige der moosigen Riesenpflanzen brechen ab wie Blumenstengel. Auf was immer man tritt, alles kracht zusammen. Riesenheidekraut, Riesenlobelien, Riesensenecien. Wir sind Käfer in der Wiese. Der Sumpf will uns festhalten; es schmatzt, wenn wir unsere Beine herausziehen. Ich trage hohe enganliegende Wüstenschuhe aus Stoff, die bleiben am Fuß. Mehrmals durchqueren wir den eiskalten Bujuku Fluß, laufen einfach durch, es ist sowieso alles nass. Links und rechts undurchdringlicher Dschungel.
Schnee
Endlich, am Horizont, Schnee. Ich gehöre zu den Auserwählten. Die Bigo Hütte ist zugig; wir schlafen unter einem überhängenden Felsen, never mind the worms. Wir haben reichlich Vorräte; leisten uns Zucker im Tee und eine Extrazigarette für die Träger.
Es wird erzählt: Salary ist 32 Jahre, hat zwei Frauen und 16 Kinder. Kenneth ist einer von John Matte’s 20 Söhnen; jener hat 5 Frauen und eine unbestimmte Anzahl Töchter. Europäische Familiengrößen sind lachhaft. Als Kompromiss plane ich für fünf bis acht Kinder; das beruhigt und wir können das Thema wechseln. An diesem Abend bin ich zwei Monate unterwegs.
Das Fleisch ist gegessen, zum Frühstück gibt es gekochten Trockenfisch mit Cassava. Dafür Sonnenschein auf allen Gipfeln.
Vittorio Emanuele
Die Rinnsale um die Bujuku Hütte herum sind gefroren. Gestern habe ich noch den Weg durch die Lobelien markiert; schnell bin ich am gestrigen Umkehrpunkt. Blicke tun sich auf, nach Zaire. Erste Pause weit über der Gletscherzunge, die Hälfte der Höhenmeter liegt hinter mir, es läuft grandios. Das Wetter scheint zu halten. Es folgen Kletterpassagen, dann Blankeis. Ohne die Steigeisen wär hier Ende. Der Grat ist überwechtet, es wird steiler. Nochmals volle Konzentration.
Am Gipfelgrat des Mount Speke ist unklar, ob die rechte oder linke Spitze der Gipfel ist. Ich begehe die nördliche Spitze, von der aus gesehen die südliche Spitze höher ist. Also rüber. Von der südlichen Spitze sieht die nördliche höher aus. So oder so, oben. Vittoria Emanuele, höher als der Mont Blanc. Ich pussele ein paar Erdnüsse aus der Anorak-Tasche. Wer hätte das gedacht. Zufriedenheit macht sich breit.
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Nyabitaba
Plötzlich stehen sie vor uns; wilde Gestalten, wirres Haar, manche in Felle gekleidet, Pfeil und Bogen in der Hand. Hier und da schaut ein Knochen oder ein Huf aus den blutverschmierten Säcken.
Wir schauen uns ratlos an; meine Träger wollen sich an ihnen vorbeidrücken. Ich rufe sie zurück; wir erstehen ein Wildbret, dazu ein geräuchertes, küchenfertiges Murmeltier.
Wir waren schon etliche Stunden gegangen. Kenneth und Salary laufen barfuß; durch Gestrüpp, Brennnessel und Dornen. Abends lausche ich ihrer gluksenden, gaksenden, gluckernden Unterhaltung.
Bigo Bog
Knietief im Bigo Bog, für Stunden. Wir springen, mit Gepäck, von einem Grasbüschel zum nächsten; das gelingt nicht immer. Nirgends kann man sich festhalten; die Zweige der moosigen Riesenpflanzen brechen ab wie Blumenstengel. Auf was immer man tritt, alles kracht zusammen. Riesenheidekraut, Riesenlobelien, Riesensenecien. Wir sind Käfer in der Wiese. Der Sumpf will uns festhalten; es schmatzt, wenn wir unsere Beine herausziehen. Ich trage hohe enganliegende Wüstenschuhe aus Stoff, die bleiben am Fuß. Mehrmals durchqueren wir den eiskalten Bujuku Fluß, laufen einfach durch, es ist sowieso alles nass. Links und rechts undurchdringlicher Dschungel.
Schnee
Endlich, am Horizont, Schnee. Ich gehöre zu den Auserwählten. Die Bigo Hütte ist zugig; wir schlafen unter einem überhängenden Felsen, never mind the worms. Wir haben reichlich Vorräte; leisten uns Zucker im Tee und eine Extrazigarette für die Träger.
Es wird erzählt: Salary ist 32 Jahre, hat zwei Frauen und 16 Kinder. Kenneth ist einer von John Matte’s 20 Söhnen; jener hat 5 Frauen und eine unbestimmte Anzahl Töchter. Europäische Familiengrößen sind lachhaft. Als Kompromiss plane ich für fünf bis acht Kinder; das beruhigt und wir können das Thema wechseln. An diesem Abend bin ich zwei Monate unterwegs.
Das Fleisch ist gegessen, zum Frühstück gibt es gekochten Trockenfisch mit Cassava. Dafür Sonnenschein auf allen Gipfeln.
Vittorio Emanuele
Die Rinnsale um die Bujuku Hütte herum sind gefroren. Gestern habe ich noch den Weg durch die Lobelien markiert; schnell bin ich am gestrigen Umkehrpunkt. Blicke tun sich auf, nach Zaire. Erste Pause weit über der Gletscherzunge, die Hälfte der Höhenmeter liegt hinter mir, es läuft grandios. Das Wetter scheint zu halten. Es folgen Kletterpassagen, dann Blankeis. Ohne die Steigeisen wär hier Ende. Der Grat ist überwechtet, es wird steiler. Nochmals volle Konzentration.
Am Gipfelgrat des Mount Speke ist unklar, ob die rechte oder linke Spitze der Gipfel ist. Ich begehe die nördliche Spitze, von der aus gesehen die südliche Spitze höher ist. Also rüber. Von der südlichen Spitze sieht die nördliche höher aus. So oder so, oben. Vittoria Emanuele, höher als der Mont Blanc. Ich pussele ein paar Erdnüsse aus der Anorak-Tasche. Wer hätte das gedacht. Zufriedenheit macht sich breit.
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Tourengänger:
detlefpalm

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