Zehn Tausender auf der Schwäbischen Alb


Publiziert von frmat , 16. September 2015 um 13:52.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:15 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 830 m
Abstieg: 830 m
Strecke:27km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW nach Gosheim, kostenlose Parkmöglichkeiten im Ort, z.B. an der Kirche.

Die Schwäbische Alb ist die nördliche Fortsetzung des Schweizer Jura in Deutschland. Da hier die alpidische Orogenese eine weitaus goßflächigere aber weniger hohe Aufwölbung der Erdoberfläche bewirkt hat (Oberrheingraben) erlebt das mesozoische Deckgebirge bei uns eine völlig andere Erscheinung als weiter im Süden. Während in der Schweiz und in Frankreich steile Schichtrippen über 1800m in den Himmel ragen hat sich in Württemberg und Franken das süddeutsche Schichtstufenrelief entwickelt und damit eine Landschaft, die sich mehr als wellige Ebene auszeichnet, denn als Mittelgebirge.

Auf der schwäbischen Alb ragen immerhin zwölf Erhebungen knapp über die 1000m-Marke. Zwei der Gipfel sind leicht nach Norden versetzt und befinden sich östlich der Ortschaft Schömberg. Rund um Wehingen liegen die übrigen zehn. Das Gebiet um die Orte Wehingen, Gosheim und Deilingen wird als "Region der zehn Tausender" vermarktet. Diese 10 Gipfel, Berge wäre übertrieben, lassen sich in einer gemütlichen Tageswanderung problemlos besuchen. Die meisten von ihnen sind durch Wege erschlossen. Gesagt getan suche ich mir eine Rundwanderung aus, in die sich alle 10 Gipfel integrieren lassen. Als Ausgangspunkt wähle ich Gosheim und parke an der Kirche.

1. Etappe: Gosheim - Lemberg - Hochberg - Oberhohenberg - Deilingen (7,3km; 270Hm Aufstieg; 290Hm Abstieg; 1:50h)
Ich verlasse Gosheim in nördlicher Richtung und wandere entlang der Straße zum vor mir liegenden Lemberg. Mit 1015m ist der erste Gipfel auch gleich der höchste, sowie der höchste Punkt der schwäbischen Alb. Über einen gut ausgebauten Weg stehe ich nach 30Min neben dem großen Aussichtsturm, dessen Besteigung ich mir heute, bei meinem dritten Besuch hier, spare.
Rechts führt der Weg hinab in den Lembergsattel und auf der gegenüberliegenden Seite wieder bergan zum Hochberg. An einer Weggabelung befindet sich einer der Gipfelpflöcke, welche sich auf einigen der 10 Tausender befinden. Wie an mehreren anderen der Hügel auch befindet sich die Markierung jedoch nicht am höchsten Punkt. Wer dem Wanderweg nach links folgt passiert diesen. Der zweite Gipfel ist geschafft.
Hier, zwischen Lemberg und Oberhohenberg, liegt der schönste Abschnitt der Tour. Der Weg verläuft immer am Albtrauf entlang und präsentiert herrliche Fernblicke hinaus ins Albvorland. Im Gegensatz zum Schwarzwald ist hier auch mal etwas Schwindelfreiheit gefragt, zumindest wer sich nah an den Trauf begibt. ZU nah sollte man der Kante jedoch nicht kommen, sonst macht man evtl. höchst selbst Bekanntschaft mit der "stufenweisen Rückverlagerung des Albtraufs", einer im wahrsten Sinne des Wortes einmaligen Erfahrung. Über eine recht neue und herrlich wacklige Metallbrücke ist der Oberhohenberg mit seiner Burgruine ebenfalls schnell erreicht.
Im Abstieg nach Deilingen treffe ich die einzigen anderen Wanderer am heutigen Tag. In der Hoffnung auf einen Kaffee und ein zweites Frühstück geht's hinunter in den Ort, der leider nicht viel zu bieten hat und touristisch gesehen recht trostlos wirkt. Also direkt weiter.

 2. Etappe: Deilingen - Rainen - Bol - Wandbühl - Montschenloch - Wehingen (11km; 280Hm Aufstieg; 330 Hm Abstieg; 2:20h)
In östlicher Richtung führt eine Straße aus Deilingen heraus. Wanderwege entlang der Straße sind leider Fehlanzeige. Recht monoton ist die nächste halbe Stunde in Richtung Rainen, dem östlichsten 1000er der Alb. Unterwegs wird die kleine Deilinger Kapelle passiert. Hierher muss man nach dem unspektakulären Besuch des Rainen auch zurück. Von der Kapelle aus wendet man sich nun nach Süden.
Über die Wiese steigt der Weg flach hinauf zum Bol. Ich bin überrascht den "Gipfelpfahl" schon so früh zu entdecken. Und dazu noch an dieser Stelle. Der steht sowas von offensichtlich nicht am Gipfel, also da hätten sich die Verantwortlichen schon deutlich mehr Mühe geben können, zumal der Weg ohnehin weiter bergan und nahezu direkt am Gipfel vorbei führt. Der höchste Punkt liegt ca. 20m rechts abseits im Wald und ist deutlich zu erkennen.
Weiter nach Süden überquere ich die weiten Wiesenflächen in Richtung Wandbühl. Das Landschaftsbild hat sich gegenüber der ersten Etappe nun völlig verändert. Nun dominieren sanfte Kuppen. Wiesen und Wälder wechseln sich ab. Gipfel Nummer 7 muss wieder etwas gesucht werden. Zwar findet sich auch hier ein Pflock, der topographische Punkt liegt diesmal jedoch ca. 50m nach rechts im Wald und ist durch einen Vermessungsstein deutlich gekennzeichnet.
Gleiches gilt für den Montschenloch. Oder heißt es "das" Montschenloch? Vielleicht heißt er gar "Mont Schenloch". Wer denkt sich überhaupt diese Namen aus? Sollte ich jemals einen Gipfel benennen dürfen dann werde ich mich an den Mont Schenloch erinnern. Sei's drum. Über die Wiese nach Osten, an den Rand des Gipfelplateaus und kurz nach rechts in den Wald, dann stehe ich neben dem Gipfelstein.
Langsam meldet sich auch der Magen angesichts des entfallenen zweiten Frühstücks und ich passiere den Sendeturm und schlage den Wanderweg über die Lützelalb nach Wehingen ein. Auch dieser Ort lädt nicht gerade mit seinem Charme zum Verweilen ein. Wenigstens lässt sich an der Tanke oder im Edeka der Energiespeicher auffüllen.

3. Etappe: Wehingen - Hochwald - Hummelsberg - Kehlen - Gosheim (8,9km; 280Hm Aufstieg; 210Hm Abstieg; 1:50h)
Auf geht's zum letzten Abschnitt. Da ich Wehingen nicht wirklich viel abgewinnen kann fällt die Pause nicht länger aus als nötig. Nach Süden folge ich dem "Donauberglandweg" bald steiler werdend bergan bis zu einem großen Wegkreuz. Rechts haltend erreiche ich Teerstraße, die scheinbar Teil des Biathlonzentrums Heuberg ist. Anders kann ich mir die durchgehende Straßenbeleuchtung hier kaum erklären. In der Nähe des großen Radarturms befindet sich der höchste Punkt des Hochwald. Am achten Gipfel kommt nur wenig Freude auf, ist er als solcher doch kaum wahrnehmbar.
Über die Fahrstraße erreiche ich die St. Quirins-Kapelle. Noch einmal heißt es Motivation für die letzten Kilometer. Zum Hummelsberg führen breite Wege in leicht welligem Terrain. Fehlt noch einer.
Zurück zur Kapelle und von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung. Dann stehe ich neben dem weißen Kreuz unweit des höchsten Punktes am Kehlen (Gipfelpunkt ca. 100m südlich). Ich setze mich auf die Bank und freue mich diese Runde nun fast komplettiert zu haben. Von diesem herrlichen Aussichtspunkt sehe ich das Ziel: Gosheim, in Teilen auf einer der typischen Schichtstufen gelegen, die dieses Gebiet auszeichnen. Eine halbe Stunde später geht die Wanderung dort zu Ende.

Fazit: Einfache, teils abwechslungsreiche Wanderung, die gelegentlich durch monotone Latschetappen unattraktiv unterbrochen wird. Das Konzept mit den 10 Tausendern soll wohl Touristen anlocken. In meinem Fall hat das ja ganz gut geklappt. Ansonsten wirkt das ganze doch deutlich überholungswürdig. Gleiches gilt für den touristischen Charme der Ortschaften. Kategorie: Kann man machen - muss man nicht.


Tourengänger: frmat


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