Donauberglandweg


Publiziert von Günter Joos (gringo) , 26. Juli 2020 um 18:14.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:28 März 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage

Es ist die Zeit von Corona, es ist die Zeit der nicht enden wollenden Sonnentage, die Zeit des kalten Nordostwindes. Die Anfahrt nach Gosheim ist kurz, Zug und Bus fast leer, insofern auch zu verantworten, zumal ich mich für die kommenden beiden Tage allein in die Isolation einer Mittelgebirgswanderung begebe, auf der ich kaum mal menschliche Kontakte aufnehmen werde, und wenn, dann mit Abstand und an der frischen Luft.
 
28.03.2020: 
 
Gosheim (870 m) ist eine Gemeinde auf dem Grossen Heuberg, dem höchstgelegenen Teil der Schwäbischen Alb. Erwartungsgemäß ist hier alles geschlossen, wie derzeit überall, die Bäckereien sind heuer die letzte Rettung,  auch bezüglich eines Kaffee ToGo, welchen ich auf dem verlassenen Platz neben der Kirche schlürfe. Dann schultere ich meinen schweren Trekkingrucksack und begebe mich, begleitet von Sonnenschein und den derzeit allfälligen kalten Windböen,  zum Ortsausgang. Parallel zur Straße trippelt der Pfad zum Fusse der waldigen Anhöhe des Lembergs (1015 m). Auf den höchsten Buckel der Schwäbischen Alb kann wahlweise über einen breiten Forstweg, oder über einen kurzweiligen Wurzelpfad gestiegen werden. Um sich auf der von Wald umgebenen Gipfellichtung einen Überblick zu verschaffen, wird der eiserne Gipfelturm erklommen. Der Blick schweift westwärts über die Baar hinweg zum Ostrand des Schwarzwaldes. Ein beträchtlicher Höhenunterschied zwischen der Baar und dem Großen Heuberg wird augenscheinlich, und seit Erbauung des markanten Aufzugversuchsturmes ist die Stadt Rottweil auch mit geringer Gebietskenntnis unschwer auszumachen. 
 
Über hübsche Waldpfade gelange ich in den Lembergsattel (925 m). An der Bürkle-Kapelle und der Lourdesgrotte eröffnet sich die Aussicht gen Wehingen (777 m). In die Ortschaft wird entlang eines Kreuzweges abgestiegen. 

Wehingen gibt nicht allzu viel Sehenswertes her. Ich verlasse den Ort mittels eines erneuten Anstieges. Kaum sind die Höhen des Hochplateaus erreicht, rückt der Donauberglandweg direkt an die Abbruchkante des Albtraufs und gewährt somit gute Fernblicke. Mit dem Kehlen (1001 m) ist ein weiterer "Tausender-Gipfel" der Schwäbischen Alb erreicht. Der Rückblick auf Gosheim erklärt lehrbuchexemplarisch den Begriff "Schichtstufenland".

Vorbei an der Quirin-Kapelle (935 m) geht´s zum Hummelsberg (1002) - "Tausender-Gipfel" Nr. 3. Das folgende Klippeneck erreicht mit seinen 980 m diese Höhe nicht mehr, dürfte aber im Bekanntheitsgrad höher rangieren, als die vorhergehenden Anhöhen. Bekannt ist das Klippeneck auch als höchstes Segelfluggelände Deutschlands.

Es naht der Dreifaltigkeitsberg. Ebenfalls nahe der Abbruchkante befinden sich dort pittoresk ein Gasthof, ein Kloster und eine Wallfahrtskirche. Tief unter mir auf der Baar das Städtlein Spaichingen.
Um der Fortsetzung des Donauberglandweges zu folgen, muss ich ein paar Hundert Meter zum Wegweiser zurückkehren.

Jetzt verlasse ich die Abbruchkante des Albtraufs durch ein Waldstück hindurch, überschreite die Wasserscheide Rhein - Donau, bis sich kurz vor Böttingen das klassische Landschaftsbild des Albplateaus öffnet, geprägt von weiten, oft mit Kalksteinen übersäten und Hecken durchsetzten Wiesenflächen. Leider verpasse ich den Aufstieg auf den Altenberg (980 m), dem Hausberg von Böttingen, welcher mit einer Kapelle besetzt ist. Dafür durchwandere ich den Ort, in dem es mehr Traktoren, als Autos zu geben scheint ;-). Beim Einstieg ins Schäfertal finde ich meine Markierung wieder. Der Schäfertalbrunnen ist eine typische Karstquelle im ansonsten äußerst wasserarmen Karsthochland der Alb.

Hinauf und vorbei am malerischen Allenspacher Hof (900 m, Eigentum der Evangelischen Jungenschaft) nähere ich mich abermals einer Abbruchkante deren Verlauf ich auf wurzeligen Pfaden folge. Unter mir das Schäfertal, auf der gegenüberliegenden Talseite sehr pittoresk die Ortschaft Mahlstetten. Die Felsvorsprünge von Auchten (915 m) und Glatter Felsen (900 m) besorgen die entsprechenden Aussichten. Erneut ist hier ein Landschaftswandel spürbar, die Gegend gibt einen Vorgeschmack auf das Donautal, dem "Grand Cannyon" des Schwabenlandes.

Ein etwas ruppiger Abstieg führt mich zur Lippachmühle, und damit in den Talboden des idyllischen Lippachtales. Bachabwärts geht´s,  die Märzenbecher am Wegesrand stehen in ihrer vollen Blüte. Die Tatsache, dass der Lippachbach Wasser führt, ist hier in der zu Versickerungen neigenden Karstlandschaft der Schwäbischen Alb keine Selbstverständlichkeit.
Lange Zeit nun bin ich schon unterwegs, habe an meinem ersten Tag, wie geplant, fast zwei offizielle Etappen des Donauberglandweges gemeistert, noch dazu mit schwerem Gepäck. Zwar habe ich ein leichtes Einmannzelt dabei, doch kommt mir das kleine Hüttchen am Ufer des Lippachbaches wie gerufen. Ein regensicheres Vordach, Tisch, Bänkchen, eine Quelle, mitten in einem idyllischen Bachtal - hier richte ich mein Nachtquartier ein. Inzwischen lässt auch der lästige Motorradlärm auf der nahen Straße nach, und ein Hauch von Verwunschenheit legt sich mit der langsam einbrechenden Nacht über das zauberhafte Tal ...
 
29.03.2020:
 
Bis hinein nach Mühlheim verbleiben heute morgen gerade mal 3 km. Nach dem gestrigen Sonnentag ist heute mit Niederschlägen zu rechnen und der Himmel zeigt sich früh schon bewölkt. In Mühlheim verlasse ich den Donauberglandweg, um einen Abstecher in die malerische Altstadt zu machen. Zudem werde ich jetzt meine Wegfortsetzung modifizieren, da ich das interessante Teilstück um Kolbingen herum bereits vergangenes Wochenende mit meinem Kumpel Haydar gegangen war. Ich ziehe es daher vor, die gegenüberliegende Hangseite des Donautales zu erkunden, die Erinnerungen aus einer längst zurückliegenden MTB-Tour sind inzwischen doch schon arg verschwommen.

So steige ich nach Rückkehr von meinem Abstecher in die Altstadt auf schmalem Bergpfad aufwärts. Die Klosterruine Maria Hilf ist ein mystischer Ort mitten im Wald, eine echte Sehenswürdigkeit, wohingegen mein Abstecher zur Ruine Alt-Fridingen nicht wirklich lohnt, da von der bereits im Mittelatler aufgegebenen Ortschaft praktisch nichts mehr zu sehen ist.
 
Fridingen an der Donau ist wiederum ein Highlight. Altschwäbischer Fachwerk, malerisch ans Donauufer gesetzt. Ab Fridingen wechsle ich wiederum die Hangseite und treffe bald wieder auf meinen Donauberglandweg. Der Knopfmacherfelsen ist für seine atemberaubende Aussicht übers schluchtenartig eingeschnittene Donautal hinweg zum Wallfahrtsort Beuron und dessen imposanter Klosteranlage legendär. Dorthin marschiere ich nun einen hübschen Hangweg abwärts bis ans Donauufer. Die Donau wird auf einer gedeckten historischen Brücke überquert. In wenigen Schritten ist die prächtige Klosteranlage erreicht. Als ich zum Bahnhof komme, zeigt sich der Himmel tiefgrau und regenträchtig, doch noch ist es trocken ...
 
Weitere Informationen zum Donauberglandweg sind hier zu finden:
 
https://www.donaubergland.de/wandern/donauberglandweg/

Tourengänger: Günter Joos (gringo)


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