Grenzwanderung im Misox


Publiziert von Kik , 30. August 2015 um 14:08.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:25 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Val Cama   CH-GR   Gruppo Balniscio-Forcola   Gruppo Forcola-Arsa   I 
Zeitbedarf: 4 Tage

25. 8.  T1-T2. Alles trieft noch vor Nässe als wir bei aufgeklartem Wetter den Weg von Cama zur Alp de Lago unter die Füsse nehmen. Bei der kleinen Kapelle wurden die Neophyten zurückgeschnitten, ein neuer Brunnentrog spendet Wasser bei Provesc, kleine Tafeln informieren über die Ortsnamen und Höhe – das Waldreservat Cama-Leggia wird auch für den Wandertourismus gepflegt. Im Rifugio Miralago werden wir freundlich empfangen und ausgezeichnet bewirtet. Wir sind die einzigen Gäste. Bei einem Spaziergang am zauberhaften See sehen wir, dass die Alp del Lago von einer neuen Familie bewirtschaftet wird. Eine Gedenktafel erinnert an die im Felssturz ums Leben gekommene Älplerin.

26.8. T4.
Die hohen Granitstufen auf dem Weg zur Alp Albion sind immer noch Wasser überronnen. Das Jägerhüttchen ist gut unterhalten, wie auch das auf der Alp Vec. Ein Grasband führt auf die Hochfläche der Alp Sambrog, deren Stall verfällt. Im Sonnenlicht weist uns ein Andreaskreuz der ehemaligen Misoxer Bahn den Weg. Deutliche Markierungen führen über Geröll und Gras auf eine Blockschulter. Von dort ist der Blick auf den See und die Alp hinab atemberaubend. Wattewolken steigen auf und ab über dem Misox. Über grosse Blöcke turnen wir zur Geröllhalde hinab, queren sie und erreichen jenseits die steile Schrofen- und Grasrinne, die sich dank Kette auch nass bewältigen lässt. Dann ist die Bocchetta de Cressim rasch erreicht, wo sich eine neue Welt auftut, der von abgeschliffenen Granitplatten durchsetzte hinterste Kessel der Val d'Arbola.

Die rotweissen Wegzeichen leiten uns treulich hindurch. Wieder queren wir unzählige Wasserläufe, dann senkt sich die Spur unter dem Ausläufer des Piz di Setaggiolo durch Lärchenwald und Alpenrosensträucher zur ehemaligen Alp d'Egion. Statt, wie von Barna10 geraten, der horizontalen Spur bis über die Bachrinne zu folgen, steigen wir nach der Hütte direkt den von kniehohen Alpenrosen überwucherten Abhang hoch. Sie verdecken Blöcke mit Löchern dazwischen. Langes gelbes Gras sieht zwar schön aus, trägt aber das Seine bei, meine Pumpe zum Anschlag zu bringen. Eine Rast bei der letzten Lärche mit Salznüssli, Magnesium und Wasser bringt mich wieder auf die Beine. Der Hang ist nun nicht mehr so steil, die Sträuchlein verschwinden. Bald werden die Büsche am Eingang des Couloirs  sichtbar, das gegen die Bocchetta d'Egion hinauf zieht. Es ist erdig und nass, wir gehen eng hintereinander. Das obere Ende mündet etwa auf 2200m. Der Abstieg verläuft nach Norden bis unter den tiefsten Punkt des Grates, bevor es möglich ist, gerade zum Alpgelände hinunter zu steigen. Einzelne Steinmännchen weisen die Route. Auch hier gibt’s noch einige Gräben und Sümpfe zu traversieren, bevor wir das Hüttchen Setaggié erreichen. 

27.8. T4.
Die Zacken der Scima di Laghit sind schon hell erleuchtet, als wir noch im Schatten zur Forcola de Strem hochsteigen. Die Schuttrippen sind angenehmer zur begehen als das feuchte lange Gras. Fast zuoberst hilft eine Spur; auf den letzten Metern hat es sogar eine italienische Markierung. Grosser Szenenwechsel: Wir stehen im blendenden Licht und blicken zum Piz Cavregasco mit seinen scharfen Zacken,  zum tiefe Einschnitt des Tals von Chiavenna und vielen unbekannten Gipfeln, die sich im Dunst verlieren. Wir haben den italienischen Höhenweg D9 erreicht (Kompasskarte), dem wir erst horizontal zur Bocchetta Piodella und dann zur Alpe Piodella folgen. Ein Y bei der obersten Hütte weist zum Übergang über die Schulter des Piz Piodella.  Die rotweissen Zeichen helfen auch in diesem Grashang. Schwarze Ziegen mit grossen Hörnern laufen uns glöckelnd voraus. Sie verschwinden über die Kante. Dahinter führt ein schmales Grasband durch den abschüssigen Osthang. Es fordert einige Konzentration, besonders der steile Zickzack kurz vor dem Ostgrat, der auf etwa 2360m erreicht wird. Dahinter folgt sanftes Alpgelände. Die Ziegen sind auch da, etwas höher, und schauen interessiert. Wir hüten uns, hier den Imbiss auszupacken. 

Weiter geht es auf der Route D9. Das Alpdörfchen Avert de Mezzo liegt in Ruinen. Nach dem Zusammenfluss von drei grossen Bächen spazieren wir auf dem bequemen Höhenweg zur Alpe Pregassone, dann, stellenweise ausgesetzt, zur wunderschön gelegenen Alpe Cima. Der einmalige Ort mit seinem malerischen  Kirchturm und dem runden Kirchlein ist auch für sich ein lohnendes Ziel. Es gibt aber keinerlei Infrastruktur, nicht einmal Wasser. Hier treffen wir die einzigen andern Touristen. In einer knappen Stunde Auf und Ab erreichen wir auf dem neu ausgeschnittenen Weg  die Alpe Forcola mit dem Rifugio.

28.8. T1-T2.
An diesem klaren Morgen liegt ein wunderschöner, gut angelegter Passweg vor uns. Der Aufstieg auf die Forcola ist stellenweise vom Geröll verschüttet; das Trassee aber meist gut zu begehen. Auf der Forcola sehen wir den eindrücklichen Gürtel grauer Platten, der vom Pizzo Padion zum Pizzo di Campel zieht. Über dem tiefsten Punkt liegt die flache, grüne Wiese der A. di Campel alt. Das weite Gelände von Paligneira ist von zerstreuten Schafherden bevölkert, die von allen Seiten zu unserem Rastplatz auf den Felsplatten beim Schäferhüttchen rennen.  Wir packen wieder ein und wandern durch den prächtigen Lärchenwald zur Alp de Quarnei und nach Crasteira. Beim Brunnen füllen wir unsere Flaschen.  Er dient auch als Bierkühler. Der freundliche, Holz hackende Älpler bietet uns davon an. Wir haben heute sicher weniger geleistet als er; dankend lehnen wir ab. Der folgende Wegabschnitt wurde für die Kühe gangbar gemacht, er ist mit Stämmen oder Geländer gesichert, in den steileren Abschnitten mit Steinplatten befestigt. Die gemauerte Brücke auf 741m ist weggerissen und durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Auch die letzte Wegstrecke durch die kühle Schlucht gehört ins Kapitel Genusswandern, bevor wir unterhalb von Soazza ins heisse Misox  gelangen.

Danke allen Hikrn für ihre nützlichen Informationen, speziell Barna10 und Zaza.

Tourengänger: Kik


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