Vogelkarspitze via Vogelkarscharte, eine große Karwendelbergfahrt


Publiziert von kardirk , 7. August 2015 um 11:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum: 6 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 16:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:22 km

Eine große Karwendelfahrt. Die Vogelkarscharte habe ich schon lange im Visier, im Netz gibts mittlerweile nur bei Schnee-und-Stein einen Bericht, sonst nichts. Also selber vor Ort Fotos gemacht, AVF studiert, letztes Jahr ein erster Versuch bis zum Einstieg, dann wg unsicherem Wetter lieber sein gelassen. Ich tat gut daran, denn die Tour ist insbesondere in dieser Routenführung extrem lang, meine längste Bergtour, 16 Std an einem Tag hatte ich noch nie.

Start:
Ausgangspunkt Hinteriss - hinauf zur Rontalalm über die Forststrasse - Bikeverbot, Adi hätte schon die Säge dabei. So dauerts knapp 1h, T1.

Zustieg:
Um zum Einstieg in die Flanke zur Vogelkarscharte zu gelangen zunächst dem Wanderweg zur Torscharte folgen, bis der Steig nach O abbiegt. Dann weglos über steile Latschenhänge, später Gras und zuletzt rutschiges Geröll zum Einstieg ganz rechts bei der westl.Schlucht.
Dauert 2h, AVF hat da recht, T3-4, weglos.

Vogelkarscharte:
Fakten, Flankenhöhe  ca. 300hm. Brüchiges plattiges Gestein, mit Gras durchsetzt.
Einstieg bei dem kleinen Felsporn rechts in der Schlucht. Querung über steile Felsen kurz nach links zu einer Felsnase - 1.Schlüsselstelle, ausgesetzt, brüchig, II.
Dann ist man auf der ersten Terasse, steil aufwärts, dann wieder rechts haltend über steile Platten (brüchig - eine Scholle löste sich schon beim Ansehen) auf Graspolster zu einer steilen Runse, hier ein grüner Haken zum Abseilen über die Platten, die Runse linkshaltend hinauf - 2.Schlüsselstelle, sehr brüchig und schmierig, die einzige Stelle an der ich richtig Schiss hatte - II.
Über die 2 Terasse auf Graspolster weiter steil hinauf, dann eine Rippe steil und bekannt brüchig , aber nicht so schwer hinauf. I-II.
Man erreicht die 3.Terasse unterhalb des finale Plattenschusses. Hier problemlos aufwärts zu den Platten, die ich direkt gerade hinauf geklettert bin. Schöne Plattenkletterei an Rissen,Schuppen und Wasserrillen. Vorsicht ab und zu schmierig, da feucht - Rutschgefahr. II+, aber fester Fels, macht Laune.
Damit hat man die Scharte erreicht - gut 2h.

Vogelkarspitze:
Zur Vogelkarspitze wird das Kar auf Schartenhöhe auf einem Gamswechsel zu einem abschüssigen grünem Band gequert. Das Band weißt zwei kurze plattige Unterbrechungen auf, die etwas heikle Kletterei erfordern. 1. Stelle oberhalb überwinden. Technisch nur ein Ier, aber absolut ausgesetzt, gefühlt eine II+.
Dann gelangt man zum östlichen Südrücken. Über diesen unschwierig, aber steil , über Gras zuletzt über ein paar Schrofen zum Gipfel. 1:30h

Damit hat man das schwerste hinter sich, nun folgt aber die längste Wegstrecke.

Gratwanderung über die Schlichtenkarspitzen zum Bärnalpkopf und zur Bäralp.
Beim Abstieg von der Vogelkarspitze ein kurzes Stück links vom Grat die Grattürme umgehen, sonst immer auf dem Grat. Schöne aussichtsreiche Grattour, teilweise I. 2h

Abstieg vom Bäralpkopf direkt durch eine steile Grasrinne, weiter unten dann eine etwas quälende Querung oberhalb der Latschen zum Sattel, zuletzt steil in Geröll zum Wanderweg hinab. 1:20h

Rückmarsch:
Von der Bäralp über den schönen, versicherten Gjaidsteig hinab - sehr lohnend, hier gibts dann auch Wasser zum Durstlöschen - heute sehr angebracht, die 3L reichtem bei weitem nicht - ich folgte dann den kleinen Jagd- und Gamssteigen direkt unterhalb der gewaltigen Nordwände Richtung Wechselboden und Am Hals. Kurzeitig verlor ich den Steig, traf dann aber 50m unterhalb auf den schönen "Bärensteig".
Hier nochmals großes Kino: Über mir löste sich aus der Felswand ein majestätischer Adler und schwebte über die Bäume davon - Klasse.
Allerdings zieht sich das Ganze gewaltig, zumal nochmals 200hm dazukommen, zuletzt hinauf zur Wechselscharte. Hier durfte ich dann noch einen kurzen Latschenkampf ausstehen, da der Steig durch Auswaschungen vollkomen weggebrochen ist und man die letzten Meter durch die Latschen direkt gehen muß. Gut 2:30h
Mittlerweile war auch schon die Sonne untergegangen. In der einsetztenden Dämmerung fand ich den kleinen Steig hinab zum Rontal. Leider endet der etwas oberhalb, sodaß man den letzten km zur Alm weglos zurücklegen muß. Das war in der Dunkelheit alles andere als ein Spaß. Schließlich fand ich aber das Bachbett in und an dem ich dann die Alm erreichte. Über die Forststrasse zurück zum Auto, dass ich gegen 23 Uhr erreichte.

Fazit:
Eine ganz große Bergfahrt, eigentlich sind es 3 Touren in einer, vielleicht sollte man daher zur Entspannung beim nächsten Mal eine Übernachtung im Karwendelhaus mit anstreben.
Das Wetter war trotz der Hitze überraschend angenehm, immer wieder gab es schattenspendende Wolken und es blies ein kühlender Wind.
Ach ja, für die Vogelkarscharte unbedingt einen Helm dabei haben, es gibt viele Gemsen, die ganz beträchtlichen Steinschlag auslösen, ein junges Gemslein sorgte im Anfang bei mit für einen erhöhten Adrelaninspiegel und wies mir dabei gleich mal dien rechten Einstieg.


Tourengänger: kardirk


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Kommentare (5)


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Gelöschter Kommentar

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 21:12
Hallo Markus,

Weder noch, mit meiner alten Fuji Fine Pix S9500. Da muß man wieder Handarbeiten und für Gegenlicht-Motive gibts noch keinen HDR Modus. Zudem recht unhandlich groß, daher im Rucksack, aus dem man Sie immer zerren muß. Wenns klappt macht Sie aber feine Bilder.

Vg
Dirk

Wagemut hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 20. August 2015 um 23:00
Servus Dirk,

eine sehr schöne, wilde Tour hast Du da gemacht. Das Gelände schaut gewaltig aus! Wie lang hast Du die Tour schon geplant? Das Bilder und Deine Beschreibung mit den Terassen erinnert mich stark an meine Tour etwas weiter östlich durch die Torwand.:-) Auf jeden Fall scheint mir die Tour sehr lohnend zu sein. Wenn ich also mal zufällig 16 Stunden Zeit hab, werd ich mir das auch mal anschaun!:-)

Der Joseph

kardirk hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 22. August 2015 um 20:59
Hallo Joseph,

Danke, aber ich denke Du benötigst keine 16h.
Die Tour ist mindestens schon seit 20 Jahren in der Planung, hatte aber nie die rechte Traute dafür. Es wunderte mich schon, das die Vogelkarscharte praktisch nie gemacht wird, es gibt jedenfalls nahezu keine Infos darüber. Die Torwand ist aber sicherlich noch eine Nummer größer (1000hm gegen 350hm), insofern dürfte die VKS fast ein "Spaziergang" für Dich sein.

Beste Grüsse
Dirk

123kraxln hat gesagt:
Gesendet am 10. Februar 2024 um 19:32
Hallo Dirk,
Heute war ich zum wiederholten Mal in der Torscharte. Und jedesmal wenn ich hier rauf geh, übers rontal natürlich, frage mich ob ich zu dieser Vogelkarscharte nochmal raufkomme...
Meinst du, dass im Winter ein Weg über die Westschlucht denkbar wäre? Ich hättegrosse Lust das mal mit Ski zu probieren


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