Pizzatour von San Bernardino nach Monte Spluga


Publiziert von Bergmolch , 4. August 2015 um 18:08.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum: 3 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Tambo-Curciusa   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:San Berardino - Pizzo Curciusa - Piz Bianch - Piz di Ross - Pis di Pian - Pizzo Ferrè - Bivacco Cecchini - Monte Spluga
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis San Bernardino Posta
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto von Domodossola oder von Splügen her
Unterkunftmöglichkeiten:San Bernardino Monte Spluga Bivacco Cecchini

Von San Bernardino mit Überschreitung der Ferrè-Gruppe zur Pizza nach Monte Spluga
Charakteristik der Tour: Lange Tagestour im T4 bis T6-Bereich. Ein Seil für einen allfälligen Rückzug mit entsprechendem Material ist empfehlenswert. Oberhalb Bocchetta di Curciusa sind wir keiner Wasserstelle mehr begegnet, es sei denn, man findet nach dem Mittag ein altes Schneefeld (so wie uns eines geschenkt worden ist…).

Bocchetta di Curciusa T3
Ein Traumtag kündet sich an, als wir um 7 Uhr in San Bernardino aus dem Postauto steigen und den Wanderweg zur Bocchetta di Curciusa in Angriff nehmen. Allmählich gewinnen wir an Höhe, so wie der Lago d‘ Isola und später der Lagh Doss in Sonne getaucht wird. Unser Aufstieg bleibt schattig, bis zum Pass-Seeli auf 2388 müM. Herzlichen Dank den Wegmachern, die vor kurzem den Weg in besten Zustand gepickelt haben.

Piz Curciusa T4
Mit Vorteil über Grasbänder, aber gezwungenermassen auch zeitweise über grobe Blockfelder und zu oberst, nachdem wir den Westgrat erreicht haben, in leichter Kletterei gelangen wir auf unseren ersten Gipfel, bevor die dritte Stunde zu Ende geht. Wunderschön der Ausblick ins Balnisco-Gebiet mit den lieblichen Seen.

Piz Bianch T5-T6
Die Überschreitung des Curciusa Ostgrates zur Fuorcla auf 2944 müM geschieht in meist festem Fels, z.T. mit Grasbändern durchsetzt in teils anregender Kletterei, wobei wir uns zeitweise eher etwas auf die Südseite begeben, anstatt in die schuttdurchsetzte Nordseite auszuweichen. Das ganze Gratstück könnte auch in dieser erwähnten Nordseite umgangen werden. Anmerkung: Ist man diesem Teilabschnitt nervlich nicht gewachsen, sollte man spätestens beim Piz di Ross die Tour abbrechen. Ebenso als zeitlicher Vergleich: Mehr als ¾ h sollte man vom Piz Bianch bis in die Fuorcla auf keinen Fall benötigen.
Der Weiterweg zum Piz Bianch ist wohl einer der schönsten Abschnitte. Über zahlreiche Platten in wunderschönem, farblich abwechslungsreichem Gestein geht’s dem Gipfel entgegen. Diese zweite Hälfte hat maximal eine T5-Stelle, die jedoch ebenfalls umgangen werden kann.

Piz di Ross T5-
Der Abstieg vom Piz Bianch über Schuttschrofen ist einfach und ebenso der Aufstieg auf den Piz die Ross. Wunderschön die Aussicht nach beiden Staats-Seiten: Die Schweizerseite eher sanft, aber kalt und abweisend gegens Val Ciruciusa, die italienische eher steil in wunderschöne Alpweiden abfallend mit viel warmer Thermik versehen.

Piz di Pian T5-T6
Eigentlich könnte man die gesamte Gratgeschichte vereinfachen und mit den Steigeisen bequem auf dem sanften Gletscher bis zum Fusse des Piz di Pian steigen. Doch ein wahrer Hikr bleibt wohl eher oben auf dem Grat und nimmt die beiden Türme bis zum Gipfelaufbau des Piz di Pian gleich auch noch mit. Der erste Turm hat uns schwieriger gedünkt als der zweite, v.a. haben wir ihn unterschätzt. Im Zweifelsfalle gilt auch hier: lieber rechts (Italien) ausweichen, das Gestein ist einen „Tick“ fester.
Der Piz di Pian selber kann entweder über ein etwas schuttiges Couloir leicht links in der Westseite angegangen werden oder aber auch direkt über die Gratschneide, was zwar etwas schwieriger aber auch fester ist. Dem Gipfel entgegen nehmen die Schwierigkeiten deutlich ab, bis man auf dem Südgipfel steht und erstaunt auf den Nordgipfel blickt, der mit einer etwa 50m tiefen Scharte etwas abschreckt. Schwieriger ist der Abstieg in diese, als der nachfolgende Aufstieg zum Hauptgipfel. Zwei abweisende Platten können durch Umgehung in der italienischen Seite umgangen werden, da man sonst vermutlich abseilen müsste (Anmerkung: Wir haben die ganze Tour ohne Seilverwendung absolviert).
Auf dem Hauptgipfel stockte uns schon ein bisschen der Atem, als wir den zackendurchfurchten Grat zum Pizzo Ferrè erblickten und wussten, dass uns da noch eine ganze Menge Arbeitet erwartet. Obwohl auf dem Gipfel ein blauer Kanister mit etwa 10 Liter Wasser deponiert ist und unsere Kehlen sehr trocken waren, verzichteten wir auf den Genuss des Wassers, da einem nach dem Öffnen ein penetranter Petrolgeruch entgegen schlug.

Pizzo Ferrè T6
Vermutlich könnte man auch hier alles der Gratschneide entlang abwärts klettern, doch angesicht des einladenden Gipfelcouloirs, ca. 10 m in Richtung Ferrè, entschlossen wir uns für diese bequemere Variante, nicht zu letzt auch deshalb, weil nach diesen 20 m Abstieg eine schwarze Spur im Fels Wasser versprach. Nun querten wir zurück auf den Grat und nahmen einen Gratturm nach dem andern ein. Hätten wir nicht bereits 6 Stunden in unseren Armen und Beinen, wäre jeder von ihnen ein wahrer Genuss gewesen, da uns auch das kompakte Gneisgestein an heimische Kletterei erinnerte. Nach sicher über 10 Türmen erreichten wir endlich die Sella die Piani. Der Aufstieg auf den Gipfel des Ferrè, wovon die zweite Hälfte auf der Normalroute erfolgte, war nun ein Kinderspiel. Nach insgesamt 8 Stunden wussten wir, dass wir die Pizza in Monte Spluga in Reichweite hatten.

Bivacco Cecchini – Monte Spluga T3
Da wir für einen allfälligen Ausstieg ins Val Curciusa unsere Eisausrüstung mitgeschleppt hatten, stiegen wir direkt hinunter auf den Gletscher um mit den Eisen an den Füssen wieder einmal so richtiges Gletscherfeeling erfahren zu dürfen. Gewisse stellen waren bereits blank, der Gletscher am linken Rand, bis auf zwei Randklüfte, spaltenfrei und rassig zu begehen. Nachdem wir noch ein paar versteckte Höhenmeter auf dem blau-weiss markierten Weglein „geniessen“ durfte, gelangten wir zum schmucken Bivacco, das eigentlich zum längeren Verweilen einlud. Ein paar Worte mit dem jungen Italiener ausgetauscht, der morgen von hier aus den Tambo besteigen wollte, und ab geht’s Richtung Monte Spluga. Drei Wochen früher wäre der Abstieg einiges kräftesparender gewesen. Die drei noch verbliebenen Schneeflecken ersparten und insgesamt immerhin 100 Höhenmeter. In der Ebene auf die linke Bachseite wechselnd gelangten wir nach Monte Spluga, wo wir ganz am südlichen Dorfende, nahe dem Stausee, in einem rustikalen Ristorante eine knusprige Pizza mit einem aromatischen Latte Macciato genossen und unsere Gedanken auf die sehr abwechslungsreiche 11-stündige Pizzatour zurückschweifen liessen.
 
 

Tourengänger: Bergmolch


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 4. August 2015 um 20:48
Gratuliere zu dieser schönen und eindrücklichen Grat-Tour!
Hast Du vielleicht Bilder davon?
Gruss Delta

Bergmolch hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 19:27
Hab ich jede Menge, doch sind sie noch zu "fett" zum Raufladen. Kommt vielleicht noch.
Vorläufig: http://skitouren.ch/gipfelbuch/detail/id/74868

jimmy hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2015 um 00:21
Gratuliere zu dieser herrlichen Ueberschreitung. Wir nehmen das Ganze nächstens ab Carena-Gesero etc etc stets dem Grat entlang (soweit es geht auf der Via alta del Lario) etwas gemütlicher in Angriff. Uebrigens liegt im Süden des Splügenpasses Chiavenna.
(planst du schon weiter von Domodossola aus?)
Gruss Jimmy

jimmy hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. August 2015 um 00:24
und : wart ihr wirklich 11 Tage lang unterwegs?

Bergmolch hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 19:25
Bin noch Leihe auf hikr.org... 11h...

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 10. August 2015 um 15:22
Fotos dieser schönen Grattour gibt es hier oder da.

LG, zaza


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