Ostrva 1979,5m und Versuch Gerlachovský štít 2654,4m


Publiziert von Sputnik Pro , 7. Juni 2015 um 13:28.

Region: Welt » Slovakia
Tour Datum:29 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SK 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:Zirka 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bratislava mit der Bahn bis Štrba. Von dort hinauf ins Touristendorf Štrbské Pleso mit der Zahnradbahn. Nach Štrbské Pleso fährt auch eine Regionalbahn von Poprad.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Die Regionalbahn verbindet Štrbské Pleso mit Poprad an der Vyšné Hágy liegt, siehe bei Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Chata Popradské Pleso (1494m); Homepage: www.popradskepleso.com
Kartennummer:TM 5000 Tatry; Vysoké, Západné, Belianske; 1:50 000

ZU VIEL EIS AM KÖNIG DER HOHEN TATRA! 

Zwei Landeshöhepunkte waren das Ziel an diesem verlängerten Wochenende in der Slowakei. Die jeweils höchsten Gipfel der Slowakei und Polens liegen beide nahe beieinaner in der Hohen Tatra (slowakisch: Vysoké Tatry, polnisch Tatry Wysokie). So reiste ich am Mittwoch Abend von der Schweiz mit dem Nachtzug zum Wiener Hauptbahnhof. Von dort ging es am nächsten Morgen weiter nach Bratislava mit dem Regionalexpress. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde und nach  Ankunft hatte ich Zeit, gemütlich einen Kaffee beim Bahnhof in der slowakischen Hauptstadt zu trinken. Von „Bratislava hlavná stanica“ hatte ich immer noch eine fast fünfstündige Reise vor mir. Im Košice-Expresszug fuhr ich durch die schöne Slowakei bis zum Ort Štrba. Mit einer Zahnradbahn, mit in der Schweiz gebauten Triebzügen fuhr ich zuletzt hinauf in den Ferienort Štrbské Pleso. Dort landete ich in der Pension „Vila Emma“ nachdem die Unterkunft beim kleinen Bahnhof ausgebucht war. Die Pension war ein Glückstreffer: Schöne, grosse Zimmer, Zentral gelegen, tolle Aussicht und nettes Personal. Der einzige Nachteil war, dass die Chefin es einem stets ausreden wollte, in die Berge zu gehen da die meistenWege im Nationalpark noch geschlossen sind. Zuedem läge dort oben Schnee und man brauche, besonders für den Gerlachovský štít einen geprüften Bergführer!

Egal was die „Tante“ der Pension mir erzählen wollte, machte ich mich um 2:30 Uhr auf den Weg. Die erste Stunde wanderte ich noch bei völliger Dunkelheit durch meist dichten Bergwald hinauf zum See Popradské Pleso. Oberhalb des Bergsees wurde es erstmals steil und der Bergweg erklettert sich im Zickzack den etwa fünfhundert Meter höher gelegene Pass Sedlo pod Ostrvou (1966m). Nach den ersten paar Kehren rastete ich zum ersten Mal seit  Aufbruch in Štrbské Pleso. Die Dämmerung setzte nun auch ein und es war genügend hell um die Stirnlampe zu verstauen. Plötzlich bemerkte ich, als ich etwas höher gestiegen war, dass ich beobachtet werde. Eine Gämseflamilie beobachtete mich von einem neben dem Weg liegenden Fels. Doch es kam noch besser, als ich das nächste Tier traf. Da spazierte doch eine Gämse zehn Meter vor mir gemütlich auf dem Bergweg und schaute mich verwundert an! Ich hatte alle Zeit, tolle Fotos zum machen. Unterhalb des Passes traf ich sogar noch auf eine ganze Herde der Tiere. Sie zeigten keine scheu, da keine Tiere seit Jahrzehnten mehr in der Hohen Tatra geschossen werden.

Im Pass deponierte ich den Rucksack und spazierte während einer wunderschönen Morgenstimmung hinauf zum nahe gelegenen kleinen Gipfel Ostrva (1979,5m). Ich genoss die Aussicht und Stimmung dort oben, Danach rasete im Pass. Nach dem Pass wanderte ich auf dem Bergweg der „Tatranská Magistrála“, nun immer entlang von Bergflanken,  zuerst etwas aufährts, dannn meist schwach bergab bis zum malerischen Bergsee Batizovské pleso (1884,2m). Hier beginnt der eigentliche Aufstieg auf den Gerlachovský štít über die einfachste Route durch das Westwand-Couloir „Batizovský žľab“. Nochmals rastete ich als legaler Bergwanderer, bevor ich mich auf den eigentlich verbotenen Aufstieg zum höchsten Slowaken mache.

Ich umrundete halbwegs den See an seiner linken Seite und folgte nach einem Geröll- und Schneefeld einem teilweise schneefreien, aber deutlich sichtbaren Weg bis in den Talkessel unter einem Felsriegel. Der Felsriegel wird rechts einem Bach entlang in steilem Gelände umgangen. Bei mir lag der Hang unter Schnee, ausser dass der Bach an einigen Stellen zu sehen war. Mit Steigeisen kam ich mühelos die Steilstufe hinauf und sah nun schon gut die Einbuchtungen der Westwand mit den schneegefüllten Rinnen. Immer steiler stieg ich der grossen Einbuchtung mit dem breitesten Schneecouloir entgegen. Ich stieg in das bis 50° steile Coulour ein und kam gut voran. Doch noch im untertsen Teil der Rinne bemerkte ich unter einem über zehn Meter hohen, senkrechten Fels, dass das die falsche Aufstiegsroute sein muss. Ich ging zurück und folgte nun immer in der Nähe der Randfelsen zum weiter unten gelegenen Couloir zu gelangen. Dies war auch der richtige Einstieg, denn ich sah vereiste Ketten und gefrorene Seile. Ein Einstieg empfand ich als zu gefährlich, da von Oben stets Eisklumpen und kleine Schneerutsche herunter kamen. Da es in den letzten Tag geschneit hatte und es heute schön und warm werden sollte, war mir das Risiko zu hoch. Ich ging zurück zum Wanderweg beim See und rastete nun ausgiebig in der schönen Landschaft.

Unter dem See verzweigt sich der Weg über den ich aufgestiegen war. Hier nahm ich den Abstieg nach Vyšné Hágy. Dabei durchlief ich drei deutlich verschiedene Vegetationsstufen: Alpine Graslandschaft, Buschgelände aus Legföhren, und dichten Fichtenwald. Die Landschaft im Nationalpark „Tatranský národný park“ ist einmalig schön, so dass jede Wanderung oder Bergtour kurzweilig ist. In Vyšné Hágy hatte ich Glück und musste nicht lange warten um den nächsten Zug der Tatrabahn zurück nach Štrbské Pleso zu erwischen. Im Herbst, Anfangs Oktober werde ich nochmals in die Slowakei für eine Besteigung des Gerlachovský štít reisen, wer möchte mitkommen?

Am nächsten Tag bestieg ich erfolgreich den höchsten Berg Polens, siehe dazu: Rysy

Genaue Route: Štrbské Pleso – Trigan – P.1499,1m - Chata pri Popradsom Plese - Popradské Pleso - Sedlo pod Ostrvou Ostrva - Sedlo pod Ostrvou – P.1884,3m - Batizovské pleso – Batizovská Dolina - Batizovský žľab - Batizovská Dolina - Batizovské pleso – P.1553,7m - Vyšné Hágy.

Tour im Alleingang.

Anmerkung: Vier Monate später bestieg ich erfolgreich den höchsten Slowaken. Hier der Link zum Tourenbericht: Gerlachovský štít

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (7)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. Juni 2015 um 21:02
abenteuerlich, reizvoll - auch ohne Gipfelbesteigung; die wird ja noch folgen ;-)

lg Felix

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 9. Juni 2015 um 06:15
Hallo Felix,

Danke dir für den Kommentar - und wie du sagst, immer Sommerohne Schnee wird's im zweiten Versuch klappen.

LG, Andi

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 8. Juni 2015 um 21:13
Hi Andi,

wie schon besprochen: die Couloirs sind nicht übersichtlich (v.a. wenn man drin ist) und der von Dir beschriebene Weg wird eigentlich nur im Abstieg begangen.
Wenn das Eis weg ist, kommen zwar keine Eisbrocken, dafür aber permanent Steine herunter ...

Trotzdem: tolle Tour und schöne Fotos!

Gruss,
Richard

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 9. Juni 2015 um 06:19
Guten Morgen Richard,

Nun ich war selber schuld mit dem falschen Eistieg. Ich hatte Fotos der richtigen Route welche ich aber im Hotel gelassen hatte. Wobei genützt hätten sie mir dennoch nicht bei den Bedingungen mit Eisschlag. Umkehren hätte ich auch mit den Fotos müssen.

Dafür gibt's dann nochmals eine schöne Bahnreise in die Slowakei :-)

LG, Andi

pedro_bln hat gesagt:
Gesendet am 14. Juli 2015 um 02:15
Hey Andi,

super Bericht und Bilder. Ich hab mir auch die Gerlachspitze für Anfang September vorgenommen. Kannst du mir sagen, ob man mit einem DAV-Ausweis da wirklich auch ohne Führer hoch darf. Weißt du ob man dann auch alle Routen gehen darf oder nur welche, auf denen die geführten Gruppen nicht unterwegs sind. Habe da keine eindeutigen Infos gefunden. Falls es im September aus irgendwelchen Gründen nicht klappt, wär ich ein Kandidat für den Oktober :)

Beste Grüße, Peter (www.gipfel-europas.de)

Sputnik Pro hat gesagt: Gerlachovský štít
Gesendet am 14. Juli 2015 um 10:28
Hallo Peter,

Danke für den Kommentar, ich habe deine Homepage natürlich auch schon früher gesehen! Nun so viel ich weiss ist ein Ausweis pflicht denn die Parkwächter machen manchmal Kontrollen, allerdings nicht am frühen Morgen bevor die geführten Gruppen die Hütten verlassen. Weiters darf nur auf schwierigeren Rouen aufgestiegen werden - das heisst nicht über das Couloir auf der Ostseite. Wenn man dort aber früh unterwegs ist trift man kaum auf absteigende Bergführer. Ich werde im Oktober schauen dass ich zum Beginn der Dämmerung am Einstieg zum Couloir bin. Jedenfalls könnten wir die Tour gemeinsam angehen. Die Idee gefällt mir. Ich werde in der zweiten September dann wieder vom Urlaub zurück sein.

Viele Grüsse,

Andi

pedro_bln hat gesagt: RE:Gerlachovský štít
Gesendet am 14. Juli 2015 um 15:26
Vielen Dank für die Infos und Tipps. So langsam kann ich mir ein Bild machen :) Für mich kommt wahrscheinlich nur die Ostroute für den Aufstieg in Frage. Werde wohl, wenn das Wetter mitspielt, auch versuchen im Morgengrauen da hoch zu gehen. Na mal schauen, ich halte dich auf dem laufenden.


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