Val Verzasca TI – das Valle del Cansgell ist ein Paradies


Publiziert von Seeger , 2. Mai 2015 um 23:12.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 2 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Poncione Piancascia   CH-TI 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1246 m
Abstieg: 1246 m
Strecke:9.84km: Ganne 669m – Listra 620m – Abzweigung Bosco della Motta – Cansgell 1525m – Alpe di Sgiöf 1728m – Piano del Vald 1164m – Coste 1039m – Ganne 669m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Tenero bis Ganne vor Brione. Auto: Val Verzasca nach Lavertezzo und weiter bis nach Gallerie und Brücke. Wenige Gratis-Parkplätze entlang der Strasse, sonst mit Gebühr
Zufahrt zum Ankunftspunkt:item
Kartennummer:1292 Maggia

Zwischen Lavertezzo und Brione im Val Verzasca öffnet sich das Valle del Cansgell mit dem Valle d’Orgnana auf der orographisch rechten Talseite. Diese Täler wurden schon im 16. Jahrhundert bestossen und dazu auch Alpwege erstellt. Die Täler sind rauh. Doch am Ende befinden sich riesige Weide Talkessel (Conca) bis auf 2000m an die Wände des Madom da Sgiöf/Cima da Nimi/Pizzo Orgnana hinauf. In alten Karten steht Alpe Cancello (Gatter). Doch der richtige Name Cansgell kommt von Abgeschiedenheit, Klus.
Gut vorbereitet und mit dem Petrus abgesprochen starte ich in Ganne 669m bei schönstem warmem Wetter zur Rundtour. Kulturweg mit schrägen Installationen bei wunderschönen und mit viel Liebe ausgebauten Rusticis. Durch Trockensteinmauern gesäumten Weg auf die Schwemmebene an  Listra 620m vorbei zur Abzweigung Bosco della Motta.
Ein kleiner ganz spezieller Wegweiser am rechten (immer in Laufrichtung) Wegrand macht den Einstieg sichtbar. Nun alles den Wegspuren und blauen Tupfern, respektive gelb/roten Markierungen nach links hoch bis zum Flussgraben. In der Tiefe tost die Valegg. Auf dem ganzen Weg wird sie mich begleiten. Plötzlich höre ich einen Pfiff und schaue mich nach dem „Vogel“ um. Damit ich nicht allzu fest erschrecke, hat mich ein Tessiner „gewarnt“. Kurze Einladung zum Kaffee oben in der Hütte ….und tschüss. Ich sehe nur noch seine Schuhsohlen. Er soll diese Strecke, offiziell mit 3 Stunden angegeben, einmal in 1 Std. 06 Min. gemacht haben. Ich habe dann 3 1/2  Stunden!
Über hunderte von Steintritten, lieblichem Gelände, Felsbänder schlängelt sich der nicht immer leicht auffindbare Weg entlang des Flusses. Kritische Passagen sind entschärft. Ganz speziell ist ein Plattenschuss mit 400 Jahre alten eingemeisselten Tritten, sogenannte Tacche zu erwähnen. Wenn man richtig einsteigt, geht’s ganz automatisch „Rechts – links - -rechts…“ Ich kenne diese Tacche vom Val Bavona.
Und so erreiche ich Cansgell 1525m. Zwei Häuser sind sehr schön ausgebaut. Und tatsächlich werde ich auf der Terrasse an den Tisch eingeladen. Glückselige Momente mit dieser einzigartigen Tessiner Gastfreundschaft. Dann die Besichtigung des wunderschön ausgebauten Hauses. „E il mio paradiso“, meint mein Gastgeber und es ist offensichtlich, dass er hier seine Seele hat und sie von Zeit zu Zeit – wenn es Beruf und Familie erlauben – besucht.
Nach einer intensiven Stunde zeigt er mir noch den Weiterweg nach Alpe di Sgiöf 1728m. Dieser beginnt oberhalb der Häuser und verschwindet im Wald. Keine Markierungen, doch auf der LK sehr klar eingezeichnet, logisch und teils ausgeprägt. Ich steige beschwingt (vielleicht tut das Bier und der Grappa das seinige dazu) zu dieser traurigen Alp hinauf. Wie viele Installationen wurden gemacht! Betonierter Vorplatz, Gatter, Duschhäuschen…alles, inklusive den Dächern, am Verfallen. Einige kleinere Gebäude sind zum Glück noch unterhalten.
Nach einem kleinen Durchgang steige ich weiter in gleicher Richtung bis zum rot/weiss-markierten Wanderweg hinauf. Und jetzt geht’s runter..runter...runter durch den Wald: Hunderte von Steintritten, enge Passagen, weite Buckel, etliche Flussüberquerungen (3x der gleiche Fluss). Alles bestens unterhalten und frisch markiert. Ich erreiche den wieder auferstandenen Weiler Piano del Vald 1164m auf einer Waldwiese. Einst am Zerfallen, nun mit Elan ausgebaut und am Ausbauen. Vis-à-vis ragt die imposante Spitze des Poncione d’Alnasca in die Höhe und in der Tiefe tost die Verzasca. So eine schöne Balkon-Lage mit gepflegter Umgebung. Ein Bijou!
Im spitzen Winkel nach rechts folge ich dem markierten Wanderweg wieder in den Wald zurück. Nun Treppenanlagen bis nach Coste 1039m, zwei gut erhaltene Steinhäuser von einer umgesägten Buche bedroht. Geschickt angelegt schlängelt sich der Weg über Rippen hinunter nach Ganne 669m.
La Valle del Cansgell è un paradiso.
Anche il mio paradiso.
Grazie Roberto per tutto e speriamo alla prossima. 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (4)


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danicomo hat gesagt:
Gesendet am 3. Mai 2015 um 09:45
Woww, bellissimo..., che luce!
Ciao
Daniele

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Mai 2015 um 16:33
Sempre dopo la pioggia viene questa luce.
Incredibile!
Grazie per il complimento.
Cari saluti
Andreas

bobi hat gesagt: Renovationen
Gesendet am 3. Mai 2015 um 17:15
Hoi Andreas
es freut mich jedesmal, wenn Du grosses Verständnis zeigst für die Leute, die es auf sich nehmen, die "alten Steinhaufen" wieder wachzuküssen. Es gibt nämlich recht viele Zeitgenossen, die sehen scheinbar eine Ruine lieber als ein lebendiges Haus, allenfalls mit Schweizerfahne und/oder sogar Chemineegrill. Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, aber ich sehe auch lieber lebende Häuser als tote.
Der Salamander ist übrigens ein normaler Feuersalamander (gelbe Punkte), der Alpensalamander ist ganz schwarz und (schein-)lebendgebärend wie das Exemplar in unserer Douche es uns vor 50 Jahren vormachte...
Gruss Bobi

Seeger hat gesagt: RE:Renovationen
Gesendet am 3. Mai 2015 um 23:03
Ciao Bobi
Bin ja froh, dass andere die Wiederbelebung der Ruinen auch begüssen.
Von wegen Feuersalamander: wird korrigiert.
Gruss vom Roggenhalm
Andreas


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