12-Apostel-Grat


Publiziert von quacamozza , 24. Oktober 2014 um 18:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:18 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1450 m
Strecke:Pflach P Säulinghaus-Säulinghaus-Pilgerschrofen-12 Apostel-Grat-Säuling-Säulinghaus-P Säulinghaus (12,5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A 7 und B 179 Ausfahrt Reutte-Nord, Richtung Reutte nach Pflach P Säulinghaus
Unterkunftmöglichkeiten:Säulinghaus
Kartennummer:Kümmerly+Frey Outdoorkarte 1:35 000 Nr.5 Tannheimer Tal, Fernpass

Der Säuling ist der markante westliche Eckpfeiler der Ammergauer Alpen, den man bereits aus der Voralpenregion und während der Zufahrt gut sieht. Zu diesem Gipfel führt von Westen der 12-Apostel-Grat, ein ca. 1,5 Kilometer langer Grat, der zu den schönsten Bergtouren in den Ammergauern gezählt werden darf. Die Tiefblicke auf die Seenlandschaft um Füssen sind dabei ebenso eindrucksvoll wie die Aussicht in andere Gebirgsgruppen, namentlich in die gegenüberliegenden Tannheimer Berge. Schon der Pilgerschrofen am Beginn des Grates ist eine Aussichtsloge par excellence.

Die Kletterei ist nicht sonderlich schwierig, wenn man ein Seil mitnimmt. Wir empfehlen dies auch, denn ansonsten sind im Abstieg einige IVer-Stellen zu meistern, die von oben schlecht einsehbar sind. Hier sollte der bergsteigerische Ehrgeiz hinter den Sicherheitsaspekt zurücktreten, zumal die Abseilstellen alle mit Bohrhaken und/oder Schlingen eingerichtet sind. Bei Nässe, Neuschnee und dergleichen werden die vielen erdigen Schrofen schnell unangenehm und heikel.


Zur Schwierigkeit:

Eine kurze Stelle III, Stellen II+ und häufig II, anspruchsvolles Gehgelände bis knapp T 6, außerdem drei Abseilstellen zwischen 7 und 12 Metern.


Zur Ausrüstung:

30 Meter-Seil, Helm, Abseilausrüstung, einige Schlingen und Karabiner


Zum Zeitbedarf:

P Säulinghaus-Säulinghaus: 1 Std 30 min
Säulinghaus-Pilgerschrofen: 1 Std 5 min
12-Apostel-Grat bis Säulingwiese: 2 Std 30 min
Säulingwiese-Säuling: 20 min
Abstieg: 2 Std


Vom kostenlosen Parkplatz Säulinghaus (884m) steigen wir im morgendlichen Schatten auf stets gutem Weg hinauf zum großen Säulinghaus (1693m). Die Meereshöhe des Hauses ist vor Ort und auf vielen Karten falsch mit 1720m angegeben.

Wir schlagen den Wanderweg Richtung Schwangau ein, der um den Pilgerschrofen herum führt. Wir befinden uns in einer eindrucksvollen Landschaft. Vor und hinter uns ragen bizarre Felszacken auf, die bereits durch die Herbstsonne beschienen werden. Gegenüber grüßen die Tannheimer Berge. Geröllreißen und Waldabschnitte wechseln sich ab. So verlieren wir fast 200 Höhenmeter. An einigen Gedenktafeln vorbei kommen wir an die blau-weiße Markierungsstange, die uns den Abzweig zum Pilgerschrofen anzeigt. Dieser Punkt kann auch auf direktem, weglosem Anstieg durch Wald von der Materialseilbahn Säulinghaus erreicht werden.

Von der Markierungsstange auf ca.1525m führt eine hin und wieder mit Steinmännchen markierte Spur steil aufwärts. Die Ausgesetztheit nimmt dabei stetig zu.
Einzelne leichte Kletterpassagen (I) und steile Schrofen bringen uns zu einer Querung, dem sogenannten Steinbock-Quergang. Etwa 50 Meter zieht der Pfad entlang der südlichen Flanke, dann gewinnen wir über weitere Steilschrofen (T 5) schnell an Höhe und kommen an die erste ernste Kletterstelle. Mittels eines großen Spreizschrittes (II) überwinden wir die Passage. Für kleine Personen, die den Tritt nicht erreichen können, ist die Stelle deutlich anspruchsvoller. Von oben lässt sich am Gipfelkreuz oder an einem vorhandenen Haken sichern.

Der Pilgerschrofen (1759m) besitzt zwei Gipfelkreuze und zwei Gipfelbücher, auch nicht alltäglich. Wir suchen und finden den Eintrag der Monaco-Gang aus 2013. Weitere Seilschaften kommen hoch und gesellen sich zu uns, während wir unser Spätfrühstück einnehmen. Dazu serviert uns Matze interessante Ausführungen zur Geologie der Landschaft.
Wir werden erwartungsgemäß heute nicht die Einzigen am Grat sein. Unten am Parkplatz sah es noch anders aus.


Mit dem guten Topo von bergsteigen.com geht's vom Pilgerschrofen Richtung Osten hinab in die Scharte vor dem ersten Apostel. Auf dem Grat sind vor allem Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und souveränes Gehen in schrofigem Gelände gefragt. Nach dem Aufschwung (II) erwartet uns oben das erste Blechschild "Philippus". Auch die weiteren Apostel sind mit Schildern versehen, von denen wir allerdings nur rund die Hälfte zu Gesicht bekommen.

Schnell geht es über einen weiteren, eher unauffälligen Apostel zur ersten Abseilstelle, ein Baumstamm mit vorhandener Schlinge. Noch vor der Abseilfahrt holt uns Ali ein, der unsere Einträge in den Gipfelbüchern am Pilgerschrofen gesehen hat und uns somit leicht erkennt. Eine nette Überraschung. Ab jetzt klettern wir zu viert über den Grat.

Der weitere Grat ist recht einfach zu übersteigen. Einige interessante Stellen (II), namentlich an den Aufschwüngen, und viel Gehgelände bringen uns rasch voran, so dass wir bald an die zweite und längste Abseilstelle gelangen. Erstaunt stellen wir fest, dass wir schon fast die Hälfte des Grates hinter uns gelassen haben. Dabei sieht der Pilgerschrofen immer noch recht nahe gelegen aus, und Höhenmeter haben wir auch noch nicht nennenswert gewonnen.
Wir seilen über steile Risse ab und finden in der Scharte das im Topo erwähnte Gratbuch.

Dahinter erwartet uns an der linken Seite der Felswand die Schlüsselstelle (III), ein Aufschwung mit einer vorstehenden Rippe. Eine ziemlich ausgesetzte Angelegenheit. Leicht bekommt man diese Rippe zwischen die Beine und sieht dann die Tritte nicht mehr. Wenigstens ist die Gesteinsqualität hier gut. Das ist nicht überall am Grat so. Allzu sehr werden die Nerven dann aber doch nicht gekitzelt.

Abwärts geht es durch eine markante Latschenrinne mit erdigen Tritten. Die weiteren Apostel sind wieder recht leicht zu übersteigen. Einmal kommt nach einem ausgesetzten Abstieg durch Latschen eine kurze, scharfe und felsige Gratschneide, die allerdings technisch keine Schwierigkeiten bietet, dafür ein beeindruckendes Fotomotiv. Auf dem höchsten Apostel "Petrus" befinden sich ein Steinmann und dazu genügend Platz für eine kleine Vesperpause.

Nun geht es linkshaltend über Steilgras hinunter zu einem gezackten Gratabschnitt. Die Zacken werden links in brüchigem Fels umgangen (teils II), dann steigen wir weiter nach links hinunter. Vor dem Abbruch in die tiefe Scharte befindet sich die dritte und letzte Abseilstelle. Zunächst über flachere Felsstufen, schließlich über eine senkrechte Wand sind wir am Ende des eigentlichen Grates. An dieser Abseilstelle ist Obacht geboten, muss man doch beim Abseilen leicht nach links (i.S.d.Ab.) queren, um die Scharte zu erreichen. Die untersten Meter sind leicht überhängend, sodass die Gefahr für einen unerquicklichen Pendler besteht. Hier ohne Gurt abseilen? Zumindest nicht ganz ungefährlich!

Von den drei nun zur Verfügung stehenden Durchschlüpfen nehmen wir den zweiten, zwängen uns durch einen engen Felsspalt und klettern zum Beginn der Wiese hinunter (II+). Die klettertechnischen Schwierigkeiten liegen damit hinter uns.


Linkshaltend steigen wir die steile, zuweilen schrofige Wiese hoch (T 6-). Die Neigung beträgt bis zu ca. 55 Grad. Wir kommen in der Mittagssonne ordentlich ins Schwitzen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, weiter direkt am Grat zu bleiben. Dann warten allerdings einige anspruchsvolle Kletterstellen. Wie schwer diese Variante ist, wissen wir nicht. Sie soll mit IV eingestuft sein.
Auf ca. 1920m betreten wir den brettebenen Teil der Säulingwiese und können durchschnaufen und uns vom Klettergurt befreien. Der Wanderweg ist nur noch wenige Schritte entfernt.


Ali verabschiedet sich von uns, um rechtzeitig die Heimfahrt antreten zu können. Da wir noch nicht auf dem Säuling (2047m) waren, steigen wir schnell hoch auf den Gipfel, genauer gesagt auf den höheren Ostgipfel. Während sich auf dem Westgipfel die Menschenmassen auf den Füßen stehen, sind wir alleine und schauen in Ruhe einigen Kletterern in der Südwand zu. Der Übergang vom Westgipfel ist recht leicht (T 3-4), aber nicht markiert. Die meisten Wanderer verzichten darauf.

Runter geht's über den Normalweg zum Säulinghaus und auf bekanntem Weg zum Parkplatz. Erstaunlich, wie viele Touristen mit ungeeignetem Schuhwerk wir überholen. Dabei ist der Weg von der Hütte zur Wiese steil, ausgesetzt, und die Felsstufen so glattgetreten, dass man selbst mit entsprechender Ausrüstung noch sehr aufpassen muss.

Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Bergtour mit grandioser Aussicht.


Tourengänger: frmat, quacamozza, AIi, yuki


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Kommentare (1)


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Nic hat gesagt: Coole Tour!
Gesendet am 24. Oktober 2014 um 18:39
Beim nächsten mal komm ich mit. Schaut ja gar nicht schwer aus.

Gruß Nico


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