Wilde Tour an den Wildseehörnern


Publiziert von matt , 7. Oktober 2014 um 12:46.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:Pizolhütte - Wildseelücke - Wildseehörner - Lavtinahörner - Wildseelücke
Kartennummer:2509 - Pizolgebiet

Auf dem Weg auf den Pizolgipfel bin ich schon unzählige Male unter den Wildseehörnern durchmarschiert. Heute nun sollte endlich diese Besteigung stattfinden. Die Verhältnisse dazu waren eigentlich optimal, es herrschte schönes Herbstwetter und der Schnee der letzten Woche war grösstenteils geschmolzen.

Nach der Wildseelücke geht es noch einige Meter auf dem Bergweg zum Pizol, dann bin ich in das erste Geröllfeld eigestiegen. Dieses war teilweise mit einer leichten Reifschicht bedeckt und entsprechend rutschig. Auch das feine Geröll war zu meinem Erstaunen gefroren, ja die klaren Herbstnächte sind halt doch schon recht kalt.

Anschliessend geht es auf dem Grat in Richtung des ersten Wildseehorns. Als ich am Fuss des letzten Aufschwungs stehe, staune ich erstmal über den Gipfelfels. Das ist ja eine richtige Kletterpartie. Da ich bereits weiter unten mit dem flechtenüberzogenen Fels meine Bekanntschaft gemacht habe, lasse ich es gut sein und gehe weiter zum zweiten Horn.

Dieses ist nun wesentlich einfacher zu besteigen und so kann ich doch noch mit etwas Verspätung den ersten Gipfelerfolg des heutigen Tages geniessen. Dann geht es weiter zum dritten Wildseehorn, auf welchem sich die weithin sichtbare Wetterstation befindet.
Auch das vierte Wildseehorn ist schnell bestiegen. Was bis zu diesem Punkt auffällt, der Weg zu den Gipfeln ist viel weniger direkt als ich mir das vorgestellt habe. Das Gelände ist ziemlich unübersichtlich. Man muss immer wieder Umgehungen machen, zudem ist der mit Flechten bedeckte Fels extrem rutschig.

Vom vierten Wildseehorn kann ich mindestens einen Teil der weiteren Wegstrecke einsehen, aber was ich da sehe, macht mich nicht gerade zuversichtlich. Das fünfte Wildseehorn mit seinem Überhang sieht ja ziemlich "abartig" aus. Der schmale Verbindungsgrat, meine Erfahrungen mit dem rutschigen Fels und der Umstand, das ich alleine unterwegs bin, lassen mich eine Alternativroute suchen.

Durch ein steiles Geröllcouloir geht es zuerst einmal abwärts und dann auf einem Band um den Gipfel herum. Auch von der anderen Seite sieht die Besteigung nicht einfacher aus. So beschliesse ich schweren Herzens das 5. Wildseehorn auszulassen und wende mich dem Sechsten zu.

Was von unten noch relativ einfach ausgesehen hat, erweist sich aus der Nähe wesentlich schwieriger. Da ist nämlich plötzlich eine tiefe Felsspalte im Übergang von Wildseehorn 5 zum Wildseehorn 6.
Also wieder durch ein Geröllcouloir absteigen und auf der Südseite zum Gipfel aufsteigen. Punkt 12.00 Uhr stehe ich auf dem letzten Gipfel der Wildseehörner.

Nach einer ausgiebigen Rast steige ich auf das Vorfeld des Pizolgletschers ab und quere in Richtung Lavtinahörner. Da ich gut im Zeitplan liege, möchte ich noch ein wenig die Lavtinahörner erkunden.

Mein Plan ist in den Sattel zwischen dem 9. und 10. Lavtinahorn einzusteigen, von dort bis zum vierten Lavtinahorn zu gehen und dort wieder zum Wildsee abzusteigen.
Schon von weitem sehe ich, dass der Sattel von Steinwild besetzt ist und auch auf dem 10. Lavtinahorn einige Gemsen herumturnen. Der ursprüngliche Plan auf dem Band unter der Felswand aufzusteigen ist wegen zu grosser Steinschlaggefahr hinfällig. So steige ich ziemlich gradlinig unter dem Sattel auf, was im gut gestuften Gelände erstaunlich einfach von statten geht.

Kurz unterhalb des Sattels werde ich erst einmal von einem jungen Steinbock "angepfiffen". Nachdem er aber gemerkt hat das er mich dadurch nicht zur Umkehr bewegen kann, zieht er sich schliesslich zurück. Auf der Westseite ist ein ganzes Rudel Steinwild am Grasen.
Von hier aus kann ich nun meine Route um die Lavtinahörner, welche ich im August gemacht habe, bestens einsehen. Es wäre also doch möglich gewesen hier den Grat zu überqueren.

Der weitere Weg ist nicht allzu schwierig, so lange man nicht auf jedes Horn, die hier sehr zahlreich sind, steigen will. Ich begnüge mich damit die einfacheren Gipfel (8 und 5) zu besteigen und die andern einfach zu umgehen. Nach dem Felsenfenster ist dann erst einmal Schluss. Hier stellt sich die Felswand des vierten Lavtinahorns in den Weg.

Aufgrund der nun fortgeschrittenen Zeit und der unbekannten Abstiegsvariante breche ich meine Erkundung ab und gehe etwas zurück um dann in der Flanke unter dem sechsten Lavtinahorn im Geröll abzusteigen. Dies geht bei den herrschenden Verhältnissen recht einfach und so stehe ich schon bald wieder auf dem Geröllfeld des Pizolgletschers.

Nun folgt noch eine kurze drei Seen-Tour und schliesslich der letzte Aufstieg vom Wildsee in die Wildseelücke.

Fazit:
Die Wildseehörner habe ich gewaltig unterschätzt. Beim Studium des Fotomaterials in der Vorbereitung erscheinen die Geländeübergänge nicht derart markant wie sie in Wirklichkeit sind. Auch die Beschaffenheit des Fels mit dem Moos und den Flechten ist gewöhnungsbedürftig. Diese Tour würde ich niemals bei nassen Verhältnissen machen.
Die Lavtinahörner sind ebenso äusserst spannend auch wenn hier die Möglichkeit jeden Gipfel zu besteigen wesentlich geringer sind (mindestens für mich). Die fehlenden Hörner werde ich bei meinem nächsten Besuch angehen.
Das Pizolgebiet hat wesentlich mehr zu bieten als die 5-Seenwanderung und so ist es auch an stark frequentierten Wochenenden möglich ganz alleine auf einem Gipfel zu sein.

PS: als ich von dieser Tour nach Hause kam, habe ich im Hikr.org nachgesehen ob es denn nicht schon einen Bericht von den Wildseehörner gibt. Beim Lesen des Berichts von Delta (http://www.hikr.org/tour/post26573.html) hatte ich wirklich ein Dejà-vu ;-).

Normalerweise schaue ich mir die Berichte als Vorbereitung vor meinen Touren an, aber hier war ich mir so sicher das diese Tour nicht so schwierig sein kann, das ich es nicht getan habe. Das war definitiv eine grobe Fehleinschätzung!

Tourengänger: matt


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