Alpelhorn,kecker Zacken im Schatten der Großen


Publiziert von kardirk , 19. September 2014 um 11:51.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:18 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:16km

Das Alpelhorn gehört  zu den ganz unbekannten Zielen in den Berchtesgadenern Alpen. Das liegt zum einen an der Abgeschiedenheit der Gegend, zum anderen, das es mit 2254m deutlich niedriger ist als die es umgebenden Topziele wie Hocheisspitze und Hundstod. Grad recht es mal zu besuchen.
Start war am Parkplatz Hinterthal (907m), der doch tatsächlich nur 2€ kostet, dazu noch sehr schöne Toiletten bietet. Über die gesperrte Strasse gings zunächst Richtung Hirschbichl, dann nach einem Kilometer auf die breite Forststrasse zum Jägerhaus. Hier drohte ein großes Banner, gesperrt - Holzschlag. Da es erst 7:00 war nahm ich an, das die noch beim Frühstück sein werden und marschierte trotzdem weiter. Knapp einen Kilometer weiter hinter dem Jagdhaus traf ich dann auf die Arbeitsstelle und denkste, die waren schon tätig.
Ein kleines Schild sperrte hier von 7:00 - 17:30, da die Arbeiter alle weit unterhalb tätig waren mogelte ich mich an den sperrenden Fahrszeugen und Baumstämmen vorbei, danach war der Weg frei.
Über einen kleinen Steig gings dann von der Strasse hinauf zu den Kämmerlingalmen. Kurz vorher zweigt eine Almstrasse ab die ich nun hinaufstieg. Laut meinen Recherchen sollte von diesem Strässchen weiter oben ein Steig abgehen, der direkt zum Einstieg in den Alpelboden leiten sollte, gekennzeichnet durch einen Steinmann. Ich kam auch an einem solchen vorbei, der war aber auf der rechten Seite unterhalb der Strasse und ich nahm doch an, das der Steig links oberhalb den Berghang hinauf führen würde - ein Fehler wie sich herausstellen sollte, denn in der Tat mündet der Steig hier unterhalb ein, wie ich dann beim Abstieg feststellen konnte.

So marschierte ich die Strasse bequem zu ihrem Ende und fand dort natürlich keinerlei Steiglein. Sowas blödes , dachte ich, marschierte fröhlich durch die Gegend, natürlich steigend, erst durch lichten Wald, dann kam erstes Buschwerk, schließlich die Latschen und ehe ich mich versah, stand ich auch schon inmitten des schönsten Latschengemüses. Ich war auch schon den mächtigen Steilwänden sehr nah gekommen und ein Blick in die AV-Karte - in der der Steig nicht verzeichnet ist!!! - bestätigt mir auch, das ich wohl viel zu hoch war. Also wieder runter, natürlich direkt durch die Latschen einen der Gräben suchend, die ich schon erspäht hatte, eine wahre Freude, den das Gemüse hier war besonders ausgeprägt und teilweise federte ich über die dicken Äste hinweg ohne jede Bodenberührung. Schließlich erreichte ich einen Schuttgraben über den es deutlich flotter hinab ging und siehe da, fast vor der Waldgrenze, da war es ja mein Steiglein. Gut 1h kraftzerrendes Latschentraining hatte ich nun hinter mir und war reichlich ausgepumpt.

Auf dem Steiglein gings es nun Richtung Einstieg zum Karboden. Der Steig ist nicht sehr ausgeprägt, teilweise muß man etwas aufpassen, in den Gräben ausgewaschen, quert es zuletzt hoch die großen Schutthänge zum Karabbruch, den man bei wunderschönen Wasserfällen erreicht. Dann kommt die unangenehmste und anstrengeste Passage. Neben dem Wasserfall führen mehr oder minder ausgeprägte Steigspuren durch die steilen Schroffen und Schutthänge hinauf. Das Terrain ist im Schutt sehr rutschig, am besten geht es zwischen den Latschen. Ich erreichte schließlich die oberen Wasserfälle - wunderschönes Ambiente -  und über letzte Hänge die gewaltige Arena des völlig abgeschiedenen Alpelbodens. Hier zeigte sich auch erstmalig mein heutiges Ziel, das keck zugespitze Alpelhorn.

Über die weiten Hänge stieg ich, mich links haltend, über zurächst allmählich sich aufsteilende Rasenhänge, dann über schuttige Schrofen in die markante Einsattelung der Alpelscharte.
Hier eröffnet sich eim gewaltiger Tiefblick gen Wimbachtal und Watzmann.

Weiter gings nun über den Grat über den folgenden breiten Kopf. Der Abstieg in die folgende Scharte erfolgt etwas links vom Grat, die Abbrüche umgehend, dann bleibt man am besten immer direkt am Grat, hier ist der Fels am besten und der wenigste Schutt. Im Gebrösel ist es nirgend schwerer als I, meistens leichtes Gehgelände, immer am gewaltigen senkrechten Abbruch gen Wimbachseite, die Alpelseite ist schottriges Schrofengelände.

Über einen direkt zu nehmenden Aufschwung gelangt man dann an den sehr kecken Gipfelaufbau.
Direkt am Grat gibst einen Riss - wohl III-IV - nix für mich, rechts gibts eine kaminartige Steilrinne, da wollte ichs mal versuchen. Über steilen Schutt gings unten hinein, zunächst ganz gut, dann aber stellte sich zunehmende Brüchigkeit ein, einzelne Tritte brachen mir aus, es folgte die fast senkrechte Schlüsselstelle, rechts eine rötlich braune Felspartie aus Blöcken, sicherlich elefantenschwer, die schon bei leichter Berührung gefährlich zu knirschen began. Vorsichtig lavalierte ich mich an der Stelle vorbei, die Felsen rechts möglichst nicht berührend, es folgten noch ein paar kleine Bruchstellen mit abgehenden Tritten, dann war ich in einer kleinen Scharte und über den plattigen brüchigen Grat sogleich auf dem kleinen spitzen Gipfel, den einen neues Holzkreuz mit Herrgott von 2014 ziert. Gen Wimbachtal geht pfeilgrade gut 300hm hinab, die Aussicht ist trotz der relativ geringen Höhe sehenswert.
Aufgrund meines Latschenausfluges brauchte ich dann doch gesamt gut 6:00h, das geht bestimmt auch deutlich schneller.

Nach einer schönen Pause gings an den Abstieg - vor der Rinne hatte ich jetzt einen gehörigen Respekt, zumal ich schnell mal im AV-Führer oben - typisch - nachgelesen hatte, das man links der Rinne in den Felsen aufsteigen soll, beim Abstieg sah ich dann auch die mögliche Linie. Es ging dann aber alles ganz gut, einige Steinsalven ließen sich allerdings nicht vermeiden. Im Abstieg wählte ich dann eine andere Linien und stieg ab der Scharte quer durch die Flanke gen Alpelboden. Aufgrund des rutschigen splittrigen Geschröffs ging das aber auch nur sehr mühsehlig und langsam, man muß sehr aufmerksam sein.

Es folgte noch eine sehr schöne Pause in der warmen Sonne an den Wasserfällen am Karausgang - ein traumhafter Ort.

Dann folgte der Abstieg über das sehr unangenehme Steilstück am Karausgang - rutschiges Geröll und Erdreich bevor ich über den Steig - an einer Stelle verlor ich den nochmal kurz - zur Alm zurück marschierte.

Von der unteren Almstrasse folgte ich dann einer zunächst sehr begrünten einmündenden Strassetrasse, die dann tatsächlich direkt zum Parkplatz führte - gut auch für den Anstieg zu wissen, man erspart sich gut 2km Anmarsch.

Fazit:
*****-Tour in eine äußerst reizvolle einsame Gegend.
Bis Zum Steig T1
Steig T3+
Anstieg zum Alpelhorn T4 und Stellen I, eine Stelle II+ (Rinne oder AV Anstieg)
sehr brösliges-brüchiges Gelände.
Einiges an Ausdauer von nöten, natürlich Trittsicherheit und Orientierungssinn.

Tourengänger: kardirk


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

chrs hat gesagt: ...
Gesendet am 22. September 2014 um 19:13
Servus, da muss ich auch mal hin... deine textliche Beschreibung hört sich wie mind. T5 an, andererseits hast du ja die Seebergspitze mit T5 bewertet, und da bin ich auch schon hoch (fand ich nicht so krass), also werd ich's schon packen nehm ich mal an... wobei ich vllt. auch durch die Scharte (laut avführer II) ins Sittersbachtal rüber wollte...


Kommentar hinzufügen»