Tschingelhorn und etwas mehr


Publiziert von Frangge , 21. September 2014 um 13:57.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:14 September 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2700 m

Nach einigen Hochtouren und Kursen mit dem SAC und dem ASVZ wollte ich anfangen auch ohne Tourenleiter Hochtouren zu unternehmen. Sehr passend, dass Katja gefragt hat, ob ich denn auf eine Tour mitgehen wolle. So trafen wir uns zu viert am Samstag Morgen auf den ersten Zug ab Zürich HB.

1. Tag - Mutthornhütte und Mutthorn:
Wir kommen gegen viertel vor neun mit dem Postauto an der Fafleralp an und nehmen den markierten Weg Richtung Blauseeli, der wirklcih winzig ist. An der Abzweigung verlassen wir diesen und steigen weiter Wegspuren und Steinmännchen folgend bis zum Üsser Talgletscher. Im angenehm kühlen Schatten geht es über Gletscherschliff, am Gletscher selbst haben wir es wieder sonnig (T3 bis hierhin). Nach einer Pause montieren wir die Steigeisen, seilen an und begeben uns auf den Gletscher. Den Petersgrat überqueren wir und steigen ab zur Mutthornhütte (L), wo wir kurz nach zwei Uhr ankommen und mit Schoggi und Tee empfangen werden. Unsere Online-Reservation ist anscheinend verloren gegangen, was aber nichts ausgemacht hat, da die Hütte nur zur Hälfte belegt war.
Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns zu zweit noch auf das Mutthorn. Der Weg fängt direkt hinter der Hütte an. Es gibt einige und deutliche Wegspuren. Wir und andere auch sind aber zu bald aufgestiegen und an einem Gratzacken gelandet, von wo es nicht weiter ging. Die korrekte Route ist, erst sehr weiter auf etwa gleicher Höhe nach Westen zu traversieren. Dann erst geht es Wehspuren folgen nach oben. Kurz vor dem Gipfel gilt es ein kurze Kletterstelle (II) zu überwinden. Wir geniessen sehr lange die Aussicht, bevor wir wieder zur Hütte zurückkehren (T5). Am Gipfel versuchen wir durch lautes Zurufen andere vor dem gleichen kleinen Versteiger zu warnen, bzw mitzuteilen, wo es denn eigentlich lang geht - vergleblich, wir sind nicht zu hören.

2.Tag - Tschingelhorn und Gamchilücke:
Um vier Uhr klingelt der Wecker und kurz nach fünf Uhr seilen wir am Gletscher an. Eine sternenklare Nacht verspricht einen herrlichen Tag. Orion liegt über dem Tschingelhorn als wir zum Petersgrat aufstiegen, als ob er uns den Weg zum Berg zeigen wollte. Am Coulior angekommen geht die Sonne auf, die vergangene halbe Stunde haben wir eine fantastische Morgenstimmung geniessen können. Wir machen bereits zwei Seilschaften im steilen (45°) Coulior aus. zwilling und chamuotsch sind schon fast am oberen Ende des Couloirs. Die Bedingungen sind wirklich gut. Wir steigen auch auf und stehen etwa anderthalb Stunden später als letzte von drei Seilschaften an diesem Tag auf dem Gipfel. Der Abstieg durch das Couloir geht mir dann doch sehr in die Beine und dauert länger als gedacht (WS+).
Zurück an der Mutthornhütte gönnen wir uns auch eine Pause, wir sind zwar schon recht spät dran, rechnen aber damit in etwa dreieinhalb Stunden an der Gspaltenhornhütte anzukommen. Sollte sich als sehr optimistisch herausstellen. Die südseitige Umrundung des Mutthorns ging noch zügig, der Aufstieg zur Gamchilücke, der mit einer Kette gesichert ist ging etwas länger als gedacht, der Abstieg auf den Gletscher war jedoch das Stück, was am meisten Zeit gekostet hat. Uns hat schlicht die Routine im Abseilen und Sichern gefehlt, so dass es deutlich zu lange gedauert hat. So haben wir uns spät am Nachmittag auf dem Gamchigletscher wiedergefunden. Der ist zwar grösstenteils aper, die Spalten sichtbar, dennoch mussten wir über die ein oder andere Spaltenbrücke, von denen mindestens eine vor allem zu dieser Tageszeit nicht über alle Zweifel erhaben war. Der Gletscher ist voller Spalten, in der Mitte geht es noch am besten, rechts hat es teils riesige Randspalten. Es gab beim queren z.B. auf einer schmalen Brücke aus Eis ein paar Mal leicht erhöhten Adrenalinpegel. Aber auch wir haben den blau-weiss markierten Weg erreicht und kamen dann sehr spät und müde an der Gspaltenhornhütte an.

3.Tag - Abstieg ins Kiental:
Eigentlich war geplant, über die Bütlasse und Sefinenfurgge nach Gimmelwald abzusteigen. Geplagte Füsse in neuen Schuhen und noch etwas müde Beine halfen bei der Entscheidung, direkt ins Kiental abzusteigen. Immer einfach dem Wanderweg entlang, haben wir die Griesalp mit der Postautostation links liegen gelassen um die Pochtenschlucht noch zu Fuss geniessen zu können, die dann ein gelungener Ausklang der Tour war.

Nachlese:
Auch wenn wir eigentlich für eine solche Tour zu lange unterwegs waren, waren es  wunderbare drei Tage. Die Bedingungen, das Wetter und die Seilschaft waren wrklich Top. Wenn man so spät an der Hütte ankommt, ist sicher nicht alles richtig gelaufen, wir sind gut und nicht 'auf dem Zahnfleisch' angekommen. Also ist vermutlich auch nicht alles falsch gelaufen. Aber hier kurz, was das nächste Mal sicher besser geht: Konservativeres Einschätzen der Kondition (meine Beine haben z.B. das Abstiegstempo im Couloir bestimmt),  Hüttenwart nach den Bedingungen fragen (hier: Gamchilücke), einfachere Tour wählen, oder kürzere, so dass die fehlende Routine die Tour nicht zu lange werden lässt.

Es mich sehr gefreut, mit Michel, Katja und Patrick unterwegs zu sein. Gerne wieder.

Einen schönen Gruss noch an zwilling und chamuotsch, denen wir auf dem Mutthorn begegnet sind, und mit denen wir u.a. den Winterraum geteilt haben. Wir sind euch ja ganz schön 'hinterhergeschlichen'.

Tourengänger: Frangge


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