Wildspitze 3770 m


Publiziert von basodino , 9. September 2014 um 18:33.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 8 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 980 m
Abstieg: 1470 m
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit dem Auto oder ÖV von Vent ins Ötztal und weiter
Unterkunftmöglichkeiten:Breslauer Hütte DAV (2844 m), 50 Betten, 110 Lager
Kartennummer:30/6 Ötztaler Alpen Wildspitze

Wecken um 5.20 Uhr, Frühstück eine Viertelstunde später. Als ich die Hüttentür öffne, strahlt der Orion (Vorbote des Wintersternhimmels) im Südosten und verspricht einen herrlichen Tag. Daß er dieses Versprechen nicht ganz einhalten sollte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht, so wenig wie die Wetterdienste in Österreich.

Um 6.25 Uhr sind wir losgelaufen, zu unserem Erstaunen als 2. Seilschaft überhaupt (die beim Frühstück waren), 4 weitere lagen erst einmal hinter uns. Also keine Hektik, kein Chaos, alles ganz beschaulich.

Man steigt an der Hütte leicht aufwärts an und quert dann weit in einen Talkessel hinein, der größtenteils aus Geröll besteht. Der Weg ist erstaunlich gut gekennzeichnet, auch weit mit rot-weißen Wegzeichen. So wandert man in den Sonnenaufgang, den man an den hohen Gipfel rot leuchtend erkennt, während man selbst im Schatten bleibt. Bald kam ein kühler Wind auf. Auf ca. 3020 m überquerten wir ein 2. kleineres Schneefeld und kamen an den unteren Rand eines kurzen Rückens, den es dann tatsächlich mal für ein paar Meter steiler hinaufgeht. Darüber flacht das Gelände wieder ab, man tritt in das Tal des Mitterkar ein. Der anfänglich leicht vereiste Bach streitet mit der Wegroute, bald erreicht man aber flache Schneefelder, die wir bis ca. 3200 m anstiegen. Der Firn war hart und selbst ich brach durch den Harsch nicht durch. An einem günstigen Fels legten wir die Steigeisen an, auch wenn das streng genommen noch nicht nötig war. T3, 1 h 50 min.

Inzwischen hatte uns die Sonne erreicht, auch wenn der Firnhang unter den Felsen des Mitterkarjochs noch im Schatten lag. Sobald sich der Hang aufsteilt, gab es eine gute Zickzackspur, die den Anstieg sehr erleichterte. Die Firnauflage war überall gut, so dass es bis zu den Felsen ganz problemlos ging, auch wenn es oben etwas steiler wird (in aperem Zustand sicherlich nicht mehr ganz so erquicklich). Hier machten wir den "Fehler", der ersten Seilschaft in die Rinne links der Felsen zu folgen. Eine erste offene Stelle über Geröll war noch kein Problem, eine zweite offene Stelle über einen im auftauen begriffenen Fels (letztlich nur gut einen Meter hinauf), stellte sich als heikel heraus. Wir querten lieber rechts rüber zu den Stahlseilen, die wir gleich von unter her besser genommen hätten. Hier bauten wir uns sozusagen die einzige klare IIer-Stelle ein.
Nun den Seilen entlang ein Stückchen weiter hinauf. Allerdings konnten wir schon bald wieder auf den Firn nach links hinaus und so steil aber problemlos bis ins zugige Joch. WS-, I, Stelle II, 1 h 05 min.

Vom Joch geht es wenige Meter nach rechts hinab auf den großen Gletscher. Wolken drückten von Norden herauf, so dass die Sicht bald auf unter 20 m absank. Wir seilten uns ein und nahmen die sehr angenehme und klar erkennbare Spur auf, die zunächst zur anderen Seite hinüber quert, dann einmal kehrt und in wellenförmigen sanften Kurven bis zum Fuße des Südostgrates führt. Die erste Seilschaft kam uns bereits entgegen und verkündete "null Sicht, lohnt nicht". Welch Motivation. Da sich die Sicht immer mal wieder ein wenig änderte, der Wind immer noch blies, wollten wir uns diesem Statement nicht ergeben.
Am Fuß des Grates holten wir das Seil wieder ein und nahmen die Spur zum Gipfel auf. Diese führt abwechselnd über Schotter und Firn (Eis) immer dem Grat entlang hinauf. Die Tiefblicke in die Südwand hatten wir nicht, da erstens die Sicht nicht gut war und zweitens man selten direkt an der Kante läuft. Auf halbem Weg hinauf riß es auf einmal auf und der Gipfel wurde sichtbar, dahinter blauer Himmel. Mit diesem Motivationsschub erreichten wir die Felsen unter dem Gipfelkreuz, wo man über eine Leiste kurz nach links quert (evtl. I), dann den Gipfel erreicht. WS-, 1 h 05 min.

Auf der Südseite kann man leicht ein paar Schritte hinabsteigen. Dort war es windstill, die Sonne kämpfte sich immer häufiger durch die Wolken und ab und an waren der Nordgipfel und einige andere Berge erkennbar. In wohliger Wärme schufen wir uns eine Stufe im Firn, auf der wir unsere Regenjacken legen konnten und herrlich saßen. Eine weitere Seilschaft kam an, die bereits um 4 Uhr morgens aufgebrochen war und größere Ziele hegte. Für sie war die Wildspitze nur ein Trostgipfel. Für uns war er der Höhepunkt des Tourensommers 2014 und es war ein würdiger Höhepunkt.

Nach 45 min machten wir uns wieder an den Abstieg, eine Familie war inzwischen eingetroffen, zwei 6er-Seilschaften (eine mit Bergführer) am Gipfelgrat. Auf dem Gletscher angekommen erschallte vom Gipfel ein klar vernehmbares "Happy birthday to you" und wir waren froh etwas früher am Gipfel gewesen zu sein.

Die Felsen vom Mitterkarjoch sind wir dann komplett abgeklettert, was durch die guten Sicherungen kein Problem darstellte und weitgehend mit I bewertet werden kann.

Im weichen und durch die Sonne beschienen Firnhang blieben wir auf der Spur, da man daneben locker knietief eingesunken wäre. So nutzten wir den ersten Geröllstreifen im Abstieg rechts des Firnfeldes, um die Steigeisen abzulegen und über festen Grund abzusteigen. Nach einer halbstündigen Pause erwischte uns dann auch bald der erste Regen des Tages, sozusagen das letzte, nein, vorletzte Statement des Super-Sommers-2014. Das letzte Statement gab es dann im Abstieg von der Hütte zum Sessellift, nachdem wir uns einen wirklich leckeren Kaiserschmarrn gegönnt hatten. Doch ein bißchen durchnässt, trocknete uns dann aber nochmals die Sonne 5 Minuten vor dem Sessellift und belohnte uns mit einem tollen Regenbogen.

2 h 30 min vom Gipfel bis zur Hütte, 45 min bis zur Sesselbahn.

Bei guten Bedingungen (bessere Sicht) hätten wir auch eine Überschreitung über den Rofenkarferner hinab gemacht, aber auch auf der Normalroute ist es eine wirklich schöne Tour. Ich kann mir aber die Passage unter dem Mitterkarjoch bei entsprechendem Andrang auch unschön vorstellen.

Tourengänger: basodino, tourinette


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