Piz Palü Ostgipfel 3882m via Ostpfeiler - viel Sonne ... und Schnee
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Piz Palü oder Basòdino - wer von diesen beiden Finalisten wird letztendlich das Rennen machen? Die Schneefälle vom Wochenende plädierten für den Tessiner, das Herz (und mein Tourenkollege) jedoch für den Bündner. Das letzte Wort aber sollte die Vernunft haben. So galt es, abzuwarten; abzuwarten bis zum besagten Tag. Am Morgen der Abreise stellt sich heraus, dass in der Nacht zuvor zwar Schnee gefallen ist, doch fiel dieser im Engadin nicht ganz so üppig aus wie anderswo auf derselben Höhe - die Spalten des Persgletschers sollen zumindest noch gut sichtbar sein...
So entscheiden wir uns, den Piz Palü in Angriff zu nehmen. Schliesslich bietet der Piz Palü eine Vielfalt von Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, darunter auch leichtere Hochtouren. Sollte der Ostpfeiler also keine Option sein, so böte sich noch immer die Überschreitung des Piz Palü an. Damit war der Entscheid gefallen: ab ins Engadin.
Wir erreichen mit der Luftseilbahn Diavolezza am späten Nachmittag das Berghaus Diavolezza, wo wir übernachten. Leider waren die Doppelzimmer bereits alle ausgebucht, als wir am Morgen vor der Abfahrt reservierten, so dass wir uns mit einem Platz im Massenlager begnügen mussten. Es ist ja nicht so, dass ich mir zu vornehm wäre, im Massenlager zu übernachten, doch hätte ein Doppelzimmer quasi dasselbe gekostet, da bei der Buchung eines Doppelzimmers die Bergbahn derzeit inklusive ist, und diese beträgt nun mal 33 CHF (Erwachsene, retour), was ziemlich genau der Preisdifferenz zwischen Doppelzimmer und Massenlager entspricht.
Vor dem Abendessen besichtigen wir den Anfang der Tour vom kommenden Tag. Wie sich am kommenden Tag herausstellten sollte, hat sich dies belohnt ... und wurde anscheinend nicht von allen gemacht.
... Am nächsten Morgen starten wir nach einem tollen Frühstücksbuffet Richtung P. 3004 und begegnen dor bereits ersten verunsicherten Hochtöurlern. So mancher scheint bereits hier den falschen Weg (bzw. einen Umweg) eingeschlagen zu haben. Östlich um den Piz Trovat herum geht es an P. 3008 vorbei und sodann zur Fuorcla Trovat. Hier steigen wir auf Steigeisen um und seilen uns an. Erst auf der Normalroute hoch zum Piz Palü gelangen wir, südwärts gehend, zu P. 3011 und steigen auf der östlichen Seite der Spaltenzone (westlich vom Piz Cambrena) in den Spuren unserer Vorgänger hoch. Nach der Spaltenzone verlassen wir auf einer Höhe von ca. 3350 m. ü. M. den Normalweg und queren horizontal nach Westen Richtung Fuss des Ostpfeilers, während der strahlend blaue Tag erwacht. Nach einem kurzen Abstieg erklettern wir den Ostpfeiler bei dem rötlichen Felsen. Hier gilt es, sich nicht allzu weit nach links drängen zu lassen, auch wenn das Gelände dazu verleiten mag. Im oberen Teil des Einstiegs zum Grat finden sich mindestens drei Bohrhaken unterschiedlicher Qualität. Einige Meter weiter rechts, direkt beim Turm, fände sich ebenfalls eine Kletterhilfe. Dieser Aufstieg scheint anspruchsvoller zu sein, und in Anbetracht dessen, dass uns noch ein langer Grat bevorsteht und das Gestein bereits hier mit einer Eisschicht überzogen ist, verzichten wir darauf.
Nun folgen wir dem Grat. Zumindest die Wegfindung stellt hier keine Schwierigkeit dar. Etwas schwieriger gestaltet sich die Block- und Plattenkletterei. Zwar ist das Gestein felsenfest, doch erhöhen das Eis und der in fortschreitender Höhe zunehmende Schnee das Blockklettern und teilweise auch plattige Klettern. Der Spassfaktor mag riesig sein, wenn man mit gutem Profil an den Bergschuhen die trockenen Felsblöcke hinaufkraxeln kann. Die mit Pulverschnee und Eis überzuckerten Felsblöcke und -platten mit den Steigeisen zu erklettern ist dann aber doch um einiges anspruchsvoller. So gehen wir nur im unteren Teil am kurzen Seil, indem wir immer wieder das Seil um die vielen Zacken des Grates legen. Danach entscheiden wir uns, auch wenn der Grat bei idealen Bedingungen im Allgemeinen durchwegs nur Kletterstellen zweiten und dritten Grades aufweist, für die Standsicherung.
Ungefähr in der Mitte des Ostpfeilers stossen wir auf die Schlüsselstelle. Nach einer kurzen Inspektion entscheiden wir uns, sie nicht östlich zu umgehen (plattig, schneebedeckt, Klettern im unteren vierten Grad), sondern sie direkt zu erklimmen (oberer vierter oder gar unterer fünfter Grad). Cornel macht dabei glücklicherweise den Vorstieg.
Weiter geht's in ähnlichem Stil wie vorher. Schnee und Eis tragen dazu bei, dass der Aufstieg bis zum Firngrat volle Konzentration erfordert und nicht ganz einfach ist. Auf dem Firngrat angelangt, schnaufen wir erst mal richtig durch. Was nun folgt, ist reinster Genuss. Bei perfektem Trittschnee steigen wir bei einer moderaten Steigung von maximal ca. 40 Grad am kurzen Seil hoch zum Ostgipfel.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns für den Abstieg via Normalweg und verzichten darauf, über den Hauptgipfel und Piz Spinas via Fortezza abzusteigen. Beim Berghaus Diavolezza - und unzählige Male auf dem Weg runter vom Gipfel - schweift der Blick zurück. Toll war sie, die Tour, aber auch kräftezerrend und anspruchsvoll.
Tour mit Cornel. Danke für die tolle Begleitung und das souveräne Meistern der Schlüsselstelle.
Fazit: grossartige, aber auch herausfordernde und zeitintensive Tour, die idealerweise bei trockenem Fels begangen werden sollte, auf dass die Kletterei (durchgehend zweiter bis dritter Grad, Schlüsselstelle oberer vierter oder gar fünfter Grad) so richtig genossen werden kann.
So entscheiden wir uns, den Piz Palü in Angriff zu nehmen. Schliesslich bietet der Piz Palü eine Vielfalt von Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, darunter auch leichtere Hochtouren. Sollte der Ostpfeiler also keine Option sein, so böte sich noch immer die Überschreitung des Piz Palü an. Damit war der Entscheid gefallen: ab ins Engadin.
Wir erreichen mit der Luftseilbahn Diavolezza am späten Nachmittag das Berghaus Diavolezza, wo wir übernachten. Leider waren die Doppelzimmer bereits alle ausgebucht, als wir am Morgen vor der Abfahrt reservierten, so dass wir uns mit einem Platz im Massenlager begnügen mussten. Es ist ja nicht so, dass ich mir zu vornehm wäre, im Massenlager zu übernachten, doch hätte ein Doppelzimmer quasi dasselbe gekostet, da bei der Buchung eines Doppelzimmers die Bergbahn derzeit inklusive ist, und diese beträgt nun mal 33 CHF (Erwachsene, retour), was ziemlich genau der Preisdifferenz zwischen Doppelzimmer und Massenlager entspricht.
Vor dem Abendessen besichtigen wir den Anfang der Tour vom kommenden Tag. Wie sich am kommenden Tag herausstellten sollte, hat sich dies belohnt ... und wurde anscheinend nicht von allen gemacht.
... Am nächsten Morgen starten wir nach einem tollen Frühstücksbuffet Richtung P. 3004 und begegnen dor bereits ersten verunsicherten Hochtöurlern. So mancher scheint bereits hier den falschen Weg (bzw. einen Umweg) eingeschlagen zu haben. Östlich um den Piz Trovat herum geht es an P. 3008 vorbei und sodann zur Fuorcla Trovat. Hier steigen wir auf Steigeisen um und seilen uns an. Erst auf der Normalroute hoch zum Piz Palü gelangen wir, südwärts gehend, zu P. 3011 und steigen auf der östlichen Seite der Spaltenzone (westlich vom Piz Cambrena) in den Spuren unserer Vorgänger hoch. Nach der Spaltenzone verlassen wir auf einer Höhe von ca. 3350 m. ü. M. den Normalweg und queren horizontal nach Westen Richtung Fuss des Ostpfeilers, während der strahlend blaue Tag erwacht. Nach einem kurzen Abstieg erklettern wir den Ostpfeiler bei dem rötlichen Felsen. Hier gilt es, sich nicht allzu weit nach links drängen zu lassen, auch wenn das Gelände dazu verleiten mag. Im oberen Teil des Einstiegs zum Grat finden sich mindestens drei Bohrhaken unterschiedlicher Qualität. Einige Meter weiter rechts, direkt beim Turm, fände sich ebenfalls eine Kletterhilfe. Dieser Aufstieg scheint anspruchsvoller zu sein, und in Anbetracht dessen, dass uns noch ein langer Grat bevorsteht und das Gestein bereits hier mit einer Eisschicht überzogen ist, verzichten wir darauf.
Nun folgen wir dem Grat. Zumindest die Wegfindung stellt hier keine Schwierigkeit dar. Etwas schwieriger gestaltet sich die Block- und Plattenkletterei. Zwar ist das Gestein felsenfest, doch erhöhen das Eis und der in fortschreitender Höhe zunehmende Schnee das Blockklettern und teilweise auch plattige Klettern. Der Spassfaktor mag riesig sein, wenn man mit gutem Profil an den Bergschuhen die trockenen Felsblöcke hinaufkraxeln kann. Die mit Pulverschnee und Eis überzuckerten Felsblöcke und -platten mit den Steigeisen zu erklettern ist dann aber doch um einiges anspruchsvoller. So gehen wir nur im unteren Teil am kurzen Seil, indem wir immer wieder das Seil um die vielen Zacken des Grates legen. Danach entscheiden wir uns, auch wenn der Grat bei idealen Bedingungen im Allgemeinen durchwegs nur Kletterstellen zweiten und dritten Grades aufweist, für die Standsicherung.
Ungefähr in der Mitte des Ostpfeilers stossen wir auf die Schlüsselstelle. Nach einer kurzen Inspektion entscheiden wir uns, sie nicht östlich zu umgehen (plattig, schneebedeckt, Klettern im unteren vierten Grad), sondern sie direkt zu erklimmen (oberer vierter oder gar unterer fünfter Grad). Cornel macht dabei glücklicherweise den Vorstieg.
Weiter geht's in ähnlichem Stil wie vorher. Schnee und Eis tragen dazu bei, dass der Aufstieg bis zum Firngrat volle Konzentration erfordert und nicht ganz einfach ist. Auf dem Firngrat angelangt, schnaufen wir erst mal richtig durch. Was nun folgt, ist reinster Genuss. Bei perfektem Trittschnee steigen wir bei einer moderaten Steigung von maximal ca. 40 Grad am kurzen Seil hoch zum Ostgipfel.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns für den Abstieg via Normalweg und verzichten darauf, über den Hauptgipfel und Piz Spinas via Fortezza abzusteigen. Beim Berghaus Diavolezza - und unzählige Male auf dem Weg runter vom Gipfel - schweift der Blick zurück. Toll war sie, die Tour, aber auch kräftezerrend und anspruchsvoll.
Tour mit Cornel. Danke für die tolle Begleitung und das souveräne Meistern der Schlüsselstelle.
Fazit: grossartige, aber auch herausfordernde und zeitintensive Tour, die idealerweise bei trockenem Fels begangen werden sollte, auf dass die Kletterei (durchgehend zweiter bis dritter Grad, Schlüsselstelle oberer vierter oder gar fünfter Grad) so richtig genossen werden kann.
- Der Ostpfeiler ist nur sehr sporadisch mit Bohrhaken versehen. Es empfiehlt sich, einige Friends, Express und Bandschlingen mitzuführen.
- Der Fels ist bombenfest, meist Blockkletterei, manchmal Plattenkletterei. Seilmässig haben wir uns mit einem 50m-Seil begnügt, aber zur Sicherheit ein zweites mitgeführt.
- Für den ja nach Umständen bis 50 Grad steilen Firngrat können Steileispickel gute Zwecke leisten.
- Der Pers-Gletscher hat zwar riesige Spalten, doch sind diese derzeit gut sichtbar. Ebenso wird der Normalweg zum Piz Palü häufig begangen, so dass meist ein guter Pfad vorhanden ist.
Tourengänger:
Mueri
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