Sulzspitze (2084m) Nordgrat über Lochgehrenspitze, Strindenschartenkopf (1937m) und Blässe (1961m)


Publiziert von Andy84 , 12. September 2014 um 18:25.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 5 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Kartennummer:AV BY5 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Auch im touristisch sehr überlaufenen Gebiet um den Vilsalpsee im Tannheimer Tal gibt es mit dem Nordgrat der Sulzspitze einen wahren Leckerbissen für Einsamkeitsliebhaber. Während sich auf dem Saalfelder Höhenweg die Massen von der Seilbahn am Neunerköpfle zur Landsberger Hütte tummeln, hat man oben auf dem Grat komplett seine Ruhe. Da mir die "Gipfel" auf dem Nordgrat und die beiden danach noch bestiegenen Gipfel in meiner Sammlung noch fehlten, war es heute soweit dieses nachzuholen.

Los geht's am kostenpflichtigen Parkplatz in Schmieden im hinteren Teil von Tannheim.
Von dort geht es nicht über den ausgeschilderten Fahrweg hinauf zur Usseralpe, sondern auf direktem Weg auf guten Pfadspuren steil den Wald hinauf. Allerdings ist der Weg noch sehr feucht und lassen erste Zweifel an einer Steilgrasüberschreitung aufkommen, aber naja, oben wird's schon trocken sein.
Bald stösst man auf eine kleine Brücke und der Fahrweg stösst mit meinem Aufstiegsweg zusammen. Genau hier lichtet sich rechts der Wald und öffnet eine steile Grasschneiße hinauf zum Kamm, über die es nun mühsam durch hohes Gras und klatschnassen Untergrund bis zu 40° steil hoch geht. Oben angekommen geht es dann flacher auf dem Kamm weiter in Richtung Lochgehrenkopf, welcher sich auch nach ein paar Metern bereits zeigt. Die letzten gut 100 Höhenmeter zum breiten und flachen "Gipfelplateau" des Lochgehrenkopfs sind schnell hinter sich gebracht. Ein richtiges Gipfelfeeling kommt hier allerdings nicht auf, aber der Ausblick hinunter ins Tannheimer Tal und dessen schöne Bergwelt, aber vorallem der Blick auf die imposant wirkende Lochgehrenspitze und den Gratübergang zur Sulzspitze wissen zu gefallen. So geht es auch direkt weiter zunächst ein paar Meter hinunter in eine kleine Scharte. Hierher führt auch ein kleiner Weg von der Usseralpe, wer also keine Lust auf den steilen Grasaufstieg hat, kann auch gemütlich über diese Variante zum Lochgehrenkopf gelangen.
Wieder etwas steiler geht es nun hinauf auf den nächsten Kamm. Ist dieser erreicht ist man erstmal richtig froh sich hier oben alleine zu befinden, denn auf dem gut 100 Hm tieferen Saalfelder Höhenweg sind beinahe Platzkarten von Nöten. Aber es war ja nicht anders zu erwarten.
Auf dem Kamm geht es nun an die Lochgehrenspitze heran, und je näher man dieser kommt, desto sanfter wirkt sie.  Die letzten Meter sind zwar wieder etwas steiler, aber nie wirklich ausgesetzt oder gefährlich. Am Gipfel befindet sich ein Betonpfeiler.
Hier gibt es nun eine gemütliche Pause in aller Seelenruhe, wobei ich mir schon den weiteren Wegverlauf hinüber zur Sulzspitze ein bisschen genauer anschaue. Schaut wirklich nett und einfacher  aus wie vermutet, und dazu ist das Gras nur noch ein bisschen feucht, also alles im grünen Bereich.
Der Abstieg vom Gipfel zum Grat ist recht steil, aber sehr gut gehbar. Weiter geht's direkt an der Gratkante mit eindrucksvollen Tiefblick in die senkrecht abfallende Nordflanke. Ein kleiner Gratturm wird im gut 60° steilen Gras östlich umgangen, ein direktes Überschreiten war mir aufgrund der extremen Brüchigkeit zu heikel. Allerdings bin ich direkt nach dem Abbruch wieder im Gras auf den Grat hinaufgeklettert. Nach ein paar Minuten ist der Spass leider auch schon wieder vorbei und man steht vor dem steilen Felsabbruch. Ein direktes Überklettern dürfte so im III-IV-ten Grat liegen. 
Diese Stelle kann ganz einfach rechts herum auf guten Trittspuren umgangen werden, danach gleich wieder zurück auf den Kamm und man befindet sich am Betonpfeiler des Sulzspitze-Nordgipfels wieder. Von diesem geht es nun gemütlich zum Gipfelkreuz der Sulzspitze, an dem ich aufgrund der Massen auf dem Höhenweg deutlich mehr Besuch erwartet habe. Lediglich 2 weitere Wanderer waren am Gipfel.
Nach einer kurzen Rast geht es nun direkt in die Strindenscharte hinunter, der Normalweg, der in großem Bogen hinunterführt wird nur einmal kurz gequert. Die letzten Meter die sehr steile Schrofenflanke hinab sind etwas heikel und es sollte auf Steinschlag geachtet werden, da der Höhenweg direkt darunter verläuft.
Von der Scharte geht es nun auf der anderen Seite hinauf zum Strindenschartenkopf. Die ersten Latschen werden links herum umgangen und danach auf schwachen Wegspuren auf dem Grat aufgestiegen, auf welchem es teils direkt an der Abbruchkante, teils durch kleine Latschengassen zum höchsten Punkt des Strindenschartenkopfes hinauf geht. Dort befindet sich etwas unterhalb ein Fels an dem alte Markierungen abgebracht sind. Den Übergang zum etwas niedrigeren Ostgipfel hab ich mir dann gespart, die Überschreitung dürfte allerdings deutlich anspruchsvoller sein.
Zurück geht es auf dem gleichen Weg in die Strindenscharte und dort rein ins Getümmel. Auf dem gut einem Kilometer langen Abschnitt des Saalfelder Höhenweges bis zur Gappenfeldscharte bin ich gut 50 anderen "Wanderern" begegnet, wobei ich den Altersschnitt deutlich gesenkt habe ;-)
Von der Gappenfeldscharte geht es nun weglos hinauf zur Blässe. Der Anstieg ist eher gemächlich und nie steil. Die Gipfelpunkt der Blässe befindet sich nicht am höchsten Punkt, sondern am nördlichsten Ausläufer des Grasgrates. Bis auf einen Zaun der direkt am Kamm entlang läuft befindet sich hier allerdings nichts. Trotzdem hat sich der kurze Abstecher auf die Blässe gelohnt, der Blick auf den Traualpsee und die steile Nordflanke der Roten Spitze ist wunderschön.
Eigentlich wollte ich nun direkt durch die steile Ostflanke auf den Wanderweg absteigen, aber da ich kurz vor der Blässe den Kadaver eines Neugeborenen Schafes gefunden habe bin ich zurück zur Gappenfeldalpe abgestiegen um dem Almwirt Bescheid zu geben.
Nach einer leckeren Maß Russ geht es nun im schnellen Laufschritt zurück ins Tal, wobei wiedermal die Blicke und Kommentare der unzähligen "Wanderer" gewiss sind. Die letzten gut 2 km geht es auf der Teerstraße zurück zum Auto.


Fazit:

Der weglose Aufstieg zum Lochgehrenkopf ist was für Individualisten, der Übergang von der Lochgehrenspitze zur Sulzspitze ist wunderschön, leider nur viel zu kurz. Der Strindenschartennkopf deutlich einfacher zu erreichen wie erwartet und die Blässe ein schöner einsamer Aussichtspunkt.
Sieht man mal von den Menschenmassen am Saalfelder Höhenweg und dem Abstieg von der Gappenfeldalpe ab, ist es eine wirklich tolle Runde.
Bedanken möchte ich mich noch bei Maheibu für seinen tollen Bericht über den Nordgrat.


Zeiten und Schwierigkeiten:

Parkplatz - Lochgehrenkopf                        55 min,  T3 Wanderweg
                                                                                T4 Aufstieg über die steile Flanke
                                                                                 T3 Schlussanstieg
Lochgehrenkopf - Lochgehrenspitze            20 min   T3
Lochgehrenspitze - Sulzspitze                     30 min,  T4+
Sulzspitze - Strindenschartenkopf                20 min,  T4 wegloser Abstieg Sulzspitze
                                                                                 T3+ Aufstieg Strindenschartenkopf
Strindenschartenkopf - Blässe                     40 min    T3+ Abstieg
                                                                                  T1 Saalfelder Höhenweg
                                                                                  T3 Blässe
Blässe - Gappenfeldalpe                             10 min     T3
Gappenfeldalpe - Parkplatz                        45 min    T2 Abstieg
                                                                                  T1 Rest


Tourengänger: Andy84


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 13. September 2014 um 13:07
Coole Tour! Hast scheinbar unseren weglosen Abstieg als Aufstieg genutzt.

VG Nico

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2014 um 14:34
Danke. Ist echt ne nette Runde. Und dem Ziel wieder ein Stückchen näher gekommen ;-)
Ja kann sein. Ist aus deinem Bericht net so ganz rauszulesen gewesen wie ihr runter seid. ;-)
VG Andy


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