Sulzspitze-Überschreitung Nord-Süd und Schochenspitze-Nordgrat


Publiziert von quacamozza , 14. Oktober 2014 um 15:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 7 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1200 m
Strecke:Neunerköpfle-Vogelhörnle-Usseralpe-Lochgehrenkopf-Lochgehrenspitze-Sulzspitze-Gappenfeldscharte-Schochenspitze-Strindenscharte-Strindenschartenkopf-Vogelhörnle-Neunerköpfle (14 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberjoch, Pfronten oder Weißenbach ins Tannheimer Tal nach Tannheim zur Talstation der Vogelhornbahn (Tagesparkgebühr 4 €, davon 3 € Rückerstattung bei Kauf einer Seilbahnfahrkarte)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 5 1:25 000 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Eine kleine, aber ausgesprochen schöne Tannheimer Gipfel(chen)tour mit einigen Kletter- und Steilgraspassagen - genau das Richtige für Bergsteiger, die in einem kurzen Zeitfenster eine abwechslungsreiche Tour mit etwas Anspruch unternehmen möchten.

Dazu fahre ich heute mit der Vogelhorn-Bahn zur Bergstation unter dem Neunerköpfle. Für alle, die auf die Bahnbenutzung verzichten möchten sei gesagt, dass sich der Aufstieg per pedes in keiner Weise lohnt und die Bahnfahrt mit Rückerstattung der Parkgebühr nicht als teuer bezeichnet werden kann. Lieber die Zeit in einen zusätzlichen Gipfel investieren, vor allem im Herbst, wenn's unten neblig ist.


Zur Schwierigkeit:

Schochenspitze-Nordgrat: Eine Stelle III-, eine Stelle II+, sonst II und I  
Lochgehrengrat: Bis zu T 5 an der Lochgehrenspitze und eine Stelle I-II
Sulzspitze-Südwestgrat: Eine Stelle II
ansonsten leichte Wanderung


Zum Zeitbedarf:

Bahnstation-Neunerköpfle: 7 min
Neunerköpfle-Vogelhörnle: 7 min
Vogelhörnle-Usseralpe: 15 min
Usseralpe-Lochgehrenkopf: 20 min
Lochgehrenkopf-Sulzspitze: 45 min
Sulzspitze-Gappenfeldscharte: 20 min
Gappenfeldscharte-Blässe: 15 min
Blässe-Schochenspitze: 35 min
Schochenspitze-Strindenscharte: 25 min
Strindenscharte-Strindenschartenkopf-Strindenscharte: 20 min
Strindenscharte-Neunerköpflebahn: 40 min


Die Bahn fährt ab ca. 08.40 Uhr. Morgens ist es noch nicht so schlimm mit dem Massentourismus. Die meisten Wandervögel frühstücken in ihrer Unterkunft im Tal.
In wenigen Minuten geht es über das Neunerköpfle (1862m) auf das etwas höhere, aber deutlich weniger frequentierte, stark mit Erlen bewachsene Vogelhörnle (1882m) und anschließend bei einem Abzweig rechts beschildert hinunter zur Usseralpe (1630m). 

Der weitere Anstieg zur Sulzspitze ist gerade erst vom Andy aufs Ausführlichste beschrieben worden *Sulzspitze (2084m) Nordgrat über Lochgehrenspitze, Strindenschartenkopf (1937m) und Blässe (1961m), wobei gesagt werden muss, dass der Aufstieg von der Alpe in den Sattel südlich des Lochgehrenkopfs (1790m) soo gemütlich nun auch wieder nicht ist. Immerhin T 4 und ziemlich verkrautetes Geläuf machen den Aufstieg anstrengend. Von "Weg" kann keine Rede sein. Gut, dass dieser mühsame Abschnitt schon nach reichlichen 100 Höhenmetern Vergangenheit ist.

Hinter der Lochgehrenspitze (1995m) steigert sich die Schwierigkeit. Die steilen, wenn auch kurzen Graspassagen sind bereits im moderaten T 5-Bereich anzusiedeln. Einen Aufschwung überklettere ich direkt über moosige Absätze (I-II; Vorsicht bei Nässe, es geht überall steil runter, die Stelle ist sehr ausgesetzt). Wenn's sowas wie "brüchiges Gras" gibt: voilà. Die Linksumgehung des brüchigen Gratturmes empfinde ich als weniger anspruchsvoll, ist dennoch T 5-Gelände.

Der Abstieg von der Sulzspitze (2084m) über den Südwestgrat ist leicht zu finden und bei einigermaßen Übung auch zeitlich nicht länger als der Normalabstieg. Am oberen Ende des Kamins befindet sich ein alter Haken.

Weglos aus der Gappenfeldscharte (1860m) hoch zur nordseitig vorstehenden Blässe (1961m) und nach kurzem Rückweg oben auf dem Grasplateau bleiben. So flaniere ich hinüber zum Nordgrat der Schochenspitze.


Das ist doch mal eine Ansage: IV, ausgesetzt und ungemein brüchig, 2 Std ab Einstieg. So steht's im AVF geschrieben. Da kommt doch gleich der Wunsch nach einer alsbaldigen Begehung auf...aber Spaß beiseite. Hätte ich das alles vorher gelesen, hätte ich es wohl tunlichst unterlassen, diesen Grat anzugehen. Wild sieht er selbst beim Näherkommen auf alle Fälle aus.  

Alles nicht so schlimm. Im Gegenteil: Nach einem vorgelagerten Schrofenbuckel steht man zwar plötzlich im ausgesetzten und brüchigen Fels. Anspruchsvoll sieht aber anders aus. Die ersten steilen Meter bewegen sich gerade mal zwischen I und II. Dann bauen sich zwar zwei schwierige Grattürme auf. Sehen aus wie Dominosteine.
Genau durch die Lücke zwischen beiden geht es einfach hindurch. Dahinter wartet ein steiler Aufschwung. Hier etwas nach links an den kompakten Aufschwung treten und über eine gutgriffige Wand (II+, weiter links stimmt die IV sogar) hinauf. Eine schöne, anregende Kletterstelle in gutem Fels.
Weiter hinauf auf das horizontale Gratstück vor dem Gipfel, an dessen Ende der Grat nochmals steil wird.
Wird schon nicht so schwer sein, denke ich, gedanklich bin ich sowieso schon oben, aber der finale Aufschwung erweist sich als widerspenstig. Links rum könnte man über Schrofen und eine Steilrinne den Gipfel erreichen. Sieht aber heikel aus. Obendrüber geht's jedenfalls nicht: zu brüchig und sehr schwer. Absteigen nach rechts ist wegen der Bröseligkeit der Flanke unheimlich gefährlich. Meine Lösung: Den Abbruch an der rechten Seite auf halber Höhe umklettern. Ein guter Untergriff, recht gute, wenn auch kleine Tritte. Ich schiebe meinen Körper um den Turm etwas akrobatisch rum (Schlüsselstelle der Tour; III-). Danach erreiche ich schnell das Gipfelkreuz der Schochenspitze (2069m). Statt 2 Stunden vergehen gerade mal müde 20 Minuten und 60 Höhenmeter seit Gratbeginn. Der Gipfel ist von Wanderern immer gut besucht.

Den Westgipfel des Strindenschartenkopfs (1937m) im T 3-4 und Latschengelände nehme ich noch mittels 10-minütigem Abstecher mit, bevor es auf guten und markierten Wegen oberhalb der Strindenalpe zurück zur Bahnstation geht.







Tourengänger: quacamozza


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