Gitschen, 2513 m


Publiziert von HBT , 2. September 2008 um 21:43.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 August 2008
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Flüelen - Bolzbach - Gigental - Weidegg - Rinderstöckli - Gitschen - Firnboden - Musenalp - Isenthal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Flüelen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Isenthal
Kartennummer:1191 Engelberg

Der Gitschen ist ein über zweitausend Meter steil über dem Vierwald- stättersee thronender Gipfel, dessen Form durch den felsigen Gipfelkopf unverkennbar ist. Wenn man sich auf einem Schiff auf dem Urner See befindet, sieht nicht der über vierhundert Meter höhere Urirotstock am Mächtigsten aus, sondern der Gitschen zieht die Aufmerksamkeit der Bergbegeisterten auf sich.

Der Gitschen ist ein schöner Alpinwandergipfel steil über dem Urnersee, nicht umsonst wird die Überschreitung des Gipfels - vorallem der Aufstieg über das Rinderstöckli zum Gipfel - oft als die schönste Bergtour der Zentralschweiz angepriesen. Darüber kann man sich streiten, aber sicher ist, dass dieser imposante Gipfel eine lohnende Tour darstellt.

Gitschen von Osten
Blick von Flüelen (435 m) auf den Gitschen (2505 m) mit seiner Ostflanke im Winter 2008. Unterhalb der markanten, gelblichen Gipfelwand erfolgt die Querung.


Die heutige Tour auf den Gitschen startet in Flüelen  (435 m) um 07:30. In einigen Minuten gelangt man aus dem Dorf und folgt den Wegweisern in Richtung Seedorf, mitten durch das schöne Gebiet direkt südlich des Urnersees. Weit oben sehen wir zwischen Nebelfetzen schon unser Ziel. Leider gibt es nicht bis zu unserem ersten Zwischenziel solche schönen Wege durch die Natur, darum müssen wir in der Nähe von Unterdorf auf die Strasse wechseln. Ab jetzt geht es der Hauptstrasse entlang nach Peschrüti (436 m) und weiter nach Bolzbach (453 m) am Urner See.

Hier zweigt eine Asphaltstrasse zur Talstation einer kleinen Seilbahn ab. Über ein Strässchen gelangen wir höher bis zur Seilbahnbergstation Bodmi (725 m). Hier sind wir froh, dass wir endlich Asphalt- und breite Kieswege hinter uns lassen können. Durch den Wald geht es weiter nach Rüteli (851 m). Danach zeigt sich der Pfad immer stärker von Pflanzen überwuchert, was bei Nässe nicht optimal ist, die Orientierung jedoch nicht stark erschwert. Durch den Gigenwald gelangt man zu einem Bach, der nur wenig Wasser führte und den wir problemlos überschreiten konnten. Nachher kommt man zu einer steilen lehmigen Wegstelle (T3), danach geht es steil weiter durch den Wald. Auf etwa 1360 m gelangt man zu einer Hütte. Rechts neben der Hütte führt der richtige Weg weiter. Der folgende Pfad (T3+)  ist teilweise überwuchert und auch leicht ausgesetzt. Wir staunten, als der Weg plötzlich perfekt von Pflanzen freigeschnitten war. Über eine Wiese und nochmals eine kurze Waldstelle gelangt man zu P. 1552. Hier waren einige Älpler am heuen und einer erklärte uns, dass er das letzte Wegstück in letzter Zeit gepflegt hätte. Nach einem kurzen Gespräch gehen wir weiter.

Über Weidegg geht es zur Alp Oberberg (1800 m). Hier kommen wir an die pralle Sonne und somit auch ins Schwitzen. Ab hier ist auf der LK 1:25'000 kein Weg mehr eingezeichnet, doch die Orientierung ist einfach. Man folgt den blau-weissen Zeichen und Pfadspuren über recht steile Wiesen (T3) zum Rinderstöckli (1944 m). Von hier zeigt sich der felsige Aufbau des Gipelfelskopfs schon eindrücklich. Weiter blauweissen Zeichen und Pflöcken folgend geht es der rechts der Kante entlang, bei der das Gelände steil gegen den Urnersee abbricht. Nach einigen weiteren nicht sehr interessanten Minunten Heraufsteigens an praller Sonne steht man plötzlich vor der Querung (T4, Stellen T4+) unter der steilen Felswand, die vom Gipfel gegen Osten abbricht. Aus der Querung sieht man zu den messerscharfen Graten mit ihren steilen Aufschwüngen hinunter, welche die Gitschen-Ostflanke unter der Gipfelwand kennzeichnen - ein landschaftliches Highlight. Der Tiefblick ist grandios. Ich staune, als Burro auf ein steiles Couloir zwischen zwei Graten zeigt und mir erklärt, dass daraus laut Führer eine T6-Route entsteigen soll. Die Querung bietet keine besonderen Schwierigkeiten, nach kurzer Zeit passiert man die Biwakplätze und gelangt "um die Ecke" und zum Aufstieg auf den Grat durch die Südflanke. Man quert über eine Wiese zu einem felsig-gerölligen Felscouloir, dass mit teilweise einfacher Kraxelei durchstiegen wird. Der Schlussaufstieg zu einer Lücke zwischen zwei Grataufschwüngen ist dann nochmals grasig.


Blick vom Niderbauen Chulm (1923 m) auf den Gitschen (2515 m) im Frühling 2008. Der Aufstieg über das Rinderstöckli (1944 m; markante Nase in der Graskante) folgt er Graskante links bis zu den Felsen.

Hier beginnt der Schlussaufstieg zum Gipfel. Ein Gratturm wird rechts auf einem Pfad durch die Grasflanke umgangen. Weiter vorne wird an einer unnötigen Kette einige Meter abgestiegen und über einen Geröllpfad zu den Gipfelfelsen gequert. Über einige plattige Felsen (T5- / Kraxeln bis I) gelangt man zum Gipfelsteinmann des Gitschen (2513 m). Der Rückweg bis zur Lücke ist dann nochmals gleich, mit Ausnahme, dass wir nicht mehr der Kette entlang geklettert sind, sondern den Grat begangen haben, was für den Rückweg eher einfacher ist.

Nach der Lücke kommt die Schlüsselstelle der Tour. Der steile, grasige Aufstieg (T5) über einen Grataufschwung (Karte). Bei Trockenheit ist diese Stelle jedoch kein Problem. Über einen kurzen Geröllteil gelangt man zu einer einfachen Kletterstelle, die im Aufstieg bewältigt wird. Der nächste Teil des Abstiegs führt über viel Geröll. Erst nach einiger Zeit in dieser Mondlandschaft folgt wieder eine Stelle, wo auch wieder Konzentration gefragt ist. Durch ein nasses Couloir (T4+) mit plattigen Felsen wird ein Steilaufschwung im Gelände abgestiegen. Bei P. 1989 kommt der Weg vom Gitschen mit dem vom Urirotstock zusammen. Nach dem zügigen Abstieg durch die geröllige Gitschenflanke legen wir eine Trinkpause ein. Nach zehn Minuten geht's weiter. Der Weg (T3+) quert nun teilweise ausgesetzt eine Flanke zur Musenalp (1486 m). Hier gönnten wir uns dann ein kaltes Getränk in der Alpwirtschaft, wir waren gut in der Zeit, es war noch nicht mal 15:00 Uhr und wir mussten das 17:36-Postauto in Isenthal erreichen. Nach knapp 20 min "päuselen" kam uns dann die schlaue Idee, dass wir eigentlich noch das 15.06-Postauto erreichen könnten. Wir begannen im Laufschritt den Abstieg nach Isenthal. Schnell erreicht man über den Wanderweg das Strässchen. Zum Glück hatten wir auf halber Strecke Glück: Autofahrer hatten Mitleid mit uns und brachten uns bis Altdorf. Danke!

Anmerkung zur Schwierigkeit:
Die Tour ist im Führer mit T5+ bewertet, was wir beide jedoch für masslos übertrieben halten. Ich halte die Gitschen-Überschreitung für eine einfache T5-Tour. Im Führer von 1996 Zentralschweizer Voralpen sind beide Routen mit EB bewertet.

Anmerkung zur Zeit: Für die Strecke von Flüelen bis zur Musenalp brauchten wir gut sieben Stunden mit Pausen. Es war sehr heiss und beim steilen Aufstieg zum Gitschen schwitzten wir literweise. Reine Gehzeit betrug gute sechs Stunden. Wir waren aber oft eher einigermassen zügig unterwegs, da wir nicht sicher waren, wie lange wir für den Abstieg benötigen würden.

Weitere Bilder des Gitschen:

Tourengänger: Burro, HBT


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