Schesaplana (2964m)


Publiziert von أجنبي , 20. Juli 2014 um 14:30.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:19 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Seewis – P. 995 – P. 1143 – P. 1298 – Cani – Leidegg – Alt Säss – P- 1471 – P. 1846 – Schesaplanahütte – Schweizerweg – P. 2598 – P. 2728 – Schesaplana – P. 2710 – Totalp – Gamsluggen – Wurmchöpf – Löcher – P. 1969 – Schesaplanahütte – retour nach Seewis auf Aufstiegsroute
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV ab Seewis, Prada
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Autostopp kurz vor Seewis, ÖV ab Landquart
Kartennummer:LK 1:25.000: 1156 Schesaplana

Die Schesaplana habe ich seit Jahren auf dem Radar. Einerseits wegen des imposanten Aufstiegs über den Schweizerweg und andererseits, weil der Gipfel ein wunderbares Panorama verspricht. Schon diverse Male stand ich kurz davor, die Angelegenheit unter die Füsse zu nehmen, aber die lange ÖV-Anfahrt aus der Zentralschweiz und der ebenso lange Hüttenzustieg liessen wiederholt anderen Projekten den Vorzug. Nun klappte es endlich – und dies erst noch an zwei Traumtagen.

 

Hochtourenpläne verwerfend, reisten wir am Freitag mit dem ÖV nach Seewis (Haltestelle: Prada) und durften uns bereits nach wenigen Metern an einem Brunnen bedienen. Solch erfrischende Zwischenhalte würden uns bis zur Schesaplanahütte gegönnt sein, denn die Brunnen sind zahlreich – zum Glück, denn die Sonne brannte unerbärmlich.

 

Zum Hüttenzustieg gibt es nicht viel zu sagen. Die Route ist klar und ausgeschildert, wobei mehrere Varianten existieren. Wir folgten primär dem Strässchen und verliessen dieses erst nach Alt Säss, von wo wir im Wald auf einem Wanderweg zur Leidegg hoch stiegen. Danach folgten wir bis unterhalb der Hütte erneut dem Strässchen. Ob die anderen Varianten schneller sind, weiss ich nicht. Das Gute an unserem Aufstieg waren nicht nur die Wasserpausen, sondern auch, dass er sich komplett mit Outdoor-Sandalen bewältigen liess. Inklusive langer Pausen benötigten wir bei gemütlichem Tempo etwa 4 Stunden für den Zustieg.

 

Auf der Schesplanahütte gönnten wir uns zunächst mal ein Panache. Quellwolken wären dringlich erwünscht gewesen, hielten sich aber an diesem Tag trotz hoher Temperaturen stark in Grenzen und grosser Entfernung. Unser Sonnentank war abends mehr als genug gefüllt. Der Vorteil des schönen Wetters war indes, dass die Hüttencrew das Nachtessen draussen servierte.

 

Da die Hütte nicht voll war, blieb genug Platz für einen gemütlichen Schlaf. Wäre da nur nicht ein lauter Schnarcher gewesen... Wir frühstückten mit der ersten Schicht um 6.30 Uhr und verliessen die Hütte kurz nach 7 Uhr. Gleich hinter der Hütte ging's zur Südwand der Schesaplana hoch, alles bestens markiert. Der Einstieg in die Wand war bald einmal erreicht. Was aus der Ferne noch beinahe senkrecht erschien, erwies sich zwar noch immer als steiles, aber relativ gut gestuftes Gelände, in welches die Wegbauer einen hervorragenden, blau-weiss-markierten Wanderweg gebastelt hatten.

 

Bald einmal war die „Schlüsselstelle“ erreicht: eine kurze, exponierte Querung, die allerdings bestens mit Ketten ausgerüstet ist. Wer die Hände lieber am Fels hat, kann auf die Ketten verzichten. Bis auf etwa 2500m ging es technisch leicht (die Hände braucht's schon ab und zu, aber mehr zur Unterstützung als zum Klettern), doch meist einigermassen exponiert. Meines Erachtens ein eher anspruchsvoller T4-Bergweg, auf dem etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit durchaus von Nutzen ist.

 

Bald einmal war der Ausstieg aus dem felsigen Gelände erreicht. Nun stand die lange Querung in den schuttigen Bändern an. Das Gelände ist dort zwar nach wie vor abschüssig, doch nicht mehr so exponiert wie auf den ersten paar Hundert Höhenmetern. Nach 1h 45min erreichten wir den Ausstieg kurz vor P. 2728. Hier erblickten wir nun endlich den Gipfel. Weit weg schien er nicht mehr.

 

Der Rest des Gipfelaufstiegs ist einfach – und erinnert irgendwie an die Normalroute am Uri-Rotstock oder den Jabal Toubkal in Marokko: endloser Schutt, eine karge Mondlandschaft. Keine halbe Stunde später, um 9.20 Uhr, erreichten wir den zum Glück noch nicht allzu stark bevölkerten Gipfel der Schesaplana und ergötzten uns am enormen Panorama. Schade nur, war es dunstiger als am Vortag. Auch der Wind trübte die Gipfelrast etwas.

 

Ewig blieben wir also nicht oben und wandten uns bald mal dem Abstieg via Gamsluggen zu. In ziemlich brösmeligem Gelände ging es zunächst einfach in Richtung Totalp-Hütte hinunter. Die Fixseile sind fast etwas überflüssig dort. Nach einer windstillen Pause zweigten wir bei P. 2519 von der Servus-Autobahn ab. Im Karstgelände und über ein paar Schneefelder ging es auf die Gamsluggen zu, wobei diese nicht ohne einen kurzen Wiederaufstieg (ca. 50 Hm) zu erreichen ist. Von der Gamsluggen geht's zunächst etwas exponiert, doch bestens mit Ketten versichert in die Tiefe. Nach wenigen Minuten wird das Gelände angenehmer und sämtliche „Schwierigkeiten“ der Tour sind gemeistert – ausser vielleicht jener, irgendwie den langen Abstieg nach Seewis in der brütenden Hitze zu überstehen und dann auch noch den Bus zu erwischen.

 

Von der Schesplanahütte aus blieben uns noch 2h 20min (Wegweiser: 3h). Infolgedessen gaben wir im Abstieg etwas Gas – aber dies hätten wir auch sonst getan, um die gefühlte Ewigkeit möglichst rasch zu beenden. Rettung nahte schliesslich per Auto: Als wir schon fast auf den Knien dem Ziel entgegen schlurften, reagierten zwei junge, Bündner Berggänger mit Spezialbewilligung auf den Daumen meiner Kollegin – und nahmen uns gleich bis nach Landquart mit. Vielen, vielen Dank! Nicht nur habt ihr uns vom ewigen Abstieg erlöst, sondern uns damit auch erlaubt, eine Stunde früher als geplant zu Hause in den See zu springen – was an diesem Tag (34° C in Landquart heisst's...) mehr als nötig war.


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (4)


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Makubu hat gesagt: Infolgedessen gaben wir im Abstieg etwas Gas ...
Gesendet am 20. Juli 2014 um 17:42
Trottinett heisst die Lösung :-))
das erleichtert den Abstieg ungemein, und das Trottinett kann man beim Hotel Scesaplana in Seewis zurückgeben.

Liebe Grüsse, Markus

أجنبي hat gesagt: RE:Infolgedessen gaben wir im Abstieg etwas Gas ...
Gesendet am 20. Juli 2014 um 19:15
Hast schon recht, aber 24.- waren mir zu teuer.

Makubu hat gesagt: RE:Infolgedessen gaben wir im Abstieg etwas Gas ...
Gesendet am 20. Juli 2014 um 20:04
Stimmt natürlich auch. Ich hab mir letztes Jahr diesen Luxus geleistet, und bin so by nicht ganz fair means abgestiegen.
Liebe Grüsse, Markus

أجنبي hat gesagt: RE:Infolgedessen gaben wir im Abstieg etwas Gas ...
Gesendet am 20. Juli 2014 um 20:05
Sagen wir's mal so: Hätten wir nicht in der Hütte übernachtet und eine längere ÖV-An-/Abreise zu bezahlen gehabt, hätten wir uns wohl für die Trottinette entschieden.


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