Über die Schäferblasse auf die Hochblasse bei miesem Wetter


Publiziert von Wumpltuk , 8. Mai 2014 um 09:16.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 4 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:12km
Kartennummer:AV-Karte: BY 6

Minusgrade, Wegsuchschnitzeljagd, Latschenkampf, Gipfelglück und Kaiserschmarrn. So lässt sich wohl unsere Tour am 05. Mai auf die Schäfer- und die Hochblasse auf den Punkt bringen. Der Wetterbericht ließ ja eigentlich aufblicken, denn ab Nachmittag war ja schönes Wetter angekündigt (das kam dann auch, bloß leider zu spät und ich habe es auch verpasst, wie andere Hikr - namentlich Winterbaer - in der Früh die Webcams zu checken. Naja macht nichts, war trotzdem eine schöne und vor allem erlebnisreiche Wanderung!
 

Nach dem Vorbild von maxl (hier der Bericht) wollen wirs an diesem regnerischen Sonntag Morgen gemütlich angehen lassen und starten erst gegen halb 10 am Parkplatz  Ammerwaldalm. Da ich mir nicht so sicher bin, welcher Übergang über den Bach von 83_Stefan in seinem Bericht gemeint war, beschließe ich schon relativ früh mit meinen beiden Begleiterinnen die Bachseite zu wechseln und dann weglos am bewaldeten Bergrücken aufzusteigen, in der Hoffnung weiter oben dann leichter den Pfad zu finden.
Wir gehen also relativ bald nach Beginn des Tals den Weg etwas bergab zum Bachbett und dort über Steine springend auf die andere Seite. Dann folgen wir einer Spur aus niedergetretenem Gras, die sich kurze Zeit später aber schon in Wohlgefallen auflöst und uns somit zwingt, einfach frei Schnauze im Wald weiter nach oben zu steigen. Irgendwann – ich kann leider nicht genau sagen, wie lange seit Beginn der Tour, da ich damit beschäftigt war für die Mädels eine angenehm begehbare Route zu finden – treffen wir dann auf den richtigen Pfad.
Markiert mit kleinen Steinmännern und flankiert von vielen schön eingezuckerten Blumen können wir jetzt endlich zügig Höhenmeter machen. Toll! Wir zur Bestätigung reißt auch der Himmel kurz auf sorgt so dafür, dass die nasse Welt um uns herum erstrahlt. Doch es kommt, wie ich es mir zwischenzeitlich immer wieder verboten habe auszumalen, wir verlieren den Weg wieder unter dem Neuschnee. Also wählen wir einfach die logisch erscheinende Fortsetzung des Wegs und gelangen bald darauf auf eine Lichtung, an der wieder eine Pfadspur ersichtlich ist. Diese leitet über in die hier beginnende Latschenzone und wir folgen hier.
Doch hier beginnt der richtige Schlamassel, denn nicht nur, dass es zu Schneien beginnt, nein, bald verlieren wir den „Weg“ erneut und ein Latschenkampf, der diese Bezeichnung wirklich verdient nimmt seinen Lauf. Ich lasse meine Begleiterinnen immer wieder zurück und suche nach gangbaren Passagen. Die mit Neuschnee bedeckten Latschen sorgen dafür, dass ich hierbei nicht trocken bleibe und mir gefühlt jeden Höhenzentimeter in harter Arbeit erkämpfen muss. Sobald ich mir sicher bin, einen guten Weiterweg gefunden zu haben, kehre ich um und hole die Mädels nach. Das mache ich ein paar mal und stehe plötzlich mitten in den Latschen ohne sichtbare sinnvolle Router mehr.
Etwas trotzig kämpfe ich mich mitten durch eine etwas niedriger gewachsener Latsche und nach einiger harten Meter stehe ich genauso plötzlich wie kurz zuvor wieder auf einer Lichtung. Ich sehe mich um und erkenne, dass es hier nur eine Spur gibt. Bei genauerem Hinsehen wird mir klar, die Latschen sind hier beschnitten und ich beginne zu hoffen. Ich folge der Spur kurz, sehe, dass sie gut gangbar ist und hole dann die Mädels nach. Fünf Minuten später stehen wir glücklich auf dem Gipfel der  Schäferblasse 1764m.
 
Wir machen nicht lange Pause, denn die Hochblasse, die ja bekanntlich der „schönste Berg der Welt“ sein soll,  wollen wir heute auf jeden Fall noch erreichen. Da ich die Hochplatte schon von anderen Touren kenne, streiche ich diese aber unter diesen Bedingungen schon mal von der Liste für heute, denn dann wären mir meine Begleiterinnen wohl endgültig böse.
Wir folgen also dem jetzt wieder eindeutigen Wegverlauf kurze Zeit bergab, dann ein Stück bergauf und dann bergab und rechtshaltend in eine Flanke. Jetzt wieder leicht bergauf gelangen wir zu einem Übergang, von dem aus wir die Hirtenhütte zwar nicht wirklich sehen, aber auf der Karte nachvollziehen können.  Hier verlasse ich den wieder nach unten führenden Pfad bewusst, denn ich weiß nicht, wohin er noch führen wird und ich will nicht noch mehr Höhenmeter zur Hochblasse verlieren. Wir steigen 10-20m direkt bergauf, queren oberhalb einer markanten Felsnase und begeben uns auf die rechte Seite des Hangs. Besonders viel Schnee liegt hier zum Glück nicht, sonst wäre die Querung wohl viel zu heikel. Am rechten Rand der Flanke ist eine recht gut gangbare Schotterrinne, welcher wir fast bis zum zur Hochblasse ziehenden Grat nach oben folgen. Kurz unterhalb queren wir dann schräg nach links oben und auf den Grat. Von hier aus unschwierig, aber penibel darauf achtend nicht auf die riesigen, aber sich schon deutlich vom Grat lösenden Wechten zu treten, bis  zum Gipfel der  Hochblasse 1989m. Obwohl die Sicht keine 100m weit reicht, reißen die Wolken manchmal auf und Geben den Blick frei auf die Hochplatte und die Krähe.
 
Keine halbe Stunde verweilen wir hier, tragen uns ins schöne, aber leider schon wieder leicht feuchte Gipfelbuch ein (die Tüten waren innen nass, ich habe sie weitestgehend getrocknet und das nette Büchlein wieder darin verstaut. Leider hatte ich keinen adäquaten Ersatz dabei) und folgen dem Grat ins Roggental.
Ich befürchtete schon, dass es hier nochmal spannend werden könnte, aber der Abstieg ging trotz bröseligen und mit Schnee bedeckten Schrofen doch ganz gut. Sicherlich nicht so gut wie im trockenem Zustand, aber viel leichter als von oben gedacht.
 
Am  Roggentalsattel ist noch eine riesige Wechte und das Schild ist fast komplett eingeschneit, aber der Abstieg macht hier wieder mehr Spaß, geht es doch recht rasant den Berg hinab. Weiter unten kommt dann endlich das so lang ersehnte schöne Wetter und wir machen eine längere Brotzeitpause in der Sonne an der  Roggentalgabel, so dass wir daraufhin trockenen Fußes wieder zurück zum Auto gelangen. Leider ist eine Brücke wohl über den Winter kaputt gegangen, aber man gelangt noch immer recht leicht über den Bach.
 
Wieder am Auto, ziehen wir uns nur schnell andere Schuhe an und beschließen dann noch auf eine heiße Schoki (bzw. für mich Kaffee) in die Ammerwaldalm zu gehen. Es wurde dann doch noch ein Kaiserschmarrn, aber den hatten wir uns nach dieser Tour wohl redlich verdient!
Probehalber habe ich zum ersten Mal während einer Wanderung meine Laufuhr samt GPS und Herzfrequenzgurt getragen. Der GPS – Track ist leider im Roggental etwas ungenau und der Angabe von 2000hm kann ich auch nicht ganz trauen, aber der Kalorienverbrauch von 3600 erscheint mir angesichts meines Hungers dann doch ganz plausibel ;)

 
Fazit: Leider war es bei unserem Versuch bedeckt und bitterkalt. So dass wir den „schönsten Berg der Welt“ nicht ganz als solchen erleben durften. Da das natürlich nicht sein kann/ darf, werde ich bei schönerem Wetter definitiv nochmal aufbrechen zu diesem 100% einsamen Gipfel!
Rückblickend war die Entscheidung, die Mädels auf diese Tour mitzunehmen, wohl nicht die Klügste und aus Sicht des Risikomanagements wohl auch nicht in jeder Lage an diesem Tag  zu vertreten. Die Tour bei normalen Bedingungen sicherlich schön und nicht wirklich anspruchsvoll, war unter diesen Bedingungen durchaus fordernd. Das lehrt mich, zukünftig auch bei noch so leichten Wanderungen die Tourenplanung ernster zu nehmen. 

Die Bewertung T4- bezieht das Wetter mit ein, ansonsten wohl nicht schwerer als T3, auch nicht beim Abstieg von der Hochblasse in Richtung des Roggentalsattels.

 
 

Tourengänger: Wumpltuk


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Kommentare (1)


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Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 8. Mai 2014 um 15:13
Ja da werden wir halt nochmal hochgehen müssen und nochmal ein neues Gipfelbuch deponieren:-(
Keine Ahnung, wie die Tüten innen wieder nass sein konnten. Wir waren das letzte Mal am 3. Oktober oben und dann erst wieder Anfang Mai. Das Buch war trocken noch immer in derselben Tüte vom Herbst. Der Gipfelbuchkasten ist undicht und es weht da oben wie blöd, das stimmt. Aber in der Tüte sollte es trocken sein. Ich vermute ja, dass da Leute das Buch bei Regen herausnehmen, um sich einzutragen und es dann pitschnass in die im Regen liegen gelassene, nasse Tüte stecken. Mal schauen, wie`s ausschaut, ob es dann schon wieder schimmelt:-( Danke jedenfalls für Deine Trocknungsversuche! Anscheinend ist ein schönes Gipfelbuch auf der Hochblasse ein insgesamt hoffnungsloses Unterfangen:-).

Schade um das Wetter und vor allem um die Null-Sicht bei Euch!
Übrigens, "der schönste Berg der Welt" ist rein subjektiv zu sehen:-)

VG Uschi


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