Hochplatte (2082 m) - über Schäfer- und Hochblasse


Publiziert von 83_Stefan , 23. Oktober 2011 um 20:20.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:22 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Verbindungsstraße Linderhof-Plansee. Parkmöglichkeit an der Ammerwaldalm oder ein Stück weiter in Richtung Plansee am Beginn eines Fahrwegs.
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation - UK50-49 Pfaffenwinkel Ammergauer Alpen nördl. Teil.

Die Hochplatte in den nördlichen Ammergauer Alpen ist ein großartiger Aussichtsberg und bietet eine landschaftlich beeindruckende, nicht sonderlich schwierige Gratüberschreitung. Es gibt diverse markierte Anstiege von allen Seiten her, dementsprechend gut besucht ist der Berg normalerweise. Der Kenner will aber alleine am Gipfel sein. Er verlegt die Tour deshalb in die Randsaison und wählt als Aufstieg einen kaum bekannten Geheimtipp, bei dem Schäfer- und Hochblasse ohne Umwege "mitgenommen" werden...
Start an der Ammerwaldalm und hinein ins Roggental. Etwa 500 Meter nach dem Eintritt ins Tal mündet auf der Gegenseite ein Wasserfall in den Roggentalbach, kurz darauf wechselt der markierte Weg auf einer Brücke die Talseite. Noch vor (!) dem Wasserfall und der darauf folgenden Brücke überquert man an einer glatt geschliffenen Felsstelle den Bach und sucht einige Meter oberhalb des Bachs einen schwach ausgeprägten Steig. Hier ist durchaus Wegfindungsgespür gefragt. Hat man den Einstieg erst einmal gefunden, folgt man dem meist gut sichtbaren Steig in zahlreichen Kehren durch den Wald aufwärts und ins Latschengelände (Wegspur sparsam ausgeschnitten) hinein. Hier ist der Verlauf des Steigs nur mehr mit viel Mühe zu erkennen - macht aber nichts, denn es ist nicht mehr weit zur Schäferblasse und so kämpft man sich ab und zu durch Latschenverhau und nützt Latschengassen so gut wie möglich, um direkt hinauf zu steigen. Den Gipfel der Schäferblasse kennzeichnet eine Holzstange mit aufgewickeltem Stofffetzen.
Auf guter Spur geht's auf dem Kamm in Richtung Norden, kurz etwas nach links ausweichend, auf den Vorgipfel der Hochblasse zu. Deutliche Steigspuren leiten etwas an Höhe verlierend nach rechts in die Flanke hinein. Man folgt ihnen, bis man an günstiger Stelle weglos durch die Grasflanke direkt wieder zum Kamm hinauf steigt - am besten dort, wo der Weg beginnt, deutlich bergab in einen Kessel zu führen, auf dessen gegenüberliegender Seite eine kleine Hütte steht ("Hirtenhütte"). Auf dem breiten Kamm geht's dann gemächlich steigend ohne Umschweife auf das bereits sichtbare, seltsam gebogene Gipfelkreuz am höchsten Punkt der Hochblasse zu. Das Gipfelbuch dokumentiert überraschend viele Einträge, so auch von felixbavaria, von gero und einen Wintereintrag von ADI. Der Ausblick wird hauptsächlich von der nahen Hochplatte dominiert, dem nächsten Gipfelziel und Highlight der Tour.
In nördlicher Richtung geht's auf gut ausgetretener Spur recht steil am Kamm hinunter zum Roggentalsattel, an dem die Hochblasse an die Hochplatte anschließt. Hier wird wieder markiertes Gelände erreicht (Abstieg über Roggental oder Köllebachtal möglich).
Weiter geht's in Richtung Hochplatte. In einem Westschwenk zum Felsenloch "Fensterl" wird ihr Ost-West-Grat erreicht, dem der Weg nach Osten ansteigend folgt. Hier und da geht es etwas ausgesetzt zu, an den Schlüsselstellen gibt's Versicherungen. Die Aussicht vom höchsten Punkt in alle Richtungen ist gigantisch.
Im Norden liegen hinter den Charakterbergen um den Geiselstein das Allgäu und der Pfaffenwinkel mit dem Lech, dessen silber glänzende Stauseen wie an einer Perlenkette aneinandergereiht sind, zu Füßen. Das Rundherum der Ammergauer Berge bietet einen großartigen Überblick über diese Gebirgsgruppe und von Fern grüßen im Westen die Tannheimer Berge und der Hochvogel, im Süden das Verwall und die Lechtaler Alpen, an die sich die Mieminger Kette anschließt. Dominierend das Wetterstein mit der alles überragenden Zugspitze. Im Osten schließt der weite Blick ins Karwendel und zur Benediktenwand das gandiose 360°-Panorama ab.
In wenigen Minuten weiter zum Kreuzgipfel. Dem Kamm weiter folgend in östlicher Richtung hinab. Vobei an der Karstfläche "Gamsangerl" und am nun wieder schmalen Grat (Versicherung) weiter abwärts, bis Latschengelände erreicht wird, durch das der Weg zum Weitalpjoch leitet.
Auf dem markierten Wanderweg wieder hinunter ins Roggental und zusammen mit dem munteren Bach talauswärts, am Abzweig zur Schäferblasse vorbei und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Eine Ammergauer Paradetour ist vorbei.

Schwierigkeiten:
Wegloser Anstieg über die Schäfer- zur Hochblasse: T3, Orientierungsvermögen nötig.
Abstieg zum Roggentalsattel: T3.
Überschreitung der Hochplatte: T3+, Versicherungen, teilweise ausgesetzt.
Abstiegsweg von der Hochplatte über Weitalpjoch und Roggental: T3.

Fazit:
Eine Ammergauer 5*-Tour der Sonderklasse mit garantiert einsamem Anstiegsweg auf die Hochblasse. Die Überschreitung der Hochplatte ist der Höhepunkt der Tour und brilliert mit gigantischen Ausblicken. Wenn man dort den Trubel meiden möchen, muss man in der Nebensaison unterwegs sein. Wir sind den ganzen Tag niemandem begegnet.

Mit auf Tour: Bäda, Hermann.

Anmerkungen:
felixbavaria war dieses Jahr bereits auf der Hochblasse. Sein Bericht über den Anstieg auf dem Normalweg ist hier zu finden: http://www.hikr.org/tour/post42464.html.
Einsamkeitsfans ist der Besuch der Hochplatte in der Nebensaison zu empfehlen, aber Vorsicht: Ein Teil der Gratüberschreitung verläuft auf der Nordseite. Dort kann Schnee und Eis zu einem ernsten Hindernis werden. Auch am 22.10.2011 waren die Schwierigkeiten durch Lockerschnee auf gefrorenen Felsen erhöht.

Kategorie: Ammergauer Alpen, 5*-Tour, 2000er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (11)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2011 um 22:21
Schönes Ding, es hat ja doch schon recht viel Schnee- anders als nach dem letzten Wintereinbruch vor 2 Wochen gab es wohl noch kein richtiges Tauwetter. Stelle mir den Grat da schon recht heikel vor.

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Oktober 2011 um 07:23
Hallo Sven! Südseitig geht's eigentlich noch überraschend gut. Auf der Nordseite wird's aber dieses Jahr bestimmt nicht mehr tauen, da hast du recht.

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Oktober 2011 um 09:09
Wo ich gerade den Wetterbericht sehe, wird es wohl doch auch nordseitig noch wegtauen...viel Spass Euch da unten noch :)

©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2011 um 22:48
Hi Stefan,
des Platzer'l kenn ich doch!!!
Hat im Winter schon auch so seinen Reiz und eine ganz andere Schärfe und wenig los war zudem wahrscheinlich auch - Super Sach halt:-)

Viele Grüße
Peter

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Oktober 2011 um 07:25
Hallo Peter! Erstaunlich, wer sich alles in der Gegend rumtreibt ;-) !
Das glaube ich gerne, dass die Hochplatte als Skitour nicht ohne ist - geht ja doch steil und ausgesetzt zu.

algi hat gesagt:
Gesendet am 31. Oktober 2011 um 17:56
Nachdem ich schon immer mal auf die Hochplatte wollte, und lange Talhatscher nicht besonders schätze, kam dein Tourenvorschlag für mich gerade zur richtigen Zeit. Den Einstieg habe ich gleich gefunden, nur am Latschengürtel habe ich wohl den "Faden" verloren. Nachdem das Ende aber absehbar war, habe ich mich mit wenigen martialischen Flüchen begnügt. Landschaftlich wirklich eine sehr schöne Tour, nur der Massenansturm auf den Gipfel der Hochplatte trübt den Gesamteindruck ein wenig.

Gruss Albert

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Oktober 2011 um 18:01
Hallo Albert, danke für deine Rückmeldung!
Wir haben den Steig in den Latschen auch verloren - es dürfte sich wahrscheinlich um dieselben Flüche gehandelt haben. Ging dann aber doch ganz gut.
Wir hatten Glück, dass der frisch gefallene Schnee die Leute von der Hochplatte fern gehalten hat - wir haben den ganzen Tag niemanden getroffen.
Beste Grüße aus Kochel!

algi hat gesagt:
Gesendet am 31. Oktober 2011 um 18:52
Hallo Stefan,

so nah an den Bergen.
Da werde ich blass vor Neid.

Gruss aus der fränkischen Schweiz

Alpenorni hat gesagt: Steig vom Kenzensattel zum Fensterl
Gesendet am 1. November 2012 um 10:13
Hallo Stefan,
eine Frage an den Gebietskenner :
Ich bin mal (1995) von der Kenzenhütte via Kenzensattel über versicherten Steig zum Fensterl und dann zur Hochplatte, Krähe und in die interessanten empfehlenswerten Krähenhöhlen hinein.
Weisst Du, ob es diesen teils etwas exponierten Steig noch gibt ?
Gruß
Martin

83_Stefan hat gesagt: RE:Steig vom Kenzensattel zum Fensterl
Gesendet am 1. November 2012 um 10:24
Hallo Martin! Soweit ich weiß, wird dieser Steig nach wie vor gerne benutzt.
Ich habe an der Hochplatte übrigens mal beobachten können, wie oben am Grat jemand einen etwa kopfgroßen Fels losgetreten hat, der jemanden auf besagtem Weg am Rucksack (!) getroffen hat. Damals ist nichts passiert, zum Glück! Aber Vorsicht ;-) !

Viele Grüße vom Kochelsee!

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Interesssante Tour
Gesendet am 3. September 2017 um 08:51
Hallo Stefan,

interessante Tour u. schöne Fotos!
In diese Gegend hat es mich noch nicht verschlagen, da zum Ammerwald kein Bus fährt! Werde wohl hinradeln.
Da es weit hinuntergeschneit hat, wäre diese Tour morgen, Montag, 04.09. eine Option, um die Lage zu sondieren (auf höhere Berge im Karwendel werde ich morgen wohl verzichten).

VG,

Kai


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