Kurzbericht 

Aig. Argentiere fast geschafft


Publiziert von Dolmar , 5. März 2014 um 23:43.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Mont Blanc
Tour Datum: 2 März 2014
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   F 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 2370 m



Start um 10:00Uhr an der Station Grand Montets, herrliche Abfahrt in der Sonne zum Glacier d` Argentiere.
Der Nebel im Gletscherbecken verzieht sich schnell und so ist der Aufstieg leicht zu finden, außerdem führt eine gut angelegte Spur hinauf zum Glacier d`Milieu und über diesen selbst hinauf.  
Der recht steile Gipfelhang ist durch mehrere Vorgänger an diesem Tage mit sehr guten Trittstufen versehen. Der Hang ist hier gut 45° Grad aufwärts steil.
Kurz nach der Engstelle braucht mein Körper dringend eine Pause. ca. auf Höhe 3750 - 3800müM.
Bin mit meiner Gehzeit ganz zufrieden bis hier hin in knapp 5 Std. ist für mich OK.
Bin mittlerweile der letzte in dieser Steilstufe, nehme den Rucksack ab, ziehe die Felle von den Skiern. Überlege ob ich hier eventl. Depot machen soll, weil es mich doch g`hörig schlaucht. 
Mache zwei Foto`s.
Es ist recht warm durch die Sonneneinstrahlung und trotzdem ziehe ich mir noch meine Softshelljacke an.

Dann geht alles irre schnell.
1 lauter Ruf von weiter oben " avalanche"
ich sehe eine weiße Wolke auf mich zukommen, 
kann noch den Fotoapparat in der Jackentasche verstauen,  mich mit beiden Händen an einem Ski festhalten (diese hatte ich nach dem abfellen in den Steilhang gesteckt).
Körper zur Wand.

Wumm .!

Der Lawinendruck ist zu groß, ich werde sofort mitgerissen.
Nach nicht definierbarer Zeit ist der Druck weg und ich kann mich noch im Steilhang durch erneutes einrammen des Ski`s zum stehen bringen.
Nach realisieren der Situation kann ich feststellen, das ich bis auf kleinste Schnittwunden an 3 Finger unverletzt bin. Die Lawine hat mich lediglich ca. 10 Meter mitgerissen.
Also folgere ich, das es eine sehr kleine Lawine gewesen sein muss, und hatte bis zu meinem Standpunkt wohl auch noch keine volle Fahrt aufgenommen.
Mutmaße mal dass ich den Stopp unter anderem nur geschafft habe, weil ich den Rucksack mit den Ski`s nicht mehr am Körper trug.

Weit unter mir ca. 200Hm, ist der Lawinenkegel zum stehen gekommen. dort sehe ich auch gleich meinen Rucksack liegen.

Was war passiert, lt. Bericht von vor mir gehenden. (Kati und Haimo)
Ein Tourengeher ist vom Gipfel direkt abgefahren, und hat hierbei bei den ersten Schwüngen diese Lawine ausgelöst. die über mir gehenden Personen waren glücklicherweise schon so weit aus der Rinne heraus, das sie die Lawine nicht mehr erfassen konnte. Unter mir war niemand mehr wissentlich am aufsteigen. So war ich dann das einzige Opfer.

Habe alle 3 abfahrenden Personen während meines Fußabstiegs zum Lawinenkegel um Mithilfe / Suche nach meinen Utensilien gebeten. Entweder lag`s an meinem oder an dessen misserablem Englisch, jedenfalls hat mit beim Suchen keiner geholfen.

Im Lawinenkegel habe ich dann neben meinem schon von oben sichtbaren Rucksack, meine Handschuhe, meine Skistecken + 1 dritter Stock gefunden, dessen Herkunft unklar bleibt.
Leider tauchte mein zweiter Tourenski nicht mehr auf, auch mein Eispickel bleibt verschwunden aber dieser schmerzt nicht so sehr wie der Ski.

Nach abgebrochener Suche meiner Utensilien, verarztet mir ein auf seinen Spezel wartender Engländer meine Finger.
Die Ruhe, die dieser unmittelbar neben dem Lawinenkegel wartende Engländers ausstrahlt, lässt vermuten das wirklich niemand verschüttet ist, zumal dieser auch nicht suchte.

Nach Rückfrage ob Sie einen Hubschrauber rufen sollen und ich ihnen erklären konnte das ich mit dem einen Ski abfahren werde verabschieden sich die beiden und ziehen  hin und wieder rückblickend los.

Die Tortour für mich geht nun so richtig los.
Es sind bis zur Mittelstation  der Grand Montets Bahn knapp 1800 Hm abzufahren mit ordentlich Strecke unter anderem im Argentierebecken.

Nach alle paar Schwünge auf einem Ski im Tiefschnee muss ich pausieren.
Die letzten beiden Tourengeher die vom Gipfel kommend mich auf dem Glacier d`Milieu einholen,
werden in den nächsten Stunden zu meinen Engeln.
Es handelt sich hierbei um Kati und Haimo.
Sie nehmen mir das Gewicht aus dem Rucksack, und bleiben bei mir.
Meine Kräfte schwinden zusehends, die Fahrzeiten auf einem Ski werden kürzer und die Pausen länger.
bis zum Argentiere Becken hinunter muss ich mich wegen Überanstrengung 2 mal übergeben.
Die lange Flachpassage auf dem Glacier d`Argntiere, saugt den letzten Willen und Kräfte aus mir heraus.
Nach einer komplett Entlehrung des Magens gebe ich auf. 
Auf meinen Wunsch hin sollte die Hubschrauber Rettung gerufen werden.
Toll kein Netz !
Heimo fährt so lange weiter ab, bis er Netz hat und die Rettung rufen kann, und wartet dann
bei der Mittelstation, Kati bleibt  bei mir. So der Plan.
Mittlerweile ist es aufgrund der nicht mehr vorhandenen Sonne ziemlich kalt geworden, und auf dem Gletscher bläßt zudem noch ein kalter Wind.
Also wird entschlossen um nicht auszukühlen so gut es halt geht weiter zu gehen.

Nach mühevollem weiterschleppen wird irgendwann die Piste erreicht, über diese dann abgefahren und die Mittelstation erreicht.

Der Hubschrauber war wohl im Argentierebecken unterwegs, hat aber nur gemeldet, das er es wieder verlässt.
Wir hatten allerdings keinen Hubschrauber gehört. Wie auch immer Ich bin zwar total erschöpft aber Gesund und durch eigene Kraft bei der Mittelstation angekommen. Ich musste nix für den Hubschrauber Einsatz berappen obwohl er ja meinetwegen gestartet war. Fand ich einen sehr feinen Zug von den
Verantwortlichen vor Ort.

Ab hier konnte ich mit der Revisionsfahrt der Bahn ins Tal mitgenommen werden.

Ein großer Dank geht  an Kati und Haimo, welche sich um mich gekümmert haben, durch Ihre Anwesenheit,  Zuspruch, sowie als Träger meiner Sachen mir wesentlich beim Abstieg geholfen haben.






Tourengänger: Dolmar


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