Abendspitze im Föhnsturm


Publiziert von schimi , 14. Februar 2014 um 22:33.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:25 Dezember 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

In Füssen hat es keinen Schnee. Wir möchten aber endlich unsere erste Schneeschuhtour in diesem Winter machen. So fahren wir nach dem Frühstück nach Berwang um dort das Galtjoch zu besteigen. Der Wetterbericht sagte einen steifen Föhn voraus und schon in der Nacht bin ich mehrfach aufgewacht, weil der Wind in Füssen so heftig war, dass ich von den Geräuschen aufgewacht bin. Bei jedem Aufwachen zweifelte ich wegen der heftigen Windböen – ob das was werden würde?

Schnee hat es im Tal nur noch an den schattigen Stellen. Wir fahren bis hinunter nach Rauth und treffen dort gleich vom Start weg auf eine eher unangenehme Restschneedecke, die vom vielen Befahren und Begehen mehr Eis als Schnee ist. Wir schlagen den Winterweg ein, wie uns das Schild am Beginn der Tour gebietet. Nach wenigen Höhenmetern schon, gehen wir in 98% schneefreiem Gelände.

Der Weg hinauf nach Rotbach ist, so unverschneit, eigentlich nicht gerade schön. Offensichtlich wurde er erst kürzlich von einer Planierraupe besucht um ihn noch besser fahrbar zu machen. Man hat etwas den Eindruck als marschiere man durch eine Baustelle. Kurz vor Rotbach gabelt sich der Weg – man nehme den etwas steileren.

Dort sind wir dann der Baustelle entronnen, und gerade auch dort beginnt wieder eine nennenswerte Schneedecke. Wir packen unsere Schnee-Gehhilfen aus und folgen der Beschilderung der Skitour, die hier über eine Weide den Fahrweg abkürzt. Weiter oben kommen wir wieder auf den Fahrweg zurück, verlassen ihn aber auch bald wieder. Zur Ehenbichler Alpe ist es noch eine gute halbe Stunde und eigentlich beginnt erst dort der wirklich reizvolle Teil des Aufstiegs.

Genau in westliche Richtung und südlich an der Abendspitze vorbei führt die Aufstiegsroute in Richtung Galtjoch empor. Gleich wenige Meter oberhalb der Alpe kommt nun erstmals auch der Föhn in Spiel, der sich bisher kaum bemerkbar gemacht hat. Nach Süden hin baumlos, stehen wir jetzt aber mit jedem Höhenmeter mehr und mehr "im Rampenlicht" oder auf der Angriffsfläche. Eine tolle Lichtstimmung hat es heute hier oben. Hinter jedem Fels tanzt ein Schneewirbel von beträchtlicher Höhe, die Wolken ziehen mit enormer Geschwindigkeit über uns hinweg. Schon hier, wenige Meter oberhalb der Baumgrenze suche ich nach Möglichkeiten unsere Spur so zu legen, dass wir etwas Deckung vor der sehr steifen Brise haben.

Mit jedem Höhenmeter heftiger peitscht der Wind von links auf uns ein. Riesige Schneewirbel kreisen über der Schneedecke und wandern von Süden nach Norden über das hier oben recht flache Gelände – wie kleine Tornados! Der eine oder andere dieser Tornados hat uns auch besucht aber zum Glück auch schnell wieder verlassen. Der Blick nach oben zum Gipfelkreuz ist schön, die Aussicht auf den Wind dort oben aber eher nicht.

Sicher könnte man heute da hochgehen. Der Schnee ist fest und leicht begehbar, die Lawinengefahr ist gering. Aber ob wir bei diesem Sturm Freude haben würden dort oben? Wohl eher nicht.

Nach kurzer Besprechung entscheiden wir, das heute zu lassen und mit einem Rechtsschwenk die kleine Abendspitze zu besuchen, deren Höhe wir bereits jetzt erreicht haben. Wir steigen die wenigen Meter hinab und hinüber in das Joch zwischen Galtjoch und Abendspitze. Hier an der Kante pfeift der Wind noch heftiger, so dass wir einen größeren Sicherheitsabstand zu den steilen Hängen nach Norden halten.

Hinauf auf die Abendspitze führt der Weg von dort in wenigen Minuten durch Buschwerk und etwas windgeschützt. Oben am Gipfel, mache ich eine schnelles Foto hinab nach Norden. Rechts den Foto in der Hand, links umarme ich das Gipfelkreuz. Nach zwei Minuten und einem Blick in alle Richtungen ziehen wir den Rückzug an. 15 Minuten später und etwas unterhalb des Jochs ist es schon wieder erstaunlich ruhig. Man glaubt es kaum!

Wir beschließen im Bereich der Alpe unser Vesper zu uns zu nehmen. Oben auf dem Berg wäre das nur im Notfall angesagt gewesen. Als wir zu Alpe kommen, sind wir erfreut, dass diese geöffnet ist, stand doch im Tal ein Hinweis "Ehenbichler Alpe geschlossen". Auf Nachfragen sagte uns die Wirtin, dass man nur vergessen habe das Schild zu entfernen. Auf der netten Hütte kommen wir schnell ins Gespräch. Der Sturm liefert das Thema. Die Nacht brachte auf der Alpe einen umgestürzten Baum und ein umgeblasenes Heustadel. Einige Arbeit für nächste Woche!

Die Wirtsleute ermutigen uns den direkten Sommerweg zum Abstieg zu wählen. Und in der Tat ist dieser um viele Klassen schöner als der Fahrweg auf die Alm. Wenn wir wiederkommen um auf das Galtjoch zu steigen, werden wir den Sommerweg wählen und auf der netten Hütte übernachten. Danke für die Gastfreundschaft!


Tourengänger: schimi


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