Stille, rustikale Rundtour über Kreuzjoch, Ortkopf und Egger Muttekopf


Publiziert von maxl , 10. September 2013 um 14:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 2 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Lechtal oder von Bichlbach in's Namloser Tal. Ein kleines Stück westlich von Namlos zweigt das Sträßlein zur Fallerschein Alpe ab. Dort geräumige Parkmöglichkeiten
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Die zunächst enthusiastische Wettervorhersage relativierte sich schnell wieder, je näher es diesem Montag entgegen ging. Ursprünglich wollten Chris90 und ich ja ein höheres Lechtaler Gipfelziel ansteuern, aber ermangels AKW suchten wir uns dann doch eher zweitrangige Berge aus. Es lief dann auf eine schöne Rundtour aus dem Namloser Tal zu drei recht selten besuchten, trotzdem erstaunlich aussichtsreichen Gipfelchen im Schatten der überlaufenen Namloser Wetterspitz hinaus. Den Karten (gleich ob Kompass oder AV) sollte man dort im Übrigen nicht allzu viel Vertrauen schenken - auch wenn durchgängig Wege eingezeichnet sind, man trifft nicht überall auf solche. Das Gebiet wird offenbar seit Jahrzehnten vernachlässigt, was einen, wie ich vor einigen Jahren mal feststellen durfte, im Nebel doch ziemlich alt aussehen lässt...

Doch diesmal ist's zwar grau, aber alles andere als nebelig. So starten wir wohlgemut gegen zwanzig vor elf am Abzweig zur Fallerschein Alpe aus dem Namloser Tal. Zunächst gilt es, den etwa zwanzigminütigen Hatsch nach Fallerschein hinter sich zu bringen. Im 'größten Almdorf Tirols' halten wir uns dann tendenziell links und verfolgen den großen, richtung Namloser Wetterspitz ausgeschilderten Weg gen Süden. Umgeben von Steilgrasflanken und ohne große Ausblicke geht es nun etwas monoton dahin, mal über ein Bächlein, oft durch nasse hohe Wiesen. Auf etwa 1750m passieren wir eine kleine Hütte, danach zweigt der Weg nach Osten ab und führt in vielen Kehren hinauf in's Putzenjoch, ca. 75min ab Fallerschein. Bis hierher T2.

Oben am Putzenjoch lacht uns das Kreuzlein vom Kreuzjoch entgegen, bevor wir also den Ortkopf unter die Sohlen nehmen, wollen wir hier auch noch schnell hinauf. Dazu steigen wir weglos und durch mäßig steile Grashänge nach Südwesten auf günstiger Linie (T3) in einer guten viertel Stunde zum höchsten Punkt. Daselbst gibt es doch tatsächlich nicht nur ein kleines Kreuz, sondern auch noch eine Kuh, die offenbar schöne Ausblicke genauso schätzt wie wir. Schließlich wird's ihr aber doch zu eng, und sie stapft durch das Steilgras von dannen.

Nach kurzer Gipfelrast geht's wieder hinab. Zunächst auf der gleichen Linie, dann aber scharf nach Westen durch die Grashänge des Kreuzjochs, an einem kleinen Almhütterl vorbei und in den Sattel zwischen Kreuzjoch und Ortkopf. Der Ostrücken vom Ortkopf ist weitgehend gutmütig, nur zwischendurch wird's mal etwas steiler (T4-), jedoch nie wirklich ausgesetzt oder schwierig. Eine gute dreiviertel Stunde ab Kreuzjoch stehen wir auf dem Ortkopf, dort gibt's ein größeres, wenngleich eher unansehliches Kreuz samt Buch (welches allerdings fast komplett von einer Person ausgefüllt ist). Dafür ist die Aussicht aller Ehren wert, trotz der Wolkendecke sind die Fernblicke fantastisch!! Wir vergessen über den Ausblick, dass es saukalt ist, und leisten uns eine ausführliche Gipfelrast.

Nächstes Ziel ist der gegenüberliegende Egger Muttekopf. Dazu müssen wir erst vom Ortkopf gen NW in's Sattele. Zunächst geht's durch sehr steiles, aber gut gestuftes Gras hinab (T4), danach auf dürftigen Trittspuren der Kante des Rückens entgegen und schließlich über ebenso steilen Schotter (T4) zum Sattele. Hier sollte man laut Kartenmaterial nun eigentlich auf den Anhalter Höhenweg treffen - doch Pustekuchen, nix ist mit Weg, alles ist meterhoch zugewachsen, jegliche Markierungen oder auch nur Steigspuren sind Fehlanzeige!!!! Also käpfen wir uns durch tiefes steiles Gras jenseitig dem Egger Muttekopf entgegen (T3, aber MÜÜÜÜHSAM!!). Auf etwa halber Höhe der zu durchsteigenden SO-Flanke treffen wir gottseidank auf dürftige Trittspuren, das erleichtert das Steigen ungemein. Oben an der Gratkante gibt es dann wieder ausreichend Markierungsstangen (freilich ist die Gefahr, sich dort zu verlaufen, eher gering...). Es geht noch ein kleines Stück den leichten Grasgrat dem Gipfelchen des Egger Muttekopf entgegen. Gute Stunde ab Ortkopf. Auch hier ist die Aussicht gut, insbesondere der Namloser Wetterspitz geriert sich imposant!

Nach der letzten Gipfelrast nun steigen wir vom Egger Muttekopf markiert (und an zwei Stellen sogar versichert, T3+) in die Bortigscharte (1/2h). Von da weist ein Wegweiser nach links richtung Bschlabs (dort findet sich ein guter Steig), ein anderer zeigt nach rechts richtung Fallerschein, unser Weg. Die angegebenen anderthalb Stunden sind angesichts des Zustands des Weges freilich nachgerade utopisch. Im oberen Bereich ist er noch gut zu finden, danach geht's eine kleine Rinne hinab, wo der Weg teils komplett erodiert ist (T3 bei günstiger Routenwahl). Im Leitental oberhalb von Fallerschein verliert sich der Weg nun einige Male vollkommen, teils wühlt man sich durch meterhoher Gemüse, das entweder sticht, oder brennt, oder giftig ist, oder alles zusammen..... dann geht's durch mühsame Blockschuttrinnen, schließlich möglichst nahe an einem kleinen Bachlauf der Fallerschein-Alpe entgegen. Sucht man intensiv, so findet man die Markierungen schon, doch ist der Weg teilweise komplett verwachsen. Nach 2h sind wir ziemlich müde in Fallerschein. Ein Hinweis für diejenigen, die sich den Weg in Aufstiegsrichtung antun wollen: in Fallerschein halte man sich rechts, kurz vor einem Aussichtsbankerl biegt man nach rechts ab und hält sich an der linken Seite des kleinen Grabens. Dort beginnen bald die Markierungen......

Gut, der mühsame Teil wäre also geschafft, jetzt heißt es nur noch 20min auslaufen in's Namloser Tal hinab. Nach alles in allem 7h sind wir wieder am Auto, und können von uns sagen, den Tag doch recht angemessen genutzt zu haben. Allerdings versprüht die Tour doch einen gewissen rustikalen Charme, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Ein leichter Hang zum Masochismus kann nicht schaden! Außerdem sei dringend davon abgeraten, die Runde bei unsicherem Wetter zu unternehmen: erstens erschwert ein nasser Untergrund die Sache doch erheblich, zweitens ist die Gefahr, sich zu verlaufen, hoch - auf dem Anhalter Höhenweg geradezu unvermeidbar!! Lieber also bei gutem Wetter und guter Sicht, denn die Gipfelschau braucht sich echt net zu verstecken.....!

Tourengänger: maxl, Chris90


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»