Mönch (für mich nicht ganz...) - Tag 8 und 9 der BEO Hochtourentage


Publiziert von Nicole , 2. September 2013 um 22:18.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:20 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Jungfraubahn zum Jungfraujoch (ohne Halbtax Hin- und Retourfahrt CHF 172.-)
Unterkunftmöglichkeiten:Mönchsjochhütte

Trotz dem Erlebnis am Wetterhorn war ich positiv eingestellt und freute mich enorm auf die Highlights der BEO-Hochtourentage, Mönch und Jungfrau.

Die angekündigte Kaltfront, wie auch meine Verfassung, liess uns das ursprünglich geplante Vorhaben, die Jungfrau über Innere Rottalgrat zu besteigen, umdisponieren. So trafen wir unseren Bergführer, Tassilo, in Grindelwald Grund und fuhren gemeinsam zum Jungfraujoch hoch. Während der Bahnfahrt berichtete ich Tassilo ausführlich. Die Kaltfront machte sich bereits mit dichter Bewölkung bemerkbar. Wir stapften gemütlich die planierte Spur zur Mönchsjochhütte hoch.

In der Nacht sollte die Front vorüberziehen, purer Sonnenschein war für die nächsten beiden Tage angesagt. Als ich so um 00:30 Uhr an ein Örtchen raus musste, blies ein heftiger Schneesturm um meine Ohren..."und morgen soll es schön sein!??" Wir berieten uns nicht zu früh los zu laufen, 7 Uhr wäre perfekt, meinte Tassilo.

Tatsächlich am Morgen sternenklar jedoch begleitet von einem kräftigen, kalten Wind. Tassilo schien es nicht zu eilen in den Südostgrat einzusteigen. Er schlug vor zum Stollenloch zu laufen und dort einen Espresso zu trinken..."hat da schon was offen?" Natürlich hat um 07:30 Uhr keine Espresso-Bar am Jungfraujoch offen - gut so nutze ich die Gelegenheit für einen Toilettengang. Wieder raus aus dem Stollenloch und nun Richtung Grateinstieg bei ca. P3565. Schon von weitem war mir klar, das könnte heikel werden. Die Felsen schienen mit Eis überzogen und einer gezuckerten Schneeschicht von einigen Zentimeter. Als Tassi 2-3 Meter zu klettern begann, brach er gleich wieder ab, es sei ihm zu heikel zu Dritt. Eine weise Entscheidung, ich hätte eh abgebrochen! 

So stiegen wir ab und liefen Richtung planierter Piste zur Mönchsjochhütte. Der Plan war nun den Mönch über die Normalroute zu begehen. Das Hin- und Her kostete 2.5 Stunden Zeit. Ich kam überhaupt nicht in einen Rhythmus und mich verliess mit jedem Schritt der Mut. Ich sah dies als Zeichen an - DER MÖNCH WILL MICH NICHT...nicht unter solchen Vorereignissen! Mein Magen zog sich immer mehr zusammen bis ich zu den beiden sagte: "...geht ihr alleine ohne mich, ich laufe zur Mönchsjochhütte - die Berge wollen mich heute nicht!", Emotionen kamen wieder hoch. Nun folgte eine Diskussion, wieso und warum, ich solle mir solchen Unsinn nicht einreden, das packe ich schon. Kurze Rede, langer Unsinn...ich lies mich überreden und wir stiegen in die Normalroute ein.  

Das beginnende Fels-Gehgelände ging gut. Bei den ein zwei Stellen im II-Klettergrat, unter Druck von folgenden zwei Seilschaften, hatte ich schon etwas Mühe und fühlte mich nicht mehr wohl. Ankommend unterhalb von P3887 machten wir eine kleine Pause. Weiter ging es über den ersten Firn Grad. Nach drei Metern überkam mich Angst und war nicht mehr Herr meiner Sinne...Umkehr - zurück zu dem Pausenplatz in den Felsen. Für mich war hier Schluss und teilte dies Tassi und Bruno mit. Es folgte wieder eine Diskussion, denn ich wollte warten damit sie beide zum Gipfel gehen konnten. Die Sonne schien, es war praktisch windstill, ich hatte zu Essen und zu trinken und warme Kleidung - also kein Problem zu warten. Zu meinem Erstaunen gab es eine härtere Beratung...schlussendlich stampften die beiden los.

Endlich - ich brauchte Ruhe, Zeit um meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Mit dem Berg, ja mit der ganzen Bergwelt in Einklang zu kommen...zu atmen, tief zu atmen und Energie aufzutanken. Die Wartezeit war ein kleines Seelenpflaster.

Tassi und Bruno stiessen nach ca. 1.30 Uhr wieder zu mir. Zügig und ohne grosse Worte den Achter in meinen Karabiner geklickt und eiligst runter. Es gab keine Erzählungen über das Gipfelerlebnis. Der Abstieg ging für mich sehr gut, auch weil ich mich geistig etwas erholen konnte. Die Stimmung war gekippt...

Nach dem Hütten-Dinner musste der folgende Tag besprochen werden. Meine Bedenken zur Jungfrau äusserte ich, doch hatte ich mir auch einen Plan zu Recht gelegt...und dies ist dann die letzte BEO-Hochtourentage-Geschichte...


Tourengänger: Nicole


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 15. Oktober 2013 um 15:58
nach dem persönlichen Austausch - hier ganz einfach, nur noch:

super, wie du mit dieser Situation umgegangen bist, liebe Nicole!

glg Felix

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Oktober 2013 um 22:13
Felix das tut einfach nur gut - DANKE!


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