Zugspitze, 2962 m, über Gatterl/Knorrhütte (16 Summits Teil 9)


Publiziert von sqplayer , 17. August 2013 um 16:00.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 6 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:40 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Fahrt nach Ehrwald, von da Wegweiser zur Talstation Ehrwalder Almbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Fahrt nach Ehrwald, von da Wegweiser zur Talstation Ehrwalder Almbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Knorrhütte, 2050 m. In Ehrwald diverse Pensionen und Hotels.

Zugspitze (2962 m) über Gatterl/Knorrhütte mit plötzlichem Wettersturz
 
Vorgeschichte
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Ich hatte die Zugspitze eigentlich schon viel früher im Jahr besteigen wollen. Da ich mir vorgenommen hatte, die 16 Summits innerhalb eines Jahres zu besteigen (Ablauf der Frist: Februar 2014), wollte ich 100% sicher gehen, dass es mit der Zugspitze dieses Jahr klappt. Also hatte ich in meinem Wahn mehrere Flüge von Hamburg nach München gebucht: im Juni ein Wochenende,  im Juli ein Wochenende, und eine Woche im August.
 
Im Juni war noch Schnee ab 2500 m und so machte ich zwei tiefergelegene Touren (Daniel und Predigtstuhl, s. mein Journal). Also, nichts mit Zugspitze! Der Schnee auf dem Platt und dem Klettersteig zum Schluss und die Schneehänge vor dem Gatterl wären zu gefährlich gewesen. Im Juli war ich leider krank und so war auch diese Gelegenheit verpasst.
 
Und dann kam mein Österreich-Urlaub im August. Ich residierte in Steinach am Brenner, weil ich u.a. auf den Hochfeiler wollte (s. mein Journal). Aber auch die Zugspitzenbesteigung musste zwangsläufig in diesem Urlaub erfolgen. Der einzige Platz auf der Knorrhütte, den ich noch gekriegt hatte, war am 6.8. Die gesamte Saison war sonst ausgebucht. Also fuhr ich am 5.8. in ca. zwei Stunden nach Ehrwald, wo ich für die Nacht eine kleine Pension gebucht hatte. Ich kaufte noch ein bisschen Verpflegung bei „mpreis“, der in Österreich sehr verbreitet zu sein scheint. Ob das „m“ für „minimaler“ oder „maximaler“Preis steht, habe ich jedoch noch nicht herausgefunden  ;-)
 
Abends ging ich in Ehrwald noch Spaghetti essen (Energiespeicher aufladen J) und konnte von meinem Tisch aus eine irre Abendbeleuchtung des Wettersteingebirges betrachten, wo gerade Gewitter rumorte. Die Wettervorhersage für den 6.8. und 7.8. war ganz gut, allerdings sollten am 6.8. um 11:00 trotz Sonnenschein Gewitter auftreten.
 
Von Ehrwald zur Knorrhütte
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Aus diesem Grund stand ich bereits um 6:00 morgens auf und fuhr mit dem Auto zur Talstation der Ehrwalder Almbahn. Hier verspeiste ich zwei Brötchen und eine Banane. Und los ging es! Über die malerische Asphaltstraße ging es hoch zur Ehrwalder Alm. Leider übersah ich, dass man auch einen Wanderweg hätte gehen können. Die Alm erreichte ich nach ca. einer Stunde.
 
Nach der Alm, deren Lifte noch aus waren, ging es weiter auf einem Fahrweg und durch einen Wald auf dem Max-Klotz-Steig Richtung Hochfedernalm. Diese erreichte ich ca. eine halbe Stunde später. Der Himmel sah ehrlich gesagt so gar nicht nach Gewitter aus! Trotzdem beeilte ich mich. Ich wusste ja nicht, was für irre Wolkenformationen auf der anderen Seite des Wettersteingebirges lauern könnten.
 
Nach der Hochfedernalm war es erstmal vorbei mit Bäumen. Ich durchwanderte auf schweißtreibendem Weg Latschengelände. Schließlich gelangte ich auf ca. 2000 m, hier gab  es nicht mal mehr Gestrüpp,sondern nur noch Gras. An teilweise steilen Grashängen ging es nun immer unterhalb der Südwand des Gebirges entlang. Über zwei Jöcher (ist das die Mehrzahl – oder Jochs?) mit jeweils folgenden kleineren Abstiegen landete ich schließlich an der „Kletterstelle“ vor dem berühmten Gatterl.
 
Ich hatte aufgrund der diversen Berichte ja gedacht, diese Stelle müsste mörderisch sein. Sie ist aber total einfach. Rechts geht es schon den Abgrund hinunter, allerdings hat man sehr viel Platz bis dahin. Man müsste wirklich absichtlich in den Abgrund springen, damit da was passiert. Links sind Stahlseile, wo man sich ein bisschen festhalten kann. Wer 100% sichergehen will, kann sich da festhalten. An einer Stelle muss man die Hände etwas zur Hilfe nehmen, aber das war’s dann auch schon.
 
Nach der Kletterstelle kam dann auch direkt das Gatterl. Hierbei handelte es sich um eine quietschende, rostige Tür, die den Grenzübergang zwischen Österreich und Deutschland markiert. Am Gatterl hatte man dann auch das erste Mal einen schönen Weitblick über das Zugspitzplatt. Irgendwo dahinten sah ich  ganz klein die Knorrhütte auf der anderen Seite vom Platt. Die Zugspitze mit ihren Seilbahnstationen war auch schon sichtbar. Es sah aus, als wäre sie recht schnell zu erreichen. In Wahrheit waren  es aber noch 45 Minuten zur Knorrhütte und von da aus 2,5 recht harte Stunden zum Gipfel.
 
Ich ging also weiter über das Zugspitzplatt Richtung Knorrhütte. Auf dem Platt geht ging es recht unangenehm ständig auf und ab, aber insgesamt ungefähr auf einer Höhe von 2000 m. Der Weg war felsig und uneben. Die Knorrhütte erreiche ich um ca. 11 Uhr. Von Gewitter weiterhin weit und breit keine Spur! Na super, was soll ich den ganzen Tag auf der Hütte hier machen! Ich setzte mich erstmal auf die Terrassse und bestellte zwei Skiwasser und einen Schokoladenkuchen. 12 Uhr. Immer noch warten. Da saß noch ein Pärchen, die sagten, sie gehen bis zum Gipfel weiter und fahren mit der Seilbahn herunter. Das Wetter sah gut aus. Sollte ich es nicht versuchen? Ich könnte ja abends wieder auf der Hütte sein, schlafen und morgens absteigen. Dann hätte ich den Gipfel in der Tasche.
 
Gesagt getan, um ca. 13 Uhr ging ich auf steilem Weg ich los Richtung Zugspitze mit meinem gefühlt tonnenschweren Rucksack. Ich war echt schon etwas alle vom Aufstieg von Ehrwald. Aber ich wollte mal sehen, wie weit ich komme. Nach ca. einer Stunde war ich nur 300 Meter höher gekommen. Die hübschen Schäfchenwolken am Himmel hatten sich mittlerweile zu schweren Gewitterwolken gefüllt und sahen auf einmal gar nicht mehr so harmlos aus! Da mir ehrlich gesagt von der Anstrengung auch etwas übel war, beschloss ich, den Aufstieg abzubrechen und regulär nächsten Morgen von der Knorrhütte zum Gipfel zu starten. Ich kehrte also um. Bemerkenswert fand ich, dass mir trotz der zum Bersten gefüllten Wolken immer noch Leute entgegenkamen, die offenbar zum Gipfel wollten. Waren die denn wahnsinnig? Naja, vielleicht wollten sie ja zum Münchener Haus auf dem Gipfel, oder mit der Seilbahn abfahren, das war zeitlich vielleicht noch machbar. Ich jedenfalls bin bei Gewitteranzeichen im Gebirge extrem vorsichtig, nachdem auf meiner Tour auf den Daniel während eines Gewitters in ziemlicher Nähe von mir ein Blitz eingeschlagen ist.
 
Ich landete also wieder auf der Knorrhütte. Die Zimmerlager konnten erst um halb vier betreten werden, also setzte ich mich an der Südseite der Hütte in die Sonne und machte die Augen ein wenig zu. Der Aufstieg war doch anstrengend gewesen. Um halb vier dann konnte ich mich endlich anmelden mit meiner Reservierung. Ich hatte einen Platz im Doppelbett in einem Zimmerlager, welches schon als Luxus gewertet werden darf. Doch was nun machen? Ich setzte mich auf die Terrasse und kam schon bald ins Gespräch mit zwei netten Wanderern in meinem Alter, die mit ihren beiden Söhnen die Zugspitze besteigen wollten. Man kam im Gespräch vom Hundertsten ins Tausendste und schon bald war es Zeit fürs Abendessen. An der Ausgabe bestellte ich Spaghetti Bolognese. Diese waren auch wirklich in Ordnung! Abends saß ich noch ein bisschen mit meinen Zimmergenossen aus Ansbach in der warmen Stube und wir unterhielten uns nett. Mir graute schon vor dem stickigen, kalten Zimmerlager, ein unschöner Nebenaspekt von Hüttenübernachtungen. Draußen war mittlerweile Nebel aufgezogen und gelegentlich blitzte es von einem entfernten Gewitter. Eine sonderbare Stimmung.
 
Das Lager erwies sich dann aber doch nicht als so ungemütlich wie vermutet. Nach einiger Zeit hatte es sich durch die Leute aufgewärmt und wir hatten das Fenster ein bisschen aufgemacht, so dass die Frischluftzufuhr sichergestellt war und es nicht zu kalt wurde. Die Nacht schlief ich recht ruhig.
 
Um kurz vor sechs wachte ich auf, zog mich an und ging zum Frühstück. Dieses bekam man an der Ausgabe der Küche. Das „große Frühstück“ war wirklich „riesig“, ein paar Scheiben Brot mit Aufschnitt und Marmelade…würde gern mal wissen, wie dann eigentlich das kleine Frühstück aussieht J Noch nicht wirklich hungrig und schlaftrunken stopfte ich das Brot in mich hinein, um eine Grundlage im Magen zu haben für den anstrengenden Aufstieg. Kurz noch meine beiden 1,5 Liter Flaschen aufgefüllt und den Rucksack gepackt, nun konnte es losgehen!
 
Der Aufstieg von der Knorrhütte zum Gipfel
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 Direkt hinter der Knorrhütte begann sogleich der recht steile Weg zur Zugspitze. Leider stand  auf dem Wegweiser keine Zeitangabe, deshalb sage ich es hier: Es sind 2,5 bis 3,5 Stunden. Ich habe mit Pause ca. 2:50 gebraucht. Steil ging es wie gesagt los. Mit dem schweren Rucksack (Wasserflaschen) ging ich gaaaaaaanz langsam. Das habe ich mir angewöhnt bei längeren Touren, denn der Kreislauf braucht erstmal ne halbe Stunde, um in Schwung zu kommen. Keinsfalls sollte man zu schnell antreten, dann kommt später der große Einbruch. Nachdem ich eine Familie überholt hatte, bei der die Mutter bereits jetzt schwer atmete und ich mich fragte, wie sie jemals den Gipfel erreichen wollte, wurde es etwas weniger steil. Der Pfad verlief nun in stetigem Auf- und Ab über das triste, graue, felsige Zugspitzplatt. Bei Nebel könnte man sich hier ziemlich schnell verlaufen. Aber zum Glück war es nur etwas bewölkt, kein Problem also. Ich hatte ja auch mein ViewRanger GPS für Android-Telefone dabei, für das ich die Route zur Zugspitze aus dem Internet heruntergeladen hatte.
 
Nach etwas über eine Stunde passierte ich die Station Sonnalpin auf ca. 2500 m mit dem erbärmlichen Gletscherrest daneben. Ich hatte bis dahin zwei oder drei unschwierige Schneefelder queren müssen. Hier oben sah  es ehrlich gesagt ziemlich hässlich aus. Nur Schutt, Geröll, Skilifte und die hässlichen Gebäude auf dem Gipfel sahen nicht gerade malerisch aus. Trotzdem war ich jetzt voller Euophorie, da ich kurz davor war, endlich den höchsten der 16 Summits zu erreichen! Viel konnte jetzt nicht mehr schiefgehen.
 
Da stand ich nun mit noch geringer Höhenanpassung vor dem berüchtigen, steilen Geröllfeld, welches sich ca. 150 Meter emporzog. Hier ging es in lustigen Serpentinen nach dem Schema „zwei Schritte vor, ein Schritt zurück“ voran. Wenn man in die Spuren der Vorgänger trat, konnte man das Zurückrutschen etwas vermindern. Von der Anstrengung her war dieses Stück das schlimmste.
 
Dann kam der kleine Klettersteig, von dem ich trotz Recherche nicht richtig wusste, was mich da erwarten würde. Es handelte sich um recht schmale Felsbänder, die im Zickzack eine Felswand hochlaufen. Es gab  hier Drahtseile, an denen man sich festhalten kann. Der Weg war  mit Farben und Pfeilen gut markiert. Es gab  zwei oder drei Stellen, die etwas unangenehm waren, weil es an der einen Seite wirklich steil runterging. Sonst aber nichts schlimmes. Schwindelfrei und trittsicher muss man aber auf jeden Fall sein.
 
Der Wettersturz
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Es war ja schon die ganze Zeit bewölkt gewesen, nicht mehr so schön sonnig wie am Vortag. Ich hatte gerade die Hälfte des Klettersteigs zurückgelegt. Da kam auf einmal links hinter der Felswand eine große Wolke hervor, die innerhalb von fünf Minuten (kein Witz) alles einhüllte und die Sicht sank auf 10 Meter. Innerhalb von Minuten entstand ein Sturm mit Regen, Temperatursturz um 10 Grad und starkem Regen. Ich dachte: was ist denn nun los? Sowas hatte ich trotz einiger Erfahrung in den Bergen noch nie erlebt. Ich betete, dass es sich nicht auch noch um ein Gewitter handelte. Die Drahtseile stellten nämlich den perfekten Blitzableiter dar und ein Blitz hätte mich weggefegt und ich wäre die Felswand hinuntergestürzt. Zum Glück war ich bereits ca. 50 Meter unterhalb der Plattform auf dem Gipfel. Trotzdem brauchte ich noch einige Zeit. Im schweren Sturm wurde ich innerhalb von Sekunden durchnässt und kühlte aus. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht. Jetzt kann ich nachvollziehen, wie es zu den Todesfällen beim Zugspitzlauf im Jahr 2008 gekommen ist. Trotz langer Hose und Jacke war ich innerhalb von Minuten ausgekühlt und hatte auf einmal keine Kraft mehr in den Beinen. Nach dem Klettersteig schleppte ich mich den Grat hinauf,. Ich gelangte zu einer Treppe, die zu einem überdachten Gang führte, der offenbar zur Ehrwalder Seilbahn gehörte. Hier war es geschützt! Hier traf ich auch ein älteres Paar wieder, die ich auf der Hütte am vorigen Abend gesehen hatte. Sie waren genau so überrascht von den Kapriolen des Wetters wie ich. Man überlegte, ob in dem Wetter der Abstieg überhaupt möglich wäre. Und ob man nicht die Seilbahn nehmen sollte. Fuhr die bei dem Sturm überhaupt?
 
Ich war total durchnässt und fror, aber eines wollte ich mir nicht nehmen lassen: den Aufstieg zum Gipfelkreuz! Also schleppte ich mich frierend über die fast menschenleere Plattform zum letzten Mini-Klettersteig. Der Sturm hatte auf einmal abrupt aufgehört und die bösen Wolken waren weitergezogen. Es war noch stark bewölkt, aber auf einmal eröffnete sich mir eine fantastische Weitsicht  über das Wettersteingebirge und den tief unten liegenden Eibsee! Da wurde ich ja doch noch belohnt. Zwar kein blauer Himmel, aber damit konnte ich leben!
 
Der Gipfelsieg
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Durch eine kleine Tür und eine Treppe gelangte man hinunter zu einer kleinen Scharte zwischen der Plattform und dem eigentlichen Gipfel. Da es gerade stark geregnet hatte, war der glatte Fels hier spiegelglatt. Vorsichtig ging ich mich an Drahtseilen festhaltend zu der Leiter hinüber, die ich hochstieg. Nun ging ich etwas hinter dem Gipfel an Drahtseilen entlang und erreichte diesen um 9:50, zwei Stunden und 50 Minuten nach Abmarsch von der Knorrhütte. Es war ein super Gefühl, endlich den höchsten der 16 Summits und den höchsten Berg Deutschlands bestiegen zu haben!
 
Der Abstieg
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Auf der Plattform traf ich die Gruppe der durchtrainierten Bergsteiger aus Ansbach wieder. Auch sie hatten sich bei Unwetter durch den Klettersteig gequält. Sie wollten zu Fuß wieder absteigen. Da sich das Wetter nun von Minute zu Minute besserte, beschloss ich, doch nicht die Seilbahn zu nehmen, sondern mich ihnen anzuschließen. Schließlich wollte ich ja „by fair means“ meine Tour beenden und nicht etwa mit Seilbahnhilfe. Ich wechselte auf Klo noch kurz meine Sachen. Auf meinen Touren hat es sich als äußerst wertvoll erwiesen, stets ein zweites T-Shirt, Unterwäsche und Socken mitzunehmen. Wiegt zwar etwas mehr, aber das Gefühl in nassen Sachen absteigen zu müssen ist echt abartig! So war ich halbwegs trocken. Ich fühlte mich aber immer noch ausgekühlt und zitterte innerlich. Also setzte ich mir auch noch eine Mütze auf und los ging es.
 
Da der Klettersteig noch nassgeregnet und wegen des glatten Fels sehr rutschig war, beschlossen wir aus Sicherheitsgründen, die 300 HM zum Sonnalpin mit der Gletscher-Seilbahn zurückzulegen. Diese kostete 6 Euro, das ist ok.
 
Ab der Station Sonnalpin auf 2600 m ging es nun über das Zugspitzplatt wieder Richtung Knorrhütte. Auf einmal war die Sonne herausgekommen, als wäre nichts gewesen. Super, dachte ich…wärst du ne Stunde später losgegangen, hättest du ein schönes Gipfelfoto bei strahlendem Sonnenschein haben können. Ich überlegte noch kurz, mit der Gletscherbahn wieder hinaufzufahren und den Klettersteig doch abzusteigen. Aber irgendwie kam mir das dann doch krank vor und ich verwarf es. Angestrengt hatte ich mich ja bereits genug!
 
Die Knorrhütte erreichten wir ca. 1,5 Stunden später. Auf dem Weg dorthin unterhielt man sich angeregt über den Wetterumschwung, den sogar die hochgebirgserfahrene Ansbacher Gruppe so überhaupt nicht vorausgesehen hatte. Sie wollten über das Reintal wieder absteigen, über die Reintalangerhütte, also mit einer weiteren Übernachtung. Ich hatte keine Zeit und Lust auf eine weitere Übernachtung. Aber ich dachte daran, komplett über das Reintal nach Garmsich abzusteigen, da dieses landschaftlich auch sehr reizvoll sein sollte. Allerdings war es mittlerweile 12 Uhr und ich würde mindestens sechs Stunden brauchen. Und die Partnachklamm wird um 18 Uhr abgeschlossen. Das war also zu wenig Zeit, schade. Deshalb entschloss ich mich, wieder über Ehrwald abzusteigen.
 
Wir aßen zuasmmen noch eine wohlschmeckende Suppe bzw. Leberkäse und Spiegelei auf der Knorrhütte. Ich legte einige meiner Sachen zum Trocknen in die Sonne. Gegen meinen gigantischen Durst bestellte ich gleich zwei Skiwasser.
 
Um kurz nach eins verabschiedete ich mich und begann den Abstieg Richtung Ehrwald. Auf der Mitte des Zugspitzplattes bemerkte ich, dass ich den Autoschlüssel nicht mehr in meiner Hosentasche hatte. Oh Schreck! Sollte er in dem ganzen Durcheinander mit Klamottenwechsel auf der Zugspitze etwa verloren gegangen sein? Darauf hatte ich jetzt so gar keine Lust. Aber siehe da, ich hatte ihn in den Rucksack getan, alles in Ordnung.
 
Das Auf- und Ab auf dem Zugspitzplatt strengte an und auch die beiden Gegenanstiege zum Joch „Am Brand“, 2120 m und „Feldernjöchl“, 2045 m, hatten es in der Hitze und bei zunehmender Erschöpfung und Hitze in sich. Eine letzte Pause machte ich beim Feldernjöchl. Ich nahm einige Kekse zu mir und trank ein paar Schlucke aus meiner tonnenschweren Wasserflasche. Ab hier ging es nur noch bergab, kein Gegenanstieg mehr, herrlich!
 
Über Hochfedernalm und die Abkürzung „Max-Klotz-Steig“ ging es immer weiter bergab. Auf dem Weg sah ich ein junges Pärchen, wo die Frau offenbar aus irgendeinem Grund so erschöpft war, dass sie nicht mehr gehen konnte. Sie musste sich auf den Boden setzen. Ich bot meine Hilfe an, aber es war wohl alles ok, also ging ich weiter. Ich hoffe, sie wollten nicht etwa  zur Zugspitze.
 
Der Himmel war mittlerweile wieder bedrohlich zugezogen und der Wind wehte stärker. Ich hoffte, nicht auf den letzten Metern nicht noch in den Genuss eines schönen Gewitters zu kommen. Zum Glück kam aber keins. An der Ehrwalder Alm verpasste ich wieder die Abzweigung zum Wanderweg und ging die hübsche Serpentinenstraße zur Talstation der Almbahn herunter.
 
Um ca. 16 Uhr, nach über vier Stunden Abstieg, war ich wieder am Auto an der Talstation der Ehrwalder Almbahn auf 1100 m. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich ca. 4000 Höhenmeter (hoch und runter) zurückgelegt, mit Gegenanstiegen.
 
Ich stieg ins Auto und fuhr wieder Richtung Steinach am Brenner. Kurz vor dem Fernpass hielt ich noch einmal auf dem Parkplatz „Zugspitzblick“ an. Eine wunderbare Aussicht auf die heute bestiegene Zugspitze offenbarte sich hier. Natürlich ließ ich mich zum Abschluss nochmal fotografieren vor dem höchsten der 16 Summits. Und dann freute ich mich auf eine Dusche und ein oder zwei Radler im Hotel!
 
Fazit
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Die Zugspitzenbesteigung über Ehrwald erfordert auch als Zweitagestour einiges an Kondition. Man überwindet ja nicht nur 1000 Höhenmeter am Tag, sondern hat auch noch einen schweren Rucksack dabei und darf auch alles wieder heruntergehen. Als Tagestour ist es nur für konditionell extrem gute Personen machbar. Landschaftlich ist es ab der Ehrwalder Alm sehr schön. Schroffe Berge, Almen, steile Grashänge und hübsche Täler. Auch das Zugspitzplatt sieht in der Totalen auf seine Weise reizvoll aus. Hässlich sind nur die Gebäude am Gipfel der Zugspitze. Schade, dass man dort dreistöckige Gebäude mit Restaurant vorfindet. Andererseits, hätte es die nicht gegeben, wäre ich vermutlich erfroren da oben. Aber wer Einsamkeit in unberührter Natur sucht, wird da nicht auf seine Kosten kommen. Aber eine Bratwurst kann ja auch gut schmecken.
 

Tourengänger: sqplayer


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