Durch die "Direkte Nordwand" auf den Falschekogel (2388m)


Publiziert von simba , 6. August 2013 um 09:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 3 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

"Direkte Nordwand" - das hört sich martialisch und heroisch, nach alpingeschichtlicher Bedeutung, nach Hasse-Brandler und John Harlin an. Zwar ist auch die Direkte NW am Falscher Kogel eine klassische Route, mit den genannten Meilensteinen kann sie sich aber freilich nicht messen. Auf einer Suche nach einer schönen und schattigen Alpinklettertour mit kurzem Zustieg in den Lechtaler kam sie uns aber gerade recht.

Vom Hahntennjoch erreicht man den rot angeschriebenen Einstieg in ca. einer Stunde über das Steinjöchl, indem man vom Weg zur Anhalter Hütte bei einer in einer Serpentine gelegenen Gufel abzweigt und das Geröllfeld auf deutlichen Spuren hin zur Nordwand quert.

Nachdem wir die Beschreibung des Panico-Führers (Stände und einige Zwischenhaken gebohrt. Große Abstände. Keile, Camalots und Schlingen ratsam) ernst genommen und mobiles Sicherungsmaterial hinauf getragen hatten, wunderten wir uns über 4 blitzende Bohrhaken auf den ersten 15 Metern umso mehr - anscheinend hat hier jemand nochmal eine Bohrmaschine hochgeschleppt. Im neuen Topo auf bergsteigen.com, welches deutlich nach unserer Begehung erschien, ist dies auch klar ersichtlich.

Die Route bewegt sich über 6 Seillängen konstant im 4. und 5. Grad, wobei nominell die 2. (V-) und die 5. SL (V+ / VI- Verschneidung) die Hauptschwierigkeiten darstellen - ich fand eine abdrängende Verschneidungsstelle in der 1. SL demgegenüber auch ziemlich anspruchsvoll und mit IV+ sehr hart bewertet. In der 2. SL ist das Panico-Topo wenig hilfreich, weil man mehr nach rechts queren muss, als es den Anschein macht - hier ist etwas Gespür für die Routenfindung notwendig, weil die Bohrhaken auch nicht mehr derart oft blitzen wie noch in der ersten Seillänge. In der kurzen schweren Stelle davor finden sich dafür 3 Stück auf ca. 5 Meter...

Auch in der weiteren Folge hat die "Bohrlust" des Sanierers immer weiter abgenommen - in der letzten Seillänge sind es dann noch 4 Bohrhaken auf 40 Meter (gegenüber ca. 10 auf 30m in der 1. SL). Aber dank gemäßigter Schwierigkeiten - und vor allem, wenn man ohnehin Keile und Friends am Gurt hat - alles kein Problem...

Der Fels ist in den ersten 5 Seillängen sehr gut bis fantastisch: Zwar liegt auf den Bändern immer wieder ein wenig Schutt und man findet auch mal ein Graspolster, aber ansonsten ist man umgeben von traumhaft rauem, teilweise "getropflochtem" Kalk. Dank der nordseitigen Exposition wurde es bereits nach einer Seillänge wunderbar schattig und es ließ sich trotz des Rekordhitzetags angenehm klettern.

Ab der 6. SL wird der Fels dann deutlich brüchiger und spätestens ab dem großen Terrassenband, unterhalb dessen sich der letzte gebohrte Stand befindet, ist von gutem Kalkfels nicht mehr viel zu sehen. Im Panico-Führer heißt es hierzu lapidar "150m, 2-3" in Richtung Gipfel. Unser improvisierter Stand (mobile Sicherungsmittel :)) auf dem Terrassenband und die schon beim Anschauen instabilen Ausstiegsseillängen darüber, veranlassten uns dazu, auf einer Pfadspur auf dem Band nach rechts auf eine Schulter (mit Steinmann, gemütlicher Pausenplatz) auszuqueren. Von dort ging es im geröllig-rutschigen, steilen Schrofengelände mit einigen Kletterstellen linkshaltend hinauf zum Gipfelgrat und über diesen in wenigen Minuten zum Gipfel (T5-, I-II, tw. Steigspuren).

Erstaunlicherweise hatten wir den Gipfel komplett für uns alleine, obwohl dieser am Morgen noch von zahlreichen Lechtaler-Höhenweg-Gehern bestürmt worden war. Nach einer gemütlichen Rast ging es über den steilen, aber gut ausgetretenen Normalweg (T3+) hinab ins Steinjöchl und bei brütender Hitze hinunter zum Hahntennjoch.

Tourengänger: simba, Nala


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Kommentare (1)


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zebolon hat gesagt: Panorama
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 11:16
Panorama Video im Oktober 2013 gedreht. Wir sind vom Hahntennjoch gestartet. Obwohl teilweise Schnee lag, war die Spitze relativ leicht zu erreichen und wir konnten einen tollen Ausblick bei Traumwetter genießen.
http://www.youtube.com/watch?v=qkr36mCHkiY&feature=youtu.be


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