Signalkuppe 4554m - E-Grat / Cresta Signal


Publiziert von whannes , 4. August 2013 um 22:07.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 2 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alagna Valesia mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Stn. Rotenboden - Zermatt per ö.V.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Pastore Rifugio Barba Ferrero Capanna Resegotti Capanna Regina Margherita Neue Monte Rosa Hütte

Durch die Ostseite des Monte Rosa Massivs führen verschiedene, teils sehr anspruchsvolle, meist aber auch objektiv gefährliche Routen. Mit dem E-Grat (Cresta Signal) eröffnet sich dem erfahrenen Alpinisten eine wunderschöne Möglichkeit, die Signalkuppe in einer anspruchsvollen aber relativ sicheren Gratbesteigung zu erklettern. Hauptschwierigkeiten sind neben dem steilen kombinierten Gelände vor allem die Routenfindung im oberen Teil des Grats.

Das verlängerte Wochenende stand schon länger fest, ebenso das Team. Der Vorschlag für die Cresta Signal kam einmal mehr vom Kollegen mit einigen Jahren an Bergerfahrung. So fuhren wir zu viert freudig und voller Erwartung am 1. August nach Alagna Valsesia in Italien.

Alagnia Valesia

Mit dem Auto fahren wir nach Alagna Valsesia, durch das Dorf und bis ans Ende der öffentlichen Strasse zu einem grossen Parkplatz auf ca. 1200m. Von dort fährt ein Shuttlebus für 2 Euro p.P.  regelmässig (d.h. sobald ein paar Leute bereitstehen) nach Aqua Bianca ans Ende der Fahrstrasse auf etwa 1500m.

Capanna Luigina Resegotti (L)

Es ist 13:30, heiss und noch liegen rund 2200m Aufstieg vor uns. Das erste Etappenziel stellt das Rifugio Barba Ferrero auf 2247m dar, eine äusserst gemütliche Hütte mit grossartigem Blick auf das südliche Monte Rosa Massiv. Es gibt verschiedene Wege mit der Nummern 7, 7d oder 7e dorthin. Wie wir gemerkt hatten, war 7d nicht unbedingt die direkteste Wahl, besser wäre die 7.

Nach einer Stärkung geht’s weiter über einen Weg hinauf Richtung Ghiaccio Sud delle Loccie. Es gibt immer wieder Steinmänner und Markierungen, zuoberst folgt man der Moräne. Ab da steigen wir alles über Greröll- und Schneefelder bis zur Capanna Luigina Resegotti CAI 3624m, das wir cirka gegen 20:00 erreichen. Es scheint so, als wäre in der 1:50‘000er Karte (http://map.geo.admin.ch/) dem Gletscherschwund dieser Region noch nicht so ganz Rechnung getragen worden sein.

Neben uns befinden sind noch zwei Italiener in der gut ausgestatteten Blechschachtel. Es gibt ausreichend Gas zum Schnee schmelzen, eine original italienische Toilette sowie etwa 20 Schlafplätze. Nach dem gemütlichen Nachtessen legen wir uns in den etwas feuchten Bettern nieder.

Signalkuppe 4554m, E-Grat / Signalgrat / Cresta Signal (S, IV)

Um ca. 04:00 stehen die Italiener auf. Wir hatten Vortags beschlossen bis 05:30 zu schlafen; vom Wetter her besteht kein Zeitdruck und Klettern in der Sonne macht einfach mehr Spass. Ohne Eile geniessen wir das viel zu süsse Müesli und verlassen etwa um 06:20 das Biwak.

Der Weg führt zuerst über einen schmalen Firngrat bis zum Passo Signal 3769m. Ab dort geht es weiter über Felsen und Geröll, immer wieder mit kurzen Firnpassagen unterbrochen, an den Fuss des ersten Aufschwungs. Ab hier wird es zum einen technisch, vor allem aber von der Routenfindung her recht anspruchsvoll. Wir hatten die Das Topo Silbernagels 'Hochtouren Topoführer Walliser Alpen' sowie die Beschreibung aus dem SAC-Führer dabei. Dies erwies sich als sehr gute Kombination, würde jedem wärmstens empfehlen. Aber auch damit ist es immer wieder nötig, sich das Gelände genau anzuschauen und den Weiterweg bestmöglich abzuschätzen.

Leider müssen an dieser Stelle zwei Kollegen den Rückzug antreten, da sich einer von ihnen überhaupt nicht gut fühlt und sich den Weiterweg nicht vorstellen kann. So beschliessen wir, wir zu zweit weitergehen und die anderen beiden wieder ins Tal absteigen.

Den ersten Aufschwung haben wir links am Rand einer Schneerinne erstiegen (III+), danach gelangt zu einer Schneeschulter und folgt weiter dem Grat. Hier bemerken wir auch, dass sich die Italiener jetzt hinter uns befinden. Überholt hatten wir sie nicht, es scheint als hätten sie sich wohl verstiegen gehabt.

Etwas dem Grat folgend kommen wir zu einem äusserst schmierigen und dreckigen Couloir. Dieses ersteigen wir zuerst auf dessen linken Seite um es weiter oben unterhalb einer kleinen Wand wieder nach rechts zu queren. Ab dort etwas rechts durch einige Risse (IV, Haken) und dann weiter über einfachere Felsen rechts an zwei markanten Gendarmen vorbei an den Fuss eines Eisfeldes.

Es sieht zuerst aus wie Trittschnee, doch schon bald stelle ich fest, dass meine Steigeisen auf Blankeis schlagen. Nun denn, so setze ich eine Eisschraube und arbeite mich stufenschlagend weiter bis zu einer Felsinsel, wo ich Stand machen kann. Hier übergibt mir der Kollege auch noch seine Schrauben und ich steige eine weitere SL nach oben, wobei es zuoberst tatsächlich noch ein Restchen Trittschnee gibt. Nach einer oder zwei weiteren SL im Fels finden wir die Querung (II, Haken), welche plattig nach links an den Fuss einer mehr oder weniger markanten Verschneidung führt.

In zwei SL steigen wir durch diese schöne Verschneidung (IV, einige Haken). Es folgen nun einige SL in heiklem, kombiniertem Gelände mit Schnee, Fels und Eis. Es ist hier nochmals volle Aufmerksamkeit gefordert, bis man weiter oben endlich wieder den Grat erreicht. Hier gönnen wir uns erstmals eine Pause und geniessen den atemberaubenden Tiefblick.

Es folgt einfacheres Gelände bis zum kleinen Absatz kurz unter dem Gipfel, wo nochmals volles Zupacken gefragt ist (eher IV als III, Haken). Auf der Schneekuppe gleich unterhalb der Capanna Regina Margherita 4554m können wir uns um 15:30 endlich zur erfolgreich gemeisterten Tour gratulieren.
Wir bleiben noch eine Nacht in der Hütte und wollen am nächsten Tag die Cresta Rey an der Duffourspitze machen. Wegen Wind und Schnee in der Früh beschliessen wir aber, es bei der Normalroute via Grenzsatten zu belassen uns steigen nach einem weiteren Besuch des Nordens anschliessend zur Monte Rosa Hütte ab.

Fazit: Ein äusserst anspruchsvoller Hüttenzustieg zur Capanna Regina Margherita könnte man sagen. Neben den technischen Schwierigkeiten ist mal vor allem in der Routenfindung gefordert, da der Grat nur in seinem unteren Teil als solcher in Erscheinung tritt. Neben 3-4 Eisschrauben sollten auch 3-4 kleine Friends und einige Bandschlingen pro Seilschaft mitgenommen werden. Es gibt an den schwierigsten Stellen zwar da und dort ein paar rostige Haken, der Fels ist dort aber meist fest und eignet sich hervorragend zum selber absichern. Für die steilen Eisfelder ist ein Eisgerät deutlich besser geeignet als ein Pickel.

Tourengänger: whannes


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Kommentare (4)


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simba hat gesagt: Ganz großes Kino!
Gesendet am 4. August 2013 um 22:34
Gratulation! Danke fürs Teilhaben lassen!
Gruß
Si

roger_h hat gesagt: Tolle Tour
Gesendet am 5. August 2013 um 08:24
Das nenne ich mal einen Hüttenzustieg zur Margherita! :-)
Gratuliere zu dieser Tour!
Gruss
Roger

Nicole hat gesagt:
Gesendet am 6. August 2013 um 12:08
...da kann ich mich nur anschliessen - echt genialer Zustieg, und wirklich ganz grosses Kino!

garaventa hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2013 um 08:53
Vielen Dank für den interessanten Bericht und die guten Fotos.

Ich glaube, dass diese Tour nicht oft gegangen wird und daher ist sie genau nach meinem Geschmack.

Diese Route auf die Signalkuppe begeistert mich daher schon länger, doch bisher gab es noch keine Gelegenheit sie zu gehen.

Weiterhin viel Glück und Erfolg für Deine zukünftigen Projekte!

Gruss garaventa


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