12 x 4000: Monte Rosa - Teil 4 (Schluss)
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Donnerstag, 4. Tag
Ich war froh, als wir endlich aufstehen durften – ich hatte eine ziemlich schlechte Nacht hinter mir. Das unüberhörbare und andauernde Erbrechen im Nebenzimmer ging ja noch. Ich fühlte mich jedoch selbst nicht gut, leichte Kopfschmerzen und Übelkeits-Empfinden war die ganze Nacht über vorhanden. Jedenfalls schaute ich jede halbe Stunde auf die Uhr, ob die Nacht nicht endlich um ist …
Derart gerädert sass ich am Frühstücks-Tisch und brachte keinen Bissen runter; lediglich eine Kachel The lag drin (wie ich später erfahren habe, sah ich aus wie ein weiss-gelber Käse …). Dabei sollte heute nichts anderes als die Krönung unserer Tour erfolgen!
Wir machten uns um 06.45 Uhr auf; draussen war’s kalt und windig. Zudem gab’s offensichtlich über Nacht ca. 10cm Neuschnee. Also ohne Umschweife die Steigeisen und Windjacke an, los ging’s. Zunächst hinunter zum Colle Gnifetti (4452m), dann bereits der erste Aufstieg des Tages; hinauf zur Zumsteinspitze (4563m).
Da es immer noch kalt war, nur ganz kurzer Foto-Aufenthalt, dann begann auch schon das Abenteuer Dufour … Zunächst mussten wir jedoch noch die Bedenken von Brigitte zerstreuen; sie war nämlich plötzlich verunsichert, ob dies nicht eine Nummer zu gross sei für sie. Der Neuschnee passte ihr gar nicht …
Ev. zum Glück sahen wir nicht viel, denn wir machten uns im dichten Nebel auf; der anspruchsvolle Abstieg zum Grenzsattel wartete auf uns. In mehreren Stufen wurde abgeklettert, bis wir schliesslich den Grenzsattel erreichten. Der Firngrat selbst war dann etwas weniger schwierig, danach begann erst die ganze Kletterei bis zum Gipfel.
Es war zwar eine genussvolle Kletterei – zumindest normalerweise. Bei mir machte sich jetzt jedoch bemerkbar, dass ich noch nichts gegessen hatte; mir ging langsam das „Benzin“ aus. Immer öfter musste ich stehen bleiben, um mich kurz zu erholen. Dies ärgerte mich ungemein, denn wie erwähnt war das Ganze zwar anspruchsvoll und spannend, aber ich konnte es nicht wirklich geniessen.
Zwischendurch lichtete sich immer wieder der Nebel, sodass man auch mal sah, wo man sich befand … Dann war die Höhe bzw. Grat erreicht. Dieser führt zum Grenzgipfel (4618m) (mehr Gendarm denn eigentlicher Gipfel), danach galt es noch einige Türme zu überklettern (III). Und nun sah ich erstmals von weitem und erst schemenhaft das Gipfelkreuz; bald würden wir da sein!
Um 9.45 Uhr erreichten wir schliesslich den Gipfel der Dufourspitze (4634m), hurra!! Allerdings konnte ich mich zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig freuen; ich war zu erschöpft. Wenigstens brachte ich jetzt ein paar Bissen hinunter, langsam erholte ich mich wieder. Leider war die Aussicht beinahe gleich Null; nur kurz zeigte sich wenigstens gegenüber der Liskamm.
Nach unserer Rast stiegen wir wieder ab; diesmal über die Fixseile zum Silbersattel hinunter. Wäre eigentlich keine grosse Sache, aber die 2 vorangegangenen Seilschaften taten sich äusserst schwer (um nicht zu sagen etwas ungeschickt). Sogar deren Bergführer verzweifelte langsam … - jedenfalls mussten wir ca. 15 Min. Wartezeit in Kauf nehmen, bevor wir dann auch endlich an den Fixseilen abklettern konnten.
Im Silbersattel stellte sich die Frage, ob wir nicht noch das Nordend „mitnehmen“ wollten. Wäre natürlich verlockend, mit einem Minimal-Aufwand noch den zweithöchsten Schweizer Gipfel zu besteigen. Aber man muss auch vernünftig sein: wir waren erstens mittlerweile etwas spät dran (es gilt auch, die letzte Bahn im Auge zu behalten!), zum anderen war (ich glaube nicht nur bei mir) keine zusätzliche Kraft vorhanden, einen weiteren Aufstieg zu meistern – und seien es noch so wenige Höhenmeter.
Also stiegen wir einstimmig ab, vorbei an den imposanten Serac’s, später dann eher eintönig und tief einsinkend im Sulz-Sumpf des Monte Rosagletschers. Irgendwann erblickten wir die neue Monte Rosa-Hütte, welche allerdings nicht näher zu kommen schien. Denn noch galt es eine längere Strecke auf grobem Geröll zu überwinden (wer hat denn all‘ die Steine hierhergebracht?).
Um 13.50 Uhr erreichten wir schliesslich die Monte Rosa-Hütte (2883m); zum ersten Mal stand ich also vor der medial ausgeschlachteten, neuen Hütte. Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, v.a. gefällt der helle Aufenthaltsraum im Parterre. Aber jede SAC-Hütte muss ja nicht so aussehen … - und auch mir fehlt etwas das Verständnis, weshalb man für viel Geld und Aufwand die alte Hütte sprengen musste …
Jedenfalls tranken wir nur kurz etwas, denn noch stand uns der lange Marsch nach Rotenboden bevor. Also stiegen wir zum Grenz- bzw. Gornergletscher ab, marschierten durch’s Labyrinth und gelangten am anderen Ende zur Moräne. Julian verabschiedete sich schon mal, um eiligen Schrittes eine frühere Bahn zu erreichen. War ursprünglich auch meine Idee, nur trugen mich meine Beine nicht mehr so schnell …
So langsam fiel die Gruppe etwas auseinander, was mehrheitlich an mir lag; jedenfalls musste ich auch Brigitte und Heiri ziehen lassen – ich konnte Ihnen nicht folgen; liess es gemütlich angehen. Auch ein paar Fotos im Rückblick auf Geleistetes mussten sein. Schliesslich erreichte auch ich noch den Rotenboden (2815m) um 17 Uhr. Zwar ca. 15 Min. später als erhofft, aber doch noch gerade rechtzeitig, um die 17.12 Uhr-Bahn zu erwischen.
Die lange Heimreise mit der Bahn nutzte jeder für sich, um die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.
Super gsi!!
Danke an Heiri für seine kompetente Führung, Umsicht und Geduld mit uns, Danke an Brigitte & Julian für die tolle Begleitung!
Fazit:
Absolut geniale Woche; es hat alles zusammengepasst! Mit dem Liskamm & der Dufourspitze gingen 2 Wunschträume in Erfüllung!
Wenn man jetzt noch das berühmte Haar in der Suppe suchen wollte, dann war’s die fehlende Aussicht auf der Dufourspitze – aber damit kann ich gut leben …
Ich war froh, als wir endlich aufstehen durften – ich hatte eine ziemlich schlechte Nacht hinter mir. Das unüberhörbare und andauernde Erbrechen im Nebenzimmer ging ja noch. Ich fühlte mich jedoch selbst nicht gut, leichte Kopfschmerzen und Übelkeits-Empfinden war die ganze Nacht über vorhanden. Jedenfalls schaute ich jede halbe Stunde auf die Uhr, ob die Nacht nicht endlich um ist …
Derart gerädert sass ich am Frühstücks-Tisch und brachte keinen Bissen runter; lediglich eine Kachel The lag drin (wie ich später erfahren habe, sah ich aus wie ein weiss-gelber Käse …). Dabei sollte heute nichts anderes als die Krönung unserer Tour erfolgen!
Wir machten uns um 06.45 Uhr auf; draussen war’s kalt und windig. Zudem gab’s offensichtlich über Nacht ca. 10cm Neuschnee. Also ohne Umschweife die Steigeisen und Windjacke an, los ging’s. Zunächst hinunter zum Colle Gnifetti (4452m), dann bereits der erste Aufstieg des Tages; hinauf zur Zumsteinspitze (4563m).
Da es immer noch kalt war, nur ganz kurzer Foto-Aufenthalt, dann begann auch schon das Abenteuer Dufour … Zunächst mussten wir jedoch noch die Bedenken von Brigitte zerstreuen; sie war nämlich plötzlich verunsichert, ob dies nicht eine Nummer zu gross sei für sie. Der Neuschnee passte ihr gar nicht …
Ev. zum Glück sahen wir nicht viel, denn wir machten uns im dichten Nebel auf; der anspruchsvolle Abstieg zum Grenzsattel wartete auf uns. In mehreren Stufen wurde abgeklettert, bis wir schliesslich den Grenzsattel erreichten. Der Firngrat selbst war dann etwas weniger schwierig, danach begann erst die ganze Kletterei bis zum Gipfel.
Es war zwar eine genussvolle Kletterei – zumindest normalerweise. Bei mir machte sich jetzt jedoch bemerkbar, dass ich noch nichts gegessen hatte; mir ging langsam das „Benzin“ aus. Immer öfter musste ich stehen bleiben, um mich kurz zu erholen. Dies ärgerte mich ungemein, denn wie erwähnt war das Ganze zwar anspruchsvoll und spannend, aber ich konnte es nicht wirklich geniessen.
Zwischendurch lichtete sich immer wieder der Nebel, sodass man auch mal sah, wo man sich befand … Dann war die Höhe bzw. Grat erreicht. Dieser führt zum Grenzgipfel (4618m) (mehr Gendarm denn eigentlicher Gipfel), danach galt es noch einige Türme zu überklettern (III). Und nun sah ich erstmals von weitem und erst schemenhaft das Gipfelkreuz; bald würden wir da sein!
Um 9.45 Uhr erreichten wir schliesslich den Gipfel der Dufourspitze (4634m), hurra!! Allerdings konnte ich mich zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig freuen; ich war zu erschöpft. Wenigstens brachte ich jetzt ein paar Bissen hinunter, langsam erholte ich mich wieder. Leider war die Aussicht beinahe gleich Null; nur kurz zeigte sich wenigstens gegenüber der Liskamm.
Nach unserer Rast stiegen wir wieder ab; diesmal über die Fixseile zum Silbersattel hinunter. Wäre eigentlich keine grosse Sache, aber die 2 vorangegangenen Seilschaften taten sich äusserst schwer (um nicht zu sagen etwas ungeschickt). Sogar deren Bergführer verzweifelte langsam … - jedenfalls mussten wir ca. 15 Min. Wartezeit in Kauf nehmen, bevor wir dann auch endlich an den Fixseilen abklettern konnten.
Im Silbersattel stellte sich die Frage, ob wir nicht noch das Nordend „mitnehmen“ wollten. Wäre natürlich verlockend, mit einem Minimal-Aufwand noch den zweithöchsten Schweizer Gipfel zu besteigen. Aber man muss auch vernünftig sein: wir waren erstens mittlerweile etwas spät dran (es gilt auch, die letzte Bahn im Auge zu behalten!), zum anderen war (ich glaube nicht nur bei mir) keine zusätzliche Kraft vorhanden, einen weiteren Aufstieg zu meistern – und seien es noch so wenige Höhenmeter.
Also stiegen wir einstimmig ab, vorbei an den imposanten Serac’s, später dann eher eintönig und tief einsinkend im Sulz-Sumpf des Monte Rosagletschers. Irgendwann erblickten wir die neue Monte Rosa-Hütte, welche allerdings nicht näher zu kommen schien. Denn noch galt es eine längere Strecke auf grobem Geröll zu überwinden (wer hat denn all‘ die Steine hierhergebracht?).
Um 13.50 Uhr erreichten wir schliesslich die Monte Rosa-Hütte (2883m); zum ersten Mal stand ich also vor der medial ausgeschlachteten, neuen Hütte. Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, v.a. gefällt der helle Aufenthaltsraum im Parterre. Aber jede SAC-Hütte muss ja nicht so aussehen … - und auch mir fehlt etwas das Verständnis, weshalb man für viel Geld und Aufwand die alte Hütte sprengen musste …
Jedenfalls tranken wir nur kurz etwas, denn noch stand uns der lange Marsch nach Rotenboden bevor. Also stiegen wir zum Grenz- bzw. Gornergletscher ab, marschierten durch’s Labyrinth und gelangten am anderen Ende zur Moräne. Julian verabschiedete sich schon mal, um eiligen Schrittes eine frühere Bahn zu erreichen. War ursprünglich auch meine Idee, nur trugen mich meine Beine nicht mehr so schnell …
So langsam fiel die Gruppe etwas auseinander, was mehrheitlich an mir lag; jedenfalls musste ich auch Brigitte und Heiri ziehen lassen – ich konnte Ihnen nicht folgen; liess es gemütlich angehen. Auch ein paar Fotos im Rückblick auf Geleistetes mussten sein. Schliesslich erreichte auch ich noch den Rotenboden (2815m) um 17 Uhr. Zwar ca. 15 Min. später als erhofft, aber doch noch gerade rechtzeitig, um die 17.12 Uhr-Bahn zu erwischen.
Die lange Heimreise mit der Bahn nutzte jeder für sich, um die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.
Super gsi!!
Danke an Heiri für seine kompetente Führung, Umsicht und Geduld mit uns, Danke an Brigitte & Julian für die tolle Begleitung!
Fazit:
Absolut geniale Woche; es hat alles zusammengepasst! Mit dem Liskamm & der Dufourspitze gingen 2 Wunschträume in Erfüllung!
Wenn man jetzt noch das berühmte Haar in der Suppe suchen wollte, dann war’s die fehlende Aussicht auf der Dufourspitze – aber damit kann ich gut leben …
Tourengänger:
Linard03

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