Hochtourentage - Monte Rosa - Silbersattel, 4515m ,(Dufourspitze 4634m)

Dufourspitze, Silbersattel, Samstag, 16. April 2016 - Tag 2
Morgenessen 3:30, da kamen die wahren Tourengefühle auf. Jedoch, kein hektisches Treiben in der Hütte, nur der Wind pfiff um jede Ecke, die Walliser-Fahne stand stramm im Wind. Kurz nach 4 Uhr machten wir uns dann auf. Eine unwirtliche Welt, nicht sonderlich kalt, doch kaum hatte ich ein Schritt vor die Hütte gesetzt erhielt ich bereits eine Ladung 'Schneegestöber' ab. Wenn das nur nicht so weiter geht. In gleichmässigen Schritt stiegen wir Meter für Meter hinauf. Der Wind war böig. Die angesagte Windstärke von 30-50 km/h überstieg es bei weitem. Immer wieder musste ich mich seitlich stützen. Unbeirrt stiegen wir weiter. Eine erste kurze Pause legten wir auf einer Höhe von ca. 3400m ein.

Der Wind pfiff um die umliegenden Gipfel, irgendwie unheimlich, es hörte sich an wie tiefe Orgelpfeifen in der Kirche. Und immer wieder Schnee im Gesicht. Kalte Hände und was noch schlimmer war, eine weisse, kalte Nase (der Bergführer machte mich darauf aufmerksam). In der Tat, sie war gefühllos, hoffentlich nicht abgefroren. Es bildeten sich Blasen welche dann am Sonntag aufplatzten. Die Besteigung der Dufourspitze habe ich mir nicht so vorgestellt. Doch weiter ging es, Meter um Meter stetig aufwärts. Mit zunehmender Höhe werden die Schritte kürzer, das Tempo langsamer. Mittlerweile sind wir im Kessel vor dem Schlussaufstieg zum Silbersattel angekommen, Höhe ca. 4150m. Auf die fragenden Blicke des Bergführers hatten wir nicht im Geringsten reagiert. Sollte dies wohl heissen, wollt ihr weitergehen? Wir montierten die Harscheisen, verpflegten uns nochmals und wieder, weiter geht’s! Zwischen hausgrossen Eisabbrüchen durch, grosse Spalten querend. Nur nicht ausrutschen, es ist da ordentlich steil. Das Wetter, ja das verschlechterte sich zusehends, der Wind legte nochmals einen Zacken zu. Es wird flacher, der Höhenmesser zeigt 4500m, da müsste doch der Silbersattel sein. War er auch, doch der weitere Aufstieg, die Rinne mit dem Fixseil zur Dufourspitze war erst bei mehrmaligen Hinschauen zu erkennen. Der Wind blies mittlerweile so stark, dass wir unsere Skier kaum mehr erkennen konnten. Ja das war dann wohl der Moment um abzubrechen, dachte ich mir. Kaum schwirrte mir dieser Gedanke durch den Kopf, hat Rolf (Bergführer) dann auch ebenso entschieden. Schade, ja wirklich schade, aber sicherlich vernünftiger. Die Aussicht auf und vom Gipfel war ohnehin gleich Null. Umso ärgerlicher, als ich mich ausserordentlich gut fühlte. Klar, die Höhe spürte ich bei jedem Schritt, aber trotzdem 'ich war noch guet zwäg'.     
    
Die Felle von den Skiern lösen und das Netz aufziehen, war bei diesem Wind und Schneegestöber alles andere als einfach. Erst beim herunter fahren realisierten wir, wie weit wir aufgestiegen waren.
Trotz allem, es hat Spass gemacht, ein tolles Erlebnis auch wenn wir den Gipfel nicht ganz erreicht hatten. Die Naturgewalten zu spüren ist sehr eindrücklich, erst so merkt man, wie klein wir wirklich sind.
 
Nach einer ausgiebigen Pause in der Monte-Rosa Hütte berieten wir den folgenden Tag. Aufgrund des 'grottenschlechten' Wetterberichtes fuhren wir hinunter nach Zermatt, da wir so mehrere Optionen sahen eventuell eine Tour in einem anderen Gebiet, je nach Wetter zu unternehmen. Ein Teil der Gruppe verabschiedete sich dann am Abend. Nach einer feinen Pizza in Zermatt besprachen wir dann noch einige Möglichkeiten an Touren und gingen anschliessend wieder früh zu Bett.