Schönwetterfenster genutzt: Flügenspitz (1703 m) - Leistchamm (2101 m)


Publiziert von marmotta , 30. März 2013 um 12:20.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:29 März 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten   Speer-Mattstock 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Stein SG - Eggli - Stigenrain - Badhus - Schärswald - Schönenboden - Vorder Höhi - Saum - Schiblerwiti - P. 1661 - Flügespitz - P. 1661 - First (P. 1674) - Leistchamm - Egg - Beerenbach - Arvenbüel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Stein, Gemeindehaus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Arvenbüel, Arven

Von den Gipfeln, über die sich die Churfirstenkette nach Westen fortsetzt, ist der Leistchamm (2101 m) der Einzige, auf den ein ausgeschilderter und markierter Wanderweg führt. Dementsprechend stark frequentiert ist dieser herrliche Aussichtsgipfel hoch über Quinten am Walensee im Sommer - im Winter hält sich der Ansturm in Grenzen. Der Leistchamm lässt sich hervorragend in eine Überschreitung von Stein SG nach Amden-Arvenbüel unter Mitnahme des Flügenspitz (1703 m) einbetten und bietet -bei sicheren Verhältnissen- auch eine steile, rassige Skiabfahrt!
 
Wüsste man es nicht besser, wäre man angesichts der derzeitigen Witterung wohl überzeugt, dass nicht Ostern, sondern Weihnachten vor der Tür steht. Momentan ist man um jede Sonnenstunde froh, daher wollte ich das prognostizierte Schönwetterfenster am Karfreitagmorgen für eine Tour nutzen.
 
Da ich wirklich keinerlei Erwartungen in das Wetter hatte, plante ich -sozusagen als Minimalziel- eine Überschreitung von Stein im Toggenburg nach Amden-Arvenbüel via Vorder Höhi (1537 m), allenfalls mit einem Abstecher auf den Gulmen (1789 m). Ein beliebter Schneeschuhtourenklassiker - überhaupt ist das gesamte Gebiet oberhalb von Amden ein ideales Schneeschuhtourenrevier, wovon auch die zahllosen alten Spuren zeugen.
 
Bei meiner Ankunft im Toggenburg ist das Wetter trotz einiger Restwolken und viel Feuchtigkeit in der Luft überraschend freundlich, nach wenigen Minuten auf der Fahrstrasse Richtung Badhus, der ich bis zum Eggli (910 m) folge, zeigt sich sogar bereits die Sonne. Hier montiere ich die Schneeschuhe und folge den vielen alten, vom Neuschnee der vergangenen Nacht überschneiten Spuren hinauf zu den Hüttchen bei Stigenrain, wo ich wieder auf die (tiefverschneite) Fahrstrasse treffe. Auf dieser durch einen frisch verschneiten Märchenwald zum Badhus und weiter via Schärswald zum Schönenboden (1455 m). Inzwischen hat mir die Frühjahrssonne derart eingeheizt, dass ich selbst im T-Shirt ordentlich am Dampfen bin. An der verlassenen Vorder Höhi (1537 m) liegen bereits gut 15 cm frischer, schwerer Pulverschnee auf einer harten, verharschten Unterlage. Keine Menschenseele ist zu sehen, das hätte ich angesichts der guten Bedingungen in diesem vielbegangenen Gebiet nicht erwartet!
 
Obwohl aufgrund der vielen Feuchtigkeit in der Luft die Gegend um mich herum immer mehr eingenebelt wird, entschliesse ich mich angesichts der (noch) stabilen Wetterlage, meine ursprünglich geplante Tour zu erweitern, und steige über den kleinen bewaldeten Hügel Saum (1627 m) in Richtung Flügenspitz (1703 m) - auch hier hat es viele alte Schneeschuhspuren, das ist auch gut so, denn im nun plötzlich stockdichten Nebel fällt die Orientierung im Gelände schwer. Beim Flügenspitz handelt es sich zwar um ein völlig unbedeutendes Gipfelchen, jedoch ist dies der einzige Gipfel des gesamten Gebiets, auf dem ich bis anhin noch nie gestanden bin - also mache ich, nach Traversierung der Ostflanke im völligen White-out, vom Sattel P. 1661 den kurzen Abstecher auf den höchsten Punkt mit dem hölzernen Kreuz.
 
Eigentlich hatte ich eine weitere Ausdehnung der Tour auf den Leistchamm angesichts des dichten Nebels ausgeschlossen, doch nach meiner Rast auf dem Flügenspitz und der Traverse des stark überwächteten Kamms hinüber zum First (1674 m) reisst es plötzlich auf und vor mir strahlt der Leistchamm unter tiefblauem Himmel in der Sonne!
 
Nun gibt es natürlich kein Halten mehr - vor mir hat bereits eine grössere Skitourengruppe den Aufstieg in Angriff genommen. In vielen Spitzkehren haben sie bereits den steilen Vorbau des Berges überwunden und befinden sich schon auf dem stellenweise abgeblasenen Gipfelhang. In gebührendem Abstand folge ich ihnen. Die Schneeverhältnisse entpuppen sich allerdings -zumindest mit den Schneeschuhen- als äusserst mühsam: Auf einer hartgefrorenen Unterlage liegen ca. 15-20 cm schwerer Pulverschnee, so dass die Harscheisen der Schneeschuhe nicht greifen und ich bei jedem Schritt mit einer Ladung Schnee abrutsche. Da mir die Skiaufstiegsspur bei diesen Verhältnissen keine grosse Hilfe ist, wähle ich meine eigene, direktere Linie. Wahrlich kein Zuckerschlecken! Bald habe ich jedoch die überwächtete Westkante des Leistchamm-Rückens erreicht, wo ich meine Route über Passagen wähle, in denen der tiefe Schnee abgeblasen ist und ich auf der gut tragenden Harsch-Schicht aufsteigen kann. Fast zeitgleich mit der Skitourengruppe erreiche ich den Gipfel des Leistchamm (2101 m), auf dem dank Windstille und Sonnenschein sehr angenehme Verhältnisse herrschen. Leider hält sich ringsum viel Feuchtigkeit und Nebel, so dass die Aussicht stark eingeschränkt ist. Schemenhaft lässt sich immerhin der Alpstein, die Gipfel rund um den Speer und im Süden -über der Nebelschicht, deren Grenze offenbar knapp unter dem Gipfel des Leistchamms liegt- die versammelte Gipfelprominenz des St. Galler Oberlands und des Glarnerlands ausmachen.
 
Da der Nebel keine Anstalten macht, sich zu verziehen, trete ich bald wieder den Abstieg an. Dieser ist mit den Schneeschuhen auch nicht gerade ideal: Lässt es sich in den Pulverschneetaschen am Gipfelhang (entlang der Gratkante) noch genussvoll nach unten springen bzw. gleiten, ist im steilen unteren Teil ein Höchstmass an Balance und Körperbeherrschung erforderlich, will man nicht nach den diversen Rutschpartien auf dem Allerwertesten und im Tiefschnee landen. Mir ist dies leider nicht immer gelungen, einige "Schneebäder" und Flüche später erreiche ich dennoch unversehrt die "Schneeschuhautobahn" unterhalb der Alp Looch. Die Skifahrer wählten die steile (35 ° auf 250 Hm) NW-Rinne mit einer herrlichen Pulverauflage. Ist vorgemerkt! :-)
 
Im nun wieder dichten Nebel den vielen (Ski- und Schneeschuh-)Spuren folgend hinunter nach Arvenbüel (1236 m), wo ich genau während des "Bus-Lochs" von 11.21 - 13.21 Uhr eintreffe. Zum Glück gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten, gerade als ich es mir im Ammlerhof gemütlich gemacht habe, fängt es nämlich in dicken Flocken an zu schneien. Frohe Ostern!      

Tourengänger: marmotta


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