Titlis Rundtour


Publiziert von Leander , 27. Januar 2013 um 00:22.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:25 Januar 2013
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-OW   Titlis und Wendenstockgruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 2500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Skitourenticket (32 SFR) auf den Titlis.

Es gibt Touren, von denen man irgendwann zum ersten Mal gehört hat. Erst gerüchteweise, dann ganz offiziell im Tourenführer. Man war fasziniert, beeindruckt oder auch eingeschüchtert und konnte sich kaum vorstellen, dass man solche Touren selber unternehmen könnte. Solch eine Unternehmung war für mich die Titlisrundtour, deren Durchführung ganz besonders von sicheren Verhältnissen und gutem Wetter abhängig sei.
Und so musste ich nicht lange überlegen, ob ich dabei wäre und habe mich kurzerhand von der Arbeit ins lange Wochenende verabschiedet, um am Freitag morgen mit drei Kollegen und einer der ersten Gondeln auf den Kleinen Titlis zu fahren.

Auf halber Höhe zwischen Trübsee und Stand durchstiessen wir die Nebeldecke, ein lang gezogenes "Aahh" entglitt unseren Kehlen und die umliegenden Berggipfel empfingen uns mit freundlichem Gruss und hiessen uns unter dem weiten, blauen Himmel willkommen. Ein gutes Zeichen.
Wir waren nicht die einzigen, die am kleinen Titlis mit Klettergurt über der Skihose in die -15°C kalte Luft traten. Wir sollten also nicht ganz alleine unterwegs sein.

Nach kurzer Abfahrt über den oberen Titlisgletscher galt es die erste Engstelle zu passieren. Als Snowboarder sollte man besser abschnallen und laufen, da die ausgesetzte Querung zum Hinteren Titlisjoch wohl nur mit Stockeinsatz zu bewältigen ist. Spätestens dort mussten auch die Skifahrer die Ski auf den Rucksack schnallen, um den Übergangsgrat zum Vorderen Titlisjoch erst ausgesetzt und steil, dann flacher, aber überwächtet zu überschreiten.

Am Vorderen Titlisjoch liegt die erste Abseilstelle, von der wir mit einem 50 Meter Doppelseil abseilten. Da das Couloir gut mit Schnee gefüllt und kaum Felsen frei lagen, konnten wir die gesamte Abseilstelle mit Ski und Snowboard abrutschen. Über das südexponierte Chli Gletscherli führte die erste schöne Abfahrt hinunter zur Schwarzen Naad, der zweiten Abseilstelle. Auch hier konnten wir Dank der guten Schneeauflage abrutschen, wobei das Seil die nötige Sicherheit vermittelte. Vom Zwischenstand sollte man rechter Hand steil bis zum Bergschrund abrutschen, bevor man die zweite Abfahrt über den Schwarzen Berg in Angriff nimmt. Auch hier fanden wir beste Abfahrtsbedingungen vor.

Der Schwarze Berg ist der südlichste und zugleich auch tiefste Punkt des ersten Teils der Tour. Hier legten wir eine kurze Pause ein, fellten an und stiegen steil hinauf zum Plateau des Wendengletschers. Die düsteren Nordabstürze von Fünffingerstock, Wasenhorn und Grassen zur Rechten und die sonnendurchflutete Südwand des Titlis zur Linken bildeten die Ränge einer riesigen Gletscherarena, die wir Skitürler unter den gütigen Blicken der steinernen Giganten schweigsam und ehrfürchtig durchschritten. Erst im Schlussanstieg zum Grassenbiwak liessen sie uns ihren eisigen Atem spüren, sodass wir froh waren in der kleinen Hütte Unterschlupf zu finden, um uns zu stärken und aufzuwärmen.

Wir starteten die Abfahrt um kurz vor drei über den östlichen Arm des Firnalpeligletschers. Anfangs noch in schönem Pulver über seicht abfallende Hänge. Doch bald schon steiler werdend und mit schwierigerem Schnee spürten wir die Auswirkungen des Windes, der fast die gesamte Schneedecke hartgepresst und verblasen hatte.
Und plötzlich wogte das Nebelmeer über unsere Köpfe und wir sanken hinab in die Tiefe des Engelberger Tals. Ein letztes Mal loderte ein Sonnenstrahl im Gewölk und mehr schlecht als recht bretterten wir mit brennenden Oberschenkeln über die weiten Hänge von Firndossen, Laucheren, Schlangen und Farneggli, zuletzt auf alten Lawinenkegeln und durch Bachtälchen hinunter zum Goldboden.

Doch welch ein erhebendes Gefühl machte sich in unseren Köpfen breit, als wir im Restaurant Wasserfall bei Bier und Apfelsaft die erfolgreich durchgeführte Tour begossen. So hat sich die ungewisse Vorstellung in eine unvergessliche Erfahrung gewandelt und für weitere Vorhaben und Tourenziele Raum geschaffen.


Fazit: Landschaftlich reizvoll, um den Grassengipfel erweiterungsfähige Tour. Bei Beherrschung der Abseiltechnik gut machbar, und auch in der Abfahrt keine wirklich schwere Herausforderng. Auch mit Snowboard problemlos.

Tourengänger: Leander


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Kommentare (1)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 27. Januar 2013 um 09:32
Geniale Tour und ebensolche Fotos, herzliche Gratulation

alpstein


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