Vom Klein Titlis zum Reissend Nollen und zurück


Publiziert von Bergmax , 3. September 2022 um 18:03.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:28 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Titlis und Wendenstockgruppe   CH-BE   CH-OW 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:Klein Titlis - Nordwestgrat - Titlisjöcher - Nordostgrat - Reissend Nollen und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Seilbahn von Engelberg via Stand zum Klein Titlis. Reichlich Parkplatze an der Talstation (im Sommer CHF 5 pro Tag).
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Freiheit am Grat...

Der dritthöchste Obwaldner, welcher die 3000 Meter ganz knapp überragt, hat zwei Gesichter: von Engelberg zeigt er sich als breite Wand, vom Klein Titlis dagegen als schneidiger Grat. Ob dieser lange Grat von Gipfel zu Gipfel für mich begehbar wäre, ließ sich anhand der recht mageren Dokumentation nicht herausfinden. Also anschauen und ausprobieren!

Entgegen meiner Gewohnheit beschriebe ich diese Bergtour mal nicht chronologisch, sondern lieber etappenweise. Ich denke, dass der Bericht dadurch prägnanter wird. An manchen Stellen beziehe ich mich auf das Topo der Engelberger Bergführer, welches ich zumindest punktuell als hilfreich empfunden habe.

Klein Titilis oberer Nordwestgrat, ca. 3020 m bis 2900 m
Die Tour beginnt und endet mit einem etwas unschönen Schutthatscher. Technisch einfach (T3 bis T4), Route relativ beliebig, runterwärts ging ich etwas östlich der großen Seilbahnstütze, hochwärts direkt daran vorbei.

Klein Titlis unterer Nordwestgrat, ca. 2900 m bis 2700 m
Nach unten hin wird der Grat zunehmend steiler. Ein Aufschwung auf ca. 2850 m wird westlich umgangen. In der rutschigen Flanke (T4+) helfen einige Drahtseile, auch wenn sie nicht immer ideal verankert sind. Weiter unten kommt noch ein Aufschwung, der nicht umgangen werden kann. Zuerst ist die Kraxelei noch einfach (3 Eisenstangen zeigen, dass man richtig ist), aber zuunterst gibt es eine fiese, senkrechte Kletterstelle, die von oben nicht gut einsehbar ist. Diese ist mit - wie im Topo eingezeichnet - einem dicken Drahtseil gesichert, welches aber aufgespleißt ist. Zum Glück hatte ich ein Seil eingepackt und seilte knapp 10 Meter ab. Ich ließ das Seil während der Tour einfach hängen und empfand es auch hochwärts als sehr hilfreich. Aus meiner Sicht ist dies die Schlüsselstelle (mindestens II) der ganzen Grattour.
Darunter Gehgelände bis zum Hinteren Titlisjoch.

Hinteres Titlisjoch - Vorderes Titlisjoch
Unübersehbar präsentiert sich die Kletterstelle "Messer" direkt westlich des Hinteren Titlisjochs. Auf dem Hinweg erschien mir diese Stelle suspekt, also umging ich sie südlich auf Schuttbändern. Rückwärts dagegen fand ich den Durchstieg nicht und mir kam das Gelände auch ungleich gefährlicher vor. Also kletterte ich doch über das Messer, das mit Eisenbügeln so entschärft ist, dass ich es im Vergleich zu einigen anderen Passagen als überhaupt nicht problematisch empfunden habe (max. T5). Fazit - das "Messer" auf keinem Fall umgehen.

Reissend Nollen Nordostgrat: 1. großer Aufschwung (ca. 2740 m)
Im untersten Bereich des Nordostgrates verstehe ich das Topo nicht. Jedenfalls gibt es ein markantes Felsband auf ca. 2740 m, welches vermutlich nicht umgangen werden kann. Ich erstieg es jeweils von Norden her über eine blockige Rampe und zum Schluss durch eine Kerbe im II. Grad. Für den Abstieg sollte man sich die Kerbe gut einprägen.

Reissend Nollen Nordostgrat: rund um P. 2808
Einfach und schön! Gehgelände nicht über T4 mit tollen Ausblicken.

Reissend Nollen Nordostgrat: ca. 2820 m bis 2920 m
Mehrere Aufschwünge. Im unteren Bereich besteht die Nordflanke aus auffallend gelblichen Gestein, welches sich sehr gut im I. Grad erkraxeln lässt. Wo das gelbe Gestein endet, sollte man aber an den Grat zurückkehren. Die "6. Stufe" im Topo ist steil und markant. Hochwärts umging ich sie nordseitig, was mir runterwärts nicht empfehlenswert vorkam. Die Kletterei am Grat ist leichter, als sie aussieht (ca. II-).

Reissend Nollen Nordostgrat: "Kerbe" auf ca. 2930 m und Kletterstelle Jollerkreuz mit P. 2947
Das Topo bezeichnet eine Stelle als "Kleine Lücke, 1 Schritt im Fels, II". Dies ist eine originelle Boulderstelle in einer engen Scharte. wo ein ca. 3 Meter hoher Felsklotz mittendrin klemmt. Sollte überklettert werden, obwohl die Griffe und Tritte etwas gesucht werden müssen, weil die Umgehung unbequem erscheint. Technisch vielleicht die Schlüsselstelle, aber nicht besonders ausgesetzt.
Etwas weiter oben befindet sich der letzte nennenswerte Felsaufschwung vor dem Gipfel. Man erkennt ihn an einem Gedenkkreuz ("Jollerkreuz"). Die Kletterei sieht vo unten eher steil auf und weil sie südseitig (!) relativ unproblematisch (max. T5) umgangen werden kann. Auch im Abstieg benutze ich die Umgehung. Von oben kommend unbedingt darauf achten, nicht versehentlich in eine von zwei Südwandrinnen abzusteigen! Die "richtige" Rinne wird nach unten hin flacher, nicht steiler.

Reissend Nollen oberster Nordostgrat / Gipfelgrat (ca. 2950 m bis 3003 m)
Oberhalb von P. 2947 ist der Weg zum Gipfel frei! Das Firnbecken vor dem eigentlichen Gipfelgrat ist ausgeapert und leicht begehbar. Der eigentliche Gipfelgrat beginnt mit einer ganz kurzen Kraxelstelle (I+). Danach geht es sehr flach, aussichtsreich und nur moderat ausgesetzt zum höchsten Punkt (3003 m) des Reissend Nollen. Eine der schönsten Passagen der Bergtour - majestätisch!


Gehzeiten & Schwierigkeiten

Klein Titlis - Hinteres Titlisjoch: runter 40 min, hoch 50 min; meist T4 bis T5, eine brüchige, senkrechte Stelle (8 m, II, T5+) mit marodem Drahtseil, die ich abgeseilt habe.
Zwischen den Titlisjöchern: je 15 min; eine Kletterstelle ("Messer"), die mit Eisengriffen entschärft ist (T5). Besser nicht umgehen!
Vorderes Titlisjoch - Reissend Nollen: hoch 1 h 30 min, runter 1 h 15 min; meist T4 bis T5, viel I, kurze Stellen II und T5+, die sich nicht sinnvoll umgehen lassen.

Fazit: manchmal mühsam, aber in Summe ziemlich toll. Trotz der Bergbahn zum Klein Titlis wild und einsam.

Tourengänger: Bergmax


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