Durchs wilde Chalchertobel auf den Ottebärg (683 m)


Publiziert von Fico , 12. Januar 2013 um 23:46.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:12 Januar 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:Weinfelden SBB - Schiessstand Hau - Chalchertobel - P. 683-Ottebärg - Tätsch - Schloss Weinfelden- Weinfelden SBB
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Weinfelden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Weinfelden
Kartennummer:1054 (Weinfelden)

Ottebärg - wie oft schon hatte ich ihn gesehen, mit dem Schloss Weinfelden an seinem Südhang, auf der Durchfahrt oder von Weitem auf andern Wanderungen. Heute ist endlich die Gelegenheit gekommen, ihn zu besuchen; besteigen wäre angesichts der 250 Meter Höhendifferenz ein zu grosses Wort. Mit seinen 683 m Höhe ist der Ottebärg etwas niedriger als der Imebärg (707 m) - ein ähnlicher Thurgauer "Gipfel". Beiden gemeinsam ist, dass der höchste Punkt eine flache Kuppe bildet, die sich mitten im Wald befindet und daher kaum erkennbar ist und keinerlei Aussicht bietet. Die Nähe zu Weinfelden und die Vielfalt an Wegen und Strassen bringen es mit sich, dass an einem schönen Wochenende zahlreiche Spaziergänger unterwegs sind. Dennoch wollte ich ein wenig der Zivilisation entfliehen und wählte darum eine Route durchs unwegsame Chalchertobel.

Ausgangspunkt der Tour ist der Bahnhof Weinfelden. Auch wenn die Wanderung nicht als typische ÖV-Tour bezeichnet werden kann, da Ausgang und Ankunft am gleich Ort sind, lohnt es sich trotzdem, das Auto zu Hause zu lassen. So hat man auf alle Fälle keine Parkplatzprobleme. Durch die malerische Altstadt von Weinfelden folge ich zuerst den gelben Wegweisern Richtung Ottenberg, bleibe dann aber beim P. 453 auf der Strasse, die zum Schiessstand Hau führt. Dort beginnt die eigentliche Wanderung. Am Ende des Schiessstandes hat es einen gut ausgebauten Weg, der am rechten Tobelrand (in Fliessrichtung gesehen) sanft aufwärts führt. Den ersten Holzsteg lasse ich rechts liegen und folge dem Weg im Wald bis zur Chalchertobelbrücke mit dem Wegweiser "Rundwanderweg Thurberg". Die im Jahre 2002 - wie eine Tafel verrät - von Zimmermannslehrlingen gebaute Brücke überquere ich und verlasse gleich anschliessend den Weg, um das wilde Bachtobel zu erkunden.

Die vier umgestürzten, von Efeu umrankten Baumstämme, die übereinander quer im Tobel liegen, sehen aus, als wollten sie andeuten, dass hier kein Weg durchführt. Und so ist es auch. Selbst Wegspuren sind keine erkennbar. Es gilt, sich selbst einen Weg durch diese Wildnis zu suchen. Zugegeben, die ideale Jahreszeit für ein solches Abenteuer ist es nicht. Wer verschlammte Schuhe vermeiden will, bleibt besser auf dem Wanderweg. Die bemoosten, vom Schnee der letzten Tage leicht überzuckerten Baumstämme, die überall herumliegen und scheinbar zeitlos dahinmodern, ziehen mich in ihren Bann und lassen mich den matschigen und sumpfigen Untergrund vergessen, auf dem ich mich fortbewege. Wie lange noch komme ich in diesem Dickicht voran? Wo wird es kein Durchkommen mehr geben? Es ist wie in einem Irrgarten: Schaut man sich geduldig und genau um, gibt es immer wieder einen Durchschlupf. Allmählich wird das Tobel enger, die Hänge werden steiler und noch rutschiger. Zeit also, um den Ausstieg zu suchen. Bei trockenen Verhältnisse wäre es kein Problem hinaufzukommen. Heute jedoch bin ich um jeden Ast - wenn er nicht morsch ist und sogleich abbricht - froh, an dem ich mich festhalten kann. Jeder Baumstamm, jede noch so kleine Wurzel, die freiliegt, ist eine Aufstiegshilfe. Glücklich am oberen Tobelrand angekommen, gehe ich durch den lichten Wald bis dorthin, wo das enge Tobel nach Osten abbiegt.

Dort verlasse ich den Wald und gehe weglos, eine Strasse überquerend, zum P. 654, dem eigentlichen Aussichtspunkt auf dem Ottebärg. Die ganze Alpsteinkette im weissen Winterkleid ist zu sehen, samt Churfirsten. Hier oben liegt noch eine dünne Schneedecke, die dem durchnässten Boden ein wenig Halt gibt. Sehr bald komme ich zum Weg, der ein Stück durch den Wald führt. Von dort mache ich mich auf die Suche nach dem höchsten Punkt des Ottebärg. Im tief verschneiten Tannenwald finde ich ihn. Oder besser gesagt, ich vermute, ihn gefunden zu haben. Kein Schild, keine Markierung, die darauf schliessen liesse. Einzig das Gelände und die Höhenangabe auf dem GPS, die ungefähr übereinstimmt, bestätigen meine Vermutung. Hier ist tiefster Winter und kein Sonnenstrahl kommt durch. Rasch verlasse ich den "Gipfel" und mache ich mich auf den "Abstieg": Zurück auf dem Weg, verlasse ich diesen gleich wieder und gehe dem Waldrand entlang bis zur Strasse, der ich westwärts ein kurzes Stück folge. Dann suche ich mir einen Platz an der Sonne, für eine kurze Rast.

Anschliessend wandere ich über Wiesen und Obstgärten zum Weiler Ottebärg und von dort auf Natursträsschen weiter westwärts bis zur geteerten Autostrasse mit den zahlreichen Spaziergängern. Ein paar Schritte durchs Dickicht in den Wald und schon befinde ich mich auf einem mit Holzschnitzeln bestreuten Weg - eine Jogging-Rundstrecke, wie sich herausstellt. Weiter durch den Wald über verschiedene Forststrassen bis zum gelb markierten Wanderweg. Auf diesem am Naturschutz-Weiher Tätsch vorbei zum Schloss Weinfelden hinunter.  Dorthin führt von Weinfelden her auch eine Autostrasse hinauf, der ich lieber nicht folgen möchte. Da es unmittelbar beim Schloss keinen Durchgang gibt, gehe ich wieder ein Stück zurück, bis dorthin, wo unendlich viele Treppenstufen steil hinunterleiten. Noch ein Stück weiter, dann durch den Rebberg mit schöner Sicht, oben auf das Schloss und hinunter nach Weinfelden. Im Rebberg endet der Weg. Geht man am Ende über die Wiese in nordöstlicher Richtung, erreicht man nach ganz kurzer Zeit wieder den Wanderweg. Das letzte Stück bis zum Bahnhof Weinfelden, gelb markiert, ist nicht zu verfehlen.

Alles in allem eine erstaunlich abwechslungsreiche Tour. Zeitbedarf, samt Pausen und Abstecher ins Chalbertobel, gute drei Stunden, davon etwa zweieinhalb reine Wanderzeit. Ohne Chalchertobel mindestens eine halbe Stunde weniger. Die weglose Strecke im Chalchertobel (T2, alles andere T1) misst übrigens nur etwa 500 Meter... Doch für alle, die gerne ab und zu der Zivilisation den Rücken kehren, bestimmt eine gute Variante, um den Ottebärg zu besuchen.

Tourengänger: Fico
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (1)


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Sputnik Pro hat gesagt: Wilder Thurgau!
Gesendet am 13. Januar 2013 um 18:37
Eine schöne Route hast Du zum Ottäberg gefunden! So macht es doch Spass auch kleine Berge zu besteigen.

Viele Grüsse,

Sputnik


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