Martinsloch - Durchschreitung der Tschingelhörner


Publiziert von Nobis , 10. September 2012 um 16:33.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 7 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Segnas-Vorabgruppe   CH-GL 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1250 m
Strecke:Nideren - Segnaspass - Muletg da Sterls - Martinsloch - Punkt 2399 - Nideren
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Elm - Talstation Tschinglenbahn

Von glarnerischen Elm führt ein markierter Bergwanderweg über den Segnaspass auf die Bündner Seite. Eine wilde, steinschlaggefährdete Tour führt allerdings durch den Tunnel als Alternative zum Pass: direkt durch das berühmte Martinsloch in den Tschingelhörnern.

Hinweis: Die Daten und Zeiten, wenn die Sonne durch das Martinsloch auf die Kirche in Elm scheint, können mit folgendem Link berechnet werden (auf der Seite nach "Genau in Richtung" suchen):
http://www.calsky.com/cs.cgi?Sunviewer=&lon=9.17201&lat=46.91864&altgeoid=977&solvelimit=0.5&solveloc=9.22262,46.89962,,2635


Wie bei vielen Alpenpässen gibt es auch zwischen Elm und Flims/Laax eine Alternative zum Übergang über den Pass, nämlich einen Tunnel. Im Fall vom Segnaspass liegt der Tunnel allerdings höher als der Pass und ist viel schwieriger und auch gefährlicher zu begehen: das Martinsloch in den Tschingelhörnern. Berühmt ist das etwa 15 Meter hohe Loch v.a. durch den Sonnenstrahl, der zwei Mal im Jahr durch das Loch direkt auf den Kirchturm von Elm fällt.

Mehrere Jahre war (ist? - ich habe unterwegs ab Elm 2012 keine Hinweise gesehen) der Zugang zum Martinsloch von der Bündner Seite her wegen eines Felssturzes gesperrt. Mit dem Felssturz oberhalb und etwas vor dem Loch wurde offenbar auch der früher vorhandene Pfad weggerissen, im SAC-Führer von 2004 wurde der Anstieg noch mit T4 bewertet: im 2012 empfand ich den Aufstieg durch die steile, harte und oben exponierte Schutthalde eher wie T5+.

Vom Seelein bei Muletg da Sterls beginnt man auf einer Höhe von 2465 Meter der Falllinie nach die Schutthalde südwestlich des Lochs zu ersteigen. Das Gelände steilt sukzessive auf, gröberer, stabilerer Schutt macht kleineren, rutschfreudigen Steinen Platz, ab 2540 Meter Höhe wird das Vorwärtskommen auf hart gepresstem Kies eine eher ernstere Sache. Zumal auf dieser Höhe, beim grossen Felsblock, unbedingt nach Nordosten durch eine abschüssige Rinne traversiert werden muss (nicht zu hoch steigen). An dessen Rand befinden sich Reste eines zerhackten Stahlseils. Damit weiss man wenigstens, dass man richtig ist... Wenige Meter dem Metallseil entlang. Nun befindet man sich in der Schussbahn des neueren Felssturzes (es rieselt noch immer) - also mit Eile dem zur Abwechslung weichen Schutt in der Rinne ein paar Meter aufwärts folgen und die Rinne über den Schutt nach rechts aufwärts wieder verlassen. Nun folgen abschüssige, teilweise sandbedeckte Platten. Diese oder diesen entlang hoch bis man das Loch sieht. Über ein schmales Band gewinnt man den direkten Einstieg in das Loch, wo endlich ein Drahtseil etwas Sicherheit vermittelt.

Zu meinem Erstaunen ist der Boden des Martinsloch recht schmal, das Lochbuch ist direkt über der Schneide angebracht. Wenn ich mich richtig erinnere sieht man von dort übrigens nicht einmal nach Elm, hierfür müsste man sich etwas höher im Loch befinden.

Auf der Glarner Seite führt ein Felsband mit hartem, sandigen, feuchten, trittlosen und steilen Grund gegen Westen abwärts. Ohne Fixseile hätte ich umkehren müssen, dank diesen T5. Von oben kommend war ich nun aber in der komfortablen Lage den Zustand der Verankerungen, Ketten, Drahtseile und Seile zu inspizieren, bevor ich denen zu stark vertrauen musste. Die Felsgriffe sind zwar recht kleingriffig, aber zur Abwechslung auch mal fest.

An mindestens einer Stelle war die Verankerung herausgerissen und das Seil dadurch einen Meter schlapp. Anschliessend steigt man über gestufte Felsen ab (II), erreicht einen Sims. Nun folgt das abschliessende Seil (~10m) hinunter ins Couloir unter dem Martinsloch, das in den grossen Schuttfächer unter den Tschingelhörner mündet. Vor dem Abstieg ins Couloir lohnt es sich, sich für den schnellen Gang durch das Schuttfeld vorzubereiten, weil im Couloir angelangt, ist man akuter Steinschlaggefahr ausgesetzt (während des Abstiegs bis hier beobachtete ich "Schrottsalven"). Entsprechend rasch erreichte ich dann den Punkt 2399, und damit den markierten Bergwanderweg vom Segnaspass nach Nideren, bzw. Elm.

Der Durchstieg des Martinsloch war etwas, was ich schon seit einer weiter vergangenen Schulreise über den Segnaspass machen wollte. Da ich es nun vollbracht habe, hake ich dies gerne ab. Spass ist anders: im Martinsloch selber gibt es keine angenehme Ausruhgelegenheit, es ist zügig, der Ausblick eingeschränkt. Und mit gespitzten Ohren nach objektiven Gefahren horchend zu steigen brauche ich nicht wirklich.

Ich habe den Durchstieg des Martinsloch im Anschluss an meine Tour auf Piz Segnas und Sardona (http://www.hikr.org/tour/post55716.html) gemacht. Der Abstecher fügte dieser Tour einen Umweg von rund 150 Höhenmeter und einen Zeitaufwand von etwa 1.5 Stunden zu.

Tourengänger: Nobis


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