Gartnerwand Überschreitung West-Ost


Publiziert von Creativist , 28. August 2012 um 16:01.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:17 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Diese Überschreitung ist schon etwas Besonderes. Man befindet sich mehr als 3 km lang auf dem aussichtsreichen Grat auf etwa 2300m Höhe und meist in einfachem Gehgelände.
Da mich die sehr unterschiedlichen Beschreibungen über den Westanstieg in den verschiedenen gedruckten AV-Führern doch etwas abschreckten (eine Bescchreibung meinte III. Grad) bin ich erst nach dem sehr guten Bericht von 
*sven86 überzeugt gewesen, dass es einen Versuch Wert ist und wählte für den Aufstieg die Südseite wegen der kürzeren Anfahrt.

Hinweise:
- Ein paar Kletterstellen fordern den I. Grad, das Gehgelände ist hier und da mal ausgesetzt. Insgesamt ist die Route aber erstaunlich entspannend obwohl sie kilometerlang über den Grat führt.
- Weil man stundenlang im Gratbereich und ohne einfache Fluchtmöglichkeit ist, darf man hier nur bei sicherem Wetter gehen.



Zustieg:

Ich startete beim Fernpaß und stieg durch das Kälbertal auf. Ein kleiner Pfad leitet zunächst am Hang, danach steiler mit Tiefblick ca. 100 Hm oberhalb des Talgrunds auf einen Latschenhubbel. Kurzer Abstieg auf der anderen Seite zu schönem Wiesengelände. Dann immer im Talgrund weiter auf Fahrweg, später Wanderweg und Aufstieg durch Latschen in Richtung der unbewirteten Galtberghütten.

Bei der ersten älteren Hütte zweigt rechts ein unmarkierter Pfad direkt Richtung Bichlbächler Jöchle ab, welcher eine deutliche Abkürzung darstellt und sich kurz vor der Scharte verliert. Falls jemand den Pfad getestet hat, dann wäre sicher eine Antwort über den Zustand hilfreich. Ich entschied mich für die längere Variante die zunächst zur neuen Hütte führt, dann noch weiter nach Süden gegen die Felsen und danach in sehr langem Bogen nordwärts Richtung Bichlbacher Jöchle fast auf einer Höhe die Kare quert. Der Pfad verschwindet ein Mal und ist nur spärlich markiert, dort etwas Sucherei. Beim Queren des letzten Schafköpfle-Hangs vor dem Bichlbächler Jöchle sind ein paar Wegabschnitte mit plattigen Felsen (T3) und etwas ausgesetzt (vom Fernpaß 3h bis hier).

Aufstieg zum Gipfel über Westgrat:

Den Markierungen folgend direkt auf den Grat zu, dann etwas anstrengend durch einen Geröllhang (T3+), der nicht ausgesetzt ist und nach einem weiteren felsigen Abschnitt (T3) auf den grasigen Hang oberhalb leitet. Nun folgt man dem Grat einen ganzen Kilometer durch nach und nach etwas steiler werdendes Grasgelände bis zum Westgipfel.

Vom Westgipfel am kurzen Drahtseil hinab (kaum I, aber ausgesetzt) und etwas Gehgelände (T3) weiter nach Osten zu den nächsten Drahtseilen. An diesen Drahtseilen entlang (I, etwas ausgesetzt) über die schwerste Stelle hinauf und danach etwas ausgesetztes Gehgelände (T3) zum Nordgipfel mit kleinem Kreuzchen. Weiter über leichtes Gelände (T3) etwas ausgesetzt zum Hauptgipfel mit Kreuz (Vom Bichlbächer Jöchle 1,5 bis 2 Stunden)

Die Drahtseile werden laut anderen Berichten im Spätherbst eingerollt und im Frühsommer montiert. Wenn sie nicht montiert sind, dann ist der Übergang Westgipfel-Hauptgipfel nach meiner Meinung auch noch I. Grad, aber wegen dem stellenweise abschüssigen Gelände unterhalb etwas heikler und die einfachste Route vermutlich schwerer zu finden.

Abstieg vom Gipfel über Ostgrat bis Grubigsteinhaus:

Vom Gipfel zunächst in gestuftem Gelände (T3) auf gut sichtbarem Pfad mit viel Schotter 100 Hm bergab, danach fast auf einer Höhe längere Zeit durch schöne Grashänge (T2) leicht weiter nach Osten. Erst die letzten Zacken vor dem Grubigstein werden steiler und hier befinden sich auch wieder Drahtseile. Ein Zacken wird ausgesetzt auf der Südseite umgangen (Drahtseil, kaum I) und der letzte Zwischengipfel wird ausgesetzt direkt überstiegen und abgeklettert (Drahtseil, I). Direkt dahinter befindet sich der niedrigere Grubigsteingipfel mit Kreuz. Ende der Schwierigkeiten.

Jetzt tief Luft holen: Es folgt der hässlichste Wegabschnitt: Wegen dem Skibetrieb wurden im obersten Hang des Grubigsteins vor einigen Jahren Lawinenschutznetze angebracht, der Gipfelpfad wurde dabei aber einfach "zugebaut". Nach und nach haben sich die Wanderer eine lehmige und holprige Umgehungsvariante (T3) gebahnt, mit welcher man das Grubigsteinhaus erreicht (1,5 Stunden vom Hauptgipfel)


Abstieg zum Fernpaß:

Nun durch das Pistenlabyrinth auf irgendeiner Route hinab zur Grubig-Hütte (ich wählte die rechte Skipiste um dem Lärm des Spaziergängerzirkus möglichst bald zu entfliehen) und von dort zweigt der einsame Weg Richtung Fernpaß ab. Auf diesem mit einigen Metern Gegenanstieg auf den Südhang und immer in Richtung Fernpaß/Blindsee. Kurz vor dem Tal befindet sich noch eine kurze ausgesetzte Passage beim Queren einer Rinne die von der Gartnerwand bis hier herabzieht. Beim Erreichen der Straße fand ich leider keine andere Möglichkeit, als 500m an dieser entlang zu gehen um den Fernpaß wieder zu erreichen.

Insgesamt eine sehr schöne und bis zum Grubigstein auch sehr einsame Tour. Nur selten kann man mit so geringen Schwierigkeiten so lange einen hohen Grat überqueren. Wer sich den Abstieg ersparen will, kann auch die Seilbahn nehmen falls er frühzeitig aufgebrochen ist.



Tourengänger: Creativist


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