Es war einmal eine Alm, die von üppigen Weiden umgeben war. Dem fruchtbaren Land zum Dank gab das Vieh Unmengen an Milch und so entstand ein florierender Betrieb. Die Sennerinnen und Senner aber gaben sich dem Überfluss hin und ließen sogar die Hörner der Stiere vergolden. Als sie eines Tages nicht bereit waren, einem armen, erschöpften Wandersmann Obdach für die Nacht zu gewähren war das Maß voll. Ein gewaltiges Unwetter zog auf und ein Schneesturm begrub die bis dahin so fruchtbare Alm unter Eis und Schnee - so erzählt es die Sage. Bis heute befindet sich der Plateaugletscher der Übergossenen Alm auf der Nordabdachung des Hochkönigs, auch wenn ihm die Klimaerwärmung sichtbar zusetzt.
Der Hochkönig überragt alle seine Nachbarn deutlich; er steht in der Liste der prominentesten Alpengipfel auf dem respektablen sechsten Platz - noch vor Riesen wie Dufourspitze und Marmolata.[x] Die Besteigung eines solchen Berges darf natürlich eine gehörige Portion Anstrengung verlangen und so kommt man - die beschriebenen Abstecher zu den Nebengipfeln mitrechnend - auf etwa 2500 Meter An- und Abstieg. Gut, dass am höchsten Punkt das Franz Eduard Matras Haus steht, auf dem man im Zweifel übernachten kann... also auf zum Hochkönig!
Start am Filzensattel. Hier beginnt der Weg zur Pichlalm; an der Alm links weiter in Richtung Bertgenhütte. Über einen Sattel und dann - wieder fast bis auf Höhe des Ausgangspunkts absteigend - hinüber zum Beginn des Schneekars. Dorthin auch direkt von Hinterthal.
Der Fahrweg wird in einer Kehre auf gutem Steig nach rechts verlassen. Er führt durch Wald und Krummholz ins Kar hinein, quert den Bach und leitet jenseits die begrünte Schrofenflanke bergauf, bis die unbewirtschaftete Bertgenhütte erreicht ist.
Der Steig zieht noch eine Zeit lang durch begrünte Schrofen aufwärts, wendet sich dann in die Mitte des Kars und führt über einen schwach ausgeprägten Rücken an die Wände heran, die das Kar abschließen.
Über eine Schlucht geht's - teils versichert - bergan (bis I); die Schlucht wird nach rechts verlassen (Trittbügel) und auf einem markanten Band quert der Weg hinüber in eine kleine Scharte, wo eine Rinne ansetzt. Durch sie (bis I) nach oben in ein Schuttfeld. Über Rinnen und Bänder geht's (teils versichert; bis I) weiter hoch in Richtung Teufelslöcher. Zuletzt wieder durch eine markante Rinne (versichert; bis I) empor, dann steht man ziemlich unvermittelt vor den beiden Teufelslöcher, die zwei Augen eines böse starrenden Felsgesichts gleichen. Durch das rechte Teufelsloch über eine kurze Felsstufe (Trittbügel, Seil) hinüber auf die Übergossene Alm - was für ein Kontrast: Weite, flache Ödnis anstelle steiler Felslandschaft!
Jetzt lockt der erste Gipfel des Tages. Nach links geht's - am oberen Rand des spaltenlosen Plateaugletschers oder in die Felsen darüber ausweichend (markiert) - zum Gipfelaufbau des markanten Hochsailers heran; das letzte Stück zum Felsaufbau wird über den wenig steilen Gletscher zurückgelegt. Im Fels ist eine große, auffällige Markierung zu erkennen; diese gilt es zu erreichen. Über die mal mehr, mal weniger problematische Randkluft hinüber in den steilen Fels und hinauf zur Markierung (bis I+). Durch eine Rinne aufwärts, anschließend nach rechts zu einem steilen Kamin queren (bis I); durch ihn steil, aber mit Trittbügeln und Seil versichert hinauf. Wenige Meter ausgesetzt am Grat zum breiten Gipfel mit dem schönen Kreuz (Gipfelbuch vorhanden).
Auf dem Anstiegsweg geht's zurück zu den Teufelslöchern. Weiter den Markierungsstangen im Fels, ab und zu Firnflecken überquerend, in südöstlicher Richtung, an den Gipfelaufbau des Lamkopfs heran. Dieser wird in einem Abstecher von wenigen Minuten ohne Schwierigkeiten über Firn und Schutt erreicht (Gipfelkreuz und -buch).
Wieder hinunter zur markierten Route und ostwärts weiter bis zum Gipfelaufbau des Kummetsteins (Hoher Kopf), der in kurzem Abstecher unschwierig über Firn und Schutt erreicht wird (Gipfelkreuz; hier setzt der Königsjodler-Klettersteig an).
Die markierte Route führt hinunter zur Scharte östlich des Kummetsteins, in der es später nach Süden hinab ins Birgkar gehen wird. Aber zuerst noch zum Hochkönig! Nicht mehr - wie früher üblich - auf dem markanten Windkolk zum Normalweg des Hochkönigs hinüberqueren, sondern der abgesteckten Route im Fels zum Gipfelaufbau folgen. Ein Stück hinauf und etwas nach links querend zu einer kurzen Rinne, durch die der Normalweg wenige Meter unterhalb des Matrashauses erreicht wird. Nun noch wenige Meter bergauf und man steht am höchsten Punkt der Berchtesgadener Alpen. Wer möchte, hat die Möglichkeit hier oben auf dieser wunderbaren Aussichtsloge die Nacht im Matrashaus zu verbringen. Hat man dies nicht vor, sollte man nicht zu lange verweilen, denn der Abstieg ist noch sehr weit. Trotzdem fällt es schwer, sich von der allumfassenden Aussicht loszureißen, die nur durch das Matrashaus stückweise verstellt wird.
Hinunter auf dem Anstiegsweg zur Scharte östlich des Kummetsteins; dort zweigt der Steig ins Birgkar ab. Durch Schutt auf hartem Untergrund ("Kugellager") und über felsige Passagen geht's steil abwärts. Kurzzeitig wird das Kar besser begehbar, bis der Steig lange über steile Felsbänder abwärts leitet, bis endlich die Verzweigung östlich der Hohen Köpfe erreicht ist (bis I).
Dort rechts abzweigen und auf dem Steig - teils versichert - durch eine Rinne zu einer Scharte im Kamm hinauf, der vom Kummetstein nach Süden zieht und über den der Königsjodler-Klettersteig verläuft. Ein schöner Rastplatz!
Jenseits leitet der gute Steig anfangs teils versichert durch felsdurchsetztes Schrofengelände, später durch die begrünte Flanke und über Wiesen hinunter zur Erichhütte. Wer jetzt schwächelt, kann hier übernachten, denn der Rückweg zum Filzensattel zieht sich immer noch mächtig.
Von der Hütte auf dem Fahrweg bergab, bis dieser bald nach rechts verlassen wird. Weiter zu einer Verzweigung, wo man den rechten Steig wählt, der steil hinunter zu einem tief eingeschnittenen Bach führt, der auf einer Brücke überquert wird. Jenseits geht's durch feuchtes Gelände wieder bergauf, und über einen Rücken zum Versorgungsweg der Pichlalm. Auf breiter Piste hinauf zur Alm, wo sich der Kreis schließt.
Auf dem Anstiegsweg zurück zum Filzensattel, wo endlich noch einer langen Tour mit vielen Gegenanstiegen das Auto wieder erreicht wird.
Schwierigkeiten:
Vom Filzensattel zur Bertgenhütte: T3 (nur im oberen Bereich).
Durch's Schneekar zu den Teufelslöchern: T4+, I (durchgehende Schwierigkeit, nur kurze einfachere Abschnitte).
Abstecher zum Hochsailer: T4+, I+ (klettertechnische Schlüsselsteile beim Übergang vom Firn in den Fels; Gipfelkamin mit Krampen und Seil versichert).
Von den Teufelslöchern zum Hochkönig: T3 (beim Anstieg zum Hochkönig).
Abstieg durch's Birgkar: T4, I (konstante Schwierigkeit über 600 Höhenmeter, daher ernster Abstieg).
Vom Birgkar über den Kamm der Hohen Köpfe zur Erichhütte: T3.
Von der Erichhütte über Pichlalm zum Filzensattel: T2.
Fazit:
Eine wunderschöne, abwechslungsreiche und ungemein aussichtsreiche 5*-Tour, die fast alles vereint, was man in den Kalkalpen erleben kann - ein zackiger Felsanstieg, eine Gletschertraverse, ein ausgedehnter Karabstieg... da bleiben keine Wünsche offen! Führt man die Tour als Tagestour aus, ist eine gehörige Portion Kondition gefordert. Wer zwei Tage Zeit hat, dem sei eine Nacht auf dem Gipfel des Hochkönigs (Franz Eduard Matras Haus) empfohlen. Man sollte sich die Tour bei guter Sicht gönnen, denn es wäre schade, den grenzenlosen Ausblick vom Hochkönig zu verpassen.
Mit auf Tour: maxl.
Anmerkung:
Ein Steinschlaghelm schadet auf der beschriebenen Route nicht; sowohl Auf-, als auch Abstieg sind durchaus steinschlaggefährdet.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Gruppenhöchste, 5*-Tour, 2900er, T4.
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