Pizzo Rotondo - der im Sommer vergessene Berg


Publiziert von Nobis , 18. Juli 2012 um 13:54.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:17 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1670 m
Strecke:All’Acqua – Cap. Piansecco CAS T2 – Alpe Nuova T3 – Passo di Rotondo T3+ – Passo di Ruino nördlichstes Couloir ZS/III – Pizzo Rotondo Südgrat WS/II - Gipfelaufbau Westgrat L/I – Passo di Ruino – Poncione di Ruino – Passo di Rodondo ZS/I - All'Acqua
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Airola - All'Acqua (Parkplätze 200m westlich vom Restaurantparkplatz)
Unterkunftmöglichkeiten:Cap. Piansecco CAS und in All'Acqua

Der Pizzo Rotondo thront mit seiner markantem Gipfelflosse hoch über dem Bedrettotal. Vor allem von Airolo ist er unübersehbar. Er ist mit seiner Höhe von 3192m der dominierend Berg zwischen den Passstrassen von Nufenen-, Furka- und Gotthardpass. Südlich der Leventina ist einzig der Basòdino im Tessin noch höher, sonst kann nur die Adula-Gruppe mit noch höheren Gipfeln aufwarten. Während er im Winter trotz seiner Schwierigkeit fast im Überfluss besucht wird, wird er im Sommer geradezu ignoriert. 2011 haben ihn gemäss seinem Gipfelbuch nur etwa ein Dutzend Seilschaften besucht.

Gut, selbst die einfachste, objektiv sicherste Route ab All'Acqua (Postautohaltestelle, Parkplätze 200m westliche derjenigen des Restaurants, das übrigens abends erst am ~19 Uhr warme Küche anbietet) an der Capanna Piansecco CAS vorbei via Passo di Rotondo und Passo di Ruino würde ich als ziemlich schwierig (ZS) einstufen. Die Schwierigkeit ist dabei, das Felsriff des Passo di Ruino zu erklimmen. Dies war früher, als die unterste Steilstufe noch unter Gletschereis verborgen war, wohl deutlich einfacher. Diesmal waren wir froh, dort das Seil einzusetzen. Wir fanden sogar in der nördlichsten Rinne ein altes Seil vor, welches aber vom dauernden Steinschlag in argem Zustand war, der unterste Teil war ganz durchschlagen und hing noch täuschend straff unter ein paar Steinen eingeklemmt.

Zudem lebt der aus Blöcken und Schutt gebildete Berg. Entsprechend vorsichtig muss man gehen, um mit den zwangsläufig losgetretenen Steinen niemanden zu verletzen. Festen Fels mit ein paar schönen Kletterstellen im II. Grad findet man auf einigen kurzen Stellen. Ansonsten fordert die Besteigung die Konzentration, um nicht auf lose Felsplatten und Steine zu treten und darauf zu achten, dass der wacklige Block nicht gerade über eine 10m tiefe Scharte führt.

Der Hüttenaufstieg von All'Acqua zur Cap. Piansecco CAS führt über ein hervorragend ausgebauten Wanderweg. Er hat eine optimale Steilheit, um ihn rasch hinter sich zu bringen. Er ist ausnahmsweise sogar breit genug, damit zwei Personen gerade nebeneinander gehen können.

Nach der Hütte darauf achten, die richtige, nicht markierte Wegspur zur Alpe Nuova zu erwischen. Die (fast) durchgehende Wegspur endet auf 2250m und führt anschliessend - mit Steinmänner flankiert und teilweise Wegspuren - zum Passo di Rotondo.

Wir fanden keine optimale Route für den Aufstieg zum Passo di Ruino. Am sichersten dürfte die nördlichste Rinne sein, wobei Seilsicherung angebracht ist. Allerdings wollten wir dort wegen dem losen Gestein nicht abseilen (eine Reepschnur-Standplatz ist in der Mitte eingerichtet, oben nicht), so dass wir den Abstieg am südlichsten Ende am Übergang zu den Felsen des Poncione di Ruino über steilen Moränenschutt angingen. Weil dabei auch die halbe Flanke in Bewegung gerät, nur einer nach dem Anderen.

Die heikelste Stelle am Südgrat zum Pizzo Rotondo empfand ich gleich beim ersten Aufschwung, der etwas in die Ostflanke ausweichend erklommen wird. Dabei war eine plattige Rinne über ein Schuttpaket zu queren. Im weiteren, unteren Teil des Grats haben wir Gratzacken östlich umgangen, im oberen Teil ausschliesslich in der Westflanke, wobei die Felsblöcke natürlich in Gratnähe am stabilsten waren. Die nicht schwierigere Gipfelflosse des Pizzo Rotondo haben wir knapp nördlich des Westgrats erklommen.

Die Tour auf den Pizzo Rotondo im alpinen Ambiente fand ich abwechslungsreich, teilweise auch etwas fordernd für die optimale Wegfindung. Schlussendlich kann mir aber schöneres vorstellen als andauernd auf loses Gestein zu achten, aber es war ja immerhin der Rotondo...

Tourengänger: Nobis


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Kommentare (8)


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Bambula hat gesagt: Interessant!
Gesendet am 19. Juli 2012 um 00:56
Sehr eindrückliche Bilder von diesen labilen Gesteinsbrocken. Obschon das nicht gerade zur Nachahmung einlädt, dennoch Gratulation zur erfolgreichen Durchführung einer selten begangenen Route!

Zaza hat gesagt: Passo del Ruino
Gesendet am 20. Juli 2012 um 17:30
Ich war ja auf der gleichen Route zum Pizzo Rotondo letztes Jahr unterwegs und kann mich nicht an besondere Probleme im Aufstieg von Westen zum Grat Rotondo - Ruino erinnern. Vermutlich habe ich eine andere Route als ihr erwischt.

Hingegen war der Abstieg vom Pass nach Osten ein böser Murks. Da fand ich keinen gescheiten Weg, um zuunterst im Hang über die Felsen zu kommen. Schliesslich querte ich die Flanke des Poncione di Ruino, um den Schutthang südöstlich des Gipfels zu erreichen. Rückblickend wäre es wohl besser gewesen, den Nordostgrat des Rotondo zu begehen.

LG, zaza

Nobis hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 20. Juli 2012 um 18:03
Nun ja, gemäss SAC-Führer haben wir dort ein "L" erwartet. Aber offenbar hat sich der Firn seit der Recherche für das Buch auf unter die Steilstufe zurückgezogen.
Bist du die selbe Rinne hoch wie wir?

Grüess
Nobis

Zaza hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 20. Juli 2012 um 18:06
Das kann nicht sein, sonst würde ich mich ganz sicher daran erinnern...vielleicht weiter rechts, so wie ihr abgestiegen seid.

LG, zaza

Martin Kettler hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 10. September 2012 um 15:09
Hallo!
Haben am 8.9. versucht den Nordostgrat zu gehen, was praktisch unmöglich war. Der Übergang vom Gletscher in die Lücke zum NO Grat ist praktisch unmöglich, ausser man akzeptiert Steinschlag. Die Lücke voll losem Geröll und nicht mehr zu empfehlen. Hinzu kam noch der Übergang unter dem Wittenwasser, hier war reiner Murks angesagt.
Gruess usem Haslital

Martin

Nobis hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 12. September 2012 um 18:33
Hallo Martin

ev wäre Passo Superiore di Pesciora (nach Abseilen vom Witenwasserenstock E-Gipfel) und über das Gerenhorn einfacher, sah aber letztes Jahr auch alles andere als nett aus: http://www.hikr.org/gallery/photo851077.html

Grüess
Nobis

Zaza hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 12. September 2012 um 19:23
Salut Martin

Danke für die Info! Demnach habt ihr den eigentlichen NE-Grat des Pizzo Rotondo nicht begangen? Ich würde vermuten, dass man ihn von Süden her besser erreichen kann (oder dann könnte man ev. vom Gerenhorn her kommend auf dem Grat bleiben könnte).

LG, Manuel

Martin Kettler hat gesagt: RE:Passo del Ruino
Gesendet am 12. September 2012 um 20:13
Hallo Manuel
Das Problem war der Einstieg vom Gletscher in den Passo inf.di Pesciora. Der Gletscher ist nun rund 10 Meter zu tief um sicher in die Lücke einzusteigen. Hier sind nun Stellen im 4. und jeder Handgriff wird im Geröll sehr unsicher.Dazu pfeiffts von überall Gestein runter, wirklich unschön. Wir wollten danach den Winterübergang / Abkürzung beim Passo di Sabbioni zur Rotondo Hütte probieren. Was allerdings dort für Blöcke rumhingen, liessen das Vorhaben sehr schnell vergessen.

Gruess usem Hasli

Martin


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