Kletterzustiege, Zwillingsstiege und Wilde Hölle am Karfreitag

Endlich mal wieder etwas "bergiges" unter unseren Füßen! Wie freuen wir, Heiko und ich uns, als wir das erste Mal dieses Jahr wandern gehen können, ohne in tiefem Schnee stapfen zu müssen. Nachdem wir letztes Jahr als Vorbereitung auf eine Alpentour die Häntzschelstiege begangen haben, suchten wir uns nun eine weitere Stiege, die man mit dieser sogar sehr gut  kombinieren kann: die Zwillingsstiege.
 
Für die Anfahrt mit Auto ins Kirnitzschtal möchte ich festhalten, dass von Lichtenhain aus keine befahrbare Straße hinab zum Lichtenhainer Wasserfall und zum Beuthenfall führt. Somit gestaltet sich die Anfahrt von N/NW etwas umständlich…
 
14:45Uhrstarten wir dann aber endlich am Beuthenfall, in dessen Nähe es einige gute Parkmöglichkeiten neben den kostenpflichtigen Parkplätzen gibt.  Mittels einer Brücke gelangt man in südliche Richtung in den Dietrichsgrund, durch den wir uns auf markierten Fahrweg (Schotter T1) zunächst in Richtung Schrammsteinaussicht bewegen.
 
Nach knapp 1km wenden wir uns an einer Kreuzung wieder nach links (S) und können uns nun über einen viel weniger frequentierten, schmaleren und teils auch steileren Weg (T2) mit Steinen und Wurzeln freuen. Dieser führt mitten hinein zwischen die Kletterfelsen der Affensteine. Bloßstock, Amboß, Brosinnadel und wie sie alle heißen, die bei Kletterern berühmten Gipfel, die nur dann als solche in der Sächsischen Schweiz gelten, wenn sie freistehend und mindestens eine Höhe von 10m aufweisen.
 
Schon bald darauf biegen wir erneut nach links in einen Pfad ab, der mit einem schwarzen Dreieck markiert ist. Dieses bedeutet hier „Zustieg zu Kletterfelsen“ und bleibt nur erfahrenen Berggängern und Kletterern vorbehalten. Die Schwierigkeiten können je nach Verhältnissen von T3 bis T6 gehen und kurze Kletterstellen bis in den unteren II. Grad aufweisen. Gewöhnlich führen diese Wege nahe an den (Kletter-) Felsen oder auf schmalen Zwischenbändern und über  schwach ausgeprägte Rippen, die von den Hauptfelsen herabziehen entlang. Da man im Gewirr der vielen kleinen Felsen recht einfach die Orientierung verlieren kann, sollte man möglichst den Verlauf des Hauptwegs unterhalb im Auge behalten, sofern man den erkennen kann. In diesem Gelände finde ich oft auch viele kleine Möglichkeiten das freie, ungesicherte Klettern zu üben. Auf- und abwärts bis in den unteren IV. Grad geht mit Bergschuhen noch ganz gut, jedoch darf man nicht an verwitterten Felsen (meist intensives gelb) loslegen, weil die Gefahr von Griffausbruch sehr hoch ist.
Mit viel Freude begehen wir nun diesen sehr interessanten Weg. Auch die meisten schwierigen Stiegen des Elbsandstein sind nur über diese anspruchsvolleren Zustiegswege erreichbar. Irgendwo zwischen Bloßstock, Kreuzturm und Brosinnadel müssen wir auch zwischendurch wieder hinab zum Weg, weil der querende Bergpfad an manchen Stellen unterbrochen wird. Später geht’s wieder auf einem solchen hinauf.
Zwar irgendwie anders, eher von Osten her gelangen wir ganz in die Nähe des Einstiegs zur Zwillingsstiege, die viel einfacher von der Unteren Affensteinpromenade aus hinauf und nur etwa 100m nach dem Abzweig zur Häntzschelstiege erreichbar ist.
 
Über einige Holz- und Felsstufen gelangt man nun zum Einstieg. Heiko bekommt zur psychischen Hilfe meinen Klettergurt mit Bandschlingen und Karabinern (es gibt KEIN Drahtseil!), benötigt diese aber nicht. Zunächst geht es wenige Meter sehr steil mit Hilfe von Metallbügeln locker aufwärts (WS), dann führt ein zwei Fuß breites Band weiter zur ersten Rampe, welche wieder mit Metallbügeln und Tritten im Fels bestiegen wird. Nach einem schmalen Durchschlupf gelangen wir zur zweiten Rampe, die wieder nach einem Felsspalt von einer kurz abwärts führenden Holzleiter leitet, wo man auch den Ausstieg definieren kann. Nun gehen wir noch mäßig steil hinauf zur Oberen Affensteinpromenade. Übrigens macht es sich sehr schlecht, diese beliebten und ausgesetzten Stiegen abwärts zu begehen. Wir warteten am Einstieg etwa 10min bis mal alle Absteiger durch waren. Darunter war eine große Gruppe Tschechen mit einer Frau, die sich augenscheinlich sehr unsicher fühlte und daher hinter sich noch andere Gruppen aufstauen ließ – zu unseren großen Freude…
 
Wir benötigen nur gut zehn Minuten für die Stiege und kommen um etwa 15:30 Uhr irgendwo da oben auf den Affensteinen zu unserer wohlverdienten Pause und entschließen uns wieder durch die sehr interessante Wilde Hölle abzusteigen (T3). Auch hier gibt es etwas ausgesetzte und mit Metallbügeln entschärfte Stellen und viiiiiiele Steine im Weg. Am Ende dieser überqueren wir wieder die Untere  Affensteinpromenade und gelangen über die Eulentilke weiterhin in Richtung NW den Nasser Grund, der uns wieder nach Norden zurück an die schöne Kirnitzsch führt. An dieser gelangen wir über den wieder interessanten Flößersteig (T2) parallel zum Flüsschen inklusive zahlreicher Lehrtafeln zurück zum Auto am Beuthenfall, das wir nach insgesamt reichlich 3h erreichen.