Weiterer Mosaikstein im Projekt Airolo Locarno auf mittlerer Höhe


Publiziert von Regula52 , 1. Dezember 2011 um 22:52.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:14 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Rosso   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:Verscio(Lodrino), Pönn, Busen, Roredo, Condello, Paron, Bolgri, Alpe di Ripiano, Cher, Preonzo
Zufahrt zum Ausgangspunkt:OeV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:OeV
Kartennummer:Alte Karte Verzasca 1:50000 von 1975 sowie Ausdruck aus CD 1:25000 Ticino

Dies wäre also die nächste Etappe, vom Valle di Lodrino ins Valle di Moleno entlang der Bergflanke auf mittlerer Höhe.

Dabei stellen sich zwei Fragen:  Existiert der Weg entlang der Bergflanke von Roredo nach Condello noch? Dieser ist in der neueren Karte immer noch eingezeichnet. 
Existiert der alte Weg von Condello nach Paron noch? Dieser ist nur noch auf der alten Karte eingezeichnet, auf neueren findet er sich nicht mehr.
Als Kartenfreak bringen mir diese Fragen grosse Spannung. Neugierig mache ich mich also auf den Weg. 
Von Verscio, Ortsteil von Lodrino steige ich über die Treppen auf, lasse mich bezaubern von der herrlichen Landschaft. Der Blick auf den Wasserfall des Riale di Lodrino und die Felswände daneben ist immer wieder einmalig. Man kommt auf eine Anhöhe, wo eine kleine Gebetsstelle steht, wie auf einem Stationenweg.  Gleich danach zweigt der Weg nach Pönn rechts ab, während der Weg nach Gheneri geradeaus geht. 
Um nach Roredo zu kommen habe ich wieder den Weg über Busen gewählt. Jedoch gehe ich heute über Pönn. In Pönn gehe ich der Terrasse entlang bis zum letzten Häuschen,  wo der Weg langsam ansteigend nach oben führt. Diesem Weg folgend ist die erste Abzweigung nach links diejenige nach Busen.  Achtung die Verhältnisse vor Ort stimmen nicht ganz mit der Karte überein.  Im weiteren Verlauf  ist  es nicht ganz einfach den Weg zu finden, da die Wildpfade viel deutlicher sind. Man achte auf menschliche Spuren, wie zerfallene Treppen. Markiert ist hier nichts. Der Weg mündet dann in den Weg, der von Bosi nach Busen führt und im Nu bin ich oben auf der herrlichen Terrasse von Busen. Heute ist nichts mit Kaffee. Kein Mensch hier. Unten am Häuschen geht der Weg weg nach Roredo. 
In Roredo ist die Wiese eingezäunt und es hat zwei Tore, durch welche man wieder in den Wald kommt. Man wähle das untere. Etwas absteigend komme ich zu einer Ruine im Wald. Hier bin ich erst etwas ratlos,  bis ich dann den Wegweiser Roredo sehe, der in die Richtung weist, wo ich herkomme. Also muss ich, um die Ruine herumgehend diese rechts lassen und leicht ansteigend weitergehen. Bald finden sich dann gelegentlich verblasste Markierungen. Der Weg, der nach Bergnauri führt,  wird mit der Zeit besser.  Auch hier stimmen die Verhältnisse vor Ort nicht mit der Karte überein. Die Abzweigung nach Condello ist viel höher oben, als sich aus der Karte schliessen lässt. Weiter unten gibt es Wildpfade, wo ich einige Zeit im Wald herumkraxelte, auf die Karte vertrauend. 
Kurz nach der Abzweigung (s. Photo)  gibt es einen vergilbten roten Punkt. Es stellt sich heraus, dass der ganze Weg mit gelegentlichen roten Punkten markiert ist. Ich bin dankbar dafür, da die Wegspur oft undeutlich ist und mir auch nicht immer logisch erscheint. Wiederum gibt es Wildspuren, nur scheinen die Huftiere andere Ziele zu haben als ich.  Von den  beiden, auf der Karte eingezeichneten Wegen, die von diesem traversierenden Weg abzweigen, einer  nach Stuello, der andere nach  Monte Bianco, habe ich nichts gesehen. 
Und siehe da, ich komme sage und schreibe nach Condello, nachdem ich zwei Schluchten durchquert habe. Dies gibt mir Auftrieb. Von Condello bin ich enttäuscht. Die Hütte ist eine Holzhütte, die nicht wirklich in die Umgebung passt. 
Nun exploriere ich die Umgebung. Den Weg, der ins Tal führt, finde ich schnell, ebenso den Weg, der nach  Orgnega führt. Dieser scheint noch zu existieren und der Weg nach Paron? Ich beschliesse, mir die Schlucht anzusehen und zufällig sehe ich einen recht schönen Weg, etwas weiter unten, der in die Schlucht hinein führt.  In der Schlucht wird die Situation undeutlicher. Ich kraxle mal auf der anderen Seite hinauf und da ist wieder eine Wegspur, die in etwa so verläuft, wie auf der alten Karte angegeben.  Es folgen zwei Bändel  an Bäumen, dann ein roter Punkt und dann kommt man auf eine Art  breite Rampe im Wald, die leicht ansteigt. Dieser folgend kommt man nach Paron. Endlich wieder etwas Sonne. Von Roredo bis hier gab es keinen Sonnenstrahl. Ich bin begeistert. Traversierung ohne allzu grosse Schwierigkeiten möglich. 
Zum Glück habe ich meinen Höhenmesser rich
tig eingestellt.  Somit merke ich gleich, dass ich in Paron zu hoch oben gelandet bin für den Weiterweg nach Bolgri.  Dieser Weg ist recht schön und ich geniesse es der Sonne entgegen zu gehen. Von dort  geht's auf sehr schönem  hinunter auf den Talweg im Valle di Moleno. Auch hier verlässt man sich besser auf den Weg, als auf die Karte. 
Der Talweg ist sehr schön und ich setze mir in den Kopf, die Schlaufe nach Cher noch zu machen, obwohl es schon etwas spät ist und ich gemäss Zeitangabe auf dem Wegweiser vor Einbruch der Dunkelheit kaum nach Preonzo kommen werde. Ich überprüfe die Stirnlampe, da  es nachts recht kalt ist und ich nicht hier draussen übernachten möchte. 
Der Weg ist schön, ich gebe Gas.  Ich sehe den eindrücklichen Wasserfall. Nun kommt ein Aufstieg. Die Brücke befindet sich  offensichtlich oben am Wasserfall. Die Brücke ist eine alte schöne Steinbrücke.  Die Wanderung durch's Valle die Moleno lohnt sich nur schon wegen dem Spektakel hier. Der Blick von der Brücke geht in schwindelerregende Tiefe, in die sich der Riale di Moleno hineingegraben hat. Der Blick in die andere Richtung  zu einem sanften Flusstal. Der Weg nach Cher zieht sich noch recht hin. Obwohl es nicht mehr lange hell sein wird, will ich noch einen schnellen Blick auf die Wegfortsetzung nach Teid werfen. Frank Seeger schreibt, dass der Weg durch das Valegion gesperrt, da lebensgefährlich sei. Ja, leider ist er immer noch gesperrt.  Das Gestein oben an der Abbruchstelle unterhalb der 
Alpe di Roscera sieht auch nicht gerade stabil aus.  
Nun muss ich mich beeilen. Der Weg ist nicht unangenehm. Es hat zwar viele Blätter, aber nicht so viele Steine. 

Material: Karte und Höhenmesser. 

Tourengänger: Regula52
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (9)


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jimmy hat gesagt: Herrlich!
Gesendet am 1. Dezember 2011 um 23:12
Herrliches Wetter, herrliche Bilder, inspirierende Pfadfinderei: Affaire à suivre!
Herzliche Gratulation
Andreas

Kik hat gesagt: RE:Herrlich!
Gesendet am 1. Dezember 2011 um 23:25
Kann mich Andreas nur anschliessen, habe mit grossem Vergnügen Deine Route und Bilder auf der Karte verfolgt.
Liebe Grüsse, auch von einer Regula

Regula52 hat gesagt: RE:Herrlich!
Gesendet am 2. Dezember 2011 um 19:48
Vielen Dank für's Kompliment. Ja, ich hatte wirklich Glück.
Saluti
Regula
Vielen Dank auch Dir. DIe Tour war ein grosses Vergnügen, das ich gerne teile.
Liebe Grüsse,
Regula, einer weiteren Stadtheiligen

Regula52 hat gesagt: RE:Herrlich!
Gesendet am 2. Dezember 2011 um 19:47
Vielen Dank für's Kompliment. Ja, ich hatte wirklich Glück.
Saluti
Regula

ADI hat gesagt:
Gesendet am 11. Dezember 2011 um 14:48
wunderschöne Tour!
klasse Bilder!
leider war ich noch NIE im Tessin...eine Schande ist das.
Aber ich werd's eines Tages nachholen....
Danke für den schönen Bericht,

VLG, ADI

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Dezember 2011 um 00:19
Es wird Dir im Tessin sicher gefallen. Da gibt es auch viele so T5 und T6 Klasse Touren.
Danke für's Kompliment.
Saluti
Regula

bobi hat gesagt: Airolo - Locarno
Gesendet am 10. März 2012 um 19:28
Lass Dir Zeit und schaue mal auf der homepage der Gemeinde Monte Carasso nach. Dort gibt es ein "Progetto Carasc". Die schreiben, man beabsichtige einen durchgehenden sentierone von Monte Carasso - Monti Motti - Diga Verzasca. Zwischen den Gemeinden Monte Carasso und Sementina, auf halber Höhe (was ja deiner "Flughöhe" entspräche), solle eine ponte tibetano gebaut werden. Gewaltig! Aber ob die bisher so wenig begangene Gegend davon profitiert....?
Gruss Bobi

Regula52 hat gesagt: RE:Airolo - Locarno
Gesendet am 10. März 2012 um 22:14
Vielen Dank für den Hinweis. Habe mir das kurz angeschaut. Verrücktes Projekt. Da muss ich mich aber beeilen, damit ich meine Tour noch vorher mache.

Ob die Gegend davon profitiert? Wahrscheinlich nicht. Andererseits, wenn il Progetto Carasc auch die alte Alpkultur wieder in Gang bringt, wäre das auch schön. Einesteils muss man altes loslassen können, andererseits finde ich es schade, wenn jahrhundertealte Kulturlandschaft vergandet.

Wenn ich mit 90 noch am Leben bin, werde ich sicher den ponte tibetano schätzen.

Nochmals vielen Dank und viele Grüsse,
Regula.

p.s. möchtest Du den Hinweis auf das progetto nicht auf ticino selvaggio stellen, oder bist Du einverstanden, wenn ich das tue?
Andere interessieren sich sicher auch dafür.

bobi hat gesagt: RE:Airolo - Locarno
Gesendet am 13. März 2012 um 17:35
Hallo Regula52
natürlich darfst Du den Hinweis zum Projekt in ticino selvaggio platzieren, ist ja nicht meine Idee.
Mich betrifft es deshalb, weil ich seit meiner Jugendzeit viel im Valle Sementina herumgekraxelt bin. Die Vergandung der Gegend seit den 60er-Jahren habe ich somit voll mitbekommen. Ob eine Verdisneyisierung aber besser ist, das weiss ich wirklich nicht.
Gruss Bobi


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