Valle di Moleno – Tessiner Gastfreundschaft
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Das Valle di Moleno ist ein absoluter Geheimtipp. Als Hängetal öffnet es sich 700m über dem Talboden und ist von unten – sprich A2 – nicht einzusehen. Der Lärm der Autobahn, des Flugplatzes und der Riviera ist nur bis zur Talöffnung zu hören. Dann übernehmen der tosende Bach und die vielen Vogelstimmen das akustische Zepter. Paradiesisch!
1. Tag
Der Tag erwacht. Ich schlarpe verträumt durch den alten romantischen Teil von Moleno 270m (auf dem Bachkegel) gegen die Ponte vecchia hinauf. Gut r/w-markiert führt der Weg in den Wald und in sehr effizienter Weise durch das Gebiet Torof zum Wegweiser Monte di Gaggio 900m. Hier könnte ich in die Gegend Fronn – Visghed aufsteigen und somit ins Val di Lodrino hinüberwechseln.
Geradeaus, nun das Rauschen des Baches in den Ohren, ins Valle hinauf . Bin nun froh um die wärmende Sonne, da der Talwind sich kühl anfühlt. Nach und nach scheinen durch die Laubbäume die Berge des Talabschlusses, welche ich von hier unten schwer zuordnen kann. Und was ich als Madone 2395m betrachte, stellt sich später als den Pt. 2104 zwischen Bocchetta di Cazzane und Medee heraus!
Eng ist das Tal und man meint so ohne weiteres die Talseiten wechseln zu können. Doch dazwischen hüpft der Bach in seinem rund hundert Meter tiefen Graben von Wasserfall zu Wasserfall. Canoning pur. Am sonnenbeschienen Hang geht’s weniger steil weiter bis zur Brücke Alpe Ripiano 960m. Geratter. Ein Dreiertrupp Wegemacher kommt mit zwei Motortrimmern und einem Kanister Benzin entgegen. Morgen, sagen sie, werden sie dann das Gras wegblasen. Ente Turistico Bellinzona sei Dank!
Nun wechsle ich über die Brücke auf die orographisch rechte Flanke. Etwa 50 m über der Brücke steht der Wegweiser. Dass ich morgen diese Abzweigung nach Cher nehmen werde, weiss ich im Moment noch nicht. Im düstern Wald geht’s dann gesamthaft leicht steigend, doch im Detail noch happiges Auf und Geradeaus, vorerst nach Alpe di Lai 1138m, welches mitten im Wald eine Jägerstation beherbergt. Nach dem dunklen Tripp wieder erlösende Sonnenstrahlen. Hier könnte ich zur Capanna Gariss links durch den Wald hochsteigen.
Parallel zum Fluss, welcher hier ein hoher Wasserfall bildet, steige ich wiederum im Wald zur Alpe Contienn 1456m, welche ich links liegen lasse. Es öffnet sich ein weiter Talkessel mit saftigen Wiesen. Rundherum schiessen Bäche von den Wänden herab. Ausgiebige Rast in beinahe surrealistischem Amphitheater.
Nach erfolgreichen Bachüberquerungen auf einem gekonnt angelegten Vieh-/Saumweg in vielen Kehren in der prallen Sonne 300 Höhenmeter steil hinauf. Wenn man bedenkt, dass noch in den 50er-Jahren die Milch von über 50 Kühen auf Alpe Leis zu Käse verarbeitet und dieser dann noch halbreif auf dem Reff (Rückentrage) diesen Weg hinunter getragen wurde (er wurde auf Alpe Contienn noch ausgereift und anschliessend mit Saumtieren zu Tale gebracht), macht der eigene nur lumpige 20kg schwere Rucksack keinen Eindruck. 40 bis 50 kg wog eine Last. In diesen Gedanken brate ich an der prallen Sonne und steige tapfer und gefasst die 300 Höhenmeter Kurve um Kurve hinauf. Zur Linken schiesst ein grosser Bach zu Tale. Am Horizont sind jetzt klar die dominanten Berge – Uomo, Madone und Poncione di Piotta – auszumachen. Sie bilden den hinteren Talabschluss und somit die Grenze zum Verzascatal. Ich erreiche die Capanna Alpe Leis 1801m und konstatiere, dass eine Gruppe von acht KollegInnen sich schon recht gut eingerichtet hat. Doch deren Herzlichkeit und Gastfreundschaft macht mir den Aufenthalt zu einem Highlight. Grazie tanto per il Risotto!
2. Tag
Es gibt Momente, wo äussere Umstände einen mental aushöhlen. Gähnende innere Leere. Ich mag nicht mehr weiter. Kein neues Risiko eingehen und die von hier optimal zu machenden Touren in Angriff zu nehmen. Beim Morgenessen ringe ich mich durch und steige ab.
Wieder hinunter bis zur Brücke Alpe Ripiano 960m, das heisst 50 m darüber. Bei dieser Abzweigung folge ich nach rechts dem Weg nach Cher 930m (rot/weiss-markiert). Und mir öffnet sich eine neue Welt. Tiefeingeschnittene Seitentäler, Steintreppen und Viadukte über Abgründen kunstvoll erbaut. Und als ich dann zu den Häusern von Cher komme, satzt ein übermütiger und wedelnder Hund mir entgegen und will flattiert werden. Kurz darauf erscheint sein Besitzer – ein gemütlicher Tessiner. „Birra?“ – „Volontieri!“ Und nach diesem Bier folgt eine Einladung zu einem feinen Mittagessen von den Damen der Nachbarschaft: Ossobucco mit Pasta. Tomatensalat. Selbstgemachter Kuchen. Eigengekelterter Merlot. Kaffee und…..
Nach zwei Stunden raffe ich mich auf. Herzliche Verabschiedung. Nun alles steil hinunter bis auf die Talebene: Cassinetta – Pian la Rossa 411m – Preonzo.
Auf sehr breitem Weg (Alte Strasse?) nach links einschwenken. Zuerst eben aus und dann teuflisch steigend zum Elektrizitätswerk (man kann auch „unten“ durch) und zur Ponte Vecchia 295m hinauf. Dort treffe ich auf den Weg, auf welchem ich gestern in der Morgendämmerung aufgestiegen bin. Nun hinunter nach Moleno 270m.
Tessiner Gastfreundschaft. Für Leib und Seele.
Grazie veri amici!
1. Tag
Der Tag erwacht. Ich schlarpe verträumt durch den alten romantischen Teil von Moleno 270m (auf dem Bachkegel) gegen die Ponte vecchia hinauf. Gut r/w-markiert führt der Weg in den Wald und in sehr effizienter Weise durch das Gebiet Torof zum Wegweiser Monte di Gaggio 900m. Hier könnte ich in die Gegend Fronn – Visghed aufsteigen und somit ins Val di Lodrino hinüberwechseln.
Geradeaus, nun das Rauschen des Baches in den Ohren, ins Valle hinauf . Bin nun froh um die wärmende Sonne, da der Talwind sich kühl anfühlt. Nach und nach scheinen durch die Laubbäume die Berge des Talabschlusses, welche ich von hier unten schwer zuordnen kann. Und was ich als Madone 2395m betrachte, stellt sich später als den Pt. 2104 zwischen Bocchetta di Cazzane und Medee heraus!
Eng ist das Tal und man meint so ohne weiteres die Talseiten wechseln zu können. Doch dazwischen hüpft der Bach in seinem rund hundert Meter tiefen Graben von Wasserfall zu Wasserfall. Canoning pur. Am sonnenbeschienen Hang geht’s weniger steil weiter bis zur Brücke Alpe Ripiano 960m. Geratter. Ein Dreiertrupp Wegemacher kommt mit zwei Motortrimmern und einem Kanister Benzin entgegen. Morgen, sagen sie, werden sie dann das Gras wegblasen. Ente Turistico Bellinzona sei Dank!
Nun wechsle ich über die Brücke auf die orographisch rechte Flanke. Etwa 50 m über der Brücke steht der Wegweiser. Dass ich morgen diese Abzweigung nach Cher nehmen werde, weiss ich im Moment noch nicht. Im düstern Wald geht’s dann gesamthaft leicht steigend, doch im Detail noch happiges Auf und Geradeaus, vorerst nach Alpe di Lai 1138m, welches mitten im Wald eine Jägerstation beherbergt. Nach dem dunklen Tripp wieder erlösende Sonnenstrahlen. Hier könnte ich zur Capanna Gariss links durch den Wald hochsteigen.
Parallel zum Fluss, welcher hier ein hoher Wasserfall bildet, steige ich wiederum im Wald zur Alpe Contienn 1456m, welche ich links liegen lasse. Es öffnet sich ein weiter Talkessel mit saftigen Wiesen. Rundherum schiessen Bäche von den Wänden herab. Ausgiebige Rast in beinahe surrealistischem Amphitheater.
Nach erfolgreichen Bachüberquerungen auf einem gekonnt angelegten Vieh-/Saumweg in vielen Kehren in der prallen Sonne 300 Höhenmeter steil hinauf. Wenn man bedenkt, dass noch in den 50er-Jahren die Milch von über 50 Kühen auf Alpe Leis zu Käse verarbeitet und dieser dann noch halbreif auf dem Reff (Rückentrage) diesen Weg hinunter getragen wurde (er wurde auf Alpe Contienn noch ausgereift und anschliessend mit Saumtieren zu Tale gebracht), macht der eigene nur lumpige 20kg schwere Rucksack keinen Eindruck. 40 bis 50 kg wog eine Last. In diesen Gedanken brate ich an der prallen Sonne und steige tapfer und gefasst die 300 Höhenmeter Kurve um Kurve hinauf. Zur Linken schiesst ein grosser Bach zu Tale. Am Horizont sind jetzt klar die dominanten Berge – Uomo, Madone und Poncione di Piotta – auszumachen. Sie bilden den hinteren Talabschluss und somit die Grenze zum Verzascatal. Ich erreiche die Capanna Alpe Leis 1801m und konstatiere, dass eine Gruppe von acht KollegInnen sich schon recht gut eingerichtet hat. Doch deren Herzlichkeit und Gastfreundschaft macht mir den Aufenthalt zu einem Highlight. Grazie tanto per il Risotto!
2. Tag
Es gibt Momente, wo äussere Umstände einen mental aushöhlen. Gähnende innere Leere. Ich mag nicht mehr weiter. Kein neues Risiko eingehen und die von hier optimal zu machenden Touren in Angriff zu nehmen. Beim Morgenessen ringe ich mich durch und steige ab.
Wieder hinunter bis zur Brücke Alpe Ripiano 960m, das heisst 50 m darüber. Bei dieser Abzweigung folge ich nach rechts dem Weg nach Cher 930m (rot/weiss-markiert). Und mir öffnet sich eine neue Welt. Tiefeingeschnittene Seitentäler, Steintreppen und Viadukte über Abgründen kunstvoll erbaut. Und als ich dann zu den Häusern von Cher komme, satzt ein übermütiger und wedelnder Hund mir entgegen und will flattiert werden. Kurz darauf erscheint sein Besitzer – ein gemütlicher Tessiner. „Birra?“ – „Volontieri!“ Und nach diesem Bier folgt eine Einladung zu einem feinen Mittagessen von den Damen der Nachbarschaft: Ossobucco mit Pasta. Tomatensalat. Selbstgemachter Kuchen. Eigengekelterter Merlot. Kaffee und…..
Nach zwei Stunden raffe ich mich auf. Herzliche Verabschiedung. Nun alles steil hinunter bis auf die Talebene: Cassinetta – Pian la Rossa 411m – Preonzo.
Auf sehr breitem Weg (Alte Strasse?) nach links einschwenken. Zuerst eben aus und dann teuflisch steigend zum Elektrizitätswerk (man kann auch „unten“ durch) und zur Ponte Vecchia 295m hinauf. Dort treffe ich auf den Weg, auf welchem ich gestern in der Morgendämmerung aufgestiegen bin. Nun hinunter nach Moleno 270m.
Tessiner Gastfreundschaft. Für Leib und Seele.
Grazie veri amici!
Tourengänger:
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