Lagginhorn 4010 m - mein erster Viertausender


Publiziert von basodino , 6. November 2011 um 18:34.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 September 1992
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1290 m
Abstieg: 1290 m
Unterkunftmöglichkeiten:Weissmieshütten (2726 m)

Nach der tollen Sommerbergtour 1992 (Berichte sind online) fehlte mir noch der erste Viertausender. Daher kam ich 3 Wochen später nochmals zurück und wählte das Lagginhorn, was nicht unlogisch war, wenn man allein unterwegs ist.

Ich erinnere mich noch daran, dass es morgens um 4.45 Uhr recht frisch war (minus 13 Grad). Ich folgte auf den Wegspuren einer Seilschaft Richtung Fletschhorn, nahm aber die rechte Moräne bis nahe an den Westgrat des Lagginhorns, erkletterte diesen im engen Schein meiner noch nicht LED-Lampe und kraxelte langsam immer höher, wobei es mir nicht schwierig vorkam, obwohl die Überreste eines ersten herbstlichen Schneeeinbruchs noch deutlich waren. Knapp unterhalb des Einbiegens der heutigen Normalroute wurde es allmählich hell. Ich musste immer wieder stehen bleiben. Das eine Bild gibt die ehrfürchtige, kalte Schönheit der Mischabelgruppe im ersten, zarten Licht nur unvollständig wieder.

Da ich nach heutigen Erkenntnissen komplett unakklimatisiert antrat, verließen mich auf 3.500 m die Kräfte derart, dass ich einen dreistündigen Filmriss hatte. Zu Bewußtsein kam ich wieder auf 3.800 m, wobei mir schon damals jegliche Erinnerung fehlte. Schließlich war der Gipfel schon so nah, dass ich weiterging. Knapp 80 m unter dem Gipfel musste man durch steilen Firn selbigen ersteigen. Es war eisig kalt bei Windgeschwindigkeiten, die mir damals in Boen so zwischen 50 und 70 km/h vorkamen, oder mit anderen Worten, man konnte nicht wirklich auf dem Gipfel stehen. Ich klemmte mich hinter einen Felsblock und hielt nur meinen Kopf ab und an in den Wind. Die schönen Ausblicke bis zum Lago Maggiore sind daher auch nur im Foto windstill.

Obwohl ich 7 Stunden (!) im Aufstieg brauchte, konnte ich bei diesen Bedingungen nicht rasten. Vom Glück ergriffen blieb ich ca. 20 Minuten, bis ich die Kälte nicht mehr aushalten konnte. Ich stieg dann schnell etwa 150 Höhenmeter ab, bis der Wind soweit nachließ dass ich trinken und essen konnte. In der nachmittäglichen Wärme begann der Schnee zu tauen und ich konnte mich richtig aufwärmen. In nur etwas mehr als 3 Stunden stieg ich dann über die heutige Normalroute bis zur Weissmieshütte ab, vom Glück beseelt und das Risiko des schneebedeckten Gletschers mit offenen Augen eingehend. Die Felspassagen zwischen 3.800 und 3.500 Metern konnte ich auch im Abstieg nicht nachvollziehen. Es war ein Filmriss und es blieb auch einer.

Was mir heute als nostalgisches Erlebnis in Erinnerung ist, sollte gleichzeitig Warnung sein. Es gibt zwei Touren auf die ich heute nur mäßig stolz bin, da ich in diesen mein Leben riskierte. Dies war eine davon. Während des Filmrisses hätte sonstwas passieren können und ich bin froh und dankbar, dass alles gut gegangen ist.

Tourengänger: basodino


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