Von Locarno auf den Cima della Trosa (1869m)

Man fährt am besten gen Süden wenn die Wetterkarte bis aufs südliche Tessin nur dicke Wolken, eisige Temperaturen und viel Regen für die ganze Schweiz vorhersagt. Allerdings ist das kein Geheimtipp, sondern die halbe Nordschweiz war heute im Tessin unterwegs. Das "Grüezi" setzt sich daher schnell gegen das "Buon Giorno" durch und die Züge waren zum Bersten gefüllt...

Die Tour sollte von  Locarno auf den tollen Aussichtsberg  Cima della Trosa gehen. Die Route ist touristisch sehr erschlossen und man hat daher mehrere Varianten zur Verkürzung. Man kann durch Seilbahnbenützung (spart ca. 1000m) und Sessellift (spart ca. 400m) den Gesamtaufstieg von ca. 1700m beliebig variieren. Da ich zu spät drann war entschied ich mich ausnahmsweise die Tour mit dem Sessellift abzukürzen...

Der Aufstieg von der Traumstadt Locarno, der angeblich tiefst-gelegenen Stadt der Schweiz, ist ziemlich mühsam. Erst viele viele Treppen hinauf zur Santurio della Madonna del Sasso. Von da dann noch mehr Treppen und gefplasterte Waldwege bis hinauf zu Cardada. Die Wegführung ist nicht immer klar, manche Wegkreuzungen sind auch unbeschildert, daher waren auch Verhauer mit dabei. Stellenweise war der Weg von Kastanien gefplastert und bombaridert - ein Helm sähe aber dennoch irgendwie blöd aus ;)
Von da nahm ich den Sessellift zum Aussichtsgipfel Cimetta.

Das letzte Wegstück zum  Cima della Trosa ist dann baumfrei und bietet eine tolle Fernsicht. Man kann hier entweder dem einfachen Wanderweg folgen. Dann ist die ganze Tour eher ein T2. Oder man kann aber auch etwas wild über den Grat zum Gipfel aufsteigen. Das ist stellenweise ziemlich rutschig und etwas steil (T3+), aber nie ausgesetzt. Ich wählte für den Aufstieg den Normalweg und bin im Abstieg über den Grat. Tatsächlich sind die letzten 20m zum Gipfel blau-weiss markiert, was ich aber nur als Tessiner Humor interpretieren kann...

Der Gipfelblick war dank der erstaunlich guten Fernsicht grandios und ist all denjenigen armen Seelen gewidmet die unter der grauen, nassen Wolkendecke im Norden bleiben mussten. Grandios ist vor allem der tolle Blick über den Lago Maggiore, den ich immer viel kleiner eingeschätzt hatte! (Diese tolle Sicht entschädigt auch ein klein wenig für einen Horror-Urlaub in der Kindheit in der ich vom See während der ganzen Woche dank Dauernebel nie was zu sehen bekam.)

Abstieg zu Fuss über dieselbe Route.

Fazit:
Eine schöne Herbst- oder Frühjahrstour auf einen tollen Aussichtsgipfel direkt über Locarno. Wenn die Sicht passt sieht man nicht nur den Lago Maggiore sondern es stehen auch die weissen Gipfelriesen im Wallis Parade. Nimmt man keine der Aufstiegshilfen in Anspruch, dann ist die Tour aber ziemlich mühsam und die vielen Treppen gehen ordentlich in die Beine.