Samnaun - Pontresina in 10 Etappen / 9. Tag


Publiziert von Aemmitauer , 8. Oktober 2011 um 18:22. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:25 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 1240 m
Strecke:Rifugio TCI - Pass Caschauna - Fuorcla Lavirun - Fuorcla Federia - Monte Garone - Piz la Stretta - Forcola di Livigno - Bernina Hospiz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nur zu Fuss von Livigno (It) oder Parkhütte Varusch (CH)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Pontresina, cff logo Poschiavo oder PW
Unterkunftmöglichkeiten:Bernina Hospiz, oder weiter nach Pontresina. Forcola di Livigno nur Restaurant
Kartennummer:1238 Piz Quattervals, 1258 La Stretta, 1278 La Rösa

Ein Tag lang "Grenzerfahrungen"

Nun hiess es Abschied nehmen, von Sofia und ihren Kindern, wie auch von der Unterkunft, mit ihrem unnachahmlichen Militärcharme, wobei im Innern der Eindruck doch deutlich freundlicher erscheint.

Grenzerfahrungen wollten wir sammeln, im wahrsten Sinne des Wortes, da unser Weg meist nahe, oder auf der Grenze zu Italien verlaufen würde. Doch zuerst galt es, den Pfad zum Chaschauna Pass zu erklimmen.
Schon bald standen wir oben und hielten uns ab jetzt meist südwärts. Der Weg führte über den Grat, vorbei an einer leerstehenden Militärbaracke, welche nach wie vor feinsäuberlich abgeschlossen ist, und somit keinerlei Schutzmöglichkeit bietet. Übrigens, nicht die Einzige auf dem Weiterweg, sondern auf fast jedem Pass steht so ein Überbleibsel des VBS.
Die Spur war deutlich zu erkennen und schon bald standen wir auf der Fuorcla Lavirun mit ihrem schönen weissen Grenzstein. Das Wetter half nochmals mit, die Sonne strahlte vom blauen Himmel, nur ein bissiger Südostwind blies wiederum sehr stark, so dass es am Schatten recht ungemütlich wurde.
Von weitem sahen wir den Piz Languard am Horizont, welcher da oberhalb von Pontresina das Ende unserer Tour markierte.
Eine kleine Gruppe Rinder stand hinter dem Zaun auf der Schweizer Seite des Passes, und Domino liess es sich nicht nehmen zu ihnen hinzugehen, um Fotos zu machen. Die Rindviecher wiederum waren so entzückt über den Besuch, dass sie den Zaun einige Meter weiter links überschritten, und uns danach ein rechtes Stück weit begleiteten.

Nach der Fuorcla verliessen wir den Grat, um den Piz Laviruns auf seiner Westflanke zu umgehen. Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir zwei namenlose Seelein. Von dort ging's zügig, meist die Höhe haltend, über Margun Grand und Set Vals bis zum Fusse des Munt Cotschen, wo wir wieder auf den Grat trafen.
Da der Aufstieg zum Munt Cotschen zur Hauptsache aus Geröllfeldern besteht, liessen wir ihn rechts liegen, und stiegen auf der Italienischen Seite etwas unterhalb des Grates durch die Flanke. Eine grössere Gruppe Steingeissen mit ihren Kitz wurde durch uns aufgeschreckt und sie flohen in die Bergflanken, welche aus vielen kleinen Felstürmen bestehen. Von diesen Felstürmen schauten sie auf uns herab, und ihre Pfiffe waren mehr belustigt als warnend, da wir uns, im Vergleich zu ihnen, im Geröll doch recht ungeschickt anstellten.
Nach dem Queren der Südostflanke wurde das Gelände wieder flacher, und stieg leicht in Richtung Fuorcla Federia an. Kurz vor dem Pass erreichten wir den gleichnamigen See, welcher schön unterhalb in eine Mulde gebettet liegt.

Nun führte uns der Weg weiter über den Grat, welcher gleichzeitig die Landesgrenze bildet. Mehrere kleinere Gipfel und Gipfelchen überschritten wir, bis wir vor dem Aufstieg zum Monte Garone unsere Mittagsrast machten. Der 
Aufstieg führte über, wie könnt es anders sein, Geröllfelder zum Gipfel. Von oben hatten wir eine schöne Aussicht auf den Piz la Stretta und den Zustieg über den Grat, so dass wir aus der Ferne bereits eine mögliche Aufstiegsroute planen konnten.

Über den leicht abfallenden Südgrat gelangten wir zur Fuorcletta, von wo wir den Berg in Angriff nahmen. Ein kurzer Abstieg in die Ostflanke brachte uns zum ersten grösseren Felsriegel, welchen wir nun duch ein Band, unter Zurhilfenahme der Hände, recht einfach erklimmen konnten. Bald standen wir wiederum auf dem Grat, welchem wir nun in direktem Aufstieg folgten. Einige kleinere Kletterstellen galt es zu passieren. Kurz vor dem Gipfel wichen wir durch das Geröllfeld auf den Westgrat aus, da der nun schuttige Nordgrat zu steil wurde. Somit erreichten wir den Gipfel ohne Probleme. 

Im Abstieg nach la Stretta folgen wir mehr oder weniger dem Weg, wobei im oberen Teil die Markierungen oft etwas spärlich ausfallen. Ab la Stretta führte der Wanderweg entlang der Ostflanke des Piz Minor, bis wir auf der Forcola die Livigno eintrafen.

Die Übernachtung sollte im Rifugio Tridentina stattfinden, vor welchem wir nun standen. Nichts wie rein, und im Restaurant die obligate Bemerkung" Wir haben ein Zimmer reserviert", doch dieses Mal erhielten wir in gebrochenem Deutsch zur Antwort:" Wirr aben keine Simmer!" Leicht konsterniert standen wir nun da, und wussten nicht wie uns geschah. Da ausser der Zollstation keine weiteren Gebäude auf der Passhöhe sind, musste es doch hier sein. Mit dem SAC Führer in der Hand versuchten wir unser Glück ein zweites Mal, und erklärten der netten Service-Fachkraft, dass wir via Internet gebucht hätten, achteinhalb Stunden zu Fuss unterwegs gewesen seien , und nun müde wären. Nach einem Telefonat erhielten wir zur Antwort, dass die Chefin in 10 Minuten da sei, dann werde sich der Sachverhalt klären lassen.
Als nach 30 Minuten die Chefin eintraf, erklärte uns diese, dass sie bereits seit über 2 Jahren keine Zimmer mehr anbiete, und der Führer veraltet sei. Weitere Hilfe ihrerseits = Fehlanzeige. Wo die Buchung erfolgte, fanden wir erst zu Hause heraus (Rifugi Tridentina/Birnlückenhütte, Ahrntal bei Bruneck, tiefstes Südtirol).
Was nun? Das letze Postauto in Richtung Bernina/Pontresina, war seit 30 Minuten weg. Blieb nur zu Fuss der Passstrasse zu folgen und auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Es hatte noch viel Verkehr, jedoch die Meisten davon waren Italiener, welche kaum in Richtung Bernina fahren würden. Auf einmal rief Domino: " Ä Bärner!" Tatsächlich, ein Golf mit Berner Kennzeichen kam gefahren. Daumen heraus und mit beiden Händen winkend, konnten wir den Fahrer zum Anhalten bewegen. Eigentlich wollten sie nach Poschiavo, fanden jedoch, nachdem wir unsere Lage geschildert hatten, sie könnten uns doch die kurze Strecke zum Hospiz hochfahren. Dank diesem hilfsbereiten Ehepaar blieb uns die zusätzlichen 6 Kilometer zu Fuss erspart. Ein grosses DANKE für so viel Hilfsbereitschaft.

Ein Zimmer war noch erhältlich, wobei der Hotelier fast entschuldigend sagte, dass es nur über Dusche/WC auf dem Gang verfüge. Das war uns so etwas von egal!
Ein gutes Abendessen nach der Dusche beendete einen Tag, welcher kaum gegensätzlicher hätte sein können. Nach Stunden in der totalen Einsamkeit war zum Schluss Action pur angessagt, zum Glück mit Happy End.

Schöner Sommertag, jedoch sehr starker, bissiger Südostwind

Fotos: Domino


Tourengänger: Aemmitauer, Domino


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Kommentare (2)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2011 um 09:37
Da habt ihr ja nochmal Schwein gehabt!

La Stretta wäre wirklich ein idealer Ort für ein Rifugio.

Waren auch schon zwei Mal dort. Einmal, wie ihr, von Norden und einmal vom Saoseo her. Beide Male schon eher am Ende unserer Kräft und beide Male mussten wir dann noch das nicht enden wollende Val da Fain nach Bernina Suot runtermarschieren ...

Aemmitauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2011 um 15:27
Schlimmstenfalls wären wir halt bis auf die Passhöhe gelaufen. Waren wir uns ja zu diesem Zeitpunkt gewohnt. Aber fahren war auch nicht zu verachten.


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