Fronalpstock (2124m) & Färistock (2016m) ab Netstal

Und weiter geht's auf meiner Reise durchs Glarnerland. Dank der instabilen Wetterlage rücken plötzlich auch Ziele auf meinen Radar, welche ich aufgrund der Besucherströme ansonsten meide - wie der Fronalpstock. Wetter hin oder her, ein Gipfel will verdient sein. So verbietet es mir mein Bergsteigerethos, einen 2000er in 90 Minuten oder 750Hm zu besteigen; aufgestiegen wird heute ab Tal.

Gleich bei Netstal SBB (458m) überquere ich die Linth, wo nach wenigen Metern der Wanderweg nach Osten abgeht. Auf steilem, aber breitem Pfad gewinne ich rasch an Höhe - immer der weiss-roten Markierung folgend. Über Gründen (684m) gelange ich schliesslich zum Verzweiger vor der Hütte bei P. 823. Wichtig: Hier nicht geraudeaus dem Wegweiser Richtung Obloch folgen, sondern rechts (ostwärts) abbiegen. Auf der LK ist anschliessend der Weg bis P. 958 nicht durchgehend eingezeichnet. Vor Ort ist dies weniger dramatisch. Schwache Wegspuren sind meist erkennbar und auch rot-weisse Markierungen sind teils vorhanden. Der einsame Marsch über grüne Matten ist Entspannung pur.

Bei P. 958, wo der Wegweiser erstmals "Fronalp" erwähnt, biege ich links ab und folge zunächst der Strasse, vorbei an idyllischen Bauernhäusern. Nach der dritten Kurve verlässt der Weg die Strasse und führt durch den Hänniswald direkt zum Naturfreundehaus Fronalp (1389m). Während der Jelmoli-Wanderer hier sein Auto abstellt, hab ich bereits 930Hm in den Beinen.

Der anschliessende Aufstieg zum Fronalppass verläuft durchgehend auf breitem Forstweg - enttäuschend. So bin ich froh, bei Mittler Staffel (1584m) die Direktvariante durch die Westflanke in Angriff nehmen zu können (R. 1051b). Diese ist zwar weglos und steil, aber nirgends ausgesetzt, wenn man sich von den Felsbändern fernhält. Ich ziehe auf dem immer enger werdenden Grasband bis ans nördliche Ende der Westflanke und steige anschliessend über den Nordwestgrat direkt auf den Gipfel (s. Foto). Der Alpinführer bewertet diese Variante mit T5. Dies halte ich für übertrieben, wenn man sich strikt auf den Grasplanggen fortbewegt (T4).

Das Panorama vom Fronalpstock (1861m) ist lohnenswert. Besondere Erwähnung verdient der Mürtschenstock, welcher zum Greifen nah ist. Im Abstieg halte ich mich an den Normalweg über die Zelsegg, eine durchaus spannende Route. Nur der Kamin mit den Drahtseilen ist etwas speckig für meinen Geschmack. Endlich erblicke ich auch die eindrückliche Südwand des Fronalpstocks.

Beim Fronalppass (1861m) folge ich dem Wegweiser Richtung Schilt, welcher mich östlich am Färistock vorbei führt. Kurz vor P. 1956 mach ich eine Kehrtwende und steige die 50Hm auf den Färistock (2016m), auch dies weglos und steil, aber ungefährlich (T4). Vom Gipfel hat man vermutlich den besten Blick auf den Fronalpstock. Anschliessend steige (bzw. rutsche) ich direkt über die noch steilere Westflanke ab (T4+), wo ich auf den Wanderweg treffe, der mich zurück zu Mittler Staffel (1584m) bringt.

Um nicht über die Aufstiegsroute absteigen zu müssen (geschweige denn den langweiligen Forstweg), folge ich der Wegweiser Richtung "Glarus". Der Pfad bringt mich durch schöne Wälder und über grüne Matten zur trostlosen Skihütte Schilt (1338m). Ich folge einfach immer weiter dem Wegweiser, der mich vorbei an Grossberg (1240m), P. 1061, Stock und Helgehüsli nach Ennetbühls bringt, einem malerischen Quartier oberhalb von Glarus (476m). Ich überquere die Linthbrücke, wo linkerhand der Bahnhof liegt. Doch lieber mach ich mich zu Fuss zurück an den Ausgangspunkt. Direkt der Linth folgend, vorbei an der grossen Kalkfabrik, erreich ich 30 Minuten später Netstal SBB (458m).


Netstal - Fronalpstock  3:45
Fronalpstock - Färistock  0:50
Färistock - Glarus - Netstal  2:25