Scheffauer-Überschreitung und Zettenkaiser


Publiziert von maxl , 1. September 2011 um 02:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:29 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Bundesstraße richtung St.Johann links nach Scheffau abbiegen. Durch den Ort und auf der kleinen Straße richtung Hintersteiner See. In Bärnstatt an der St, Leonhard-Kapelle ist der Parkplatz (2.50€)
Unterkunftmöglichkeiten:Kaindlhütte

Stefan und ich waren für diese Tour schön früh dran, zudem war's Montag, wir nahmen uns also den Scheffauer vor in der Hoffnung, dass dieser wegen dieser günstigen Umstände nicht so überlaufen sei. Und tatsächlich, den Gipfel hatten wir am Vormittag für etwa 20 Minuten komplett für uns. Um der Tour noch etwas Pepp zu geben, hingen wir danach den westlich davon gelegenen Zettenkaiser über den Riegensteig (Normalweg) an.

Los geht's um etwa halb neun am gebührenpflichtigen Parkplatz in Bärnstatt. Der Parkplatzwächter, ein älterer Tiroler, weist uns auf den richtigen Parkplatz und reagiert sichtlich irritiert, als Stefan sich statt der von ihm anvisierten 3cm ungefähr einen halben Meter neben das nächsten Auto stellt. Er lässt ihn aber doch gewähren (wir sind das dritte Auto...), ich freue mich, so komme ich wenigstens durch die Beifahrertür aus dem Auto. Wir entrichten die fälligen 2.50€ und marschieren gipfelwärts. Zunächst auf breiten Wegen durch den Wald in richtung Steineralmen - der Wald lichtet sich aber bald und man kann schnell gute Ausblicke genießen. Die Abstürze des Scheffauer machen durchaus Eindruck, aber man kommt hier wirklich leicht rauf. An der schönen Steiner Hochalm ist noch kein Gast, lediglich eine Kuh stiefelt interessiert um die Biertischgarnituren. Nach der Alm kommt man relativ bald in ein Geröllkar ("Bei den Spieltachsen"), welches man auf guter Spur duchsteigt. An dessen Ende auf etwa 1600m weist ein Wegweiser auf den "Einstieg" zum Scheffauer hin. Das Gelände wird wiesiger und felsiger, der Steig ist schön abwechslungsreich und wenige Male mit Drahtseilen versichert. Der Ausblick wird immer besser, hinter den Kitzbühlern tauchen die Hohen Tauern und die Zillertaler Alpen auf und auch die Tiefblicke mitunter auf den Hintersteiner See sind nicht zu verachten. So macht der Aufstieg viel Spaß. Kurz vor dem Gipfel erreicht man eine Scharte, die zwischen dem Scheffauer und den wilden Hackenköpfen eingelagert ist. Hier führen die beiden Anstiege zum Scheffauer zusammen, der von uns gewählte leichtere Südanstieg und der Widauersteig von Norden. Wir gehen durch eine auffällige Mulde in max. 10min zum Gipfel und genießen das Panorama und die Ruhe. Alles in allem ist der Aufstieg T3, wir bewältigten ihn in flotten 2h.

Nach ausgiebiger Gipfelrast und Diskussion über potentielle weitere Ziele (die Überschreitung zum Sonneck wäre noch interessant gewesen) gehen wir zur Scharte zurück und steigen nun nach Norden den Widauer Steig ab. Wir haben ob der Uhrzeit ordentlich Gegenverkehr und müssen sauber steigen, um keine Steine abzulassen. Ansonsten ist der Widauersteig wirklich toll angelegt, er führt durch eine von unten unnahbar wirkende Wand, ist nirgends schwierig und bombensicher angelegt. Für einen einigermaßen routinierten Geher ist ein Klettersteigset nicht vonnöten, ein Helm kann aber ob der hohen Frequentierung sicher nicht schaden. Wahrscheinlich T3+ und I, Klettersteigbewertung wohl höchstens WS-. Der Steig quert nach dem Ausstieg aus der Wand noch die Nordseite des Scheffauers.

Inzwischen sind wir einem weiteren Gipfelziel, dem Zettenkaiser nicht abgeneigt. Wir lassen also den großen Weg zur Kaindlhütte rechts liegen und steigen auf etwas dürftigeren Spuren weiter den Nordwänden entlang, um den Riegensteig zum Zettenkaiser zu erreichen. Den "Großen Friedhof", das Kar unter dem Zettenkaiser, queren wir ziemlich weit oben, in der Hoffnung, ein paar Höhenmeter zu sparen (hier zweigt der von Tef beschriebene Nordanstieg ab). Bald erreichen wir den Riegensteig, umgehen, ohne es zu ahnen, die erste Schlüsselstelle sehr einfach (ein Klemmblock, II+, vielleicht noch nicht so lange so da) und kommen auf den im Vergleich zu den Scheffauer-Wegen sehr dürftigen Pfad. Er läuft ordentlich steil in richtung der W-Flanke des Zettenkaisers, um diese durch Latschengassen zu gewinnen. An dieser angekommen muss man aber die Schlüsselstelle bewältigen, ein plattiger Aufschwung zwischen Latschen im II.Grad, den wir etwa 2h nach dem Scheffauergipfel erreichen. Ob der (hier wohl meistens anzutreffenden) Nässe und der damit verbundenen Gleitfähigkeit der Felsen zögere ich hier etwas, komme dann aber doch hinauf. Im Abstieg ist die Stelle übrigens m.E. vorteilhafter zu begehen als im Aufstieg, weil man sich da bequem einen Riss herunterlassen kann. Die Wand also gemeistert gehts jetzt sauber steil und sehr rutschig durch erdige, bröslige Latschengassen bergan in richtung des Westgrates des Zettenkaisers. Dort oben trifft man bald auf einen Warnhinweis auf einem Fels ("Nur für Geübte"), wer bis hierher gekommen ist, schafft den Grat aber locker. Es geht unterhaltsam meist direkt auf dem Grat dahin, viel Gehgelände, Klettern I und ein einer Stelle vielleicht II- (eine Platte mit guten Griffen). Der Gratabschnitt ist wirklich schön, und eine Dreiviertelstunde nach der Schlüsselstelle im Einstieg zur Westflanke erreichen wir den Gipfel. Leider hat sich's inzwischen zugezogen, so dass wir nix von der Aussicht haben und auch bald wieder absteigen. Als Bewertung für den Riegensteig haben wir uns auf T5-, II geeinigt.

Bis zum Großen Friedhof (was für ein charmanter Name für ein Kar) gehen wir auf dem gleichen Weg herunter, bald teilt sich dieser und führt nach rechts in richtung unseres Abstiegswegs vom Scheffauer, nach links zur Kaindlhütte. Dort gehen wir hinab und erreichen gute anderthalb Stunden nach dem Zettenkaiser die "Kleinstadt" um die Kaindlhütte. Dort biegen wir links ab und haben zu allem Überfluss einen Gegenanstieg von etwa 200hm zum Hochegg. Von dort in sanftem Gefälle zur Walleralm, von der aus ein Fahrweg (dem man manchmal auf einem Steig ausweichen kann) zum Hintersteiner See führt. Ab da noch ein kurzes Stück auf dem Sträßchen zum Ausgangspunkt zurück. Nach 9h waren wir wieder am Auto.

Insgesamt eine schöne, abwechslungsreiche und lange Tour. Besonders interessant ist der Gegensatz zwischen stark frequentiertem Scheffauer und der willkommenen Einsamkeit am Zettenkaiser, die aber auch mit einer gewissen Ruppigkeit der Steige einhergeht. Für uns war der etwas verwegenere, deutlich niedrigere Zettenkaiser das attraktivere Gipfelziel, trotz mangelnder Aussicht.

Tourengänger: maxl, 83_Stefan


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Kommentare (2)


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alpensucht hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 1. September 2011 um 11:32
Schöne Tour! Beim Lesen der Überschrift dacht ich schon erst, ihr seid direkt vom Scheffauer zum Zettenkaiser (oben drüber) überschritten... Das hätte ich letztens zu gern versucht.

Beste Grüße, alpensucht

maxl hat gesagt: RE:Glückwunsch
Gesendet am 1. September 2011 um 16:07
Danke:-)
Auf dem Scheffauer ham wir uns überlegt, die Überschreitung der Hackenköpfe richtung Sonneck anzugehen. Aber die Wolken haben schon leicht gebraut, da sammer dann abgestiegen mit Zettenkaiser als Option. Leider konnten wir das Gelände dann vom Zettenkaiser richtung Scheffauer wegs Wolken nicht mehr einsehen, wär ganz interessant gewesen. Aber auch der Zettenkaiser Normalweg ist recht knackig, zumindest für meine Verhältnisse...


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