Über den Zettenkaiser-Westgrat zum Scheffauer - einfach schön.


Publiziert von Bergfex78 , 21. Oktober 2013 um 23:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:19 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1580 m
Abstieg: 1580 m
Strecke:13,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Kufstein nach Scheffau und dort zum Parkplatz beim Hintersteiner See
Kartennummer:AV 8 - Kaisergebirge

Ein wunderschöner Herbsttag in der Vorhersage und Lust auf eine besondere Tour mit Kraxeln. Da bietet sich der Wilde Kaiser regelrecht an. Erst recht, nachdem die Tour auf den Zettenkaiser bereits am Nationalfeiertag stattfinden sollte, aber leider in's Wasser fiel. Dann eben heute. Soviel vorweg: Die Tour ist ein Kracher, wenn man exponiertes Kraxeln mag.

Da wir bei so einem tollen Oktobertag zumindest einen gewissen Andrang erwarteten, ging's recht früh los, damit wir am Grat auch vorwärtskommen würden. Vom Parkplatz am Hintersteiner See führt der bequeme Weg locker zur Walleralm, die heute sicher noch einigen Leuten eine gemütliche Einkehr bot. Für uns leider nicht, aber wir waren ja auch nicht des Einkehrschwungs wegen gekommen ;-).
Weiter Richtung Hocheck / Kaindlhütte war das Hocheck schnell erreicht, und es ging nach Süden Richtung Westgrat einen steilen, heute stellenweise recht schmierigen Pfad hinauf. 'Latschen-Limbo' eingeschlossen...

Nachdem der Schlammpfad vorüber war, tat sich zum ersten Mal das tolle Panorama auf den Hauptkamm und die umgebenden Gebirgszüge auf. Dazu noch warme Sonnenstrahlen und kein Wind. Was will man mehr?! Der übliche Fotostop war obligatorisch, und wir haben gleich mal Platztausch mit der einzigen Seilschaft gemacht, die wir an diesem Tag getroffen haben. Soviel zum anfänglich befürchteten Andrang auf dem Zettenkaiser-Westgrat. Schwein gehabt.

Weiter über den anfangs simplen, aber schönen Grat mit ein paar leichten Kraxelstellen (max. I) bis kurz vor den ersten Gratturm (Treichl Turm). In die Scharte vor dem Turm gelangt man gut 10 m vorher, indem man südseitig absteigt (kurze Stelle max. II-), etwas quert und anschließend wieder ein Stück hinaufsteigt (Stelle I). Der Turm selbst wird direkt erstiegen (II), wobei nur zu Beginn eine kurze, etwas griffarme Stelle wartet.
In einfacher Kraxelei (I+/II-) ein Stück Richtung NO absteigen und nach O in die Scharte vor dem zweiten Turm queren. Dort wird mithilfe der 2 angebrachten Bandschlingen die kleine Wand (III/A0) überwunden, was erfreulich unkompliziert funktioniert. Den oberen, geschlagenen Haken muss man evtl. mal irgendwann ersetzen. Weiter hinauf zum zweiten Turm und in leichter Kraxelei (I+/II-) hinab zur Scharte vor dem dritten Turm, der nordseitig umangen wird (I).
In die letzte Einschneidung vor dem vierten Turm etwas steiler (II-/II) hinab und zuletzt in einfachem Auf-und-Ab (I) bis zur Scharte, in der der Riegensteig auf den Grat trifft. Die Aufschrift 'Nur für Geübte' ist vom vierten Turm nicht zu übersehen. Ein paar Markierungen und Spuren weisen den weiteren Weg zum Gipfel, wobei sich Gehgelände und leichte Kraxelei (I-II, je nach Vorliebe :-)) abwechseln.

Die Seile und Klettergurte blieben im Rucksack, da die Überschreitung für uns nicht unbedingt eine Sicherung notwendig machte. Das hängt natürlich vom persönlichen 'Wohlfühlbereich' ab. Die einzige Seilschaft hinter uns hat scheinbar über lange Strecken durchgesichert, was bei den vorhandenen Felsköpfeln und teilweise Haken auch gut machbar ist.

Nach dem "Hauptgang" und langer Rast am Gipfel folgt das "Dessert", das Abseilen hinunter zur Grübler Lucke (1840 m). Entweder 20hm direkt vom Kreuz zum ersten Abseilbügel (vom Gipfel nicht sichtbar) abseilen oder dorthin abklettern (II). Dort nochmal das Seil umgefädelt und dann die verbleibenden 50 Hm in einem Abwasch runter zu ein paar recht markanten Latschen (Richtung SO). Seile wieder eingepackt und gut 20 Hm in einer sandigen Rinne hinab, bevor es wieder Richtung NO zu einem markanten Aufschwung (kurze Stelle II) ging. Von dort etwa 30 Hm (I-II) runter zur Grübler Lucke.

Es folgt meist recht steiles Gehgelände mit kurzen Kraxelpassagen (Stellen I/II), das sich hervorragend mit weiteren Kraxeleinlagen verfeinern lässt. Kurz vor dem Gipfel des Scheffauer gibt's eine kurze Passage (Schafflersprung), für die wir nochmal das Seil herausgeholt haben. Der Sprung sollte ohne Seil sitzen und hat gut 1,5 m. Das Seil schnell durch den Bohrhaken vor dem Absatz ziehen und ein Stück abseilen bzw. hinüberspreizen, erschien uns dann doch sicherer. Eine Gedenktafel hängt schon dort, und es muss keine hinzukommen. Die letzten Meter zum Gipfel leicht hinauf.

Nachdem wir auch am Scheffauer die Gipfelrast allein genießen konnten, folgte der unkomplizierte Abstieg über den Normalweg zur Kaiser-Hochalm und von dort zurück zum Parkplatz am Hintersteiner See.

Eine Traumtour im Kaiser bei Kaiserwetter und 'Kaiserfels'! Einfach schön.

Ausrüstung:
1 x 60m Seil + Bandschlingen und einige Expressen, falls am Grat gesichert wird.
Wer 2 x 50 m Halbseile sein Eigen nennt und vom Zettenkaiser rund 20m zum 1. Abseilbügel abklettert (II / wenig exponiert), kommt mit 1 x Abseilen aus.

Tourengänger: 83_Stefan, Yeti69, Bergfex78


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Kommentare (5)


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Chiemgauer hat gesagt: @Stefan
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 22:08
und du bist dir sicher, dass das (bis Zettenkaiser) für mich ungesichert etwas ist?

83_Stefan hat gesagt: RE:@Stefan
Gesendet am 23. Oktober 2013 um 10:48
Ich bin mir natürlich nicht sicher, ob du das packst, schließlich musst du das selbst entscheiden. Aber ich empfand den Westgrat zum Zettenkaiser als einfacher als den Normalweg zur Hohen Villerspitze... Beim Weiterweg zum Scheffauer kann die Abseilstelle übrigens augenscheinlich auf der Südseite ganz passabel durch steile Schrofen umgangen werden, wenn dir die Info was nützt.

Chiemgauer hat gesagt: RE:@Stefan
Gesendet am 23. Oktober 2013 um 21:05
Selbstverständlich verstehe ich solche "Tipps" nur als Empfehlung und trage selbst die Verantwortung, wenn ich mich dafür entscheide (vor allem wenn man das Können nur vom Lesen her einschätzen kann)!
Da es bei mir eh gleich ums Eck liegt, werde ich es mir sicher über kurz oder lange ansehen und Notfalls mal wieder den Rückzug antreten. Weiterweg zum Scheffauer ohne Seil ist sicher nichts für mich, denn da habe ich eine Beschreibung (der ist ungesichert vom Scheffauer zum Zettenkaiser rüber). Sehr luftige II, was definitiv nichts für mich ist.

ADI hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2013 um 11:49
sooo scheeeee und i ned dabei.......;-(((((((((((((
das nächste Mal dann.........

Bergfex78 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2013 um 17:37
Klaro, Gunter! Die Tour hab' ich nicht das letzte Mal gemacht.


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