Via Westgrat zum Zettenkaiser (1968 m) und Scheffauer (2111 m)
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Es war mal wieder Pfingsten...
Und das bedeutet für mich seit Jahren ein verlängertes Urlaubs-Wochenende im Kreis von Familie und Bekannten.
Traditionell zieht es uns dann ins Thierseetal bei Kufstein. Besonderer Blickfang ist natürlich jedes Mal der Wilde Kaiser und auch in diesem Jahr hatte ich mir, nachdem im letzten Jahr der Kraxengrat erledigt wurde eine schöne Grattour herausgesucht.
Es sollte der Westgrat und eine Überschreitung des Zettenkaisers werden und um die Tour tagesfüllend zu gestalten, wollten wir danach noch weiter auf dem Westgrat um dem Scheffauer einen Besuch abzustatten. Leider fiel mein geplanter Tourenpartner kurzfristig unerwartet aus, so dass ich meinen Vater von der Tour zu überzeugen versuchte, was mir auch schnell gelang.
Weil der Wetterbericht für den Sonntag nichts Gutes verhieß, beschlossen wir die Tour bereits am Anreisetag in Angriff zu nehmen. Diese Entscheidung erwies sich dann im Nachhinein auch als goldrichtig.
Gegen 8 Uhr erreichten wir am Samstag Morgen schließlich den Ausgangspunkt, den Parkplatz Seestüberl am Hintersteiner See (892 m). Von hier folgten wir zunächst einem Pfad und später kraftsparend dem Forstweg bis zur Walleralm (1171 m), die wir nach etwas über einer Stunde erreichten. Um unsere Wasservorräte zu schonen und um die körpereigenen Zuckerreserven aufzufüllen, rasteten wir hier kurz bei einer Cola und genossen den strahlenden Sonnenschein, der so früh am Morgen perfekte Tourenbedingungen versprach.
Das nächste Etappenziel stellte das Hocheck (1470 m) dar, welches man nach ca. 40 min unproblematisch über einen Pfad erreicht. Der Pfad startet direkt hinter der Walleralm und knickt dann am oberen Ende der Almwiese schräg nach rechts in den Wald hinein ab. Da das Hocheck auch beim Weg zur Kaindlhütte überschritten wird ist der Pfad durchgehend sehr gut markiert. Kurz unterhalb des Gipfelkreuzes des Hochecks durchschreitet man ein Drehkreuz und kann dann das flache Plateau nutzen um die Aussicht über das Inntal zu genießen und um vor dem folgenden, steiler und mühsamer werdenden Anstieg auf den Westgrat noch einmal kurz durchzuschnaufen. Den Weidezaun zur Rechten windet sich nun ein stellenweise nicht mehr zu erkennender Pfad in südlicher Richtung den Hang zum Westgrat des Zettenkaisers hinauf.
Verliert man die Pfadspur jedoch einmal, so findet man sie meistens recht schnell wieder, da sie der logischen Linie durch den Latschenurwald folgt. Nach ca. einer Viertelstunde erreicht man ein interessantes Felsentor. Nachdem man dieses unschwierig abgeklettert ist folgt man einem nun besser markierten Pfad und hält sich im Zweifelsfall eher rechts in westlicher Richtung. Das letzte Stück des Pfades legt man im Übrigen in einem lehmigen "Latschentunnel" zurück. Hierbei sollte man darauf achten den vom "Vorsteiger" zurückschnalzenden Latschenästen auszuweichen. Am Tag unserer Begehung fanden sich teilweise noch Schneefelder und der Boden war extrem schmierig und lehmig. Daher waren wir froh, als wir die botanische Hölle nach ca. 1h verließen und den (noch) lieblichen Grat erreichten. Die Aussicht an diesem Tag hätte kaum besser sein können. Tief unter uns schimmerte das Wasser des Hintersteiner Sees und weit und breit war trotz des fantastischen Wetters keine Menschenseele zu sehen. Dem Grat in wenig schwieriger Kletterei (eine Stelle II-III, das meiste eher I oder Gehgelände) folgend
erreichten wir nach einer weiteren halben Stunde den mit einem Steinmännchen markierten Grüblerkaiser (1866 m).
Nun folgte der reizvollste und zugleich anspruchsvollste Teil der Tour: Die Überschreitung der 4 Grattürme, mit denen der Grat zwischen Grübler- und Zettenkaiser aufwartet. Den ersten Turm, den "H. Treichel Turm" von dem auch eine farbige Aufschrift am Einstieg kündet erklettert man technisch unschwierig, aber durchaus anregend bis zu einem Stand mit 2 Bohrhaken. Hat man den Nachsteiger nachgeholt steigt man sich nach Norden orientierend seitlich in die Scharte zwischen dem ersten und zweiten Gratturm ab.
Der Einstieg des zweiten Gratturms stellt die Schlüsselstelle der Tour (III, A0) dar. Die Stelle ist aber sehr gut versichert und mit Hilfe der beiden fix angebrachten Trittschlingen bringt man sie nach 2, 3 kräftigeren Zügen hinter sich. Bis zur nächsten Scharte kann man dann unproblematisch absteigen. Die letzten beiden Felstürme waren technisch einfach zu erklimmen. Im Abstieg entschieden wir uns beide Male aber für das Abseilen.
Kletterstelle am 1. Gratturm, dem "H. Reichel Turm"
Hat man den letzten der 4 Türme hinter sich gebracht, stößt man auf den Normalweg (UIAA I) zum Zettenkaiser, den Riegersteig. Über diesen erreicht man dann rasch den Gipfel, der eher selten besucht wird. Von dieser Tatsache zeugt auch das Gipfelbuch. Eigentlich schade, denn landschaftlich hat der Zettenkaiser auch auf dem Normalweg viel zu bieten. Auf der anderen Seite können sich die wenigen Besteiger so auch an der Einsamkeit erfreuen...
Nach einer kurzen Gipfelrast seilten wir uns vom Gipfelkreuz Richtung Grüblerlücke (1840 m) ab. Der zweite Abseilstand, ein massiver Metallring, ist hierbei von oben noch nicht zu sehen, wenn man aber darauf zuseilt ist er nicht zu übersehen. Im Weiteren Verlauf gibt es wohl verschiedene Möglichkeiten nach unten zu gelangen. Wir seilten noch ein paarmal weiter ab, bis wir etwas unterhalb, südlich der Grüblerlücke landeten.
Nun stand nur noch der Aufstieg zum Scheffauer bevor. Zu diesem ist nicht viel zu sagen, außer dass er deutlich leichter als der vorhergehende Tourenteil war. Die Schwierigkeiten übersteigen den Grad I eigentlich nicht und die Wegfindung ist unschwierig. Kurz unterhalb des Gipfels gelangt man dann aber nochmals zu einer etwas kniffligen Stelle. Man steht vor der Wahl sehr ausgesetzt, abwärts eine ca. 1,5 m breite Lücke zu überspringen oder aber nochmals kurz das Seil vom Rücken zu nehmen um auf Nummer sicher zu gehn. Hierfür ist im Übrigen auch ein Bohrhaken an der entsprechenden Stelle angebracht,
Wir entschieden uns für Letzteres und seilten kurz etwas ab um dann auf die andere Seite auszuspreizen. Von der anderen Seite sieht man dann auch eine etwas seltsam platzierte Gedenktafel einer jung verunglückten Bergsteigerin. Hat man diese Stelle passiert, ist man in wenigen Minuten auf dem Gipfel des Scheffauers (2111 m).
Der Einstieg des zweiten Gratturms stellt die Schlüsselstelle der Tour (III, A0) dar. Die Stelle ist aber sehr gut versichert und mit Hilfe der beiden fix angebrachten Trittschlingen bringt man sie nach 2, 3 kräftigeren Zügen hinter sich. Bis zur nächsten Scharte kann man dann unproblematisch absteigen. Die letzten beiden Felstürme waren technisch einfach zu erklimmen. Im Abstieg entschieden wir uns beide Male aber für das Abseilen.
Kletterstelle am 1. Gratturm, dem "H. Reichel Turm"
Hat man den letzten der 4 Türme hinter sich gebracht, stößt man auf den Normalweg (UIAA I) zum Zettenkaiser, den Riegersteig. Über diesen erreicht man dann rasch den Gipfel, der eher selten besucht wird. Von dieser Tatsache zeugt auch das Gipfelbuch. Eigentlich schade, denn landschaftlich hat der Zettenkaiser auch auf dem Normalweg viel zu bieten. Auf der anderen Seite können sich die wenigen Besteiger so auch an der Einsamkeit erfreuen...
Nach einer kurzen Gipfelrast seilten wir uns vom Gipfelkreuz Richtung Grüblerlücke (1840 m) ab. Der zweite Abseilstand, ein massiver Metallring, ist hierbei von oben noch nicht zu sehen, wenn man aber darauf zuseilt ist er nicht zu übersehen. Im Weiteren Verlauf gibt es wohl verschiedene Möglichkeiten nach unten zu gelangen. Wir seilten noch ein paarmal weiter ab, bis wir etwas unterhalb, südlich der Grüblerlücke landeten.
Nun stand nur noch der Aufstieg zum Scheffauer bevor. Zu diesem ist nicht viel zu sagen, außer dass er deutlich leichter als der vorhergehende Tourenteil war. Die Schwierigkeiten übersteigen den Grad I eigentlich nicht und die Wegfindung ist unschwierig. Kurz unterhalb des Gipfels gelangt man dann aber nochmals zu einer etwas kniffligen Stelle. Man steht vor der Wahl sehr ausgesetzt, abwärts eine ca. 1,5 m breite Lücke zu überspringen oder aber nochmals kurz das Seil vom Rücken zu nehmen um auf Nummer sicher zu gehn. Hierfür ist im Übrigen auch ein Bohrhaken an der entsprechenden Stelle angebracht,
Wir entschieden uns für Letzteres und seilten kurz etwas ab um dann auf die andere Seite auszuspreizen. Von der anderen Seite sieht man dann auch eine etwas seltsam platzierte Gedenktafel einer jung verunglückten Bergsteigerin. Hat man diese Stelle passiert, ist man in wenigen Minuten auf dem Gipfel des Scheffauers (2111 m).
Rückblick zum Zettenkaiser (1968 m)
Nun stand uns nur noch der Abstieg auf dem Normalweg des Scheffauers nach Süden bevor, den wir recht schnell hinter uns brachten um rechtzeitig im Hotel zu sein, bevor die warme Küche schloss.
Fazit:
Alles in allem ist die Tour landschaftlich ein echtes Juwel und gemessen an ihrer Schönheit sollte die Tour total überlaufen sein. Absolute Tourenempfehlung meinerseits an alle die sich der nicht zu schwierigen Tour gewachsen fühlen!
Zu guter letzt sei allerdings noch auf eine Besonderheit hingewiesen, was die Zeitangaben in den gängigen Führer betrifft: Der AVF Kaisergebirge gibt als Zeit vom Hocheck zum Zettenkaiser via Westgrat 2 h an. Liest man hingegen im AVF Wilder Kaiser extrem, so sind es hier 2 h ab dem Grateinstieg. Zu letzteren benötigt man jedoch vom Hocheck schon eine knappe Stunde. Die beiden Zeitangaben widersprechen sich hier also dramatisch. Insgesamt sollte man eher mit den 2 h ab dem Grateinstieg rechnen, bzw. mit mindestens 3 h vom Hocheck zum Gipfel des Zettenkaisers.
Dies entspricht dann auch in etwa den Angaben von Thomas Otto in seinem empfehlenswerten Buch "Münchner Bergtouren".
Nun stand uns nur noch der Abstieg auf dem Normalweg des Scheffauers nach Süden bevor, den wir recht schnell hinter uns brachten um rechtzeitig im Hotel zu sein, bevor die warme Küche schloss.
Fazit:
Alles in allem ist die Tour landschaftlich ein echtes Juwel und gemessen an ihrer Schönheit sollte die Tour total überlaufen sein. Absolute Tourenempfehlung meinerseits an alle die sich der nicht zu schwierigen Tour gewachsen fühlen!
Zu guter letzt sei allerdings noch auf eine Besonderheit hingewiesen, was die Zeitangaben in den gängigen Führer betrifft: Der AVF Kaisergebirge gibt als Zeit vom Hocheck zum Zettenkaiser via Westgrat 2 h an. Liest man hingegen im AVF Wilder Kaiser extrem, so sind es hier 2 h ab dem Grateinstieg. Zu letzteren benötigt man jedoch vom Hocheck schon eine knappe Stunde. Die beiden Zeitangaben widersprechen sich hier also dramatisch. Insgesamt sollte man eher mit den 2 h ab dem Grateinstieg rechnen, bzw. mit mindestens 3 h vom Hocheck zum Gipfel des Zettenkaisers.
Dies entspricht dann auch in etwa den Angaben von Thomas Otto in seinem empfehlenswerten Buch "Münchner Bergtouren".
Tourengänger:
Ford Prefect
Communities: T6
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