Strahlhorn Südgrat


Publiziert von Becks , 21. Juli 2015 um 18:38.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:11 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Stausee Mattmark - Schwarzberggletscher - Biv. Citta di Luino - Schwarzberghorn - Schwarzberg Weisstor - Strahlhorn - Adlerpass - Schwarzbergchof - Mattmark Stausee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Auto zum Parkplatz am Mattmark Stausee
Unterkunftmöglichkeiten:Biv. Citta di Luino (3570m)

Vorwort:
Im SAC Hochtourenführer Wallis findet sich der Zustieg zum Strahlhorn über den Südgrat als interessante Alternative zum öden Normalweg mit den Worten: "Die Route ist sehr empfehlenswert. Sie ist sicher, interessant und der S-Seite vorzuziehen". Der schwierigste Bereich zwischen 3890m und P4143 wird dabei in einer knappen und unpräzisen Beschreibung zusammengefaßt. Der Satz: "Zwischen der Terasse und dem Band bildet die Wand eine vorspringende Ecke, die man in hübscher Kletterei direkt erklimmt"  löste zumindest bei einem Mitglieder unserer Vierergruppe heiteres Gelächter aus. Da auch hier auf hikr über diese Route lediglich eine längere Abhandlung über Risotto und falsch gestellte Wecker existiert folgt nun eine etwas ausführlichere Beschreibung.

Warnung:
Wie erwähnt sind im SAC Tourenführer keine Details zum Routenverlauf vorhanden. Am Grat selbst findet man aufgrund der wenigen Begehungen und des brüchigen Gesteins keine bzw. kaum Spuren von anderen Gruppen und der "Grat" ist stellenweise eher eine 20m breite Wand welche verschiedene Routenvarianten zuläßt, so daß ich keinen Anspruch darauf erhebe ob die Routenbeschreibung hier nun zu 100% der wirklichen Originalroute entspricht. Auch Wopo wich wie ich an den Bildern erkennen kann von unserer Variante zumindest teilweise ab.



Tag 1: Zustieg zum Bivacco Citta di Luino ab Mattmark (im Führer mit 4- 4.5h angegeben):
Vom Parkplatz am Mattmark Stausee (3 CHF/Tag) folgt man dem Fahrweg auf der westlichen Seeseite bis kurz vor die Schwarzbergalp. An einem Wegweiser zweigt man in Richtung Schwarzberggletscher ab und verlässt den Weg der über den Glaciertrail zur Britanniahütte führt.
Ab hier folgt man einem zunächst gut ausgetretenen Pfad über die Randmoräne des Gletschers (zwei gute Stellen zum Wasser Befüllen bei 2500m und 2780m). Der Pfad verliert sich langsam auf etwa 2800m und geht in ein loses Geröllfeld über. Man folgt dem Geröllfeld am Gletscherrand aufwärts bis zu einer Geröllinsel mit einem markanten grossen Felsbrocken und hält danach über Firn und Geröll in Richtung des markanten Eisbruchs im Schwarzberggletscher bis zum Ende der Schuttbereiche. Weiter über den Gletscher (Spalten(!)) in Richtung Eisbruch, an diesem durch eine Senke rechts vorbei und über eine weitere Terasse, die Bruchzonen umgehend zuletzt nach Links in Richtung Roffelhörner. Hier lässt sich die obere Randkluft am leichtesten überqueren (Achtung: die Kluft zieht sich durch den ganzen Hang, unbedingt die Schneebrücken zuerst überprüfen. Ohne den Test wäre ich drin gelegen). Abschliessend folgt man dem unschwierigen breiten Grat und erreicht nach etwa 5 Stunden die Biwakschachtel.

Das Bivacco Citta di Luino verfügt über 6-8 Schlafplätze, wobei die ideale Maximalbelegung bei 4-5 Leuten liegt, da die untere Bettettage recht knapp bemessen ist und man sich bei voller Belegung quer zum Ausstieg aus der Schlafhöhle legen muss. Im Biwak befindet sich eine ausreichende Anzahl Töpfe, Gas, ein Gasherd (zur Sicherheit jedoch würde ich immer einen eigenen Kocher mitnehmen), Decken und seit einiger Zeit eine Solaranlage, Licht und eine 220V Steckdose (nicht getestet). Wasser muss aus Schnee gewonnen werden, man sollte sich also genau überlegen welche Bereich um das Biwak herum als Toilette benutzt werden soll. Letztes Highlight ist eine Espressokanne. Wer also frischen Kaffe will sollte Pulver mitnehmen und eventuell auch etwas Kaffee in einer wasserdichten Dose auf der Hütte hinterlassen - es freuen sich sicher andere. Ebenso freut sich sicher der Betreiber über eine Einzahlung in die Biwakkasse, auch wenn bei etwa 30-40 Übernachtungen pro Jahr keine kostendeckende Bewartung möglich ist. Zumindest 10 CHF/Euro sollte einem aber die Nacht in der exklusiven Loge schon wert sein, das Biwak zählt meiner Meinung nach zu einen der Hütten mit der besten Aussicht im gesamten Alpenraum, was unter anderem auf den unverbauten Blick in Richtung Monte Rosa zurückzuführen ist.



Tag 2: Strahlhorn Südgrat, im Führer mit ZS- und 3-3.5h angegeben.
Von der Biwakschachtel aus den kurzen Grat bis zum felsigen Teil des Schwarzberghorn. Bei ausreichender Schneelage kann der Felskopf links umgangen werden. Man erreicht so nach wenigen Metern die Gletscherterasse welche man ebenfalls bei der Überschreitung des Gipfels ansteuert und spart sich so ein paar Kletterpassagen. Bei Überschreitung des Schwarzbergkopfs wartet beim Abstieg zunächst eine kurze Platte mit Rissen (II-) und ein längerer Gratabschnitt (II) auf den Begeher, welcher am bequemsten rittlings abgeklettert wird.
Der erste Felsriegel auf ca. 3560m wird an der rechten Seite durchstiegen. Bei guter Schneelage kann hierzu zunächst eine Firnrinne (40°, Achtung beim Ausstieg - viel loses Geröll), alternativ dazu der Felsbereich an der rechten Abbruchkante hochgestiegen werden (II). In beiden Fällen steigt man zunächst ein kurzes Stück über Geröll am rechten Rand hoch, quert nach links in eine deutlich sichtbare Rinne und verlässt diese am unteren Rand über stabilen Fels an die rechte Kante. Hier kann der nasse Felsbereich (morgens überfroren und unangenehm) bequem umgangen werden (II-). Nach einem Aufstieg über den Firnbereich, der flachen Firnterasse auf 3800m und einem letzten kurzen Firnaufschwung erreicht man den Einstieg in den Grat bei einer markanten Kanzel an der Abbruchkante.

Von der Kanzel (Gedenkplatte) aus folgt die Aufstiegsroute dem Gratverlauf, wobei sich durh Abstecher in die Flanken links und rechts bei den einzelnen Aufschwüngen interessante und vor allem extrem brüchige Varianten ergeben, die man eher meiden sollte. Auch wenn man an der Kante bleibt ist ein Helm schlichtweg Pflicht da das Gestein bei weitem nicht die bombenfeste Qualitität erreicht wie man sie z.B. am Furkapass findet.

 
Routenbeschreibung (sofern sich meine Erinnerung nicht total täuscht):
Alle Stände müssen selber gebaut werden wobei man in dem brüchigen Fels oft erst noch nach einem guten Platz suchen muss.
 
 
 
SL 1: Von der Kanzel aus direkt den ersten Aufschwung hoch in eine Kerbe und dahinter über den flacheren Bereich weiter. Hir sind wir links um den Aufschwung herum in die Flanke und über brüchigen Fels zum Grat hoch (nicht empfehelenswert).
 
SL2: weiter am Grat in zunächst gutem Fels (II, ev. II+), anschliessend im flacheren brüchigen Bereich weiter.
 
SL3: Den breiteren bzw. abgeflachten Bereich bis zu einem Aufschwung hoch, nach rechts raus an die Kante (II, Hier einzelner Schlaghaken bzw. einziger vorgefundener Hakeb überhaupt)
 
SL4/5: über einen flacheren und breiten Bereich um einen rötlichen Felsen herum zum dahinter liegenden steileren Aufschwung (I, ev. II). Dieser Aufschwung ist ein breiterer Bereich bestehend aus zwei parallel verlaufenden Graten (links steil), unser Stand vor SL 6 befand sich auf rund 3980m. Auf dem Bild mit der eingezeichneten Route beginnt hier die erste blau eingezeichnete Variation.
 
SL6: Hier sind wir den Kamin hoch, eventuell wäre der rechte Grat besser/einfacher. Der Kamin ist definitiv eher im Bereich III+ bis ev. IV- angesiedelt und besitzt im Ausstieg einige lose grosse Brocken (von denen auch ein paar herunter kamen). Nach etwa 10m wichen wir nach rechts zur dortigen Gratkante aus. Stand oberhalb eines brüchigen letzten Aufschwungs am Grat an einem einzelnen Felskopf. In der Seillänge ist mir meine Nachsteigerin zusammen mit einem Felsen aus der Route gerutscht.
 
SL7/8: Über flacheren lose Bereiche nach links hoch zurück zum Grat. Eventuell haben wir hier noch einen Zwischenstand eingerichtet (leider kein Bildmaterial vorhanden) bevor es in SL7 bzw. SL8 ein weiterer sehr charakteristischen Bereich erreicht wird. Es handelt sich um ein kleines Wändchen mit waagerecht angeordneten kleinen Terassen aus flachem Gestein, welche aus der kompakten Wand herausragen. Hier von links unten zu einem überhängenden Bereich rauf, unter dem Überhang nach rechts und um den Überhang herum.
 
SL9: Verhauer. Der erste Vorsteiger ist hier rechts in die Flanke ausgewichen und durfte dann als Zückerli durch einen sehr brüchigen Kamin hoch zum Grat. Stand oberhalb des Kamins an einem grossen Felsklotz am Grat. Sofern mich die Erinnerung nicht trügt liegt hier ein eisernes Kreuz herum.
 
SL10: Der Fels am Grat ist korallenförmig ausgehöhlt mit einzelnen Zacken (sehr charakteristisch, eindeutig erkennbar). Über diese Korallenstruktur (III) hoch und dem Grat weiter entlang, im weiteren Verlauf kurz etwas flacher bis zu einem weiteren eher wandförmigen Aufschwung. Stand am Aufschwung auf einer kleinen Terasse im linken Bereich (leider ohne Bild).
 
SL11: Definitiv eigene Variante. Anstelle dem Grat zu folgen hier über ein recht breites Band in den linken Wandteil leicht aufwärts in eine erste Rinne hinein (Eis, ev. Sicherung mit Eisschraube). Diese Rinne hoch (II) auf eine darüber liegende Terasse und über ein ebenfalls breites Band zurück zum Grat (I).
 
SL12: einige Meter unschwer hoch bis zum finalen Aufschwung und Ausstieg, zu Beginn dieses Aufschwungs nach rechts leicht absteigend auf ein brüchiges Schuttband, diesm zu einer mit Eis gefüllten Rampe unter einem Dach folgen, die Rampe hoch (Eis 30-35°) und über das Dach hinweg nach links entlang der Kante bis zu P4143.
 

Von P4143 aus folgt man dem Grat zur Gipfelkanzel und erreicht das Strahlhorn indem man den gesamten Grat entlang klettert (II). Alternativ dazu sind wir bis zum massiveren Teil der Gipfelkanzel und über eine Schulter im nördlichen Teil zum Blockwerk hoch, aus dem der obere Nordhang besteht (II, loses Gestein). Von dort über Blockwerk zum Grat (I) und diesem folgend zum Gipfel.


Abstieg:
Dem Normalweg und tunlichst den Spuren folgend zum Adlerpass (Spalten) und weiter bis zur Britanniahütte (noch mehr Spalten). Alternativ dazu auf diesem Weg bis südlich von P3144, dann der Randmoräne in östliche Richtung abwärts folgen bis man auf den von der Britanniahütte kommenden Glaciertrail (durchegehend mit Stangen markiert) trifft. Dem Trail über das Aletschgletscherbecken folgen (auf ca. 2850m) bis zum südlichen Rand, dann zum Schwarzbergchopf hoch, weiter zur Schwarzbergalp und zurück zum Auto. Wir sind hier über den Gletscher abgestiegen was uns etwas Zusatzzeit bei der Navigation durch die apere Spaltenwelt kostete. Der Grund dafür lag in einer Fehleinschätzung zur Lage des Trails, den wir weiter oben als letztendlich angetroffen vermuteten.
 
Unsere Route von 2009 ist nicht empfehlenswert. Damals sind wir bis auf etwa 3650m dem Normalweg gefolgt und haben dann den Gletscher zwischen P3451 und Innere Turre hin zur Üssere Turu. Dank vieler verstecker Spalten lag auf der Strecke jeder aus der Dreiergruppe mehrfach irgendwo mal in einem Loch.
 
Bei guten Bedingungen kann auch zu P4143 zurückgeklettert werden und entlang der Gletscherkante über Fluchtpass und Fluchthorn zu Turre, Turu und weiter zum Schwargbergchopf gequert werden, wobei man bei der Turu nordwärts um den Felsabbruch in R. Schwarzbergchopf herum auf den Gletscher und zum Glaciertrail abgestiegen werden muss. Bei unjs schied diese Route aus da die Nordflanke des Strahlhorns bereits beeindruckende Spalten offenbarte und ein Teil der Gipfel unterwegs aus ausgeapertem und unagenehmem Firn bestand.
 
Der Abstieg vom Hangende Gletscherjoch in Richtung Moräne Schwarzberggletscher / Zustig Biwak (WS laut SAC-Führer) sah beim Zustieg zum Biwak bereits wenig einladend aus. Fraglich ob diese Route überhaupt noch machbar ist oder dem Klima zum Opfer gefallen ist.
 
 
Zeitbedarf:
WoPo, welcher nach eigenen Angaben seinem Vorsteiger nachgerannt ist, benötigte rund 6 Stunden vom Biwak zum Gipfel, wobei rund 2.5h auf den eigentlichen Südgrat entfielen und weitere 3.5h für den Bereich davor und danach.
Unsere Seilschaftskombi 2015 war hier bedeutend langsamer, was u.a. auch auf einige Pausen zwischendrin, den angesprochenen Verhauern und der konsequenten Sicherungsweise wegen der bröseligen Gesteins zurückzuführen ist. Beim Rest lagen unsere Zeiten in ähnlichen Regionen wie bei WoPo. Wir waren mit Pausen rund 9 Stunden vom Biwak zum Gipfel unterwegs, davon rund 6 Stunden im eigentlichen Grat.
2009 mit einer Dreierseilschaft benötigten wir vom Biwak zum Einstieg 2 Stunden, 5.5 Stunden für den Grat und  1 Stunde zum Gipfel.
 
Keine der Zeiten lassen sich jedoch in irgendeiner Weise mit den SAC-Führerangaben (3-3.5h Biwak -> Gipfel) in Deckung bringen. In allen drei Fällen benötigten drei Seilschaften mit unterschiedlicher Zusammensetzung alleine für den Bereich ausschließlich des Grates 3.5h. Eventuell ist die Literatur fehlerhaft und die Angaben beziehen sich auf 3-3.5 h für den Gratbereich allein, was für eine eingespielte Zweierseilschaft die durchsichert durchaus im realen Rahmen liegt.
Insgesamt betrachtet ergibt  sich eine realistischere Zeit vom Biwak zum Gipfel von rund 6 bis 8 Stunden (2.-3h zum Einstieg 3-4h für den Grat, 1h zum Gipfel ab P4143), welche man mit dem Zeitbedarf für den Abstieg (Gipfel -> Britanniahütte 3h, Gipfel -> Mattmark 5 bis 5.5h) verrechnen muss.

 
Fazit zu Schwierigkeit etc.:
Wer sich von den 3-3.5 Stunden / ZS- im Führer blenden lässt rennt eventuell in Probleme, vor allem wenn nachmittags Gewitter angesagt sind und/oder man vom brüchigen Fels ausgebremst wird. Die ZS- ist hart bewertet weswegen ich auch eher ZS vergebe. Fels III lässt sich nur dann realisieren wenn man nicht von der Optimalroute abweicht, was jedoch sehr leicht geschieht.
Wirft man in der Hinsicht einen Blick nach Osten und vergleicht den Grat hier mit z.B. dem Normalweg zum Grossen Möseler (eine meiner wenigen Österreichtouren), welcher von einigen Leuten mit WS+/II bewertet wird, muß man eindeutig davor warnen, basierend auf solchen Informationen Rückschlüsse auf das eigene Können zu ziehen und unbedarft in eine solche Route in den Westalpen einzusteigen. Der Zustieg hier ist ganz anderes Kaliber.

 
 
Sicherungsmittel: 
Ausreichend Bandschlingen sowie vor allem Camalots in den Grössen von 0.5 aufwärts bis einschliesslich 1 haben sich als sinnvoll erwiesen. In den Eispassagen sind Schrauben von Vorteil (1-2). Helm ist Pflicht, Gehen am kurzen Seil zumindest meiner Meinung nach zu riskant. Der gesamte Grat ist schlichtweg auf weiten Strecken eine steile Schutthalde.


Abschliessender Kommentar:
Hoffentlich nutzt dem einem oder anderen die Beschreibung für die eigene Planung. Es handelt sich um eine ernsthafte Tour am A* der Welt mit einem eindrücklichen Bühnenbild rings herum und definitiv eine Route die viel zu selten begangen wird.

Tourengänger: Becks
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Kommentare (11)


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roger_h hat gesagt:
Gesendet am 21. Juli 2015 um 22:16
Hallo Becks, ich war WoPos Vorsteiger (dem er nachgerannt ist) :-)
Interessante Bemerkungen zur Tour und zum Zeitbedarf. WoPo und ich waren zu zweit unterwegs und haben an einer einzigen Stelle mit einer Bandschlinge so etwas wie einen Stand eingerichtet, den Rest sind wir am halblangen Seil geklettert. Dennoch sind die Zeiten im SAC-Führer und auch im Topoführer Silbernagel, der 4-5 Stunden veranschlagt, aus meiner Sicht zu sportlich (Silbernagel) bzw. fehlerhaft (SAC).
Das mit der detaillierten Routenbeschreibung finde ich so eine Sache, ich könnte sie bei einem "Grat" wie dem Strahlhorn Südgrat, nach der Tour gar nicht mehr 100%ig beschreiben. Der Grat lässt an vielen Stellen mehrere Routen zu und da bin ich dann meistens instinktiv und der "einfachsten" Route folgend bzw. dem solidesten Gestein entlang unterwegs.
Aus meiner Sicht und entlang der Route, die wir gewählt hatten, war der Fels gar nicht soooo bröselig, da habe ich schon deutlich schlimmeres erlebt. Auf jeden Fall war es nicht annähernd mit dem Brunegghorn Nordwestgrat vergleichbar, den ich mit WoPo letztes Jahr gemacht habe.
Gruss
Roger

Becks hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 09:56
Nachdem ich da jetzt 2x durch bin dachte ich mir: merk Dir so gut es geht die Route, mach Bilder und schreib etwas dazu. Immerhin gibt es ansonsten im Netz schlichtweg keine Details zu dem Grat und gerade der Punkt mit der Zeit ist schon relevant für Nachkletterer. Dabei ist die Biwakschachtel un der Anstieg sehr lohnenswert, alleine schon aufgrund der Aussicht.

Die brüchigen Stellen waren bei uns immer dort wo wir Verhauer eingelgt haben und eventuell seid ihr da um alles herumgekommen - eventuell also Glück gehabt. Keine Sorge, ich kenne auch brüchigere Sachen da ich immer wieder in den Glarnern unterwegs bin.

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 10:06
Wir hatten den SAC-Führer gar nicht konsultiert, wir hatten "nur" den Silbernagel. Aber auch da ist die Route und v.a. der Teil am Grat extremst knapp beschrieben:

"Die Felsqualität ist gut und wenn man sich genau an die Kante hält, gibt es einige spannende Stellen zu überwinden. Viele davon lassen sich auch links umgehen."

Im Topo, welches jedoch die komplette Route zeigt und deshalb Details am Grat nicht erkennen lässt, ist bloss vermerkt: "Alles über die Gratkante, 3a".

Becks hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 10:14
3a gibt es zwar nicht in den Skalen (erst ab 5a) aber eine UIAA III passt durchaus. Immerhin ist er da korrekt. Die 4-5 Stunden im Silbernagel aber sind ebenfalls viel zu sportlich angesetzt da auch schnellere Gruppen für den Bereich ausserhalb des eigentlichen Grates schon rund 3-3.5h brauchen.

Wie dem auch sei, jetzt sind mehr Details bekannt (mit dem Hinweis dass die Route von mir nicht das Optimum ist). Sollte ich dort noch einmal hoch gehen versuche ich diesen WS-Aufstieg in Richtung Adlerhorn

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 12:44
Das (bisher) lediglich eine längere Abhandlung über falsch gestellte Wecker und Risotto steht, möchte ich doch kurz richtig stellen. Natürlich ist deine Beschreibung detaillierter und ausführlicher (vor allen Dingen im eigentlichen Südgrat), jedoch haben auch Roger und ich unter unseren Erlebnisbericht eine Tourenbeschreibung angeführt. Für die Erwähnung unseres Hikr-Berichtes trotzdem danke.

Becks hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 13:27
Das darf man mir gerne negativ ankreiden, aber ich gehöre nicht zur Fraktion die Tourenberichte klasse findet, in denen es zwar von Aussagen wimmelt, wie fesch die Resi doch gekleidet war, ob der Huber nun einen extra guten Tag erwischt hat oder nicht und wie schön lauschig die Hüttennacht verlief.

Ich nutze Hikr zur Tourenplanung. Da finde ich erwähnte kniffelige Stellen, Zeitangaben, Ausrüstungstipps etc. weitaus wichtiger als romantische Tagebücher.

Aus dem Grund verzichte ich auch auf den Säntisbesteigungsbericht #400 da alles gesagt ist und schreibe nur Berichte wenn ich der Meinung bin, zu einer Route besteht zusätzlicher Informationsbedarf.

WoPo1961 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 14:15
Keine Sorge, ich wollte dich auch nicht dazu bringen, zu dieser "Fraktion" zu gehören. Ich hab lediglich deine Aussage bezüglich unseres Tourenberichtes richtig gestellt. Und damit solls nun auch reichen.

Alpin_Rise hat gesagt: Mysterium Strahlhorn Süd
Gesendet am 14. September 2015 um 16:48
> definitiv eine Route die viel zu selten begangen wird
Ist das nun eine Empfehlung oder nicht? Die Bildlegenden und das Gestein sprechen eine andere Sprache...
Definitiv nicht auf meiner Prioritätenliste, doch das Biwak ist schon einmalig gelegen...

zu den Zeiten: 6 bis 8 Stunden?! Wart ihr akklimatisiert? Es sind ja nur etwa 700hm zu überwinden und davon gut 250 mit Kletterei II-III, viel Firn. Sollte doch etwa hinkommen mit 4-5 Stunden, oder?
Wenn du das mit Schali vergleichst: gleich viele Höhenmeter und wohl einen Tick schwieriger/anhaltender, Führerzeit 5 Stunden.

Und zur Schwierigkeit: wenn du z.B. mit Obergabelhorn und Zinalrothorn vergleichst, ist das die gleiche Liga?

Vielleicht bin ich zu konservativ, aber die Inflation in den Bewertungen und Richtzeiten - doppelt so hohe Begehungszeiten wie in den SAC Führern als "Normalfall" - kommt mir schon schräg vor... und damit meine ich nicht primär dich.

Alleweil eine tolle Dokumentation und grandiose Bilder!
G, Rise

Becks hat gesagt: RE:Mysterium Strahlhorn Süd
Gesendet am 14. September 2015 um 17:09
>Ist das nun eine Empfehlung oder nicht?
Klare Empfehlung wegen der Aussicht und Abgeschiedenheit sofern einen die Felsqualität nicht stört.

> zu den Zeiten: 6 bis 8 Stunden?!
Du brauchst 1.5-2h Stunden Biwak -> Einstieg und 1h Ausstieg -> Gipfel, zumindest das waren die groben Werte für drei verschiedene Seilschaften in drei Begehungen. Macht 2.5h-3h ausserhalb Grat.

Am Grat selber habe ich Wopos Zeit mit etwas Reserve als realistisch erachtet, macht dann 6 Stunden. Ist man mit einer suboptimalen Gruppe unterwegs, verhaut sich und/oder bastelt etwas mehr Sicherungen rein geht die Zeit rauf, und zwar sehr schnell.

Du darfst aber gerne da durchrennen und mir hinterher vorrechnen was alles so machbar ist, juckt mich nicht. Ich halte eine halbwegs defensive Einschätzung für sinnvoller als die Angabe von Spitzenzeiten oder unrealistische Angaben wie hier im SAC-Führer vorgefunden. Wenn sich Unbedarfte darauf verlassen und ihre Tour entsprechend planen bekommen sie Probleme.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Mysterium Strahlhorn Süd
Gesendet am 14. September 2015 um 20:19
> da durchrennen und mir hinterher vorrechnen

Ersteres ist meine Sache, und es geht ja gar nicht um Spitzenzeiten, Leute wie Steck rennen das wahrscheinlich in etwas mehr als einer Stunde. Und um persönliche Zeiten von euch oder wem auch immer gehts mir ebenfalls nicht.
Das zweite "hinterher vorrechnen" ist die Aufgabe des Führerautors. Und genau vor zweiter Aufgabe stehe ich des öfteren. Und vor der Frage, was eine "defensive Einschätzung" einer Tour ist.

Soll man jetzt die Zeiten des Vorautors oder Vergleichswerks übernehmen? Oder die Tour selbst gehen und sich selbst als Richtschnur nehmen? Oder Zeiten aus dem Internet konsultieren und eben das nehmen, was sich dort als "Durchschnittsalpinist" identifizieren lässt? Und was ist der "Durchschnittsalpinist"? Ist er akklimatisiert? Der Tour gewachsen? Sichert er? Wenn ja, wo und wie viel? Kann er fliessend zwischen langem, halblangem und kurzem Seil wechseln? Und was sind "optimale Verhältnisse", unter welchen die Zeiten gelten?

Am Beispiel Strahlhorn Süd zeigt sich, wie die "Profis" aka SAC-Autoren oder Silbernagel sich scheinbar verschätzt haben und ihre Angaben unbrauchbar, irreführend oder gar gefährlich sind. Die Zeiten sind ja auch ein Indiz, wie anhaltend und lange mit Schwierigkeiten gerechnet werden muss.

Eine bequeme Lösung ist, ein sehr breites Zeitband anzugeben. Wenn ich aber 4:30 - 8 für Tour XY schreiben würe, ist das auch für die Katz... nur bislang sehe ich keine andere praktikable Möglichkeit. Ausser ganz auf Zeitangaben in Führerwerken zu verzichten und alles dem Leser zu überlassen. Dann passiert genau diese Ferndiagnose wie mir hier, zu Hause vor der Karte...

G, Rise

PS: gerne würde ich eine Diskussion zu diesem Thema auftun, nur leider schweift auf hikr.org meist nach dem 10. Beitrag alles ins Nirvana ab...

Becks hat gesagt: RE:Mysterium Strahlhorn Süd
Gesendet am 15. September 2015 um 09:49
> Und vor der Frage, was eine "defensive Einschätzung" einer Tour ist.

Ich schätze dass eine schnellere Gruppe für den Gratbereich etwa 2-2.5h Stunden benötigt, 1.5h bis zum Einstieg und weitere 45 Minuten bis zum Gipfel. Macht zusammen mit etwas Pause etwa 4.5-5 Stunden.
Der Grat jedoch ist kein Grat in dem Sinne sondern eher eine mehr oder weniger breite Flanke mit Rinnen und einzelnen Graten, Türmen und Aufschwüngen. Er ist selten begangen, im Führer nicht dokumentiert und auch die Felsqualität sorgt dafür dass sich keine optimale oder überhaupt erkennbare Spur ergibt, an der man sich orientieren kann.
Aus dem Grund rechne ich einen Zeitpuffer hinzu da man Zeit zur Orientierung benötigt oder auch ungeplant zwischen verschiedenen Sicherungsmethoden wechseln muss da sich hinter dem nächsten Felsen unverhofft das Gelände ändert. Mit diesem Zeitpuffer komme ich auf rund 6 Stunden, die man so zwischen Biwak und Gipfel verbringt.
Das Gelände liegt nun nicht jedem. Mit etwas aufwendigerer Sicherungsweise am Grat, eventuellen Schwierigkeiten beim Ausstieg oder Wassereis im Zustieg am unteren Band ergibt sich zumindest in meinen Augen ein ordentlicher Spielraum nach oben, dem ich mit den 2 Stunden als Bandbreite Ausdruck verliehen habe und als defensive Einschätzung betrachte.
Mit dieser Einschätzung dürfte ich schon sehr nah an die Wahrheit herankommen oder zumindest allen Leuten ein Warnzeichen setzen, die ansonsten die Führerzeit annehmen und dann eventuell 3 bis 4 Stunden später als geplant auf dem Gipfel ankommen. Bei einigen Routen mag so etwas nicht stören aber der Abstieg vom Strahlhorn ist lang und weit und ein Notabstieg bzw. ein Abbruch der Tour ist nicht möglich.


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