Von Hinterhermsdorf durch die Kirnitzschklamm zur Neumannmühle


Publiziert von lainari , 18. August 2011 um 20:38.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:10 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 575 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Neumannmühle und Bus Linie 241 Neumannmühle-Hinterhermsdorf oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:10.000, Rolf Böhm, Hinterhermsdorf und die Schleusen und 1:10.000, Rolf Böhm, Großer Zschand oder 1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz

Hinterhermsdorf- Obere Schleuse- Wolfsschlucht- Luchsstein- Altarstein- Hickelhöhle- Reitsteig- Zeughaus- Neumannmühle
 
Die zweite Wanderung im 14-tägigen Sommerurlaub - eine magere Ausbeute. Wobei sich diese Tour durchaus auch für einen trüben Nieseltag anbietet, sofern man auf schmierige Sandstein- oder Holzstufen und feuchtes Wurzelwerk achtet. Der Tag begann dann auch am Morgen etwas regnerisch mit 11° C, was den Urlauber- und Touristenstrom in Kunstwelten und Einkaufstempel lenkte. Freie Bahn also für eine ruhige Tour.
 
Mit dem Auto fuhr ich zur Neumannmühle im Kirnitzschtal. Hier wartete ich auf den ersten Bus des Tages, der pünktlich kurz nach neun Uhr heranfuhr. Im schwach besetzten Fahrzeug fuhr ich bis Hinterhermsdorf. Vorbei an der Buchenparkhalle verließ ich den Ort und lief über den Hohweg durch den feuchten Wald. Dann folgte ein Abstieg über Holzstufen vorbei an der Dachshöhle in den Dachshälter genannten Grund. Gleich darauf kam ich zur Bootsstation an der Oberen Schleuse. Ursprünglich wurde die Kirnitzsch hier für die Flößerei angestaut, später nutzte man dann den langgezogenen Stausee für touristische Kahnfahrten durch die romantische Klamm. Ein Besucher kaufte vor mir die ersten zwei Fahrkarten des Tages, der Fährmann stellte eine Abfahrt in einer Viertelstunde in Aussicht. Zusammen mit der Fahrzeit von ca. 30 min dauerte es mir dann doch zu lange für das relativ kurze Stück. So beschloss ich heute, die Kahnfahrt einmal auszulassen. An der Landestelle fielen mir noch die Hochwassermarken am Fels ins Auge, die vom 07.08.2010 befand sich übermannshoch ganz oben, trauriger Rekord also. Fleißige Hände haben hier die Spuren dieses schlimmen Ereignisses schon restlos getilgt. Ich ging nun am Rande der Klamm auf nicht minder interessantem Pfad weiter. Vorbei an den beiden Aufstiegen zum Hermannseck, an denen sonst der Touristenstrom abzweigt, lief ich gerade weiter. Hoch über der Kirnitzsch schlängelt sich hier der Pfad entlang, um später durch die wildromantische Wolfsschlucht zum Bach hin abzufallen. Etwas heikel ging es über feuchte Holzstege und in gebückter Haltung durch den natürlichen Felsentunnel. Zum Schluss folgte ein steiler Abstieg über Steintreppen zur Kirnitzsch hinunter. In der Folge verläuft der Pfad über eine weite Strecke idyllisch am Bachufer, zuerst im Wald und dann über Wiesengelände. Mehrere vor einiger Zeit noch wasserführende Bachschleifen sind verlandet, das Hochwasser hat dem Gewässer einen neuen Verlauf gegeben. Sandig-lehmige Ufer, ein fischreicher Bach, Treibholz und umgebrochene Bäume stellen hier einen idealen Lebensraum für Eisvögel dar, heute konnte ich jedoch keine entdecken. Dafür beobachtete ich eine Wasseramsel. Unterhalb der Rabensteine begegnete mir ein Nationalpark-Ranger, der die Sauberkeit des Pfades und den üppigen Bewuchs im Bereich der Bachwiesen kontrollierte. Dann passierte ich die Grenzbrücke die zur Wüstung Zadní Jetřichovice (Hinterdittersbach) hinüberführt.
 
Ab hier lief ich auf einem Fahrweg bis zur nächsten Brücke talabwärts. Nun wechselte ich nach links in den Brückengrund und stieg aus dem Tal heraus. Später bog ich auf den Pferdehornweg, überquerte eine bewaldete Anhöhe und stieg in den Ziegengrund hinunter. Dieser Weg ist nicht mit Wegweisern ausgestattet, aber ab und an mit einem „Grünen Dreieck“ als Bergpfad markiert. Mein Ziel war der Luchsstein, der an die Erlegung des letzten Luchses der Sächsischen Schweiz im Jahre 1743 erinnert. Dieser wurde hier mit einer Selbstschussanlage zur Strecke gebracht. Durch das wildromantische Lindengründel stieg ich nun wieder bergan. Waren hier ausweislich der Fährten in feuchtem Moos und Schlamm bisher an diesem Tage nur Rehe und Hirsche unterwegs, kamen mir nun auch zwei ältere Wanderinnen entgegen. Zurück auf dem Hauptweg kam ich zum Altarstein. Ich beschloss zu rasten. Eine nach mir aus der Gegenrichtung eintreffende, aus älteren Herrschaften bestehende Wandergesellschaft tat es mir gleich. Am Altarstein wurden gegen 1630 Gottesdienste von böhmischen Protestanten abgehalten, da dies damals in Böhmen bei strenger Strafe untersagt war. Ich lief nun noch etwas den Stimmersdorfer Weg abwärts und bog dann nach links ab. Durch den Dreiwinkelgrund und den steilen Treppengrund ging ich wieder bergan, um unterhalb des Hickelkopfes eine Scharte zu überschreiten. Ab hier fiel der Pfad steil zur Hickelhöhle hin ab. Die Hickelhöhle ist, wie viele andere Höhlen der Sächsischen Schweiz auch, nur ein großer Felsüberhang.
 
Ab hier ging es auf dem Reitsteig weiter, nach einem sanften Anstieg verläuft dieser in relativ gleichbleibender Höhe am Fuß der Thorwalder Wände entlang. Den mittlerweile gut markierten Durchgang am Klingermassiv fand ich problemlos. Vor Jahren war ich auf einer Herbsttour daran vorbeigelaufen und in den Großen Zschand hinunter abgedriftet. Die breit ausgetretenen Kletterzugänge können hier bisweilen für Verwirrung sorgen. Jedes Seitentälchen auslaufend, schlängelte sich der Reitsteig nun am Fuß der Felswände entlang. Nach einer letzten Kurve am Thorwalder Wächter kam ich fast zum Ende des Reitsteiges. Vereinzelt gab es bisher Gegenverkehr mit anderen Wanderern, bis sie mir dann begegneten. Zwei junge Damen, ich nenne sie mal „Jack-Wolfskin-Frauen“ wie frisch aus der Fernsehwerbung. Mit strahlendem Lächeln schritten sie beschwingt bergan – lügt die Werbung etwa doch nicht? Ein Blick auf die Uhr schien aber mein sorgsam gepflegtes Vorurteil zu bestätigen, die „Draußen zu Hause“-Generation von heute kommt offenbar erst nach einem „Brunch“ in die Gänge. Zu einer Zeit also, wo es bei mir gewöhnlich schon auf den Rückweg geht. Diesen Gedanken nachhängend, hätte ich dem Rest des Pfades beinahe mit geschlossenen Augen folgen können, so sehr hing ihre Duftspur nach. Der ruppige Abstieg über den steilen und feuchten Großen Hochhübelweg, der Reste einer alten Sandsteinbefestigung aufwies, forderte jetzt meine ganze Aufmerksamkeit, zumal sich mein lädiertes Knie wieder zu Wort meldete. Nach wenigen Metern geradem Auslaufen kam ich am Zeughaus an.
 
Im alten Zeughaus von 1642 befindet sich heute ein Gasthaus. Zielstrebig steuerte ich dessen Terrasse an und nahm Platz. Zwei weitere Gäste, die einzigen außer mir, rieten mir freundlich doch hineinzugehen und drinnen meine Bestellung abzugeben. Ein guter Tipp, würde ich doch sonst jetzt noch vergeblich auf die Bedienung warten. Man rechnete offenbar nicht damit, dass bei dem Wetter jemand draußen sitzen wollte - immerhin es war trocken und hatte lauschige 15° C. Nach der verdienten Stärkung nahm ich das restliche Wegstück auf dem Fahrweg durch den Großen Zschand bis zur Neumannmühle unter die Füße.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min.
An frequenzstarken Wochenenden (Feiertage) ist diese Tour eher nicht zu empfehlen.

Tourengänger: lainari


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