Fünf Gipfel in der Hinteren Sächsischen Schweiz


Publiziert von lainari , 1. November 2011 um 18:52.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum: 4 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf bis Neumannmühle
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz und für Details 1:10.000, Rolf Böhm, Großer Zschand

Fünf Gipfel in der Hinteren Sächsischen Schweiz
 
Heute stand die Wiederholung einer Tour auf dem Programm, die ich im Sommer 2008 als Teilnehmer einer Gruppenwanderung absolviert hatte. Dazu fuhr ich am frühen Morgen ins Kirnitzschtal und parkte an der Neumannmühle. Außer ein paar Wohnmobilen war auf dem Platz noch alles leer. Von hier lief ich an der Straße talaufwärts und passierte dabei nach wenigen Metern die Buschmühle. Diente diese bei unserem Besuch 2008 gerade als Drehort einer Szene für den Film „Der Vorleser“ mit Kate Winslet, befand sich heute hier eine große Baustelle. Nach dem vorjährigen Hochwasser muss vieles mühsam wieder aufgebaut werden. Am Abzweig nach Ottendorf begann der Aufstieg auf einem Fußpfad im Wald. Mittlerweile war es schon hell genug, um ohne Beleuchtung zu laufen. Ich folgte der Ausschilderung zum Arnstein. Durch einen engen Felsspalt und eine Eisentreppe erreichte ich den Gipfel. Hier stand wahrscheinlich ab dem 13. Jh. eine Burg, die später jedoch aufgegeben wurde und verfiel. Warum gab es diese Burg? Eine spannende Frage, die nicht mit Sicherheit geklärt ist. Die meisten der bekannten Gründe für den Burgenbau kann man bei näherer Betrachtung allesamt ausschließen. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich im Sächsisch-Böhmischen Sandsteingebiet einst etwa 20 derartige Anlagen befanden. Hier kommt die These von Erich Pilz ins Spiel, die einen Zusammenhang mit dem Vorstoß der Mongolen in Schlesien um 1240 herstellt. Der König von Böhmen hatte wohl erkannt, dass man ein flexibles Reiterheer in der offenen Fläche nicht bekämpfen konnte und ließ möglicherweise eine Gebirgsdeckung mit einem befestigten Zentralraum schaffen - gewissermaßen ein erstes Reduit! Damit ließe sich erklären, warum die Anlagen relativ früh wieder aufgegeben wurden (1452 waren bereits alle außer Funktion). Nach der Aufgabe wurden sie fallweise von Raubrittern genutzt, was z. B. dem Arnstein den Namen Ottendorfer Raubschloss einbrachte (erst im 19. Jh.).
 
Nachdem ich auf dem Arnstein den Sonnenaufgang verfolgt hatte, stieg ich bis zum Hauptweg ab und folgte der Ausschilderung Richtung Saupsdorf durch den Wald. Nach einer Weile wurde es laut. Erst einige Minuten später begegnete mir eine Kindergruppe. Diese waren mit allerlei Dingen beschäftigt, schwatzen, Musik hören und mit den Handys spielen – die Natur interessierte hier scheinbar niemanden. Die Betreuer schlenderten am Schluss der Gruppe. Der Lärm ebbte schließlich ab und im weiteren Verlauf erreichte ich auf dem „Hohes Gewände“ genannten Weg offene Fläche. Von ihm, der hier zwischen Feldern entlangführte bog ich scharf nach rechts ab. Fallend ging es in den Wald hinein und kurz darauf kam ich zum Kleinstein. Ich machte eine Frühstücksrast und genoss den Ausblick. Dann stieg ich hinunter und besuchte die Kleinsteinhöhle (Zugang am Abstieg rechts). Anschließend ging ich weiter talwärts zur Straße mit dem Parkplatz bei Sturmbauers Eck. Am Straßenrand lief ich ein Stück talaufwärts. Nun sollte ich rechts in die Mühlschlüchte abbiegen. Ein Absperrband und ein Schild warnten vor Holzeinschlag. Ich lauschte – es war alles still. Also weiter. Nachdem ich etwa zur Hälfte hinaufgestiegen war, kreischten Motorsägen und schwere Forsttechnik röhrte genau voraus im Bereich des Pfades. In Partisanenmanier schlug ich mich nach links ins Gelände und umging die Geräuschquelle. Nach einem einigermaßen mühsamen Felsen- und Unterholzschlängeln traf ich bei einer Schutzhütte wieder auf den Weg und hatte die Gefahrenzone umgangen. An einem alten Baum mit vielen Baumpilzen, bog ich (unmarkiert) nach rechts ab und erklomm das Kleine Pohlshorn. Nach kurzem Aufenthalt auf dem bewaldeten Gipfel kehrte ich hinunter zum Weg zurück. Eine Art bewaldeter Felsgrat brachte mich dann zum Großen Pohlshorn. Zum Weitergehen musste ich ein Stück zurück und nun folgte ein steiler Abstieg ins Kirnitzschtal.
 
Unten angekommen überquerte ich auf dem Dreisteigensteg die Kirnitzsch und nahm den Dreisteigensteig bergwärts unter die Füße. Mühsam musste ich die zuvor verlorenen Höhenmeter wieder gewinnen. An einer größeren Kreuzung begann der Gipfelaufstieg zum Großen Teichstein. Dieser führt an der Südseite hinauf und ist teilweise ausgesetzt (Metalltritte und Kettensicherung). Auf dem Gipfel mit seiner wunderbaren Aussicht absolvierte ich meine Mittagspause und verzehrte meinen Proviant. Dann ging es auf dem Aufstiegsweg zurück. Dort begegnete mir ein jüngeres Pärchen, wobei der Frau das Laufen am Abgrund offenbar erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Wieder an der Kreuzung, nahm ich nicht den ausgeschilderten Weg rechts zum Zeughaus, sondern den nächsten Weg schräg rechts abknickend. Dieser führte mich Richtung Saupsdorfer Weg. Kurz vor ihm bog ich rechts zum historischen Bärenfang ab. Ich war ob des Anblickes etwas erschrocken, kannte ich ihn doch aus früheren Jahren quasi im Dornröschenschlaf. Nun gibt es zwei beschilderte Zugänge, ist er eingezäunt und unten sind etliche frisch verzinkte Stahlträger eingezogen worden. Der Preis für den wachsenden Tourismus? Ich lief weiter und kam auf dem Saupsdorfer Weg hinunter zum Zeughaus. Auf einen Gasthausaufenthalt verzichtete ich heute und kehrte durch den Großen Zschand zur Neumannmühle zurück. Mittlerweile war dort der Parkplatz bis zum letzten Platz belegt und irgendwer wird sich über meine frühe Abreise gefreut haben…

Tourengänger: lainari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 8764.kml

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»